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MISERICORDIA – EIN PAPST ZEIGT HERZ
ОглавлениеIch gebe zu. Der erste Eindruck war eher enttäuschend. Nach seinem „Buona sera!“ wandelte sich meine innere Gestimmtheit. Als er dann noch den Segen der Menschen erbat, war ich berührt. Franziskus, ein demütiger, ein „dien-mutiger“ Papst, bescheiden und humorvoll. Einer, der den Blick und das Ohr für das Kleine und Leise nicht verloren und eine Vorliebe für die Armen dieser Welt hat. Darüber freut sich das Caritas-Herz. Nachdem er dann auch noch den Vorsitzenden der Caritas Internationalis zum Koordinator seines engsten Beraterstabes gemacht hatte, war der Weg vorgezeichnet. Es ist der Weg zu den Menschen, insbesondere zu jenen, die von Armut, Katastrophen, Ungerechtigkeit, Krieg und Vertreibung getroffen und betroffen sind. Das ist ein Herz-Jesu-Weg. Der gütige alte Herr kann ganz schön heftig und ungemütlich werden, wenn Ignoranz, Selbstgefälligkeit und Selbstsucht sich diesem Weg entgegenstellen. Er hat keine Scheu, die dunklen Mächte der Rüstungs-, Lebensmittel- und Finanzkonzerne, die mafiosen Hintermänner der Gewinnmaximierung, Ausbeutung und Zerstörung des Lebensraums, anzugreifen.
Neben aller globalen Sicht vergisst er nie den einzelnen Menschen, der sich ihm händestreckend zuwendet und ein Zeichen der Wertschätzung und Aufmerksamkeit ersehnt. Er hält sein „Fenster der Verletzlichkeit“ (Zitat Bischof Manfred Scheuer) offen. Er geht seinen Weg, Stolpern und Straucheln sind inbegriffen. Sprach einer seiner Vorgänger von der Notwendigkeit, die Fenster zu öffnen, um Frischluft in die Kirche zu bringen, so geht er einen Schritt weiter: Er reißt die Türen auf. Tore der Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit und des Friedens. Der wahre Schatz der Kirche seien die Armen, so zitiert er den heiligen Laurentius. Franziskus wird noch für die eine oder andere Überraschung gut sein. Der Ungehorsam seiner Mitbrüder und die satte und manchmal weinerliche Behäbigkeit mancher Christengemeinden werden ihn nicht ab- und aufhalten. Das Gesicht der Kirche wird sich verändern. Oder sie läuft Gefahr, es zu verlieren. Aus den „Elenden“ werden die „Edlen“. Die Armen bekommen den ersten Platz. Die Reichen, wenn sie den Frieden wünschen, werden den Platz und die Güter mit ihnen teilen. Im Musical „Les Miserables“ gibt es das berührende Lied „Bring him home!“ Franziskus bringt die Armen wieder dorthin, wo sie nach Gottes Plan hingehören; nach Hause, ins Herz der Gemeinschaft. Eine Kirche, eine Christengemeinschaft, die dies nicht erkennt und pflegt, ist heillos und von allen guten Geistern verlassen. Für jede und jeden von uns heißt das: Sich ein Herz nehmen und dem Herzen Hände und Füße verleihen. Der, die Nächste ist überall.
„Pax et bonum – Friede und Heil!“ – pflegte Franziskus von Assisi zu sagen. Für alle.