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Prolog: Plus Ultra – Terra Incognita

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Der Prolog greift die Bedeutung der großen Entdeckungen und Fahrten in die Neue Welt vor etwa 500 Jahren auf. Es wird auf den Bericht des Antonio Pigafetta von der ersten Weltumseglung unter Ferdinand Magellan verwiesen.

Vergegenwärtigen wir uns einige der wichtigen Ereignisse in den etwa 40 Renaissance-Jahren von 1490 bis 1530, so sehen wir das Wirken des Universalgelehrten da Vinci, die Fahrten von Kolumbus nach Amerika, da Gama segelt in den Südatlantik und um Afrika herum nach Indien. Die Entwicklung des Kopernikanischen Weltbildes fällt in diese Zeit, genauso wie seine operative Verifikation durch Magellans Expedition und deren Weltumrundung. Gutenberg erfindet eine Methode des Buchdrucks, mit der eine neue Medienwelt geschaffen wird. Es entsteht ein neues Kultur- und Kunstverständnis in der Musik durch Monteverdi und Gabrieli, aber auch in der Architektur durch Bramante und in der Malerei durch Raffael, Dürer, Grünewald, Michelangelo. Es entsteht eine durch Fugger und andere international tätige Kaufleute geprägte globale Ökonomie. Nicht zuletzt entstehen damals neue Formen der Religion, nach Maßgabe des Wirkens von Luther, Melanchthon, Zwingli, Calvin.

Alles das geschah zu wesentlichen Teilen unter der Ägide Kaiser Karls V. und dessen revolutionärer, expansiver Globalpolitik. In seinem neuen, weltweiten Reich ging sprichwörtlich »die Sonne nicht unter«. Karl V. hatte mit seinem Wahlspruch »plus ultra« das antike »non plus ultra« an den Säulen des Herkules bei Gibraltar relativiert. Ging es früher hier, am Ausgang des Mittelmeeres nicht mehr weiter, so war nun – gerade hier – das »plus ultra« und der Ausgangspunkt für den Aufbruch in die »terra incognita«, in das nicht mehr lange unbekannte Neue Land. Unter diesem »plus ultra« sollten sich bislang unbekannte, politische Machtverhältnisse etablieren und fantastische, wirtschaftliche Möglichkeiten ergeben, mit denen sich ein sagenhafter Reichtum erwerben ließ. Das »plus ultra« ist bis heute das Motto im Wappen des spanischen Königreichs.

Eine Reihe von Analogien dieser Renaissancejahre zur Moderne drängt sich geradezu auf. Die Digitale Transformation der Jahre 1980 bis 2020 hat unser politisches, wirtschaftliches, kulturelles und privates Leben ebenfalls völlig gewandelt. Viele Dinge des Alltags sind neu entstanden, eine vormals unbekannte »terra incognita« wurde besiedelt. Auch wir leben in einer sehr interessanten Zeit, die ebenfalls unter dem Motto »plus ultra – immer weiter!« zu stehen scheint. Die Frage, wohin die Reise des »plus ultra« in der nächsten – so schrecklichen wie wunderbaren – Zeit gehen wird, stellt sich heute ebenso wie vor 500 Jahren.

Ferdinand Magellan – portugiesisch »Fernão de Magalhães« – ist der große Planer und Generalkapitän der ersten dokumentierten Weltumsegelung, die die Neue Welt als »rund« verifizierte. Mit fünf Schiffen startete die Expedition im Jahr 1519 in Spanien, es ging immer nach Westen. Nachdem Magellan südlich an Amerika vorbeigefahren und den Pazifik durchquert hatte, wurde er auf den Philippinen getötet. Im Jahr 1522 kehrte unter dem Kommando von Juan Sebastián Elcano nur ein letztes verbliebenes der fünf Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung mit 18 Personen nach Spanien zurück – von den etwa 240 Leuten, die drei Jahre zuvor gestartet waren. All das liegt bei Verfassung dieses Textes ziemlich genau ein halbes Jahrtausend zurück.

Man weiß heute von der Reise vor allem durch den detaillierten Bericht eines Überlebenden namens Antonio Pigafetta. Er war auf dem letzten verbliebenen Schiff mitgefahren, hatte also die ganze Expedition erleben dürfen. Pigafetta war keiner der kommandierenden Führungspersonen und er war kein Schiffstechnik-Fachmann, eher ein »Abenteuerlicher Simplicissimus«. Er berichtete stets aus der zweiten Reihe und auf der Basis seiner subjektiven und persönlichen Erlebnisse auf der Magellan-Expedition. Einige seiner Beobachtungen zeigen eine fast naive Sicht auf das epochale Ereignis der ersten Weltumrundung. So war er etwa fest davon überzeugt, dass man sicher nicht noch einmal das Wagnis einer Weltumseglung eingehen würde. Es habe sich eine solche Reise als viel zu gefährlich und aufwändig herausgestellt.

Die Betrachtung der Historie erlaubt Schlüsse für künftige Handlungsoptionen. Das ist der bekannte Sinn jeder Erinnerung – und jeglicher Geschichtsschreibung schlechthin. In den hier betrachteten etwa 40 Jahren des »Werdens der Informationsgesellschaft« zeigt sich eine eigentümliche Dialektik. Einerseits stellen sie in historischer Perspektive eine sehr kurze Zeitspanne dar, andererseits dauerten diese Jahre sehr viel länger an als andere historische »Sternstunden der Menschheit« – in der Diktion Stefan Zweigs. Einige der Einzelereignisse des »allmählichen Urknalls« der Informationsgesellschaft fanden quasi »einfach so« und in der Provinz statt, hatten aber doch eine globale Bedeutung. Andere Entwicklungen der Informationsgesellschaft sind blanker Zufall gewesen. Es hätte auch ganz anders kommen und weitergehen können.

Die Geschichte der Technik der Rechenmaschinen und der Computer, sowie der Informations- und Kommunikationstechnik im Allgemeinen, wurde an anderer Stelle bereits hinreichend gewürdigt. Hier soll von der Akzeptanz und Verbreitung der Digitalen Technik und dem damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel berichtet werden. Dieser Wandel kam ganz allmählich, aber doch fundamental und eigenartig plötzlich. Ein nicht geringer Anteil der Dinge, die wir täglich benutzen, wurde in nur wenigen Jahrzehnten erfunden oder ist in dieser Zeit wesentlich weiterentwickelt worden.

Technische Entwicklungen wurden in Bezug auf ihr künftiges Potenzial manchmal völlig falsch eingeschätzt. Einige wurden unterschätzt, und man hat noch viele Jahre gebraucht, um eine Erfindung wirklich sinnvoll zu nutzen. Andere wurden hingegen überschätzt, man glaubte Zeichen einer neuen Zeit vor sich zu haben. Diese überschätzten Erfindungen verschwanden aber bald wieder aus der allgemeinen Aufmerksamkeit, weil ihr Nutzwert halt doch nicht so hoch war.


Zwei Rechenstäbe aus der Zeit vor dem Werden der Informationsgesellschaft. Solche Geräte waren vor der Entwicklung der elektronischen Taschenrechner in der Praxis unentbehrlich. Das hier oben abgebildete Exemplar – Fabrikat Aristo – war (m)ein Schulrechner in den 1970er-Jahren. Unten ein komplizierteres Modell – Fabrikat Faber-Castell – wohl vom Anfang der 1980er-Jahre. Es ist eine Leihgabe von Prof. Dr. Christine Giger-Hofmann.

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