Читать книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу, Гарриет Бичер-Стоу, K. McDowell Rice - Страница 125

Vierzehntes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Gelehrte Unterhaltungen. – Der Harem. – Französisch.

Als wir uns allmählich aus unserm schweren Schlaf herausrappelten und wieder munter wurden, untersuchten wir die Beute, die wir den Kerlen vom Schiff abgejagt und fanden herrliche Dinge drunter. Stiefel, wollne Decken, Kleider, viele Bücher, ein Fernglas zwei Kistchen ›Ziehgarren‹ und sonst noch eine ganze Masse Brauchbares. So reich waren wir noch nie zuvor gewesen, keiner in seinem Leben! Die ›Ziehgarren‹ besonders waren wundervoll, echte ›Harrwanna‹ oder wie sie die Dinger heißen. Wir lagen den ganzen Nachmittag unter den Bäumen, dampften und ich las dazu in den Büchern, es war ganz herrlich schön! Ich erzählte nun Jim alles, was ich in dem Wrack und auf der Fähre erlebt hatte und wie das nun einmal doch ein ordentliches Abenteuer gewesen sei. Er aber wollte nichts von Abenteuern wissen, dankte dafür! Sagte, er sei so schon halb tot gewesen, als er das Floß nicht mehr habe finden können, habe geglaubt, nun sei alles aus, so oder so. Entweder müsse er ertrinken und sei verloren; oder werde er gerettet, so würde er ausgeliefert und verkauft und das sei auch nicht viel besser für ihn. Darin hatte er nun recht, er hatte überhaupt beinahe immer recht, und war ein merkwürdiger alter Schlaukopf für einen Nigger.


Ich las Jim aus einem Buche vor und da stand viel von Königen, Herzögen und Grafen und dergleichen wie flott die sich anziehen und wie kostbar und wie sie sich gegenseitig Majestät und Hoheit und Durchlaucht anreden, nicht bloß per ›Herr‹. Jims Augen quollen förmlich aus dem Kopf heraus, so interessierte es ihn. Sagt' er:

»Jim gar nix wissen, daß 's sein so viele! Jim nie nix davon hören! Jim nur wissen vom alten König Sallermon un – ja von die vielen Kartenkönigen! Wie viel so ein König denn kriegen?«

»Kriegen?« sag' ich, »was die kriegen? Tausend Dollars im Monat, wenn sie wollen, oder mehr, so viel sie wollen, kriegen sie, alles gehört ihnen ja!«

»Hui, das sein schön! Was sie haben zu thun, Huck?«

»Thun? nichts! Könige thun gar nichts, Jim, die sitzen nur so herum!«

»Nein, warraftig?«

»Natürlich, Jim, ganz gewiß, die sitzen nur so herum. Vielleicht wenn's Krieg giebt, müssen sie einmal aufstehen und mitgehen, aber sonst faullenzen sie nur so in allen Ecken herum oder jagen oder fi–scht, hast du nicht was gehört?«

Wir krochen vor und lauschten, es war aber nur das Geräusch einer Dampferschaufel. Ein Dampfer bog eben oben um eine Ecke des Flusses und so zogen wir uns denn wieder zurück.

»Ja«, fuhr ich fort, »und manchmal, wenn's ihnen gar zu langweilig wird, ärgern sie das ›Parlerment‹ ein bißchen oder lassen ein paar Köpfe abhauen. Gewöhnlich aber halten sie sich im Harem auf!«

»Im – wo?«

»Im Harem!«

»Was das sein?«


»Der Ort, wo sie die Weiber halten. Was, du weißt nichts vom Harem, Jim? Sallermon hat ja auch einen gehabt mit einer Million Frauen drin!«

»Ach – warraftig, alte Jim haben ganz vergessen, warraftig – das sein so! Jim denken, Harem sein so groß wie große Wirtshaus! He, Huck? Müssen haben ganze Haus voll Kinnerstuben, nix als wie schreien, nix als wie zanken! Schreien die Kinner, zanken die Weiber! Alte Sallermon sein nix gewesen weiser Mann, wie Leute sagen. Sein gar nix gewesen weise, alter Jim sagen. Weiser Mann nix gehen un bauen eine Haus un stopfen ihr voll Weiber un Kinner un sitzen in die Mitt' von all die Lärm un Geschrei. Weiser Mann nix thun so dumme Sach', er bleiben schön allein oder bauen ganz kleine Laden un verkaufen Ziehgarren un Whiskey un schließen die Laden, wann er wollen Ruhe haben. Un eine Weib sein ganz genug für weise Mann un keine so vielen Kinner – nein, Jim sagen, Sallermon sein gar nix weise!«

»Er war aber doch der weiseste König, der Sallermon, das hat mir schon die Witwe gesagt und die Witwe, die weiß es!«

»Jim nix wollen wissen, was der Witwe sagen – Sallermon sein nix weise! Er sein halber verrückt, Jim sagen. Du hören von die Kind, die er wollen hauen entzwei?«

»Ja, das hat mir die Witwe gerade erzählt und –«

»Drum eben! Waren das nix verrückt? Du hören eine Augenblick! Dort die Baumstumpf sein eine Frau, du dort sein die anner, Jim sein Sallermon un hier Dollarschein sein Kind! Baumstumpf un du wollen haben der Schein. Jim nix gehen un fragen der Nachbarn, wem sein der Schein, dir oder anner Frau, Jim nix als nehmen Schein, reißen ihn in zwei Stücken un sagen: hier du haben, un hier du! Sein das weise? Du nix haben, anner Frau nix haben! So Sallermon wollen thun mit der Kind! Jim dir nun fragen, was sein halbe Schein wert? Nix! Was sein halbe Kind wert? Wieder nix! Sein eine Million halber Kinner nix, gar nix wert! Nein, Sallermon nix sein weise! –«

»Aber, Jim, laß dich begraben, du hast ja gerad' am Kernpunkt vorbeigeschossen, Gott straf' mich, tausend Meter weit vorbeigeschossen sag' ich dir!«

»Wer haben geschossen? Jim? Du dir lassen begraben! Du nix Jim kommen mit deine Kernpunkt. Jim wissen, was sein dumm, wann er sehen was Dummes, un alter Sallermon waren dumm mit die Kind! Über was sein der Streit angefangen, he? Über halbe Kind, oder ganze Kind? Jim sagen über ganze Kind, un du da nix können machen gut mit halbe Kind, und wann Sallermon denkt das, er sein dumm, Jim sagen, sein nix wert, daß Sonn' ihn warm machen. Du mir nix kommen mit Sallermon, sein nix Jim seine Freund!«


»Aber, Jim, wahrhaftig, hör' doch, darum handelt sich's ja gar nicht, der Kernpunkt –«

»Kernpunkt sein verd –! Jim wissen, was er wissen. Un du, Huck, Jim dir was sagen! Deine ›Kernpunkt‹ sein viel wo anders, sein ganz, ganz tief da drunten, liegen in Sallermon seine Eltern, die 'n haben falsch erzogen! Du nehmen einmal eine Mann, der nur haben zwei oder drei Kinner! Der nix sein verschwenderisch mit! Der wissen gut, was Kinner sein wert! Aber dann du nehmen eine Mann, der haben fünf Millionen Kinner in seine Haus rumstolpern, der sein ganz anners! Er nix fragen, ob sein Kind oder Katz', was er entzweihacken, sein so viele da, er können entbehren eins oder zwei! Un alter Sallermon – er nix fragen nach Dutzend mehr oder weniger, er haben Vorrat – das sein Kernpunkt, Huck, du alte Jim können glauben!«

So ein Nigger ist noch gar nicht dagewesen! Wenn der sich etwas in den Kopf setzt, so treibt's ihm kein Kuckuck heraus! Hat 'nen harten Schädel, der alte Jim, und der Sallermon, der hat's bei ihm verschüttet, ein für allemal. So ließ ich den Sallermon denn fallen und erzählte Jim von einem andern König, über den ich eben las, von Ludwig dem Sechzehnten von Frankreich, dem sie dort einmal den Kopf abgeschlagen haben und von seinem kleinen Sohn, dem Delphin, der König hätte werden sollen als sein Vater keinen Kopf mehr hatte, um die Krone drauf zu setzen, den sie aber in den Kerker warfen, wo er denn auch gestorben sein soll, – so sagen die Leute, wenigstens die meisten.

»Arme kleine Kerl!«

»Aber, denk' einmal, Jim, viele sagen auch, er sei nicht gestorben, sondern durchgebrannt und hierher zu uns nach Amerika gekommen!«

»Das sein gescheit! Aber, Huck, kleine Kerl werden sein ganz allein, werden haben Heimweh, sein hier nix von Könige bei uns – er sein ganz allein!«

»Ja, Könige findet er hier nicht, das ist wahr!«

»Wird nix haben zu thun, arme Kerl! Wovon er leben?«

»Ja, das weiß ich auch nicht. Er kann vielleicht bei der Polizei angestellt werden, oder französische Stunden geben!«

»Was, Huck, sprechen die französische Leut' nix wie wir?«

»Nein, Jim, bewahre! Man kann kein Wort verstehen, wenn sie was sagen.«

»Ei du mein Himmel! Jetzt aber Jim wissen gar nix, was er sollen denken! Woher das kommen, Huck?«

»Ja, ich weiß das nicht, aber so ist's! Ganz gewiß! Wart' einmal, ich hab' da etwas in meinem Buche gefunden! Jim, wenn mal einer zu dir käme und sagte: Pallewuhfranzä? Was würdest du denken?«

»Denken? Jim gar nix denken. Jim ihm hauen die Kopf voll, aber nur, wenn er nix sein Weißer; Jim sich nix lassen so schimpfen von annre Nigger!«

»Dummheit! Das ist doch nicht geschimpft! Der will dich nur fragen, ob du französisch sprichst.«

»Warum er's denn nix sagen?«

»Aber, er sagt's ja, nur auf französisch!«

»Das sein dumm, Jim nix wollen hören davon, sein ganz zum Lachen dumm!«

»Jim, sieh' mal her, spricht denn eine Katze wie wir?«

»Nein, warraftig, aber –«

»Thut's 'ne Kuh?«

»Nein, auch nix, aber –«

»Spricht die Katze wie die Kuh, oder die Kuh wie die Katze?«

»Nein, gar nix – aber –«

»Und das ist ganz natürlich, daß jedes Tier anders spricht, nicht?«

»Jim sollen denken ja – aber –«

»Wart', wart', nur einen Augenblick! Ist es nicht auch ganz natürlich, daß ein Tier anders spricht wie wir, he?«

»Warum du fragen so dumm, Huck?«

»Also warum soll ein Franzose denn nicht anders reden wie wir?«

»Sein Katze eine Mensch, Huck?«

»Nein!«

»Gut, warum sollen Katze reden wie Mensch? Sein Kuh Mensch? Oder sein Kuh Katz'?«

»Nein, eine Kuh ist 'ne Kuh!«

»Gut, so sie brauchen nix zu reden wie Katz' un Mensch! Sein Franzose Mensch?«

»Na, ob!«

»Also! Warum er dann nix reden wie Mensch? Das möcht' ich wissen Huck!«

Das war mir zu viel! Streit' einer mit einem Nigger! Die Schädel sind zu hart! Ich gab's auf!

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