Читать книгу LUME - Wo das Licht den Schnee berührt - Gabriella Gruber - Страница 11
Оглавление5. Kapitel
Lukas Ich stehe an der Bushaltestelle und warte auf den Stadtbus. Ich weiß noch nicht, ob ich jetzt nach Hause oder direkt in die Buchhandlung fahren soll. Sie waren so von mir überzeugt, dass ich am gleichen Tag meines Probetags sofort den Vertrag unterzeichnen darf.
Bringt es mir überhaupt noch was, weiterhin diese Schule zu besuchen? Doch ich entscheide mich für ja. Schließlich ist es noch gar nicht sicher, dass mir der Job auch wirklich gefällt.
Als ich aus dem Augenwinkel jemanden auf mich zukommen sehe, erstarre ich vor Schreck. Es ist sie.
Melissa Ich gehe zur Bushaltestelle. Dieses Mal warte ich jedoch auf den Stadtbus. Ich möchte mir ja schließlich neue Bücher kaufen, Taschengeld dafür habe ich noch genug. Allerdings erstarre ich, als ich ihn sehe. Lukas. Er steht ganz alleine am äußeren Rand des Haltestellenhäuschens und sieht zu mir herüber.
Ich setze mich auf die Sitzflächen im Wartehäuschen. Eva Maria und Helena überqueren gerade die Straße weiter vorne und winken mir zum Abschied zu. Ich erwidere die Geste.
Lukas Da sitzt sie. Schräg hinter mir. Und sie verabschiedet sich von ihren Freundinnen. Soll ich etwas zu ihr sagen? Ja! Nein. Ich weiß nicht, was. Vielleicht „Hallo“?
Ich halte den Atem an und wäge in meinem Kopf alle Vor- und Nachteile meiner potentiellen Handlungen ab. Schließlich überwiegt die positive Seite fürs Ansprechen und sonst bin ich doch auch nicht so schüchtern. Ich nehme all meinen Mut zusammen und drehe mich zu ihr um. „Hallo.“
Melissa Ich erstarre vor Schreck. Hat er mich gerade angesprochen? JA! Ich öffne schon meinen Mund, um zu antworten, als plötzlich mein Handy klingelt. Sofort gehe ich ran.
„Hallo?“
Vor lauter Aufregung habe ich beim Annehmen gar nicht aufs Display geschaut. Die Hand, die mein Handy hält, zittert wie verrückt.
„Hallo Schatz, hier ist Mama!“
Lukas „Oh hey, Mama! Was gibt’s?“, statt mir zu antworten, redet sie nun mit ihrer Mutter.
Ich lasse den Kopf hängen. Es hätte funktionieren können. Wir hätten jetzt zum ersten Mal miteinander reden können, aber leider hat sich das Smartphone gerade eher als Fluch erwiesen, als das Gegenteil zu beweisen. Dafür höre ich jetzt zum ersten Mal ihre Stimme. Klar und deutlich, als würde sie mit mir sprechen. Nur die Geräusche der vorbeifahrenden Autos übertönen ab und zu ihren Klang. Es ist eine Stimme, die ich immer hören könnte. Sie wirkt so beruhigend auf mich, als würde sie ein Lied singen, das mich fröhlich sein lässt. Sollte ich je eine Band gründen, müsste sie die Frontsängerin werden. Ich würde sie gerne mal singen hören. Wenn ihre Stimme beim Sprechen schon so klingt, wie wäre das dann erst singend auf einer Bühne?
„Okay, mache ich.“ Pause. „Ja, ist kein Problem. Dann gehe ich eben morgen in den Buchladen.“
Hat sie etwa gerade „Buchladen“ gesagt?
Melissa Ein wenig traurig lege ich auf. Ich hatte mich schon so auf das Bücher-Shopping gefreut. Aber Mama muss länger arbeiten und jemand muss meine kleine Schwester vom Kindergarten abholen. Mein Vater ist auf Geschäftsreise. Also ist es für heute meine Aufgabe. Unsicher sehe ich zu Lukas hinüber. Er sieht auf die Straße und wirkt abwesend.
Ich höre das vertraute Geräusch eines Busses. Es sind sogar beide. Erst mein Linienbus nach Eisenthal, dann der Stadtbus in Richtung Stadtmitte Flussbergs. Lukas hat sie auch bemerkt.
Ich stehe auf und gehe wackelig Richtung Bürgersteigkante. Dadurch stehe ich direkt neben dem süßen Jungen. Er sieht mich an. Mein Bus kommt direkt mit quietschenden Reifen vor mir zum Stehen, der Stadtbus steht noch hinter der roten Ampel.
Die Bustür öffnet sich ratternd, doch vor dem Einsteigen zögere ich und sehe nochmal zu Lukas. „Hallo“, sage ich direkt zu ihm und lächle. Dann steige ich ein.