Читать книгу Die Elfenprinzessin Keleia - Gabriele Marchner-Trieb - Страница 4

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Kapitel 1

Ich habe nie an die Existenz von Elfen, Fabelwesen und Zwergen geglaubt, bis zu jenem Tag, als ich an einem schönen Samstagnachmittag mit meinem Mann einen Spaziergang machte. Es hatte am Vormittag stark geregnet und nach dem Mittagessen blitzten wieder die Sonnenstrahlen hervor, die es vermochten, einen aus dem Hause zu locken. Ein großer Regenbogen erhob sich über das Tal und die Landschaft sah wie frisch gewaschen aus. Wir waren guter Stimmung und stapften Richtung Wald. Wir unterhielten uns prächtig, lachten und erfreuten uns an unserem schönen Leben. Ein großer Insektenschwarm kreuzte unseren Weg. „Sieh mal, das sind aber große Brummer. Solche habe ich noch nie gesehen“, staunte ich. Eines der vermeintlichen Insekten blieb vor uns in der Luft stehen. „Das hat ja ein Gesicht!“, rief ich erstaunt aus. „Und Hände und Füße!“, kam es ganz baff von meinem Mann. Die Elfe betrachtete uns neugierig und ihre Flügel bewegten sich in unglaublicher Geschwindigkeit. Bevor uns eigentlich bewusst wurde, wer und was uns da begegnet war, zischte das Wesen mit ihrem Schwarm so schnell weg, dass wir verdutzt dastanden. „Was war denn das?“, fragte mein Mann, der den Kopf schüttelte, weil er meinte, eine Halluzination gehabt zu haben. „Nein, nein. Das war schon echt“, murmelte ich überwältigt.

„Keleia!“, schimpfte Sina, die Zofe der Elfenprinzessin.


„Du weißt doch, du sollst nicht immer so neugierig sein. Jetzt haben dich die beiden Menschen gesehen und wissen, dass es uns wirklich gibt.“ „Die beiden haben so glücklich und nett ausgesehen“, verteidigte sich die Elfenprinzessin. Keleia war ein überaus neugieriges Wesen und an Menschen hatte sie besonderes Interesse. Alle Zwerge, Gnome und Elfen betonten immer wieder, wie gefährlich es war, mit dem Menschenvolk Kontakt aufzunehmen. „Menschen sind von Natur aus schlecht. Sie wollen uns nur Böses. Wenn sie einen von uns erwischen, geschehen grauenhafte Dinge!“ Die schaurigsten Geschichten erzählte man sich. Keleia glaubte aber an das Gute im Menschen. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass ihr ein solches Wesen etwas zuleide tun könnte.

„Hallo Keleia! Wie geht’s dir heute?“ Aus dem Nichts tauchte eine wunderschöne, smaragdgrüne Libelle auf, deren Flügeln in der Sonne wie kleine Kristalle funkelten. „Schön, dich zu sehen, Tipsy“, begrüßte die Elfe ihren treuen Freund. „Sag mal, Tipsy! Glaubst du auch, dass die Menschen schlecht sind? Heute habe ich zwei Exemplare entdeckt. Die waren bestimmt nett.“ „Die Menschen sind eigenartig. Die meisten freuen sich über Libellen. Sie glauben, dass wir Glück bringen, weil sie uns so selten zu Gesicht bekommen. Manche wollen uns fangen und da habe ich dann immer ein ganz schlechtes Gefühl. Es wird solche und solche geben“, erklärte Tipsy seiner Freundin Keleia.

Am Abend lag die Elfenprinzessin lange wach und konnte einfach nicht einschlafen. Die Sache mit den Menschen bereitete ihr Kopfzerbrechen. Sandmännchen Kilian setzte sich an den Rand des Bettes und beklagte sich: „Jetzt war ich schon das dritte Mal da und du schläfst immer noch nicht! Du glaubst wohl, du bist meine einzige Kundschaft!“ „Aber Kilian! Bitte schimpf nicht so mit mir. Heute habe ich schon von Sina eine Standpauke bekommen, weil ich mich zwei Menschen gezeigt habe, und ich kann einfach deswegen nicht einschlafen. Die beiden haben so nett gewirkt. Jeder sagt, Menschen sind schlecht. Was sagst du, lieber Kilian? Tipsy hat mir auch keine vernünftige Antwort darauf geben können“, erzählte die Prinzessin verzweifelt. „Na, weißt du. Von meiner Arbeit als Sandmännchen kann ich nur berichten, wenn die Menschen müde sind, machen sie keine Probleme. Aber ich mache auch nur meine Arbeit und bin dann gleich wieder beim nächsten Kunden. Es wird solche und solche geben. So! Und jetzt schlaf endlich!“ Kilian streute noch eine extra Brise Sand in Keleias Augen. Gott sei Dank schlief die Elfenprinzessin in kürzester Zeit tief und fest. „Hoffentlich verrennst du dich nicht in etwas.“ Kilian das Sandmännchen streichelte Keleia noch über die Wange, schwang seinen Schlafsandsack über die Schulter und zisch, war er weg.

Am nächsten Morgen öffnete Sina fröhlich summend die Vorhänge des Prinzessinenschlafzimmers. „Guten Morgen, du Schlafmütze! Kommst du heute gar nicht aus den Federn? Anziehen! Deine Eltern warten schon mit dem Frühstück auf dich und dann ab in die Elfenwaldschule.“ Keleia zog sich noch einmal die Decke über den Kopf und grübelte wieder.


Sie sagte aber nichts zu Sina, damit sie nicht wieder mit ihr schimpfte.

Die Elfenprinzessin Keleia

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