Читать книгу Maigret macht Ferien - Georges Simenon, Georges Simenon - Страница 4
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ОглавлениеEs dauerte eine halbe Stunde, aber das Warten störte ihn nicht, im Gegenteil. Kommissar Mansuy hatte zu ihm gesagt:
»Ich habe noch im Kommissariat zu tun und muss ein paar Akten unterschreiben. Wahrscheinlich wartet noch jemand auf mich.«
Mansuy war klein, rotblond, ein wenig schüchtern und beflissen, als wollte er immerzu sagen:
»Entschuldigen Sie, aber ich versichere Ihnen, ich tue, was ich kann.«
Wahrscheinlich war er als Schüler einer von den Neunmalklugen gewesen, die ihre Pausen in einer Ecke verträumen und die man für zu nachdenklich für ihr Alter hält.
Er war nicht verheiratet und wohnte zur Untermiete in der Villa einer Witwe in der Nähe des Hôtel Bel Air. Von Zeit zu Zeit nahm er seinen Aperitif im Hotel ein, wo Maigret ihn kennengelernt hatte.
Er wirkte ebenso wenig wie ein echter Kommissar, wie das Kommissariat einem echten Kommissariat glich: Es war in einem Privathaus an einem kleinen Platz untergebracht. Einige Räume waren nicht neu tapeziert, und man konnte noch immer erkennen, dass es sich um ehemalige Schlaf- oder Badezimmer handelte, mit hellen Flecken an den Wänden, wo zuvor Möbel gestanden hatten, und Rohren, die nutzlos geworden waren.
Doch es hing ein Geruch darin, den Maigret liebte und beinahe erleichtert einsog, ein schwerer Wohlgeruch, so dicht, dass man ihn hätte schneiden können. Es roch nach Ledergurten und Schurwolle von Uniformen, nach Aktenstößen, erkalteten Pfeifen und auch nach den armen Teufeln, die mit ihren Hintern die beiden Holzbänke im Warteraum blankgescheuert hatten.
Verglichen mit der Pariser Kriminalpolizei erschien das alles ein wenig unprofessionell, als spielte man Räuber und Gendarm. Im Hof wusch sich ein Polizist in Hemdsärmeln Gesicht und Hände. Im Nachbargarten gackerten die Hühner. Weitere Beamte spielten in der Wache, die sich im Eingangsbereich befand, Karten. Sie taten besonders lässig und großspurig, um wie echte Polizisten zu wirken, unter ihnen auch einige sehr junge Männer, womöglich Rekruten.
»Darf ich Ihnen den Weg zeigen?«
Der kleine Kommissar freute sich natürlich, jemandem wie Maigret sein Haus zu zeigen. Er freute sich und war zugleich ein wenig aufgeregt. In einem großen Büro saßen zwei Inspektoren auf den Tischen und rauchten. Der eine hatte seine Dienstmütze in den Nacken geschoben, wie in einem amerikanischen Film.
Mansuy grüßte abwesend, öffnete die Tür zu seinem Büro und drehte sich noch einmal um.
»Irgendwelche Neuigkeiten?«
»Wir haben Polyte für Sie festgehalten, und der Unterpräfekt hat um Rückruf gebeten …«
Das Wetter war herrlich. Seit Maigret in Les Sables war, hatte es nicht ein Mal geregnet. Die Fenster waren weit geöffnet, die Geräusche der Stadt drangen herein, und man sah die Familien vom Strand zurückkehren.
Man führte Polyte in Handschellen vor, damit es seriöser wirkte. Einer jener armen Kerle unbestimmten Alters, von denen es in jedem Dorf einen gibt: zerlumpt, struppig, mit einfältigem und zugleich listigem Blick.
»Hast du dir schon wieder die Hände schmutzig gemacht? Ich nehme an, diesmal wirst du nichts abstreiten?«
Polyte rührte sich nicht, gab keine Antwort und hielt den servilen Blick auf Kommissar Mansuy gerichtet, der sich, eingeschüchtert durch die Gegenwart des berühmten Maigret, von seiner besten Seite zeigen wollte.
»Ich kann also davon ausgehen, dass du es nicht abstreiten wirst?«
Er musste seine Frage zweimal wiederholen, bevor der Landstreicher ihm ein Zeichen gab, ein Nicken.
»Soll das bedeuten, du gestehst?«
Ein Kopfschütteln.
»Willst du etwa leugnen, dass du dich in den Garten von Madame Médard geschlichen hast?«
Mein Gott, wie ihn das aufmunterte, wie viel wohler sich Maigret hier fühlte als bei den Ordensschwestern!
Polyte schien daran gewöhnt zu sein. Er lebte in einem Bretterverschlag am Eingang der Stadt, mit einer Frau und sieben oder acht Kindern, eins verlauster als das andere.
An jenem Morgen war er an einen Trödler herangetreten und hatte versucht, ihm zwei fast neue Bettlaken zu verkaufen, dazu Handtücher und Damenwäsche. Der Trödler war zum Schein darauf eingegangen und hatte den Polizisten gerufen, der an der nächsten Ecke Wache stand. Und Polyte war festgenommen worden, keine zweihundert Meter weiter. Unterdessen war Madame Médard, die Bestohlene, im Kommissariat erschienen.
»Du hast dich nachts in ihren Garten geschlichen, wo ihre Wäsche noch zum Trocknen hing. Und du bist nicht zum ersten Mal über die Hecke geklettert … Erst letzte Woche hast du ihren Kaninchenstall aufgebrochen und die beiden dicksten Kaninchen gestohlen …«
»Ich habe kein einziges Kaninchen gestohlen …«
»Sie hat aber eins der Felle wiedererkannt, die wir bei dir gefunden haben.«
»Es ist nun mal mein Beruf, Kaninchenfelle zu sammeln …«
»Selbst wenn noch Fleisch drinsteckt?«
Da konnte ihm Mansuy mit geröteten Wangen noch so viele Fragen und Fallen stellen. Nichts zu machen.
»Ein Mann hat mir die Wäsche verkauft …«
»Wo?«
»Auf der Straße …«
»Auf welcher Straße?«
»Da hinten …«
»Wie heißt er?«
»Weiß nicht …«
»Hast du ihn vorher schon einmal gesehen?«
»Ich glaube nicht …«
»Und der kommt zu dir, um dir Bettlaken und Wäsche zu verkaufen?«
»Hab ich doch gesagt …«
»Dir ist hoffentlich klar, dass der Richter dir das nicht abnimmt und dich einkassiert?«
»Das wäre aber eine große Ungerechtigkeit …«
Polyte verbreitete einen Geruch, der an die Unterkunft der Heilsarmee erinnerte. Er war verstockt, und man ahnte, dass nicht mehr aus ihm herauszubekommen war, selbst wenn man das Verhör noch stundenlang fortsetzte. Seine kleinen listigen Augen schienen zu sagen:
»Ihr seht doch, dass ihr so nicht weiterkommt!«
Zwei Polizisten führten ihn endlich ab, immer noch in Handschellen, während Maigret mit dem Kommissar zurückblieb. Die Fenster standen offen, und das Gebäude war bis auf die Männer in der Wache leer.
»So geht das hier zu … Sie haben sicher mit ganz anderen Fällen zu tun. Mir bleibt fast jeden Nachmittag noch Zeit für eine Partie Bridge.«
»Sie denken daran, den Unterpräfekten anzurufen?«
»Ich weiß bereits, dass er mich morgen Abend zum Essen einladen will. Kennen Sie ihn? Ein freundlicher Mann … Aber Sie sprachen vorhin von Philippe Bellamy. Was halten Sie von ihm? Er hat Format, nicht wahr? Ich bin erst vor zwei Jahren nach Les Sables versetzt worden, aber das hat gereicht, um jeden hier kennenzulernen. Den wichtigsten Persönlichkeiten sind Sie ja schon begegnet. Echte Originale sind darunter … Aber Doktor Bellamy übertrifft sie alle. Wissen Sie, dass er in seinem Fach ein Experte ist? Ich hatte Gelegenheit, mit einem Freund darüber zu sprechen, der Arzt in Bordeaux ist. Bellamy ist einer der bekanntesten Neurologen … Er hat lange in Pariser Krankenhäusern gearbeitet und sich dort habilitiert. Er hätte Professor werden können, an einer großen Universität … hat es aber vorgezogen, hier mit seiner Mutter zu leben.«
»Stammt seine Familie aus Les Sables?«
»Die Bellamys sind seit mehreren Generationen hier ansässig. Haben Sie seine Mutter nicht kennengelernt? Eine dickleibige alte Dame, ziemlich stämmig, die ihren Gehstock mit einem Säbel verwechselt. Ungefähr einmal die Woche gerät sie mit den Marktfrauen aneinander.«
»Woran ist die junge Frau gestorben?«
»Ich denke, der Unterpräfekt will mich zum Abendessen einladen, um genau darüber zu sprechen. Heute Morgen hat er mich deswegen angerufen. Natürlich verkehrt er mit Doktor Bellamy. Sie sehen sich ziemlich oft …«
Es tat gut, in Ruhe Pfeife zu rauchen, dabei im Büro auf und ab zu gehen, von Zeit zu Zeit vor dem hellen Viereck des Fensters innezuhalten und auf diese Art zu plaudern, zwanglos und in knappen Sätzen.
»Es war zu erwarten, dass viel über den Unfall geredet wird … Mich wundert, dass Sie nicht Bescheid wissen.«
»Ich kenne hier doch kaum jemanden.«
»Es war … vor zwei Tagen, glaube ich. Genau, am 3. August … Der Bericht muss noch auf dem Schreibtisch meines Sekretärs liegen, aber ich komme jetzt nicht an ihn heran. Doktor Bellamy war in Begleitung seiner Schwägerin mit dem Wagen nach La Roche-sur-Yon unterwegs …«
»Wie alt?«
»Neunzehn Jahre … Ein eigenartiges Mädchen, eher interessant als hübsch. Aber bitte keine falschen Schlüsse … Lili Godreau war nett, aber ihre Schwester, Bellamys Frau, ist eine der schönsten Frauen, die man sich denken kann … Leider werden Sie kaum Gelegenheit haben, sie zu sehen, denn sie geht selten aus …«
»Wie alt?«, wiederholte Maigret.
»Ungefähr fünfundzwanzig … Die Liebe von Bellamy zu seiner Frau ist beinahe sprichwörtlich in der Gegend. Es ist echte Leidenschaft, und jeder wird Ihnen bestätigen, dass er von Eifersucht besessen ist … Es wird sogar behauptet, er würde sie einschließen, wenn er ausgeht, etwa nachmittags zum Kartenspielen. Ich glaube, das ist übertrieben. Fest steht aber, dass Bellamys Mutter niemals zur selben Zeit das Haus verlässt wie ihr Sohn. Es würde mich nicht wundern, wenn sie die Schwiegertochter überwacht … Sie haben den Doktor telefonieren sehen … Er hält es keine zwei Stunden aus, ohne sie anzurufen, ohne Verbindung zu ihr aufzunehmen, vielleicht, um sich zu vergewissern, dass sie da ist …«
»Aus was für einer Familie stammt sie?«
»Genau das ist der Punkt. Die Lebensweise ihrer Mutter eignet sich nicht gerade dafür, einen Ehemann zu beruhigen … Interessiert Sie das? Ich will versuchen, Ihnen zu erzählen, was ich weiß … Bellamys Frau heißt Odette, und ihr Mädchenname ist Godreau. Ihre Mutter stammt aus gutem Hause, Tochter eines Marineoffiziers, wenn ich mich nicht täusche … Sie war eine sehr schöne Frau, das ist sie auch heute noch.
Zwanzig Jahre lang hat sie in Les Sables die Sünde verkörpert … Ich weiß nicht, ob Sie jemals in der Provinz gelebt haben. Sie war nicht verheiratet und ließ sich aushalten … Nacheinander von zwei oder drei reichen Herren, unter anderem von Monsieur Lourceau, dem Sie in der Brasserie begegnet sind … Wenn sie vorüberging, bewegten sich die Vorhänge. Sie hat Gymnasiasten den Kopf verdreht, verheiratete Männer blickten sich auf der Straße nach ihr um. Wenn sie ein Geschäft betrat, verstummten die Gespräche, und die Damen spitzten ihre Lippen …
Sie hat zwei Töchter, denen man je nachdem verschiedene Väter zuschreibt, Odette und Lili … Aus Odette ist eine noch strahlendere Schönheit geworden als ihre Mutter, und Doktor Bellamy hat sie kennengelernt, als sie noch nicht zwanzig war …
Er hat sie geheiratet.
Sie sind ihm ja begegnet. Wie ich schon sagte, er ist eine echte Persönlichkeit. Er hat das Mädchen geheiratet, aber von der Schwiegermutter nichts wissen wollen, ihr eine Rente ausgesetzt, damit sie die Gegend verlässt … Sie soll jetzt in Paris mit einem Industriellen leben, der sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat.
Da Odettes jüngere Schwester bei der Hochzeit erst dreizehn war, hat sich der Doktor ihrer angenommen … Er hat sie aufgezogen … Sie ist, oder vielmehr, sie war neunzehn …
Sie sind gemeinsam in Bellamys Wagen nach La Roche-sur-Yon gefahren …«
»Mit Odette?«
»Nein, allein … Lili spielte Klavier, besuchte alle Konzerte … Es gab eines in La Roche um vier Uhr, und ihr Schwager hat sie dorthin gefahren … Als sie zurückkehrten …«
»Um wie viel Uhr?«
»Kurz nach sieben … Es war noch hell und die Straße keineswegs verlassen … Ich sage Ihnen das alles, weil es von Bedeutung ist … Die Wagentür war anscheinend nicht richtig geschlossen und flog auf, Lili wurde auf die Straße geschleudert … bei hoher Geschwindigkeit. Der Doktor fährt für gewöhnlich sehr schnell, und die Polizeibeamten, die ihn kennen, halten sich zurück …«
»Also ein Unfall …«
»Ein Unfall …«
Kommissar Mansuy dachte nach, wollte noch etwas anmerken, öffnete den Mund. Maigret sah ihn fragend an. Aber er sagte nur noch einmal:
»Ein Unfall, ja …«
»Von etwas anderem kann man nicht ausgehen, nicht wahr?«
»Ich glaube nicht.«
»Wie Sie schon sagten, kann man Bellamy schwerlich ein Verhältnis mit seiner Schwägerin unterstellen, oder?«
»Das passt nicht zu ihm.«
»Waren andere Autofahrer in der Nähe?«
»Ein Kleinlaster hundert Meter hinter dem Wagen … Der Fahrer ist vernommen worden. Er hat nichts Besonderes bemerkt. Der Wagen des Doktors sei an ihm vorbeigerast, wenige Augenblicke später hat er gesehen, wie die Wagentür aufflog und jemand auf die Straße geschleudert wurde.«
Wenn der kleine Kommissar mit dem großen Kopf Maigret besser gekannt hätte, er hätte bemerkt, dass während der letzten Minuten etwas in ihm vorgegangen war. War er eben noch der schwerfällige, leicht schwankende Mann gewesen, der ohne rechte Überzeugung an seiner Pfeife zog und seinen Blick gelangweilt umherschweifen ließ, so schien sich jetzt etwas in ihm zusammenzubrauen. Sogar seine Schritte wurden fester, seine Gesten bestimmter.
Inspektor Lucas zum Beispiel, der seinen Chef besser als jeder andere kannte, hätte sofort verstanden und sich gefreut.
»Wir sehen uns morgen, ja?«, brummte Maigret und streckte Mansuy seine Pranke entgegen.
Mansuy war verwirrt. Er hatte erwartet, mit Maigret gemeinsam fortzugehen, ihn ein Stück zu begleiten, vielleicht noch einen Aperitif zu nehmen. Aber Maigret ließ ihn einfach hier zurück, in seinem Büro, das er so gern vorgezeigt hatte, in dem ihn nun jedoch nichts mehr hielt. Linkisch hatte er seinen Hut vom Tisch genommen, zum Zeichen, dass auch er aufbrechen wollte.
»Vergessen Sie nicht, den Unterpräfekten anzurufen«, sagte Maigret.
Ganz ohne Ironie. Es steckte keine bestimmte Absicht dahinter. Er dachte an etwas anderes. Genauer gesagt: Er dachte nach. Und ganz genau: Er schob unscharfe Bilder in seinem Kopf hin und her.
An der Türschwelle drehte er sich um.
»Hat man die junge Frau noch befragen können?«
»Nein. Bis zu ihrem Tod letzte Nacht hat sie im Koma gelegen. Sie hatte einen Schädelbruch.«
»Wer hat sie behandelt?«
»Doktor Bourgeois.«
Selbst am Tag ihres Todes hatte ihr Schwager wie gewöhnlich in der Brasserie du Remblai Bridge gespielt.
Es blieb unklar. Auch wenn sich Maigret schon schwer fühlte, so war er doch noch nicht in den Zustand der »Trance« eingetreten, wie man es am Quai des Orfèvres nannte. Er ging den Gehsteig entlang, bog nach links, betrat schließlich ein Bistro, in das er noch nie einen Fuß gesetzt hatte und das sein Repertoire täglicher Anlaufstellen nun vermutlich erweitern würde.
»Einen Weißwein … Nein, etwas Herbes, bitte …«
Aus Barmherzigkeit … stand auf dem Zettel, den man ihm zugesteckt hatte.
Was wäre geschehen, wenn er den Zettel früher entdeckt hätte, wenn er auf der Stelle ins Krankenhaus zurückgekehrt wäre und verlangt hätte, die Patientin in Zimmer 15 aufsuchen zu dürfen? Aber hatte denn Lili Godreau nicht im Koma gelegen?
Zurück im Hotel, setzte er sich an seinen Stammplatz. Bevor er hinaufging, musste er noch ein Glas mit Monsieur Léonard trinken.
»Kennen Sie Doktor Bellamy?«
»Ein außerordentlicher Mann … Er hat vor vier Jahren meine Frau behandelt und nicht einen Centime dafür verlangt. Ich habe größte Mühe gehabt, ihn dazu zu bringen, die Flasche Vieille Chartreuse anzunehmen, die ich für eine besondere Gelegenheit aufgehoben hatte.«
Maigret schlief ein und wurde von den vertrauten Geräuschen geweckt: die Brandung, das kreischende Baby im Nachbarzimmer, der Chor der vier quengelnden Kinder im Widerstreit mit dem Sopran der Mutter und die Litanei der beiden Alten zu seiner Rechten.
Noch hatte sich nichts aufgelöst, alles erschien ebenso undeutlich wie am Abend zuvor, nur das Gefühl der Schwere hatte zugenommen und der Nebel in seinem Kopf.
Weißwein mit dem Wirt.
»Wissen Sie, wann die Beerdigung stattfindet?«
»Sie meinen die kleine Godreau? … Morgen … Wenigstens ist sie für morgen angekündigt … Unter uns und im Vertrauen, ich glaube, dass man die Leiche noch aufschneiden wird … Vorsichtshalber, verstehen Sie? Vor allem, um die bösen Zungen zum Schweigen zu bringen … Die Leute sagen sogar, Doktor Bellamy hätte es selbst vorgeschlagen …«
Den ganzen Morgen, während er, seiner gewohnten Route folgend, von einem Bistro zum nächsten spazierte, ärgerte er sich, und zwar über die Schwestern.
Wären sie keine Ordensschwestern, er wäre augenblicklich zur Klinik marschiert, hätte an der Tür geläutet und seine Fragen gestellt. Er hätte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, wer ihm den Zettel zugesteckt hatte.
So aber musste er bis drei Uhr warten. Es hätte vermutlich zu nichts geführt, Schwester Aurélie zu stören. Und unter welchem Vorwand auch? Um seine Frau zu sehen? Man hatte ihm lediglich die Erlaubnis erteilt, um elf Uhr anzurufen. Und es war ein außerordentliches Zugeständnis, Madame Maigret jeden Nachmittag besuchen zu dürfen.
Bald würde er wieder auf Zehenspitzen umhergehen und flüstern.
»Wir werden ja sehen«, murmelte er grimmig nach seinem dritten Weißwein.
Und doch wartete er um drei Uhr ein paar Sekunden, bis die Glocken das Zeichen gegeben hatten, bevor er am grünen Tor den Klingelknopf drückte.
»Guten Tag, Monsieur 6… Unsere liebe Patientin erwartet Sie …«
Er brachte es nicht über sich, Schwester Aurélie eine Grimasse zu schneiden, und lächelte widerwillig.
»Einen Augenblick, bitte, ich melde Sie gleich an …«
Und die andere, Schwester Marie des Anges, kam ihm oben an der Treppe entgegen. Es war unmöglich, auf dem Flur mit ihr zu sprechen, alle Türen standen offen.
»Guten Tag, Monsieur 6 … Unsere liebe Patientin …«
Es war wie ein Taschenspielertrick, bei dem man ihn verschwinden ließ. Er hatte nicht einmal die Zeit gefunden, den Mund aufzutun, schon stand er im Zimmer seiner Frau, wo ihn die grauslige Mademoiselle Rinquet aus ihren kleinen Vogelaugen anstarrte.
»Was hast du denn, Maigret?«
»Ich? Nichts …«
»Du bist nicht gut aufgelegt …«
»Doch, doch …«
»Wird Zeit, dass ich hier rauskomme, findest du nicht? Gib zu, du langweilst dich …«
»Wie geht es dir?«
»Besser … Doktor Bertrand meint, er kann mir am Montag die Klammern entfernen … Und heute Mittag durfte ich etwas Huhn essen …«
Er konnte nicht einmal mit ihr flüstern. Wie hätte das ausgesehen? Außerdem stellte die Giftspritze im anderen Bett ihre Ohren auf.
»Übrigens, du hast vergessen, mir etwas Geld hierzulassen …«
»Wozu denn?«
»Eine kleine Patientin aus dem Saal war vorhin mit einer Liste hier …«
Ein Blick zu Mademoiselle Rinquet, als sollte er die Andeutung begreifen. Aber was meinte sie? Sammelten sie etwa Geld für das alte Fräulein?
»Was meinst du?«
»Für den Kranz …«
Und für einen Augenblick fragte er sich in seiner Naivität, was der Kranz mit dem kranken Fräulein zu tun haben mochte, das ganz offensichtlich noch am Leben war. Wie dumm von ihm. Allerdings verbrachte er auch nicht den ganzen Tag in dieser Atmosphäre des Flüsterns, der Geheimniskrämerei und bedeutungsvollen Blicke.
»Zimmer 15 …«
»Ach so!«
So weit reichte Madame Maigrets Feingefühl! Weil ihre Zimmergenossin schwer krank war, weil sie Krebs hatte und also sterben musste, senkte sie verlegen die Stimme, wenn sie von einem Kranz sprach!
»Gib der Kleinen zwanzig Franc, wenn sie wiederkommt. Das haben fast alle gegeben … Morgen findet die Beerdigung statt.«
»Ich weiß …«
»Was hast du zu Mittag gegessen?«
Jeden Tag musste er ihr genau Auskunft über seinen Speisezettel geben.
»Man tischt dir doch wohl keine Muscheln mehr auf?«
Schwester Marie des Anges trat ein.
»Gestatten Sie?«
Sie kam in Begleitung des kranken Mädchens, das für den Kranz sammelte. Maigret reichte ihr die zwanzig Franc und einen Bleistift.
»Würden Sie den Namen meiner Frau eintragen, Schwester?«
Schwester Marie des Anges nahm den Bleistift, ohne zu zögern. Dann hielt sie einen Moment inne. Sie blickte den Kommissar an, und ihre Wangen röteten sich leicht.
Sie trug den Namen ein, während er dem Fluss der Buchstaben folgte, die sie auf das Papier schrieb. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Schrift zu verstellen. Im Übrigen kam schon ihr Blick einem Geständnis gleich.
Sie bedankte sich, etwas verschämt, und führte das Mädchen an der Hand zur Tür hinaus.
»Man wächst hier wirklich zusammen wie eine Familie …«, sagte Madame Maigret ergriffen. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie kranke Menschen einander näherkommen.«
Er wollte ihr nicht widersprechen, obwohl er an Mademoiselle Rinquet dachte.
»Ich glaube, in acht bis zehn Tagen komme ich raus, und übermorgen darf ich schon eine Stunde im Sessel sitzen …«
Es war Madame Maigret gegenüber nicht gerade sehr fein, aber die halbe Stunde erschien ihm heute noch länger als sonst.
»Würdest du nicht gern das Zimmer wechseln?«
Sie erschrak. Wie konnte er nur so taktlos sein, so etwas vor Mademoiselle Rinquet zu sagen?
»Warum sollte ich?«
»Ich weiß nicht … Es müsste jetzt doch ein Einzelzimmer frei sein.«
Madame Maigret war entsetzt, sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen und stammelte:
»Zimmer 15? … Maigret, wie kannst du nur?«
Ein Zimmer, in dem kurz zuvor eine junge Frau gestorben war! Er bestand nicht weiter darauf. Mademoiselle Rinquet musste ihn für ein Scheusal halten. Er aber hatte nur daran gedacht, sich mit Schwester Marie des Anges allein unterhalten zu können.
Schade! Er musste es anders angehen. Während sie ihn über den Flur hinausgeleitete, sagte er zu ihr:
»Könnte ich Sie einen Augenblick im Aufenthaltsraum sprechen?«
Sie wusste, worum es ging, und machte ein ebenso erschrockenes Gesicht wie zuvor Madame Maigret.
»Das ist nicht gestattet …«
»Sie meinen, es ist mir nicht gestattet, mit Ihnen ein Gespräch zu führen?«
»Nur in Gegenwart der Oberin. Sie müssten es bei ihr beantragen …«
»Und wo ist sie, die Oberin?«
Unwillkürlich hatte er seine Stimme erhoben. Er war nahe daran, wütend zu werden.
»Pst …«
Schwester Aldegonde steckte den Kopf durch eine halb geöffnete Tür und beobachtete die beiden von fern.
»Darf ich wenigstens hier mit Ihnen sprechen?«
»Pst …«
»Dürfen Sie mir schreiben?«
»Es ist nicht gestattet …«
»Und ich vermute, es ist Ihnen auch nicht gestattet, in die Stadt zu gehen?«
Das war zu viel. Das war beinahe schon Gotteslästerung.
»Hören Sie, Schwester …«
»Ich bitte Sie, Monsieur 6 …«
»Sie wissen, was ich Sie …«
»Pst … Ich bitte Sie!«
Und sie rang die Hände, trat einen Schritt vor, sodass er zurückweichen musste, und sagte mit lauter Stimme, vermutlich wegen Schwester Aldegonde, die immer noch lauschte:
»Ich versichere Ihnen, dass es unserer lieben Patientin an nichts fehlt und dass sie sich in einer ausgezeichneten Gemütsverfassung befindet …«
Es hatte keinen Sinn, es weiter zu versuchen. Er stand bereits auf der Treppe, in Reichweite von Schwester Aurélie. Er konnte nur noch hinuntergehen und das Haus verlassen.
»Auf Wiedersehen, Monsieur 6«, sagte eine sanfte Stimme hinter dem Schalter. »Rufen Sie morgen an?«
Er kam sich vor wie ein tollpatschiger Junge inmitten einer Horde junger Mädchen, die sich über ihn lustig machten. Mädchen jeden Alters einschließlich Mademoiselle Rinquet, die er nicht leiden konnte, weiß Gott warum! Einschließlich Madame Maigret, die sich hier inzwischen allzu heimisch fühlte.
Wenn er mit niemandem sprechen durfte, warum hatte man ihm dann überhaupt den Zettel zugesteckt?
Mindestens zehn Minuten grollte er Schwester Marie des Anges. Eine Heuchlerin übrigens. Allein ihre Stimme, mit der sie die wachsame Schwester Aldegonde zu täuschen versuchte.
»Ich versichere Ihnen, dass es unserer lieben Patientin an nichts fehlt …«
Und die andere auf Zimmer 15 war wahrscheinlich genauso eine »liebe Patientin«.
Er ging im Schatten, trat in die Sonne, ging durch die Straßen, beruhigte sich allmählich und fing an, über sich zu lächeln.
Arme Schwester Marie des Anges! Im Grunde hatte sie getan, was sie konnte. Sie hatte sogar Mut und Initiative gezeigt. Was überall sonst eine Selbstverständlichkeit gewesen wäre, war hier geradezu heldenhaft.
Ihr war es nicht anzulasten, dass Maigret zu spät gekommen oder die kleine Godreau zu früh gestorben war.
Was konnte er jetzt noch tun? Zur Klinik umkehren, die Oberin verlangen, ihr sagen:
»Ich muss Schwester Marie des Anges sprechen?«
Unter welchem Vorwand? Was ging ihn das überhaupt an? Hier war er nicht Maigret von der Kriminalpolizei, sondern nur Monsieur 6.
Sollte er sich an Doktor Bellamy wenden? Herrgott, was sollte er ihm denn sagen? Der Doktor hatte immerhin darauf bestanden, dass die Leiche seiner Schwägerin obduziert wurde.
Kommissar Mansuy hatte ihm am Tag zuvor versichert, dass Lili Godreau seit dem Unfall und bis zu ihrem Tod im Koma gelegen habe.
Darauf einen guten Weißwein. In einem ordentlichen Bistro mit lauten Männern. In das die Sonne hineinscheint, und nicht dieses abgemilderte Licht wie in der Klinik, bei dem es ihm übel wurde.
Er riss den Zettel in Fetzen und ging zur Brasserie du Remblai. Würde Doktor Bellamy auch an diesem Tag zur Bridgepartie erscheinen? Wie auch immer. Es ist doch so: Wenn es einen Toten im Haus zu beklagen gibt, jammern die Frauen erst einmal mit dünner Stimme:
»Nein … Ich bitte Sie, insistieren Sie nicht … Ich bekomme nicht einen Bissen herunter … Eher würde ich sterben …«
Kurz darauf sitzen sie am Tisch und verlangen Dessert. Und am Schluss tauschen sie womöglich noch Rezepte mit der Schwägerin aus.
Doktor Bellamy spielte weiterhin Bridge. Er saß da wie an all den anderen Nachmittagen. Er beobachtete Maigret, wiederholt warf er ihm einen klugen, durchdringenden Blick zu, der zu sagen schien:
»Ich weiß, dass Sie sich für mich interessieren, dass Sie zu begreifen versuchen. Das ist mir aber vollkommen gleichgültig …«
Doch das stimmte nicht ganz. Vollkommen gleichgültig war es ihm nicht. Je mehr Zeit verging, um so deutlicher merkte Maigret es ihm an.
Zwischen ihm und dem Doktor bestand noch etwas anderes, eine Art diffuse Verbindung.
Maigret war daran gewöhnt, dass man ihn musterte, ganz gleich wo er auftauchte. Sein Ruf eilte ihm voraus. Manche Leute konnten nicht umhin, ihm mehr oder weniger dämliche oder schmeichelhafte Fragen zu stellen:
»Herr Kommissar, was ist eigentlich Ihre Methode?«
Die Experten oder solche, die sich dafür hielten, erklärten:
»Meiner Meinung nach verfahren Sie eher im Sinne Bergsons …«
Andere, wie Lourceau und mehrere der hier Anwesenden, begnügten sich damit, mit eigenen Augen festzustellen, wie ein Kommissar der Kriminalpolizei so aussieht.
»Und die vielen Mörder, denen Sie begegnet sind …«
Wieder andere waren schließlich einfach nur stolz, einem Mann die Hand zu schütteln, dessen Foto regelmäßig in der Zeitung erschien.
Nichts davon traf auf Bellamy zu. Der Doktor hielt Maigret in gewisser Weise für ebenbürtig. Er schien ihn als seinesgleichen zu akzeptieren, wenn auch auf einem anderen Spielfeld.
Seine Neugier war ein Ausdruck von Anerkennung und Respekt.
»Halb fünf, Doktor«, bemerkte einer der Mitspieler.
»Richtig … Ich weiß …«
Er zeigte sich unempfindlich gegen Ironie. Vermutlich wusste er von seinem Ruf als übereifriger Ehemann, schämte sich dessen aber keineswegs. Seelenruhig begab er sich zur Telefonkabine. Maigret sah durch die Glasscheibe sein markantes Profil und verspürte immer mehr das Verlangen, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Nur wie? Es war fast so heikel wie bei den Schwestern. Abwarten, bis der Doktor aufbrach, ihm bis zur Tür folgen und dann sagen:
»Gestatten Sie, dass ich Sie ein paar Schritte begleite?«
Kindisch. Aber ebenso kindisch wäre es, einen solchen Mann um eine ärztliche Untersuchung zu bitten.
Maigret war inzwischen Teil dieser eingeschworenen Runde, ohne tatsächlich dazuzugehören. Man hatte sich daran gewöhnt, ihn an seinem Platz zu sehen. Hin und wieder zeigte ihm einer der Bridgespieler sein Blatt, oder jemand fragte ihn:
»Langweilen Sie sich nicht allzu sehr in Les Sables?«
Trotzdem blieb er ein Gast. So etwas wie ein Externer in einem Internat.
»Geht es Ihrer Frau besser?«
Hatte Doktor Bellamy ihn überhaupt schon einmal angesprochen? Er konnte sich nicht erinnern.
Er hatte genug von diesen Ferien, die ihn aus dem Gleichgewicht brachten und mitunter der Lächerlichkeit preisgaben. Selbst Mansuy, der hier seine Jagdgründe hatte und sich anschließend wieder in seinem Kommissariat einfinden würde, besaß mehr Selbstvertrauen als er.
Nur weil ein junges Ding gestorben war und eine Ordensschwester mit dem Gesicht einer Heiligen ihm einen Zettel zugesteckt hatte, war es nun so weit gekommen, dass er um Doktor Bellamy herumschlich wie ein unbeliebter Schüler um den Klassenprimus.
»Noch einen Weißwein, bitte …«
Er wollte sich dem Doktor nicht länger zuwenden. Das wurde allzu auffällig. Bellamy hatte ihn sicher schon durchschaut und erkannt, wie schüchtern er war. Womöglich machte er sich über ihn lustig.
Der Doktor hatte sein Spiel beendet, stand auf und nahm seinen Hut vom Ständer.
»Guten Abend, Messieurs …«
Er sagte nicht »bis morgen«, denn am nächsten Tag fand die Beerdigung statt.
Er wollte das Lokal verlassen, ging an Maigret vorbei. Nein, er blieb einen Augenblick stehen.
»Wollten Sie auch gerade aufbrechen, Monsieur Maigret?«
»Ich war tatsächlich im Begriff …«
»Wenn Sie in dieselbe Richtung gehen wie ich …«
Es war merkwürdig. Er war herzlich, doch blieb seine Herzlichkeit kalt und abweisend.
Zum ersten Mal seit langer Zeit, ja vielleicht in seinem ganzen Leben, hatte Maigret den Eindruck, dass ein anderer die Zügel in der Hand hielt und ihn führte, wohin er wollte.
Dennoch folgte er ihm. Kommissar Mansuy hatte die Szene mit einiger Verwunderung beobachtet.
Gelassen wie immer, selbstbeherrscht und ohne einen Anflug von Ironie, hielt ihm Bellamy die Tür auf. Vor ihnen lag der Strand, an dem sich die Kinder und ihre Mütter tummelten. Die Bademützen der Schwimmer waren leuchtende Tupfer im Meeresblau.
»Sie wissen sicherlich, wo ich wohne?«
»Man hat mich schon auf Ihr Haus aufmerksam gemacht. Sehr eindrucksvoll.«
»Würden Sie es gern von innen sehen?«
Das kam so unvermittelt, so unerwartet, dass es Maigret kurz aus der Fassung brachte. Während der Doktor mit einem goldenen Feuerzeug seine Zigarette anzündete – und dabei konnte man seine schönen und äußerst gepflegten Hände bewundern –, sagte er beiläufig:
»Ich meine doch, dass Sie mich gern kennenlernen möchten.«
»Man hat mir viel von Ihnen erzählt.«
»Man spricht seit zwei Tagen viel von mir.«
Es störte ihn nicht, dass Maigret schwieg. Er hatte nicht das Bedürfnis, die Stille mit Plaudereien auszufüllen. Sein Gang war der eines jungen Mannes. Man grüßte ihn, und er erwiderte den Gruß und zog den Hut. Seine ausgesuchte Höflichkeit galt ebenso der Marktfrau in hiesiger Tracht wie der aristokratischen Witwe, die im offenen Wagen mit einem Chauffeur in Livree vorüberfuhr.
»Früher oder später wären Sie ohnehin gekommen, nicht wahr?«
Das konnte vieles bedeuten. Vielleicht ganz einfach, dass es Maigret irgendwann gelungen wäre, sich eine Einladung ins Haus des Doktors zu verschaffen.
»Ich verabscheue es, Zeit zu verlieren, und zweideutige Situationen sind mir ein Gräuel. Glauben Sie, dass ich meine Schwägerin umgebracht habe?«
Maigret musste sich gewaltig anstrengen, um mit diesem Mann Schritt zu halten, der ihm in der Hitze der Nachmittagssonne, inmitten einer trägen Schar Urlauber, eine so direkte Frage stellte.
Weder lächelte er, noch widersetzte er sich. Nur wenige Sekunden vergingen, bis er darauf antwortete, und zwar ebenso unumwunden wie der Doktor.
»Vorgestern Abend«, sagte er, »wusste ich noch nicht, dass sie sterben würde, und auch nicht, dass sie Ihre Schwägerin ist, und trotzdem habe ich mich schon für sie interessiert.«