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Vorwort: Der Jäger

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Auf vielen Blättern wurde geschrieben, an unzähligen Stamm- und sonstigen Tischen berichtet und in mancher Kaminecke gesprochen und erzählt über die Jagd und das sie umgebende Spannungsfeld reichhaltigen, nicht alltäglichen Erlebens, das immer wieder neu und reizvoll gewoben wird. Im Mittelpunkt all dieses Geschehens steht der handelnde Mensch, der Jäger. Wie steht es um ihn und seine Einstellung zum Dasein und zum Mitgeschöpf Tier?

In der Freude über den vielleicht (hoffentlich) über Tage und Wochen gesuchten und erstrebten jagdlichen Erfolg auf den Hirsch, den Rehbock oder die Gams klingt doch irgendwann am gestreckten Stück ein Gefühl der inneren Einkehr, des leisen Bedauerns und des Mitfühlens mit der Würde des Wildes an, sieht der an den Boden gefesselte Zweibeiner den aus pfeilschnellem Flug vom Himmel herabgeholten Erpel wieder durch den ihm verwehrten Luftraum seine Bahn ziehen. Bei dem Wilde, das ehemals zur Hohen Jagd zählte, nennen wir es die Totenwacht des Jägers. Heute haben sich diese Grenzen verwischt, »darf« der Jäger, wie angesprochen, auch nach dem Erlegen von Flugwild oder nach dem Blick in die weisen, wenn auch nun gebrochenen Seher des mit Spannung erwarteten und mit Passion gestreckten Ansitzhasen eine kurze Phase der Besinnung durchleben. Heißt »sinnieren« nicht auch, den Sinn zu suchen? Es ist eine innere Bewegung, die dem Gefühl der Ehrfurcht nahe kommt und durchaus von einem Hauch Demut gestreift werden kann.

»Wir sind Jäger« habe ich diesen Erzählband zusammengefasst und der Grünrock, den ich meine, macht kein Aufhebens von seinem Innenleben. Und nach einem jagdlichen Erfolg, im Kreise der Mitjäger und Kameraden, ist diese Aktivität des Gewissens oft schon wieder überlagert von dem archaischen und gesunden Stolz, waidgerecht, das heißt menschlich und fair gegenüber dem Wild, gejagt, gehandelt und getötet zu haben, sonnt sich der Schütze berechtigterweise im Genuss des erreichten Zieles und im Lob und Waidmannsheil der Waidgenossen.

Er spricht nicht mehr von den tiefen Gedanken seiner Verbundenheit zu dem nun erlegten Bewohner seines Jagdbannes, von seiner Achtung dem Tier gegenüber und seinem Nachbesinnen des niemals ganz zu klärenden Widerspruchs zwischen Leben und Tod, zwischen Erleben und Töten. Aber die Phase der seelischen Einkehr, der respektvollen Achtung vor dem Geschöpf, sei sie kurz, sei sie lang, hat ihn bewegt und darauf kommt es an.

Es hat dann keine Bedeutung mehr, dass der Jäger im Überschwang des spannenden Erlebens buntester Facetten der Pirsch oder des Ansitzes, des Berichtens vom überaus mühsam errungenen Erfolg oder des Nutzens einer urplötzlich gebotenen Chance diese Phase in seiner Erzählung ausklammert – sie geht nur ihn an. »Es« hat ihn bewegt.

Ich wünsche allen lesenden Jägern Waidmannsheil, wünsche ihnen, »es« zu erleben, allen Freunden von Wald und Wild, die große Ausstrahlung der Allmutter Natur zu empfinden und in und aus ihr Ausgleich und Kraft zu schöpfen.

Gerhard Böttger

Wir sind Jäger

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