Читать книгу Rachezeit - Geneviére Paris - Страница 6

2. Kapitel

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Im Besprechungsraum saßen zwei Frauen und ein Mann, die alle Anfang dreißig zu sein schienen. Hoppe lächelte in die Runde.

„Leute, das ist Tanja Braun. Sie ist seit heute unsere Teamverstärkung. Tanja, das sind Susanne Kremser, Karoline Möller und Patric O'Connel, unser Inselimport.“ stellte er der Reihe nach vor.

„Hey, alle sagen Sue. Ich hoffe also, dass es dabei bleibt, dass wir uns hier alle duzen?“ Susanne war groß, schlank und hatte kurze, strubblige Haare, die sie anscheinend blondierte.

„Klar, das ist mir auch lieber. Ich bin Tanja!“

„Hallo Tanja, willkommen im Team!“ Karo, eine kleine mollige Frau, mit langen schwarzen Haaren, lächelte freundlich.

„Hey! Ich bin Patric. Pat! Sag bloß nicht Paddy, da werde ich sauer. Und ich komme aus Inverness. Schottland also und nicht England oder Irland, woran man ja sonst bei Insel denkt.“ Er lächelte und seine grünen Augen glänzten.

„Gut Pat, ich werde es versuchen zu behalten.“

„So, genug der Freundlichkeiten! Wir haben noch immer zu arbeiten! Berichte!“

„Die Spurensicherung ist noch im Haus, unser Doc ist mitten in der Obduktion. Beide Berichte gibt es später!“ Sue sah Hoppe an.

„Tanja und ich haben erst mit Krögers Schwester gesprochen, die uns aber nicht weiterhelfen konnte, da sie ihren Bruder seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie hat außerhalb studiert. Sein bester Freund und Partner in der Kanzlei will uns in den nächsten Tagen eine Liste mit allen Freunden überlassen, aber weder er, noch die Sekretärin können sich einen Grund vorstellen, warum Kröger hat sterben müssen.“

„Und das Lied, Chef?“ Karo sah von den Notizen auf, die sie machte.

„Natürlich könnte es sein, dass das Lied ein Hinweis ist. Wir müssen jetzt ganz einfach abwarten, was die Spurensicherung in Krögers Haus findet. Oder fällt dir noch etwas ein, Pat?“

„Ich würde sagen, dass er jemanden sehr wütend gemacht hat. Vielleicht hatte er ja auch mehrere Frauen.“

„Das könnte auch sein. Schließlich war er ja auch noch nackt. Wo lagen eigentlich seine Sachen?“

„Neben der Couch. Fast davor und ein wenig verstreut, so als hätte er für jemanden gestript.“

„Also Karo, ich dachte, dass sowas mehr Frauen machen.“

„Nicht nur! Es gibt doch auch sehr erfolgreiche Men-Strip-Gruppen. Ich denke da nur an die Chippendales. Frauen sehen sich sowas auch ganz gerne mal an, Chef. Ich schließe mich da auch nicht aus. Oder was ist mit euch? Sue, Tanja?“

„Gutaussehende Männer, die sich ausziehen? Warum nicht?“ Sue grinste frech.

„Stimmt! Mal endlich wieder was fürs Auge!“ Auch Tanja grinste. Pat sah die drei Frauen an.

„Ich könnte mich ja anbieten!“ Er stand auf und öffnete langsam die ersten Knöpfe seines Jeanshemdes.

„Wir sagten gutaussehend!“ stoppte Sue ihn. Mit gesenktem Kopf setzte er sich wieder.

„Eben, du wärst zu viel für uns!“ fügte Karo noch hinzu. Tanja blieb stumm. Der große, muskulöse Mann faszinierte sie bereits.

„Werdet mal endlich wieder ernst!“ fuhr Hoppe dazwischen, gerade, als sein Handy klingelte.

„Hoppe! Ja, bringt alles her. Den Rest ins Labor. Das Übliche halt.“ Er legte ohne Abschiedsworte auf. „Das war Bergdorff von der Spurensicherung. Das Lied ist anscheinend wirklich ein Hinweis. Im Keller haben sie einen Raum gefunden, der mit Fotos und Videos von sehr jungen Mädchen voll gestellt war. Karo und Sue helfen mir, den Kram zu sichten und du, Pat, fährst zusammen mit Tanja zu dieser Stefanie Tischler. Das ist die Exfreundin von Kröger.“ Pat nickte und zog einen Block aus der Tasche seiner Jeansjacke.

„Wie ist die Adresse, Chef?“ Hoppe suchte sie im PC und diktierte.

„Dann mal los, Tanja.“ Sie stand auf und lief hinter Pat her.


„Und was sollen wir sie fragen? Etwa: Entschuldigung Frau Tischler, haben Sie irgendwelche perversen Neigungen bei Ihrem Exfreund bemerkt?“

„Warum nicht? Dann würden wir zwar mit der Tür ins Haus fallen, doch schließlich müssen wir ja auch einen Mord aufklären. Da können wir die Fragen nicht immer politisch korrekt stellen. Am besten quatschst du mal mit ihr. So von Frau zu Frau. Frag sie einfach mal, worauf er bei ihr im Bett so stand. Wir können ja auch mal die Fesseln erwähnen und uns die Reaktion ansehen.“

„Hast du schon eine Theorie?“

„Ich glaube, dass er jemanden angefasst hat, von dem er besser die Finger gelassen hätte. Ob diese Person einverstanden war, oder nicht, ist ja jetzt erst einmal zweitrangig. Aber ich bezweifele das Einverständnis. Also wurde er von einer Frau zu einem netten Spielchen eingeladen, er zieht sich aus, lässt sich fesseln, was bedeuten muss, dass er dieser Frau vertraut hat und sie bringt ihn um. Oder sie lässt einen Komplizen rein, der das erledigt.“

„Aber, was ist mit den Kampfspuren?“

„Vielleicht waren die beiden auch gerade dabei, als jemand dazukam. Das Mädchen hat sich gewehrt, aber der Mörder hat sie mitgenommen. Oder sie hat es noch geschafft, abzuhauen.“

„Das würde bedeuten, dass die Tür offen gewesen sein muss, oder der Mörder hatte einen Schlüssel.“

„Habt ihr die Schwester nicht gefragt, wie sie in das Haus reingekommen ist?“ Tanja schüttelte den Kopf. „Nein, daran hab ich nicht gedacht.“

„Ist ja auch egal. Wir können ja später noch einmal mit ihr sprechen. Jetzt ist erst einmal diese Stefanie Tischler an der Reihe.“ Mit diesen Worten bremste er vor einem grauen Mehrfamilienhaus und stieg aus. Tanja folgte ihm langsam durch die offene Tür in den dunklen Hausflur.


Stefanie Tischler war jung und gut aussehend.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“ Sie hatte die Kommissare in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer geführt.

„Sie waren mal mit Lukas Kröger zusammen?“

„Ja! Bis vor knapp zwei Jahren.“

„Wer hat sich von wem getrennt?“

„Ich mich von ihm. Aber warum wollen Sie das alles wissen?“

„Herr Kröger wurde letzte Nacht in seinem Haus ermordet. Was war der Grund für die Trennung?“

„Lukas wurde umgebracht? Aber warum denn und von wem?“

„Das versuchen wir gerade heraus zu finden. Daher muss ich Sie bitten, die Fragen meines Kollegen zu beantworten.“

„Gut! Er hatte sehr wenig Zeit für mich. Irgendwann hatte ich den Verdacht, er könnte mich betrügen. Statt mit ihm zu sprechen, habe ich mich getrennt.“

„Frau Tischler, ich kann mir vorstellen, dass einige der Fragen unangenehm werden können, trotzdem muss ich Sie bitten, auch diese wahrheitsgemäß zu beantworten.“

„Natürlich werde ich das tun. Also fragen Sie bitte!“ Sie strich sich eine Strähne aus dem schmalen Gesicht.

„Worauf stand Herr Kröger im Bett?“ Tanja sprach sehr leise.

„Auf nichts Besonderes. Hat man ihn etwa beim Sex umgebracht?“

„Das könnte sein. Alles weist auf eine sexuell orientierte Tat hin. Herr Kröger war nackt und an einen Stuhl gefesselt. Hat er sich Ihnen gegenüber mal geäußert, dass er etwas in diese Richtung wollen würde?“

„Nein! Und wenn, wäre eher Lukas der Fesselnde. Aber er hat nichts gesagt.“

„Sie sind noch sehr jung. Stand Herr Kröger auf jüngere Frauen?“

„Ich bin 36!“

„Oh!“ Pat lächelte.

„Ich hätte Sie auf höchstens Mitte 20 geschätzt.“

„Danke! Aber was meinen Sie mit Jüngere? Gibt es Hinweise, dass Lukas was mit Minderjährigen hatte?“

„Wir ermitteln noch.“

„Mir ist nie etwas in diese Richtung aufgefallen. Aber ich weiß auch nicht, wie gut ich Lukas kannte. Manchmal hatte ich das Gefühl, er würde sich verstellen.“

„Wie meinen Sie das?“

„Ich war drei Jahre mit Lukas zusammen. Er wollte nie, dass ich bei ihm schlief. Wenn ich das Thema Zusammenziehen ansprach, wich er mir immer aus und außer Axel Marquart habe ich keinen seiner Freunde kennengelernt. Es wirkte so, als hätte er etwas zu verbergen.“ Sie schlug die Hände vor das hübsche Gesicht

„Fällt Ihnen vielleicht noch etwas ein, was wichtig sein könnte?“

„Nein! Nur einmal, bin ich unangemeldet zu ihm gekommen. Da war Lukas richtig sauer. Als hätte ich ihn bei etwas gestört.“

„Wie meinen Sie das?"

„Er sah aus, als wolle er mich schlagen. Und danach, wollte er doch mit mir schlafen, doch Lukas konnte nicht.“

„Wie, er konnte nicht?“

„Lukas war nicht erregt. Er hat es auf den Stress geschoben. Ich dachte, es sein eine andere Frau im Spiel und bin gegangen.“

„Hat Herr Kröger öfter Probleme dieser Art gehabt?“ Stefanie Tischler überlegte kurz.

„Ich erinnere mich nicht mehr. Aber normalerweise war er bereits erregt, wenn ich zu ihm kam. Als wolle er nur das von mir.“

„Vielen Dank Frau Tischler. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen sie bitte an.“ Pat reichte ihr eine Visitenkarte, bevor er und Tanja die Wohnung verließen. Stefanie Tischler trat an das Fenster und beobachtete, wie die beiden Kommissare in den Wagen stiegen. Tränen glänzten in ihren braunen Augen.


„Und, was sollen wir von dem gerade gehörten halten?“ Tanja sank gegen das kühle Leder.

„Vielleicht stand Kröger wirklich auf die jüngeren Semester. Die Tischler ist nur seine Alibi-Freundin und jedes Mal, bevor sie zu ihm kommt, holt er sich bei seinen Videos Appetit. Einmal hat er dazu keine Zeit und prompt versagt sein kleiner Freund.“

„Glaubst du wirklich, dass die Tischler nur eine Alibi-Freundin war?“

„Ich fand, dass ihre Geschichte genau so klang.“

„Warum hat er ihr dann nur Marquart vorgestellt? Wenn sie ein Alibi hätte sein sollen, hätte er ihr doch bestimmt mehr Leute vorgestellt.“

„Ich gebe zu, so ganz kann meine Theorie nicht stimmen. Doch das trifft auch auf unseren auch so tollen Anwalt zu Mit dem stimmte auch was nicht, und zwar ganz gewaltig.“

„Du hast recht, Dann lass uns mal ins Büro fahren und hören, was die anderen uns über die Fotos zu erzählen haben.“

„Willst du nicht vorher etwas essen?“

„Danke, aber mir ist der Appetit vergangen.“

„Ein kleines Sensibelchen?“

„Eigentlich nicht, nur was das heute früh meine erste Leiche. Ja gut, eigentlich die zweite. Aber meine erste Leiche war eine ältere Frau, die ganz friedlich im Schlaf gestorben ist. Die sah sogar fast glücklich aus.“

„Irgendwann bist du so abgehärtet, dass dich das nicht mehr interessiert. Gegen meine erste Leiche war Kröger sogar noch harmlos. Es war ein neunzehnjähriges Mädchen, das vergewaltigt und erdrosselt worden war. Und außerdem hatte sie Hämatome und Brandwunden am ganzen Körper.“

„Habt ihr den Mörder gefunden?“

„Ja, einer ihrer Freier ist ausgerastet.“

„Manchmal frage ich mich echt, in was für einer Welt wir leben.“

„Ich mich auch, Tanja!“ Den Rest des Weges zum Präsidium legten sie schweigend zurück.

Rachezeit

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