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Der Urlaub

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Obwohl sich Rebeccas Lust auf einen Urlaub in Grenzen hielt, startete die Reise. Erika fuhr und Rebecca saß am Beifahrersitz. Sie hatte keine Erfahrung mit einem Wohnwagen, zudem hatte Erika Sorge um die derzeitige Konzentrationsschwäche ihrer Freundin. Ein Unfall stand nicht gerade auf ihrem Plan.

In Salzburg machten sie ihren ersten Stopp. Sie schlenderten durch die schöne Stadt und kehrten in ein gemütliches Restaurant ein, um zu Abend zu essen. Spontan entschlossen sie sich, außerhalb der Stadt ein nettes Plätzchen zu suchen, wo sie mit dem Wohnwagen übernachten konnten. Sie hatten genügend Zeit zur Verfügung, also war es egal, wenn erst am nächsten Tag ihre Fahrt nach Italien fortgesetzt würde.

Im Wohnwagen war viel Platz. Die Betten strotzten zwar nicht gerade vor Luxus, doch waren sie gemütlicher als gedacht. Zum Pinkeln gingen sie in die Büsche. Da es sehr dunkel war, begleiteten sie sich gegenseitig mit einer Taschenlampe. Nach einem Glas Wein und einer Zigarette gingen sie zu Bett. Obwohl alles versperrt war, zuckten die Frauen bei jedem kleinen Geräusch hoch. Es dauerte eine Weile, bis sie endlich einschliefen.

Als erste wurde Erika munter. Ein dünner Sonnenstrahl fand den Weg am Vorhang vorbei und schien ihr ins Gesicht. Rebecca schnarchte laut, was Erika zum Lachen brachte. Um ihre Freundin nicht aufzuwecken schlich sie leise aus dem Wagen. Draußen steckte sie sich eine Zigarette an und lauschte dem Gesang der Vögel. Plötzlich stieß Rebecca die Türe auf. Mit verschlafenen Augen und zerdrücktem Gesicht beschwerte sie sich über den Gestank vom Zigarettenqualm. Erika hatte vergessen, dass sie ein Fenster geöffnet hatte, unter dem sie rauchend saß. Ohne auf Rebeccas Beschwerde einzugehen, zeigte sie mit einem ihrer Finger auf sie und lachte über ihre verschlafene Freundin. Sie konnte sich kaum halten, denn gleichzeitig dachte Erika an Rebeccas Schnarchen, dass sie auch lautstark nachmachte. Obwohl Rebecca sauer war, steckte die Heiterkeit an und sie lachte mit.

Das Frühstück nahmen sie in einer kleinen Bäckerei zu sich. Heißer Kaffee, ein Glas Orangensaft, zwei frische knusprige Semmeln mit Butter und Marmelade. Erika hatte großen Hunger, also bestellte sie sich noch ein Ei dazu. Da schönes Wetter war, saßen sie in einem Schanigarten, von dem aus sie die vorbeilaufenden Menschen beobachten konnten. Irgendwie genoss Rebecca, dass sie selbst nicht, so wie die Leute auf der Straße, in die Arbeit hetzen musste. Erika stieß Rebecca, die tief in ihren Gedanken versunken war, mit dem Ellenbogen an. Sie deutete mit aufgerissenen Augen auf eine vorbeigehende Frau. Mit giftgrünen leuchtenden Schuhen und einem rosa Schlapperhut stolzierte sie den Gehweg entlang. Ihre knallroten Lippen bewegten sich, so als würde sie etwas sagen, doch kam kein Laut heraus. Trotz der heißen Temperaturen trug sie einen blauen Mantel, der, so wie der Rest ihrer Kleidung, farblich nicht dazu passte. Erika grinste und Rebecca dachte lediglich, wie arm diese Frau war. Plötzlich riss sich die Frau ihren Mantel und den Hut vom Leib. Sie stellte sich mitten auf den Platz vor der Bäckerei und begann zu singen. Ihre Stimme war wunderschön und bedarf keinerlei Musikbegleitung. Rebecca saß mit weit geöffnetem Mund da und lauschte ihrem Gesang. Erika lachte. Sie hatte bereits im Internet über diese Frau gelesen und ein Video gesehen. Sie freute sich, die Künstlerin einmal in Natura zu begegnen.

Erika hatte Recht, der Urlaub tat ihr vielleicht doch gut.

In Italien angekommen nutzen sie gleich die erste Möglichkeit ans Meer zu fahren. Erika schlüpfte in ihren Bikini und lief zum Strand. Sie zögerte kein bisschen und stürzte sich ins kühle Wasser. Rebecca bewunderte die Spontanität ihrer Freundin, hatte aber selber noch nicht diese unbändige Lebensfreude wie Erika. Sie zog es vor, in die Ferne zu schauen. Nachdenklich ging sie am Strand entlang.


Künstlerin: Gabriele Schillinger

Der warme Sand zwischen den Zehen fühlte sich gut an. An einem kleinen Felsen angekommen nahm sie darauf Platz und beobachtete das Glitzern auf der Meeresoberfläche. Der Wind trug das Salz durch die Luft, sodass nach kurzer Zeit die Lippen danach schmeckten. Ein schöner Moment, an dem einmal alles in Ordnung war. Es gab keine Angst oder Sorgen. Niemand, der ihr nach dem Leben trachtete und keine Hanna, die ihr ein schlechtes Gewissen einredete. Nur Ruhe und Schönheit füllten den Raum. Es war ein großes Glück eine Freundin wie Erika zu haben.

Ein lauter Knall riss Rebecca aus ihren Gedanken, doch es war nur ein Tourist, dem eine Liege unter sich zusammenklappte. Fluchend rappelte er sich hoch und trat gegen das Bett. Allerdings blieb dieser Wutausbruch nicht ungesühnt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er seine Zehen in der Hand und jammerte. Rebecca drehte ihren Kopf zur Seite, damit der Mann ihr Lachen nicht sehen konnte.

Erika kam auf ihre Freundin zu und schüttelte ihr langes Haar, damit auch Rebecca ein bisschen vom Wasser abbekam. Eine ausgelassene Verfolgungsjagt begann. Erika stürzte zu Boden und als sie wieder aufstand, sah sie wie ein paniertes Schnitzel aus. Der Sand klebte hartnäckig auf ihrer nassen Haut, also musste sie noch einmal ins Wasser. Nachdem sie noch einige Zeit die Sonne genossen hatten, holten sie sich ein paar Lebensmittel von einem Supermarkt. Sie brachten die Sachen zum Wohnwagen, dann ging die Fahrt wieder weiter.

Erika fand immer schöne Plätze zum Anhalten. Sie stellten sich einen Klapptisch und zwei Sesseln in die Wiese. Es war Mittagszeit, also aßen sie das gekaufte Brot mit Käse und knackigem Gemüse. Da Erika noch fahren musste, trank sie lediglich eine Limonade, Rebecca jedoch genoss ein Bier.

Abends erreichten sie ihr Ziel. Es war ein ziemlich großer Campingplatz, bei dem sie einige Tage verbringen wollten. Anschließend war eine dreitägige Tour für Sehenswürdigkeiten eingeplant. Immerhin konnten sie nicht die ganze Zeit über nur in der Sonne liegen. Den Rest des Urlaubs verbrachten sie dann wieder am Meer.


Künstlerin: Gabriele Schillinger

Erika war sehr kontaktfreudig und schleppte oft irgendwelche Männer ran. Rebecca plauderte zwar mit ihnen, aber an mehr hatte sie derzeit kein Interesse. Ihre Freundin hingegen ging schon manchmal mit einem von ihnen mit. Das machte Rebecca nichts aus, zudem musste ja irgendwer auch einmal den Wohnwagen säubern. Erika war keine überzeugte Hausfrau, doch hatte sie dafür andere Qualitäten. Sie war eine treue und humorvolle Freundin, auf die sich Rebecca immer verlassen konnte.

Einmal wurden sie am Abend zum Strand eingeladen. Mehrere Leute saßen um ein Lagerfeuer und einer spielte auf einer Gitarre. Anfangs gefiel Rebecca das Beisammensein sehr gut, doch dann verfing sich ihr Blick in den Flammen. Eine Panikattacke stieg in ihr hoch und sie bekam kaum noch Luft. Erika bemerkte den Zustand ihrer Freundin und zog sie schnell vom Lagerfeuer weg. Sie nahm Rebecca in den Arm. Dann schlenderten sie ein wenig die Promenade entlang. Das Rauschen vom Wasser beruhigte und brachte Rebecca auf andere Gedanken. Erika ärgerte sich über ihre eigene Unvorsichtigkeit. Sie hätte sich denken können, dass ihre Freundin für den Anblick eines Feuers noch nicht bereit war.

Gemeinsam beschlossen sie zum Wohnwagen zu gehen. Obwohl Rebecca Erika anbot, alleine schlafen zu gehen, damit ihre Freundin wieder zum Strand zurückkehren konnte. Allerdings wollte sie das nicht, besser sie war an Rebeccas Seite. Eine unruhige Nacht folgte.

Am Morgen war alles wieder vergessen, beziehungsweise wurde nicht darüber gesprochen. Alles in allem war es ein erholsamer Urlaub. Außer dem Vorfall am Lagerfeuer gab es zum Glück keinen weiteren mehr. Rebecca fühlte sich zunehmend ausgeruhter und konnte in der letzten Woche Italien vollständig genießen.

Sie besuchten einige Ruinen, schauten sich eine Seidenweberei an und verkosteten guten italienischen Wein. Ausgiebige Spaziergänge, die auch manchmal in einer Wanderstrecke endeten, taten beiden gut. Erstaunlicherweise wirkte die Natur beruhigend auf Erika, die ja meist aufgekratzt und eine richtige Plaudertasche war. Rebecca fotografierte viel. Besonders hatten es ihr die Zitronenbäume angetan.

Die leuchtend gelben Früchte zwischen den saftig grünen Blättern strahlten eine besondere Faszination auf sie aus.

Die Heimfahrt beängstigte Rebecca ein wenig. Am liebsten wäre sie noch länger dortgeblieben, doch auch das Geld ging einmal der Neige zu. Zudem war da auch ein bisschen Neugier auf die neuen Erkenntnisse der Polizei vorhanden. Hoffentlich hatten sie bereits einen Verdächtigen, damit sie wieder ruhig in ihrem eigenen Bett schlafen konnte.

Der geheimnisvolle Brandstifter

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