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Glauben als Religion

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Die einstige Wandlung des Glaubens des Menschen an viele Götter zum Glauben an einen Gott ist historischer Fakt, der sehr lange Prozess dahin Spekulation. Fest steht immerhin, dass sich eine allgemeine Auffassung über das, wer oder was dieser einzige Gott sei, sich in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. (etwa 2000-1500 v.Chr.) im Verlaufe von rund fünf Jahrhunderten bei indogermanisch sprechenden Menschen (von Nordindien bis Europa) herausbildete. Vermutet und schließlich angenommen wurde nun ein Gottvater als gnädiger und barmherziger Schöpfer des Menschen, Abraham, zugleich Bewahrer und Richter aller Menschen.

Bei der Frage, wie mit ihm umzugehen sei und welche Beziehungen er möglicherweise zu den Menschen unterhielt, schieden sich die Geister. Es kristallisierten sich drei unterschiedliche Auffassungen heraus, Religion genannt und zur Reinhaltung der Deutung alsbald von diversen Institutionen requiriert und verteidigt.

Die Menschen, die vermuteten, Gott Abraham habe Jesus Christus als Gottes Messias und Sohn auf die Erde geschickt, kreierten das Christentum. Die Menschen, die Israel zu Gottes Land und Volk erklärten, kreierten das Judentum. Die Menschen, die den Koran zu Gottes Wort und Buch erhoben, kreierten den Islam. Alle drei historischen Prozesse sind so unterschiedlich wie wunderlich. Den Christen war Abraham geistiger Vater aller Glaubenden und das Vorbild unerschütterlicher Glaubenstreue, zugleich der Ankünder Christi und Jesus Christus sodann dessen Erbe auf Erden. Den Juden war Abraham der Stammvater des jüdischen Volkes, der ideale Jude, Vorbild im Gesetzesgehorsam. Den Islamisten war Abraham der leibliche Vater Ismaels, mit dem er in Mekka die Kaaba als zentrales Heiligtum des einen Gottes begründete. Er ist der erste Muslim und so der Stammvater der Araber. Er erlangt Gerechtigkeit durch Gottesglauben und gottgefälliges Leben. Den drei Religionen gemeinsam ist immerhin, dass sie an eine sogenannte göttliche Führung durch die Sendung von Propheten glauben, unter denen Moses der prominenteste war.

Kennzeichnend für jede dieser Religionen ist ein Glaubenskodex, entworfen von Menschen für Menschen, um dem Glauben geistige Substanz zu geben und ihn vor Diffusion zu bewahren. Bei den Christen manifestiert in der Bibel, mündend im Kirchenrecht; bei den Juden manifestiert in der Bibel, mündend im Talmud (Tora , Weisung); bei den Moslems manifestiert im Koran, mündend im Religionsgesetz, der Scharia. Der Gottes-Glaube ist damit entprivatisiert und also offiziell nicht mehr Angelegenheit des einzelnen Menschen, sondern erfordert dessen Unterwerfung. Hüter des Glaubenskodex ist die immer mächtigere und einflussreichere Kirche.

Zum Glaubenskodex der Christen: Die Christen glauben zwar an einen Gott, begreifen ihn aber als eine sogenannte „Dreieinigkeit“, nämlich mit Gottvater als Schöpfer, dem Gottessohn Jesus Christus und Gott als Heiliger Geist. Jesus Christus starb nach christlicher Lehre am Kreuz, um alle Schuld von der Menschheit zu nehmen. Zum christlichen Glaubensbekenntnis gehört anzunehmen, Gottes Liebe zu den Menschen sei eine bedingungslose und er gebiete den Menschen, den Nächsten zu lieben wie sich selbst und Gutes zu tun und Böses zu unterlassen.

Manifestiert wird diese Auffassung im sogenannten apostolischen Glaubensbekenntnis, von angeblich direkt von Jesus Christus Gesandten. Da heißt es: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.“

Der diesem Bekenntnis huldigende Christ hat sich folgenden Geboten zu unterwerfen: 1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. 2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen. 3. Du sollst den Feiertag heiligen. 4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. 5. Du sollst nicht töten. 6. Du sollst nicht ehebrechen. 7. Du sollst nicht stehlen. 8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. 9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. 10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Zum Glaubenskodex der Juden: Die Juden begreifen ihren Glauben als eine Einheit aus Kultur, Geschichte und Tradition des Volkes Israel und dass aus ihrem Glauben das Christentum und der Islam hervorgegangen sind. Heiliges Buch ist die Tora, die Moses von Gott erhielt, die mündlich und schriftlich (fünf Bücher) überliefert ist und die Lehren beinhaltet, auf die der jüdische Glauben aufbaut. Die Einhaltung der in der Tora fixierten Regeln ist Pflicht eines frommen Juden. Der Talmud zeigt auf, wie das Regelwerk der Tora in der Praxis und im Alltag von den Rabbinern verstanden und ausgelegt wurde. Wesentlich sind sechs Ordnungen: Aussaat – landwirtschaftliche Abgaben an Priester, sozial Bedürftige, Fremde; Festzeiten – Fest- und Fasttage; Frauen – Familienrecht; Schäden – Straf- und Schadensersatzrecht; Heiligtümer – u.a. Opferkult; Reinigungen – u.a. Reinheit von Opferstätten.

Zum Glaubenskodex der Islamisten: Die Muslime glauben, dass dem wahrscheinlich in Mekka geborenen Mohammed der Erzengel Gabriel erschien, der ihm Verse göttlichen Willens offenbarte, die das unverfälschte Wort Gottes („Allah“) darstellen und im Koran seither die Botschaft des Islams verkünden - „Unterwerfung“ oder „Hingabe an Gott“. Worin Unterwerfung und Hingabe an Gott bestehen, wird in der Scharia erläutert. Sie ist die Gesamtheit des islamischen Gesetzes, gilt als Gottes Ordnung und darf nicht durch menschliche Gesetze ersetzt werden. Sie gibt Direktiven für das Verhalten in Familie und Gesellschaft (z. B. zum Ehe- oder Strafrecht) und sie bestimmt die Gottesverehrung (Bekenntnis, Gebet, Fasten, Almosen und Wallfahrt). Das Gebet, das zu festgelegten Zeiten fünfmal am Tag gebetet wird, ist Pflicht. Das mittägliche Freitagsgebet wird traditionell in der Gemeinschaft und möglichst in der Hauptmoschee verrichtet. Der Ruf des Muezzin fordert zum Gebet auf. Im Fastenmonat wird von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang gefastet. Man darf in dieser Zeit nicht rauchen und soll auf Enthaltsamkeit achten.

Christentum, Judentum und Islam gehören zu den fünf Weltreligionen, zu denen noch Buddhismus und Hinduismus zählen. Der himmelschreiende Unterschied zwischen dem, was geglaubt und eingehalten werden soll, und dem, was Tag für Tag praktiziert wird, muss hier nicht weiter kommentiert werden. Allein der Hinweis auf das fünfte christliche Gebot genügt, um sich der Weltfremdheit der Glaubensgrundsätze bewusst zu werden.

Andererseits sei kategorisch wiederholt, dass tiefer und ernsthafter Glaube des einzelnen Gläubigen ihm geistige und seelische Hilfe im Chaos des Lebens sein kann. Wobei das Gebet einen individuellen und ganz persönlichen geistigen Kontakt zum vermeintlichen Gott ermöglicht. Selbst das freitägliche Gemeinschaftsgebet der Islamisten beispielsweise ändert nichts daran, dass letztlich jeder Gläubige seinen ganz eigenen Gedanken huldigt und nachgeht. Immer freilich im Rahmen des Vorgegebenen. Die Glaubensmaxime jeder der einzelnen Religionen stellen geistige Gerüste dar, an denen sich der Gläubige festhält und die er nach eigenem Gutdünken auslegt. Das kann partiell geschehen, indem er sich ein bestimmtes Gebot, eine bestimmte Verhaltensregel zum eigenen Lebensgrundsatz macht; das kann umfassend geschehen, indem sich der Gläubige so vollkommen wie möglich dem Glaubensbekenntnis hingibt. Das sind dann meist die Menschen, die als Doktrinäre der jeweiligen Religion durchs Leben gehen.

Als Fazit bleibt, dass Hingabe an eine Religion das mehr oder weniger Aufgeben eigener Überlegungen und Vorstellungen bedeutet, also Reglementierung. Mit anderen Worten: Religiöses Glauben ist ein oktroyiertes Glauben.

Diesem oktroyierten Glauben entziehen sich jene, die erklären, dass man die Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes ja gar nicht wissen könne, da sich sowohl das eine als auch das andere nicht beweisen lässt. Mit dieser Weltanschauung stehen die Agnostiker zwischen den Atheisten, die an die Gottlosigkeit der Welt glauben, und die Gläubigen, die an Gott glauben. In Sachen Himmel ist die agnostische Auffassung ziemlich belanglos, in Sachen Erde jedoch ganz und gar nicht. Denn in Verfolgung ihrer Geisteshaltung behaupten die Agnostiker, die objektive Realität sei prinzipiell unerkennbar. Darauf wird zurück zu kommen sein.



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