Читать книгу Alte Bekannte - Gerd Ruttka - Страница 4
ОглавлениеSteezer übernimmt.
Steezers Abteilung bekam den Fall zugeteilt. Sein Team besprach die Fakten eingehend, aber keiner hatte eine zündende Idee. Zuletzt übernahm Helga Nickel es freiwillig alles akribisch genau zu untersuchen. In erster Linie, weil eine Frau betroffen war, und Helga galt als geradezu exzellente Spezialistin, die bei Frauen größte Erfolge hatte, wenn es um Präzisierung der Fakten ging. Sie nahm Bearbeitung des Falles in die Hand, arbeitete mit gewohnter Genauigkeit. Sie verbrachte einen ganzen Nachmittag mit Sabine auf dem Hof. Die beiden Frauen gingen den Weg ab, den Sabine an diesem Abend gegangen war- nichts war zu finden. Weder auf dem Wege noch im Gedächtnis von Sabine. Sie klapperte das gesamte Umfeld ab. Nichts, keine geheimnisvollen Fahrten des Ehemannes, keine über den üblichen Rahmen hinausgehenden Freundlichkeiten, keine Treffen irgendwo- nichts. Sie sah sich in der Firma um, in der Gerhard arbeitete um, prüfte alle Frauen bis in kleinste und fand- Nichts. Keine Liebelei, keine Auffälligkeit bei den Firmenfeiern - nichts. "Wenn es weniger als ‚NICHTS‘ gäbe, ich könnte das auf die Akte schreiben.“ Mit diesen Worten legte sie nach drei Monaten die Akte auf Steezers Tisch. Dieser lachte, dann legte er die Akte in ein Fach, das er für sich selbst als " Einfach aufheben, bis sie nach einer Anstandsfrist für immer ins Archiv verschwindet“ bezeichnete. Er vergaß den Fall über die aktuellen brennenden Fälle. Eine Sache brannte Steezer besonders unter den Nägeln: große Mengen von Drogen waren momentan am Markt, sie überschwemmten die Szene geradezu. Davon noch nicht genug: Man fand die kleinen Dealer, die kleinen Fische die meist ihren Eigenkonsum mit Dealen finanzierten. Aber wie die Drogen in die Stadt kamen war nicht herauszufinden. Noch weniger fand man die Verteiler. Es war klar, dass es sie geben musste, die Verteiler die an die kleinen Dealer lieferten, ebenso wie klar war, dass irgendwo die Gross-Lieferungen ankamen und aufgeteilt wurden. Aber die Drogenfahndung lief ständig ins Leere. Als dann die ersten beiden Toten im Herrngarten gefunden wurden, bekam Steezer auch diesen Fall zugeteilt. Es war wieder Freitag, Soko 1, wie Steezers Team offiziell hieß, hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, die Ergebnisse der Ermittlungen der Woche auszutauschen, damit sie Montag ohne große Pause weitermachen konnten. So saßen sie bei der routinemäßigen Freitagssitzung zusammen: Die drei ständigen Teams bestehend aus je 2 Mann, die sich bei den einzelnen Fällen Mitarbeiter aus allen Bereichen aussuchen konnten, je nachdem wie die Fälle gelagert waren. Da im Moment die Teams nicht erweitert waren, hatten die meisten im Kopf schon das Wochenende, ansonsten waren sie einigermaßen angeödet. Fest davon überzeugt, dass sie alles schon unter der Woche untereinander ausgetauscht und abgesprochen hatten. "Das war eine dröge Woche“, erklärte Werner Heberer, "Weder bei den Drogenopfern, noch sonst-irgend-wo ein Anhaltspunkt oder ein Erfolg. Wo man auch hinsieht keine Ergebnisse, nicht mal einen kleinen Schritt." "Geht mir genau so“, Carlo Maretto‘s Tonfall gab seine Frustration deutlich wieder. Dann grinste er plötzlich jungenhaft. "Einzig Peter, das Wiesel, hat für etwas Abwechslung gesorgt. Ich hatte im Nachbarhaus den Jungen gesucht, der den ersten toten Junkie gefunden hatte. Vor der Haustür saß Peter Scheurer, das Wiesel, auf der Bank, zusammen mit zwei anderen alten Kunden. 'Na, wenn das nicht der kleine Carlo ist, der immer auch ein Eis wollte, wenn meine beiden eins bekamen. Carlo, Carlo, wenn Du wüsstest, wie viel Eis Du mir noch schuldest bis wir damit wieder Quitt werden. Komm setzt Dich ein wenig zu uns, auch wenn Du jetzt zur anderen Fraktion gehörst, warst Du doch mal einer von uns. Aber jeder soll tun, was er am BESTEN kann. Du kannst wohl den Polizisten am besten, sonst wärst Du nicht bei Steezer.' 'Weißt Du was, Peter Scheurer, habe ich geantwortet, ich werde meine Schulden Eis um Eis zurückbezahlen, jedes Mal wenn wir uns sehen eines. Also gehen wir zu Paolo in die Eisdiele.' 'Ohne meine Freunde gehe ich heute nirgendwohin', hat der alte Fuchs geantwortet, 'wenn Du allerdings heute schon 3 Eis zurückbezahlen wolltest...! 'so war ich gezwungen, diese 3 Schnorrer zum Eis einzuladen. Wir gingen in die Eisdiele zu Paolo, wo die drei zuerst einmal die drei teuersten Eisbecherbestellten, mich dann aber gut unterhielten."