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Ausdehnung

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Trajan

Das Imperium Romanum zählt nicht nur flächenmäßig zu den größten Staatenbildungen der Weltgeschichte überhaupt, sondern gehört mit seiner rund 800-jährigen Geschichte auch zu den wenigen lang dauernden Hochkulturen der Erde. In der Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan (98–117 n. Chr.), zu Beginn des 2. Jahrzehnts des 2. Jahrhunderts n. Chr., erstreckte sich das Römische Reich vom Kap da Roca (promonturium magnum) als westlichstem Punkt (38° 46′ 60″N; 9° 30′ 0 W) bis zur Mündung des Araxes (Arâs) in das Kaspische Meer (Caspium mare oder Hyrcanium mare) als östlichstem Punkt (40° 1′ 6.29″ N; 48° 27′ 12.54″ O), im Norden vom Hadrianswall in Britannien (nördlichster Punkt: Limestone Corner, 55° 0′ 38″ N; 2° 1′ 92″ W) bis zum Nilkatarakt von Syene (Assuan, Ägypten) im Süden (24° 5′ 0″ N; 32° 52′ 54″ O). Das sind rund 59 Längen- und 31 Breitengrade. Die reine Landfläche des Reichs dürfte ca. 6.250.000 km2 betragen haben. Dennoch sollte man die Bezeichnung ‚Weltreich‘ vermeiden. Das Imperium Romanum nahm nur etwa ein 58stel der Erdoberfläche ein. Zum Vergleich seien die Flächeninhalte von Kanada mit 9.970.610 km2, den USA mit 9.809.431 km2 und der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR) mit rund 22,4 Mill. km2 angeführt. Für Zeitzeugen wie den Historiker Polybios (um 200-etwa 120 v. Chr.), der 168 v. Chr. als Geisel nach Rom kam, war das Imperium Romanum schon zu seiner Zeit, also lange vor Abschluss der Expansion, das erste Reich, das die gesamte bewohnte Welt umfasste, (die damals bekannten) drei Kontinente (Europa, Asien, Afrika) beherrschte und das sich als erstaunlich langlebig erwies.

Ebenso wenig wie das Imperium Romanum ein Weltreich im modernen Sinn bildete, war die Kaiserzeit, insbesondere die Dezennien von der Zeitenwende bis zum Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr., eine goldene Zeit in der Menschheitsgeschichte. Es gab scharfe, unüberbrückbare soziale Unterschiede und Sklaverei war Alltag. Andererseits unterscheiden die großen Möglichkeiten der gesellschaftlichen Mobilität und der wirtschaftlichen Performanz das Römische Reich deutlich von anderen vormodernen Reichen, Staaten und Gesellschaften. Während der Kaiserzeit lebten im Imperium Romanum schätzungsweise ungefähr 80 Millionen Menschen, die zum größten Teil auf dem Land zu Hause waren (zivile Siedlungen mit munizipalem Charakter, die ebenfalls von der Landwirtschaft lebten, eingerechnet). Ein Bevölkerungsschwund dürfte im Laufe des 3. Jahrhunderts n. Chr. infolge von Epidemien, Kriegen und Gebietsverlusten eingetreten sein.

Im kaiserzeitlichen Imperium Romanum gab es ca. 2000 Städte, wovon die meisten wohl maximal 10.000–15.000 Einwohner zählten. Der 79 n. Chr. durch den Vesuvausbruch ausgelöschte Ort Pompeji war eine mittelgroße Stadt mit geschätzten 20.000 Einwohnern. Die bedeutende Metropole Pergamon hatte zur Zeit des Arztes und Medizinschriftstellers Galen (ca. 130–199 n. Chr.) rund 40.000 männliche Bürger; hinzuzurechnen sind Frauen, Kinder und Sklaven.

Der staatliche Verwaltungsapparat des Imperium Romanum war an modernen Verhältnissen gemessen relativ gering. Dies war wohl nur möglich, weil Rom darauf verzichtete, das gesamte Reich einheitlich administrativ zu durchdringen und eine komplexe Bürokratie aufzubauen. Vielmehr begnügte man sich damit, Grundsätzliches festzuschreiben, und beließ den höheren Amtsträgern ein gewisses Maß an Handlungsspielräumen.

Provinzen

Die Größe der Verwaltungseinheiten, in die das Römische Reich unterteilt war (‚Provinzen‘; s. S. 101ff.), schwankte erheblich. Zum Beispiel umfasste die Provinz Sardinia et Corsica die zweit- und die drittgrößte Insel des Mittelmeeres mit 23.812 km2 (Sardinien) und 8681 km2 (Korsika) sowie die kleineren benachbarten Inseln, die dieser Provinz zugerechnet wurden. Dagegen umschloss die Provinz Germania superior eine Fläche, die mehr als das 4,5-Fache ihrer Schwesterprovinz Germania inferior betrug. Wesentlich größer als Obergermanien waren etwa die Provinzen Aegyptus, Syria oder die Africa proconsularis. Die mit Abstand größte Provinz bildete die Hispania Tarraconensis (einschließlich der Balearen, die seit 123 v. Chr. zu dieser Provinz gehörten). Die reine geografische Ausdehnung sagt freilich nichts über die für Menschen als Siedlungs- und Lebensraum nutzbaren Gebiete der jeweiligen Provinz aus. Klimatisch und landschaftlich waren die römischen Provinzen ebenfalls recht unterschiedlicher Natur. Vom flachen Land geprägt waren namentlich die Provinzen Germania inferior, Pannonia superior, die Cyrenaica und Africa proconsularis. Die Provinzen Gallia Aquitanica, Gallia Lugdunensis und Pannonia inferior bestanden überwiegend aus Flachland, während andere, so zum Beispiel die Alpenprovinzen, Rätien, Norikum und alle hispanischen Provinzen, überwiegend in einer Gebirgszone lagen. Weitere Provinzen, etwa Britannia und Germania superior, lagen teilweise in einer Gebirgszone. Große geschlossene Kulturlandschaften bildeten in römischer Zeit die Gebiete der britannischen, der gallischen und der beiden germanischen Provinzen, in zweiter Linie die Provinz Rätien, das nördliche Norikum, Pannonien sowie große Teile Dakiens und des südlichen Hispaniens. Im Mutterland Italia bildete die Po-Ebene eine größere geschlossene Kulturlandschaft. Die übrigen Siedlungs- und Anbaulandschaften beschränkten sich vor allem auf die Küstenstreifen an der Adria und am Tyrrhenischen Meer. Ähnlich lagen die Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel. In den vorderasiatischen und nordafrikanischen Provinzen gab es hauptsächlich entlang der Küsten schmale Streifen von Kulturland. In Ägypten war das Niltal ein langer Streifen blühenden landwirtschaftlich genutzten Landes.

Die Provinzen des Imperium Romanum

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