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Der Knalleffekt
ОглавлениеSeit vielen Jahren genießen mein Mann und ich in regelmäßigen Abständen eine Auszeit in einem kleinen Allgäuer Bergdorf.
Inzwischen könnte man sagen, dass wir fast mit jedem Stein in dieser herrlichen Bergwelt „per DU“ sind, dennoch zieht es uns stets auf ’s Neue dorthin. Der Erholungswert ist immer sehr gut. Wir kennen inzwischen viele Einheimische und fühlen uns in der vertrauten Ferienwohnung stets wie zu Hause.
Abenteuerliche Fernreisen, Erlebnisurlaube, all das durften wir in früheren Jahren genießen und sind auch für diese Zeiten sehr dankbar.
Heute wissen wir aber besonders die Ruhe, Gelassenheit und Offenheit der Menschen fernab von Hektik und forderndem Konsumdenken zu schätzen.
Wir freuen uns – wenn auch zugegebener Maßen nur für einen doch beschränkten Zeitraum – über die Einfachheit des Lebens, das man auf Almen und Hütten oder auch in solch einem Bergdorf heute immer noch antrifft.
Aus jedem unserer Allgäu-Urlaube haben wir bisher immer ganz „spezielle Eindrücke“ mit nach Hause gebracht.
Viele dieser Anekdoten lassen uns schmunzeln.
So auch diese Erinnerung.
Wir waren mit unseren Rucksäcken zum weiter entfernten Supermarkt gewandert, um Lebensmittel einzukaufen.
Dazu gehörte in erster Linie – es mag erstaunen – ein frischer Weißkohlkopf.
Um es kurz zu machen, ich hatte bei den vielen Wanderungen meine Knie zu sehr strapaziert und mein Laufen glich eher einem Humpeln. Wie gut, dass die naturverbundenen Allgäuer ihre Geheimrezepte haben – man hatte mir zu Weißkohlumschlägen geraten, die garantiert helfen würden.
Im Supermarkt angekommen, fand ich gleich in Eingangsnähe mein „Lebenselixier“. Na ja, die äußeren Blätter sahen schon etwas welk aus, die konnte ich gleich vor Ort entsorgen. Ich hatte gerade ein Blatt entfernt, da wurde ich von einer anderen Kundin angesprochen.
Schade, dass ich das nicht im richtigen Allgäuer Dialekt wiedergeben kann. Es würde nämlich erst richtig den „Knalleffekt“ erzeugen.
Die sympathisch wirkende Allgäuerin fragte, ob ich ihr, statt der Abfalltonne, die Blätter überlassen könne. Sie habe Hasen, die wären ganz verrückt nach Kohlblättern und würden sich über diese Delikatesse ganz bestimmt seeeehr freuen!
Selbst, wenn ich kein Tierfreund wäre, diese Bitte hätte ich niemals abschlagen können und ganz „versehentlich“ landeten gleich mehr als nur die äußeren Blätter in dem Stoffbeutel der Hasenbesitzerin. Mit den Worten: „Ja, ich danke recht schön, da werden sich die Hasen sakrisch freuen! Sie werden’s nett glaub’n, wie man’s dann aus dem Stall knalle hört“, ging sie freudestrahlend weiter, drehte sich nochmals um und wiederholte, welch große Freude ich den Hasen machen würde.
So einfach kann es sein, Glück zu vermitteln – egal ob es um die Hasen oder deren Kohlüberbringerin geht!
Dass mir die Umschläge der restlichen Kohlblätter geholfen haben, mag sicher daran liegen, dass ich Blatt für Blatt an die „knallenden Hasen“ denken musste. Bekanntlich trägt ja Lachen auch sehr zur Genesung bei.