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Ich konnte mich noch an meine Mutter erinnern. Sie hatte rosige Haut und einen warmen Herzschlag. Der Geruch von frischem Stroh ließ mein Herz schneller schlagen. Aber dann war sie weg. Von einem Augenblick zum Anderen. Von da an war mein Leben ein großes Fragezeichen. Ich sah die Menschen in ihren weißen Kitteln. Helle Räume wurden in ein noch helleres Licht getaucht. Nun roch es nur noch steril. Später erfuhr ich, dass es sich um Desinfektionsmittel handelte. Alkohole, Aldehyde, Halogene und Phenole, waren die Düfte die mich von da an eine lange Zeit begleiteten. Und ich sah zum ersten Mal den Mann mit der Brille. Ja, er musste mein Vater sein.

Der Mann im Blaumann lächelte. Er saß in einen echten Oldtimer, BMW M5, Baujahr 2011. Es musste eine Freude sein den Wagen zu fahren. Allein schon das Geräusch, das der 8 Zylinder Verbrennungsmotor beim Gas geben erzeugte, beeindruckte ihn. Heutige Elektroautos glitten fast geräuschlos über die Straßen. Hochleistungsbatterien sorgten für ihren Antrieb. Die inzwischen genormten Batterien konnten Zuhause am Stromnetz geladen werden oder an Verkaufsstellen, die immer noch „Tankstellen“ hießen, gegen eine Gebühr gewechselt werden. Natürlich besaß der Besitzer des Oldtimers eine Sonderzulassung. „Tomas, hör mal auf damit!“, schrie ein weiterer Arbeiter seinen Kollegen hinter dem Steuer zu, der genüsslich im Leerlauf immer wieder aufs Gaspedal drückte. „Du weißt gar nicht, wieviel Spaß das macht“, erwiderte der Angesprochene, stellte aber schließlich den Motor aus. „Kann ich mir schon denken. Aber man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Außerdem wird die Luft hier immer dicker.“ „Und wir müssen den Sprit bezahlen wenn wir den Tank leerfahren!“, mischte sich ein dritter Mechaniker ein. „Ihr wisst ja wie teuer der heutzutage ist.“ „Müssen wir am Motor auch was verändern?“, wollte der Mann hinter dem Steuer wissen. „Nein, wenn wir fertig sind wird das Auto zwar über 2 Tonnen wiegen, aber der Besitzer ist ein älterer Herr den Geschwindigkeit nicht sonderlich interessiert. Er fährt ihn nur als Prestigeobjekt. Zudem macht das zusätzliche Gewicht den 560 PS und den zwei Turboladern nicht wirklich besonders viel aus!“ „Na, dann frisch ans Werk“, entgegnete der Fragesteller und schwang sich aus dem Fahrersitz. Es kam viel Arbeit auf die Männer zu. Die Werkstatt, die auch für das Königshaus arbeitete, war darauf spezialisiert Fahrzeuge sicherer zu machen. Aus normalen Straßenfahrzeugen wurden durch einen kompletten Umbau gepanzerte Kraftwagen. Sämtliche Blechteile wie Türen, Koffer- und Motorhaube, Heck- und Frontschürze, sowie das Dach wurden mit Stahlplatten verstärkt. Die Reifen wurden durch Spezialräder mit Innenrollkörpern ausgetauscht, die selbst bei einem „Platten“, problemlos weiter fahren konnten. Die Scheiben wurden durch 2 mm starkes Panzerglas ersetzt. Die Kunst an der Veränderung war, dass die Fahrzeuge nach der Adaptierung noch genauso aussahen wie zuvor. Doch dann geschah ein Missgeschick welches für das Fahrzeug und seinen Fahrer später weitreichende Bedeutung haben sollte. Während an einer Kette hängend ein komplett verstärktes Frontteil zum Anmontieren herabgelassen wurde, verschätzte ein Arbeiter dessen Gewicht und nahm zu viel Schwung. Eine Kante des Bauteils knallte gegen den freiliegenden Motorblock. Sofort hasteten zwei Kollegen zu Hilfe und richteten die Schürze aus. Der herbeigeeilte Vorarbeiter untersuchte mit einer Taschenlampe den Motor und das Bauelement nach etwaigen Schäden. Er befühlte das Triebwerk auf festen Sitz und achtete auf austretende Flüssigkeit. „Noch mal gut gegangen“, sagte er schließlich, „diese Motoren sind robuster als man denkt.“ Nach diesem Schrecken ging die Arbeit weiter. Zuletzt wurden die Federbeine und Stoßdämpfer verstärkt, danach konnte der Wagen hinausgefahren werden. Dass nun bei laufendem Motor sehr wohl Flüssigkeit aus einem Haarriss des Kühlers austrat bemerkte nun keiner mehr.

Nur wenige Kilometer entfernt, in einer angemieteten Garage, wurde ebenfalls an einem Gefährt gearbeitet. Ein junger Mann verstärkte aber nicht die Bleche, sondern baute lediglich einen stärkeren Motor ein und montierte breitere Räder auf. In wenigen Tagen sollten diese Fahrzeuge zu einem schicksalhaften Zusammenkommen aufeinandertreffen.


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