Читать книгу 30 Minuten Nachhaltig leben mit ZRM® - Gerda Köster - Страница 7
Оглавление1.Transformation zu nachhaltiger Lebensführung
Klimawandel, Ressourcenknappheit, Artensterben, Plastikmüll im Meer, Ernährung einer rasant wachsenden Weltbevölkerung – lange Zeit haben diese Themen im Bewusstsein breiter Bevölkerungskreise ein Schattendasein gefristet. Zwar wurden das Pariser Klimaabkommen und die UN-Nachhaltigkeitsziele kommuniziert, Wissenschaftler*innen mahnten zunehmend mehr die Folgen des bisherigen Wirtschaftens an. Wirklich ins Bewusstsein geraten ist die Thematik für viele aber erst mit der Fridays-for-Future-Bewegung und dem Green Deal der EU im Jahr 2019 als Fahrplan für nachhaltige Entwicklung.
Die Diskussion um nachhaltiges Leben und Wirtschaften, im Sinne eines bewussten Umgangs mit den natürlichen Ressourcen, nimmt in der Öffentlichkeit einen immer größeren Raum ein und wird durchaus kontrovers geführt. Warum sollten wir nachhaltiger leben? Welche Möglichkeiten haben wir als Einzelne, um das eigene Leben nachhaltiger zu gestalten? Wie kann nachhaltige Veränderung gelingen?
1.1Die UN-Nachhaltigkeitsziele
Am 25. September 2015 verabschiedete die UN-Generalversammlung 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Die 17 SDGs sind bis 2030 gültig. Durch sie sollen weltweit die aktuellen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen angegangen werden.
Zentrale Aspekte sind angemessenes Wirtschaftswachstum, Angleichung des Lebensstandards, Chancengleichheit, nachhaltiges Managen der natürlichen Ressourcen und der Erhalt der Ökosysteme.
Einen Überblick über die SDGs gibt diese Website: https://17ziele.de/
Die SDGs sind rechtlich nicht bindend für die Mitgliedsstaaten. Es besteht jedoch breiter Konsens, dass sie mit höchster Priorität angegangen werden müssen, damit allen Menschen ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen ermöglicht wird. Die Ziele sind erreichbar, wenn Politik, Unternehmen und Bürger*innen Verantwortung übernehmen.
Wie es um die Umsetzung der SDGs einer Kommune steht, erfährt man hier: https://sdg-portal.de/de
Auch die Frage, wie Wirtschaftswachstum zukünftig aussehen kann – sowohl für Nationen und Unternehmen als auch für Erwerbstätige und Konsument*innen –, muss diskutiert werden. Die Ressourcen unseres Planeten sind begrenzt, unbegrenztes Wachstum ist also gar nicht möglich.
Abb. 1: Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele im Überblick
Reflexion:
•Welche dieser 17 Ziele sprechen Sie besonders an?
•Welche dieser Ziele können oder wollen Sie durch Ihr individuelles Verhalten – beruflich wie privat – beeinflussen?
Die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) stellen Leitlinien für den Umgang mit den Herausforderungen der aktuellen Zeit dar: ökonomisch, ökologisch und sozial. |
1.2Die große Beschleunigung und der perfekte Sturm
Seit Beginn der Industrialisierung hat vor allem die technologische Entwicklung gravierende Veränderungen bewirkt. Seit den 1950er-Jahren sprechen wir von „der großen Beschleunigung“: Jeweils zwölf sozioökonomische und ökologische Megatrends haben eine bislang nicht gekannte, rasante Entwicklung genommen. Hierzu zählen etwa der Anstieg der Weltbevölkerung, die Zunahme der Stadtbevölkerung, der Düngemitteleinsatz oder die exponentielle Ausbeutung fossiler Energieträger. Diese von Menschen und nicht von natürlichen Ereignissen geprägte Zeit wird als „Anthropozän“ (Menschenzeitalter) bezeichnet.
Ein „perfekter Sturm“ („Perfect Storm“) bezeichnet eine maximale Katastrophe und ist eine Metapher für die nachstehenden, bis 2030 erwarteten Ereignisse:
Bevölkerungswachstum auf 8 Milliarden Menschen
50 Prozent erhöhter Bedarf an Nahrungsmitteln
30 Prozent höherer Bedarf an Frischwasser
30 Prozent höherer Energiebedarf
Mehr zum „Perfect Storm“ erfahren Sie auf: https://www.youtube.com/watch?v=9rXjmr64KjU
Was bedeutet das? Die Welt steht vor gewaltigen Aufgaben. Die Corona-Pandemie wird der Menschheit rückblickend im Vergleich zum Klimawandel, dem Rückgang an Biodiversität und dem „perfekten Sturm“ fast harmlos vorkommen.
Diese Erkenntnis setzt sich in der Politik, in den Unternehmen und auch in der Bevölkerung mehr und mehr durch. Viele sind schon ins Handeln gekommen, andere befürchten jedoch, dass ihr vermeintlich kleiner Beitrag kaum positive Auswirkungen haben wird.
Die Welt steht vor großen Herausforderungen. Klimawandel, Verlust von Biodiversität, der perfekte Sturm – all dies sind Treiber für eine große Transformation. |
1.3„Tu du’s“ gegen Klimawandel
Es gibt eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien zur Frage, welche (privaten) Verhaltensänderungen die wirksamsten sind, um die Erderwärmung auf 1,5 bis 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu beschränken. Einigkeit besteht darüber, dass ohne weitreichende Maßnahmen mit einem Anstieg um 4 °C zu rechnen ist. Über die daraus folgenden Konsequenzen berichtet unter anderem das Intergovernmental Panel on Climate Change (www.Archive.ipcc.ch).
Project Drawdown, 2014 von Paul Hawken initiiert, hat viele Vorschläge entwickelt, um gleichzeitig Erderwärmung, Armut und Mangelernährung zu bekämpfen. Die Vorschläge zielen auf eine Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 bzw. 2 °C ab und nehmen verschiedene Zielgruppen in den Fokus. Für Privatpersonen umsetzbar ist demzufolge zum Beispiel:
Ernährung und Landwirtschaft:
– Lebensmittelabfälle vermeiden/reduzieren
– Pflanzenbasierte Ernährung (vegetarisch/vegan)
– Regionale/saisonale Produkte (ab Hof) einkaufen
– Biologischer/organischer Anbau von Lebensmitteln
– Grünstreifen an den Feldern
Energiebedarf:
– Energieeffiziente Geräte nutzen
– Energie aus erneuerbaren Quellen nutzen
– Auf Wäschetrockner weitestgehend verzichten
– Kleidung nur dann waschen, wenn wirklich nötig
Mobilität:
– Den Pkw häufiger stehen lassen
– Elektroauto oder E-Bike nutzen
– Zu Fuß gehen, wann immer möglich
– Flüge einschränken
Recycling, Wiederverwendung:
– Mülltrennung
– Recyceltes Papier verwenden
– Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden: reparieren, verschenken oder verkaufen
– Kleidung lange tragen
Wohnen:
– Das eigene Haus energieeffizienter ausstatten und
– gegen Wärme/Kälte isolieren
– Dächer begrünen
– Warmwassergewinnung aus Solarpaneelen
– Photovoltaikanlage
Der Natur (mehr) Raum geben:
– Bäume pflanzen (oder in der Stadt: gießen)
– Insektenfreundliche Garten-/Balkongestaltung
– Begrünte Vorgärten (insektenfreundlich)
Drawdown hat berechnet, dass bis 2050 allein durch verminderten Lebensmittelabfall 94,56 Gigatonnen (Gt) CO2 reduziert werden können. Weniger Lebensmittel (von der Produktion bis zum Konsum) wegzuwerfen, ist eine der klimawirksamsten Verhaltensweisen überhaupt!
Eine vegane Ernährung steht für Privatpersonen an zweiter Stelle, sie spart 91,72 Gt des klimaschädlichen Gases ein. Das ist mehr, als die Wiederaufforstung des tropischen Regenwaldes (85,14 Gt) einbringen würde. Photovoltaikanlagen auf Privathäusern würden 68,64 Gt CO2 einsparen.
Onshore-Windkraftanlagen haben dieser Studie zufolge bis 2050 den größten positiven Effekt insgesamt (147,72 Gt Einsparung von CO2).
Details und Studien können unter Table of Solutions nachgelesen werden: www.drawdown.org
Reflexion
•Welche Verhaltensänderung ist für Sie möglich?
•Was können oder wollen Sie ausprobieren?
•Welche Verhaltensänderung würde Ihnen schwerfallen oder ist Ihnen nicht möglich?
Viele „Tu du’s“ sind für Privatpersonen machbar und tragen zur Begrenzung der Erderwärmung bei. |
1.4Transformation ins Neuland
Die geschilderten Herausforderungen verlangen nach einer systemischen Transformation in Politik und Gesellschaft, in Unternehmen und bei Privatpersonen. Transformation führt ins Neuland. Komfortzonen müssen verlassen, Werte und Glaubenssätze überprüft, vorhandene Denkmuster etwa über Wirtschaftsmodelle innoviert werden etc. Manchen Menschen fällt das leicht, anderen nicht. Bei manchen Themen fällt es leicht, bei anderen nicht. Damit Transformation gelingt, muss Wissen über die Herausforderungen und Handlungsalternativen vorhanden sein; dazu kann dieses Kapitel hoffentlich beitragen. Wissen allein genügt aber nicht:
Um ins Handeln zu kommen, muss gewohntes Verhalten verändert werden,
(intrinsische) Motivation vorhanden sein und
ein Abgleich der eigenen bewussten Motive und unbewussten Bedürfnisse (was will ich wirklich) erfolgen, um
schlussendlich zielrealisierend handeln zu können.
Das hört sich kompliziert an? Es gibt Methoden, die den Weg ins Neuland unterstützen. Das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) ist eine davon.
„Alle Menschen leben ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen.“ Zu diesem von den UN formulierten Ziel können auch individuelle Veränderungen einen Beitrag leisten. Es gibt eine Vielzahl leicht umsetzbarer Ideen. Damit Veränderung gelingt, ist aber eine Verhaltensänderung nötig. |