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VORWORT
ОглавлениеWas berührt uns noch und findet Zugang in unsere Herzkammer?
Und wie viel in uns ist angesichts des Zuviel an Gewalt und Elend bereits am Erfrierungstod des Mitgefühls zugrunde gegangen? Wie viele Schicksale, Anfragen an unsere Sympathie und Solidarität machen wir uns zu eigen?
Barmherzigkeit – Misericordia. Ein Herz haben. Für Menschen, denen es miserabel geht. Seit Jahrtausenden gilt: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote begraben sind tragende Säulen einer humanen Gesellschaft und Garanten für den sozialen Frieden. Jesus greift diese Erkenntnis auf und macht sie zu einem zentralen Inhalt seines Testamentes und zeitlosen Auftrages.
Die Geschichte der Barmherzigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Heilsgeschichte der Kirche. Unzählige Zeugen dieses Kernstückes des Christentums haben die Sozialgeschichte dieser Welt mitgeschrieben.
Noch nie in der Menschheitsgeschichte gab es so viele Hilfsbedürftige wie heute. Die Werke der Barmherzigkeit müssen eine kraftvolle Probe bestehen. Wegschauen und Vorübergehen gilt nicht mehr. „Les Miserables“, die Elenden werden zuhauf sichtbar, setzen ihren heimatlosen Fuß über unsere Türschwelle. Ganz zu schweigen von den vielen Überforderten, Vergessenen, Abgeschobenen, Verschuldeten, Perspektivenlosen, Gekränkten, die sich hinter den Fassaden der Wohlstandsgesellschaft versteckt haben.
Ich habe ausschnitthaft eine Spurensuche nach den Werken der Barmherzigkeit versucht. Wollte aber nicht bei Problembeschreibungen und Mahnung stehen bleiben, sondern herz-berührende und Mut machende Geschichten der Achtsamkeit und Zuwendung, der Großzügigkeit und Gemeinschaft erzählen.
Insofern auch eine kleine Infusion wider den Pessimismus. Vielleicht auch ein Gute-Nacht-bzw. Guten-Morgen-Buch für all jene, die unerschütterlich an das Gute glauben, beziehungsweise eine Kontaktlinse für Herz-Augen, die das Wesentliche sehen und sehen wollen. Unter Umständen auch ein Anstoß, dem Herzen Beine zu machen.
Georg Schärmer