Читать книгу 51 Ein-Ladungen zum Nach-Denken - Georg Ferdinand Weidner - Страница 8
4. Warum Nationalitäten nicht etwas für Dumme sind
ОглавлениеVor allem aus dem linken Spektrum hört man oft: Nationalitäten sind etwas für Dumme. Auf Rechte bezogen: das ist der einzige Stolz, der ihnen noch geblieben ist. Aber sind Nationalitäten per se schlecht?
Jeder wird per Zufall irgendwo geboren. Keiner kann für sich selbst bestimmen, wo er das Licht der Welt erblickt. Mit der Entstehung des eigenen Lebens beginnt auch grundsätzlich das Leben in dem Land, in der Gegend, in der man zur Welt kommt. In dieser Gegend, in diesem Land herrschen Bräuche und Riten, in Familien oder Kinderheimen sowieso. Diese eignet man sich an, von den sogenannten `ersten Bezugspersonen`.
Also ist mit der Geburt eine Verknüpfung mit der Umgebung gegeben, in der man als Kind aufwächst. Dort davon zu sprechen, dass die Umgebung mit ihren Riten etc. dumm sei, scheint unter diesem Blickwinkel skandalös, da es letztlich bedeutet, dass alle individuellen Umgebungen, d.s. Nationalitäten, dumm sind.
In der Flüchtlingsfrage wird dieser Aspekt auch gerne übersehen. "We are one nation!", also die Menschheit ist eine Nation, gilt als das Motto. Doch das ist ebenso falsch. Menschen kommen aus ihrer Umgebung in eine völlig andere Kultur. Wir haben ein anderes Gesellschaftsverständnis als beispielsweise Saudi-Arabien. Also treffen zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander, wofür Individuen aus den je unterschiedlichen Nationen nichts können. Dazu gehört auch in Deutschland, sich dialogfähig zu machen. Stärken und Schwächen des eigenen Landes, der eigenen Kultur auszumachen. Und Deutschland nicht nur auf seine Rechte zu reduzieren, die es im Übrigen in jedem Land gibt. Sondern unter der Fragestellung "Was ist eigentlich schön an Deutschland?" in den Dialog einzutreten und damit auch den Neu-Kommenden eine Heimat zu bieten, und nicht einen kulturfreien Raum. Man kann nur jemanden empfangen, wenn man weiß, wer man selbst ist. Ein schönes Beispiel gab es im Herbst 2015. Nicht umsonst war dort München, im Freistaat Bayern gelegen, die Blüte der Willkommenskultur eines identitäts-starken Bundeslandes: man sagte oder dachte sich, "ja, so san die Bayern.". Ähnliches wünsche ich mir auch vom Rest Deutschlands.
Denn wer seine eigene Kultur nicht kennt oder negiert, der kann auf eine andere Kultur auch nicht adäquat eingehen. Selbst im ärmsten Afrika oder im tiefsten Dschungel haben dort die Gemeinschaften eine eigene Identität respektive Kultur. Und wenn man diese anerkennt, unter Berücksichtigung der eigenen, und die beiden dann in einen Austausch bringt, kann Zusammenleben, friedliches und förderndes, entstehen, so dass der eigentlich herrschend-sollende Slogan wieder auftaucht: Einheit in der Vielfalt (leben)!