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KAPITEL 1

DEUTSCHLAND

DIE LÜGE DES PAPSTES

Explosiv und erschütternd zugleich ist das 1.900 Seiten umfassende Gutachten einer unabhängigen Kommission, präsentiert1 am 20. Jänner 2022 in Bayern. Dabei geht es nicht nur darum, dass sogar dem ehemaligen Papst, Benedikt XVI, „schwerwiegende Versäumnisse“ vorgeworfen werden. Das ist nur das Tüpfelchen am sprichwörtlichen „i“.

Hauptbestandteil dieses kirchlichen Skandals im Erzbistum München: es werden 235 mutmaßliche Täter ausgeforscht! Darunter 173 Priester, 9 Diakone, 5 Pastoral- und Gemeindereferenten und insgesamt 48 Angehörige anderer Berufsgruppen, vor allem aus dem schulischen Bereich.

Die vermutete Dunkelziffer der Täter ist weit höher, ebenso die Anzahl der bisher bekannten und ausgeforschten Opfer.

Gutachter der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) durchleuchteten den Zeitraum 1945 - 2019 und stießen dabei auf insgesamt 497 „Geschädigte“, darunter 247 männliche und 182 weibliche Betroffene. In 68 Fällen wurde zwar ein Verbrechen festgestellt, jedoch konnten die Opfer bis dato nicht ausforscht werden.

In vier von insgesamt 42 Fehlverhalten von römisch/katholischen Verantwortungsträgern, und zwar im Umgang mit den Missbrauchsfällen, identifizieren die Gutachter den damaligen Erzbischof Joseph Ratzinger und späteren Papst Benedikt XVI als „Schuldigen“. Zwei begangene und strafrechtlich verfolgte Missbrauchstaten fallen in dessen Amtszeit - in beiden Fällen arbeiteten die Täter in der Seelsorge weiter.

Diese faktenorientierte Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. Und was macht der emeritierte Papst - er weist in einer Stellungnahme „ein Fehlverhalten“ seinerseits zurück. Bekannte Strategie versuchter „Schadensbegrenzung“. Die ist aber an Peinlichkeit nicht zu überbieten, äußerte sich doch einer der Gutachter dahingehend, dass es ernste Zweifel an der in einigen Fällen von Benedikt XVI. behaupteten Unkenntnis gibt. Denn diese sei mit den Erkenntnissen aus den Akten „kaum in Einklang zu bringen“.

Den Ursprung der jetzigen, mehr als brisanten, Aufdeckung findet sich im Jahre 2010. Bereits damals kam der „Heilige Vater“ in unrühmliche Schlagzeilen.

Es ging um die Causa des Priesters Peter H., der sich in Essen an mehreren Kindern und Jugendlichen vergangen hat. Unglaublicherweise wurde der kriminelle „Geistliche“ nämlich nicht von den „jüngsten Schäfchen“ ferngehalten, sondern nach Bayern in die dortige Seelsorge versetzt. Mit tragisch-fatalen Folgen. Denn auch an seinem neuen Dienstort nützt der vorbestrafte (!) „Gottesdiener“ seine Autorität scham- und rücksichtslos aus und missbraucht weiterhin Kinder und Jugendliche...

Nach der Veröffentlichung des skandalträchtigen Gutachtens erklärte ein sichtlich bewegter Betroffenenvertreter, dass er nach jahrelangen Nachforschungen endlich miterleben durfte, wie das Lügengebilde um Benedikt, um die glorreiche Weltkirche, krachend in sich zusammengestürzt ist.

Kirchenrechtler meinten sogar, dass der ehemalige Papst durch sein Verhalten der katholischen Gemeinschaft einen irreparablen Schaden zugefügt hat. Sprechen von einem persönlichen Waterloo des Ex-Heiligen-Vaters. RechtsanwälteInnen und GutachterInnen bezeichnen sein Verhalten in einem besonders gravierenden Fall als wörtlich „wenig glaubhaft“.

Zwischenzeitlich mehren sich von Gläubigen weltweit kritische Stimmen gegen den Papst, der bis dato immer noch jegliches Fehlverhalten von sich weist. Und das, obwohl laut Gutachten Joseph Ratzinger in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising die Entscheidung getroffen hat, einen Missbrauchstäter in seinem Bistum einzusetzen.

Belegt durch ein Sitzungsprotokoll aus dem Jahre 1980. Bis dato bestreitet Papst Benedikt, dass er an dieser Sitzung teilgenommen hat. Dabei gibt es an zwei Stellen des Protokolls notierte Äußerungen des „Heiligen Vaters“. Zu diesem heiklen Punkt führen die Gutachter nochmals explizit an: „Wir halten die Angaben des Papstes, dass er nicht in der Sitzung gewesen ist, für wenig glaubwürdig“.

Rechtsexperten meinen weiters, dass Joseph Ratzinger die letzte Chance vertan hat, reinen Tisch zu machen, der emeritierte Papst der Unwahrheit überführt worden ist und sich durch sein Verhalten selbst als aktiver Vertuscher demaskiert.

Die „Wir sind Kirche“-Bewegung forderte zwischenzeitlich den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf, endlich Verantwortung für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche zu übernehmen: „Sein persönliches Schuldeingeständnis für sein damaliges Handeln beziehungsweise Nicht-Handeln wäre ein dringend notwendiger Akt“!

Auch Politiker beziehen Stellung. So gibt es unter anderem die Forderung, dass bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen es nicht sein kann, dass der Schutz der Kirche größer geschrieben wird als der Schutz der Menschen. Und seitens obrigster Kirchenvertreter wird, teils unter vorgehaltener Hand, zumindest eine Entschuldigung des Papstes erwartet bzw. gefordert.

Spät aber doch, nach gut einer Woche, meldete sich auch Österreichs Kardinal Schönborn zu Wort2, und meinte bezüglich des Münchner Missbrauchsgutachtens, dass sich Joseph Ratzinger als Präfekt der Römischen Glaubenskongregation viel für Missbrauchsaufklärung eingesetzt habe, auch in Österreich.

Äääähh. Aha. Nur allzu gut, gibt es noch eine Ergänzung, die für die Zukunft der christlichen Kirche gelten soll: „Es wird und darf nicht mehr vertuscht werden...!“

Neiiiin. Na so was. Na, wenn das mal keine „Erleuchtung“ ist... Vielleicht sollte ein 11. Gebot geschaffen werden „Du sollst nicht Vertuschen“, damit - speziell für alle Kirchenleute - in extenso klar ist, dass „Vertuschung etwas Böses“ ist...

Papst-Lüge ...und der Irrweg der katholischen Kirche

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