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George B. Wenzel
Ein tödliches Spinnennetz
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Mein Bericht lag dem Management vor. Darin konnte ich nachweisen, dass und wie ein Mitarbeiter die internen Vorschriften des Unternehmens und die Gesetze unseres Staates missachtet hatte. Seine Führungskraft hatte geflissentlich darüber hinweggesehen. Nur der Erfolg für die Abteilung war wichtig. Moral und Ethik spielten für Leute wie diese ohnehin keine Rolle. Sie rechtfertigten dies mit der Erhaltung von Arbeitsplätzen. Gern hätten sie verschwiegen, dass auch ihre eigenen finanziellen Erfolge damit sichergestellt wurden. Auch deshalb versuchten sie mit allen Mitteln, Disziplinarmaßnahmen zu vermeiden, um auch ihre eigene Beteiligung damit unter den Teppich zu kehren. Stattdessen wollten sie eine Beförderung des Mannes durchsetzen!
Am nächsten Morgen die gleiche Prozedur wie am Vortag. Vivien freute sich, dass wir nun endlich morgens gemeinsam frühstückten und sie hoffte, dass das auch bei einer neuen Arbeitsstelle so bleiben würde. Unser Verhältnis, das durch die Vorgänge der letzten Zeit sehr belastet war, entspannte sich zusehends. Diesmal fand ich in der Tageszeitung nichts, was des Nörgelns wert gewesen wäre oder ich hatte heute einfach keine Lust dazu. Das ging nun ein paar Tage so, und ich genoss die freie Zeit im Garten. Ich war schon froh, dass Vivien nicht »Mon Dieu!« ausrief, wenn sie sah, was ich tagsüber im Garten angerichtet hatte, schließlich war ich nicht gerade der geborene Gärtner.
In der Nacht hatte ich mir weitere Informationen zusammengesucht und in die begonnene Darstellung integriert. Lohr war ein Mittelständler, der mit anderen Firmen Projekte im Bereich IT durchführte. Dabei koordinierten sie die Zusammenarbeit, suchten Fachfirmen oder Fachleute, um Projekte umzusetzen, und agierten dabei wie Makler oder sie verkauften EDV-Maschinen, die speziell für sie gebaut wurden und die sie unter ihrem eigenen Label vertrieben. In wenigen Fällen verkauften sie an Wiederverkäufer, die weiteren Service erbrachten, die Maschinen mit eigenen beziehungsweise Fremdteilen ergänzten oder zusätzliche Software installierten. Auffällig war, dass sie sehr oft mit zwei Firmen in Österreich und der Schweiz zusammenarbeiteten. Offensichtlich waren die Geschäftsführer von Lohr auch Gesellschafter dieser Firmen. Zufall war es nicht, dass ich das herausfand, obwohl die Gesellschafterinformationen keine Namen beinhalteten, sondern diese nur als GmbHs genannt wurden. Die Gesellschafter selbst waren offensichtlich Schweizer Nationalität. Diese Verbindung herzustellen, gelang mir durch eine Suche in sozialen Netzwerken. Charles Fourner und René Bergler, Geschäftsführer der »ConFi-IT Services«, einer IT-Finanzierungsgesellschaft mit Sitz in Zürich, führten auch die Geschäfte bei Lohr in Berlin.
Als ich Vivien meine Entscheidung mitteilte, schüttelte sie den Kopf. Sie war sich sicher gewesen, dass ich genau das tun würde. Ich sah sie erstaunt an, denn eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie mich für völlig verrückt erklärte.
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