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FREMDER MANN

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Bangkok im Sonnenschein. Eine faszinierende Atmosphäre. Touristen und Einheimische vermischen sich zu einem bunten Bild mit unterschiedlichen Facetten, orientalisch und europäisch, dazu ein Touch Amerika. In diesem Flair finden die unterschiedlichsten Menschen ihren Part, stillen ihre Sehnsucht nach Sonne, die es in Europa oft nur für Stunden gibt.

In der Silon Road finden sich in den vielen Shops mit garantiert „echten Rollex Uhren“ oder „echten Calvin-Klein-T-Shirts“ auch“ Original Prada-Taschen“ und weitere bekannte „Originale“, die sich als Geschenk eignen, dem Beschenkten zuhause ein Leuchten in die Augen zaubern und einen heimlichen Traum erfüllen. Niemanden stört es, dass es sich hierbei um Plagiate handelt. Oft finden die bunten Prada-Taschen, die kostbaren Rollex-Uhren glückliche Besitzer. (Und was ist schon dabei)

Hier blüht der Tattoo-Markt. Auf der Straße sind unterschiedlichste Tattoos im Angebot. Auch solche, die nach drei Wochen wieder verschwunden sind.

Piercings vervollständigen das Sortiment.

Etwas weiter finden sich Wahrsager und Gaukler von einer Menschentraube umringt. Mit ihren Gesten werden sie von Menschen unterschiedlichster Nationen verstanden, Jeder Lauschende bringt seine Fantasie ein.

Unvermittelt befindet sich der Besucher während er noch zwischen Shops mit Seide, Taschen und „Designer-Brillen“ seinen Weg sucht, im Bereich des Rotlicht-Milieus. Inmitten der großen Masse braucht man sich nur treiben lassen, und steht plötzlich am Eingang eines bis zu 24 Stunden geöffneten Etablissements.

Junge Mädchen, leicht bekleidet, tanzen an den berühmten Stangen, von außen sichtbar, da es ein Showroom ist. Außer dieser Schein-Welt haben sie bisher noch wenig gesehen. Aus ärmlichen, dörflichen Verhältnissen kommend, sind sie überzeugt, hier Reichtum und Freiheit zu finden. Werden jedoch schnell mit der unglaublichen Härte des Lebens konfrontiert. Ein Entkommen aus diesem Sog ist nahezu unmöglich

Dicke, überwiegend ältere Männer mit lüsternen Blicken halten sich an der Reling fest, taxieren die jungen, tanzenden Mädchen mit abschätzendem Grinsen. Noch Kinder sind die meisten Tänzerinnen gerade mal vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Ralf denkt mal wieder, „diese alten Säcke“ verfolgen jede Bewegung der blutjungen Girls.

Die alternden Freier brüsten sich mit schamlosen Bemerkungen und einem süffisanten Grinsen. Keiner bemerkt die „traurigen Augen“ der jungen Tänzerinnen.

Spontan betritt Ralf den Raum. Er nimmt einige deutsche Gesprächsfetzen wahr. Ein wohlbeleibter Anwalt mit total aus den Fugen geratenen Körperformen aus Hamburg, scheint hier wohl Stammgast zu sein. Ein bekannter Sänger aus Österreich und ein Unternehmer aus München sind offensichtlich Freunde des Genusses und prosten sich gegenseitig zu. Hier fließt der Alkohol in Strömen. Geld ist kein Thema.

Was suchen die Männer wirklich hier? Ein Glück, das sie in dieser Gesellschaft sicher nicht finden werden. Oder wollen sie innere Leere vergessen, übertünchen? Ja, übertünchen, denn unter der Oberfläche bleibt die Ruhelosigkeit, die niemals endende Sehnsucht nach Liebe, die verdrängte Suche nach dem Sinn des Lebens.

Diese Stunden der Ablenkung sollen die innere Stimme zum Schweigen bringen. Jedoch spätestens am nächsten Morgen fordert das Bewusstsein eine neue Betäubung. Eine Brutstätte für Depression und Verzweiflung.

Ralf geht zum hinteren Ende der Tanzfläche. Er bestellt an der Bar einen trockenen Weißwein. Und erneut fällt ihm das Alter der Tänzerinnen auf. Wie jung sie noch sind.

Nach einer Weile entscheidet er sich für eine, wie ihm scheint, nicht mehr ganz junge, attraktive Dame. Er hat sie beobachtet. Sie tanzt wie ihre Kolleginnen an einer weißlackierten Metallstange. Sie hält sich an der Stange fest während sich ihre Beine abwechselnd in tänzerischen Bewegungen um die Metallstange schlingen. Eine Darbietung zur sexuellen An- und Aufregung der Gäste.

Ralf bittet sie um ihre Gesellschaft.

Schnell hat er dir Formalitäten erledigt. Er kennt sich aus. War schon mal hier.

Er folgt der jungen Frau durch einen schwach beleuchteten Korridor mit roten Samtwänden, die in einen kleinen Raum, ebenfalls mit rotem Samt ausgekleidet und gedämpfter Beleuchtung, führt. Die junge Frau schließt die Türe hinter ihrem Gast und beginnt, ihre wenigen Kleidungsstücke abzulegen.

Er winkt ab. Fragend schaut sie ihn an. Bisher überwiegt lediglich die Körpersprache. Ohne den Blick von ihm zu wenden, verschwindet sie hinter einem Paravent und kommt nur mit einem roten Umhang, locker über die Schultern geworfen, zurück.

Sie setzte sich aufs Bett. Im Raum das nahezu einzige Möbelstück, außer einem Stuhl vor einem Spiegeltisch und Makeup Utensilien. Dazu Parfum sowie ein Behälter mit Tissus und Kondomen, der auf einem niedrigen Tisch in der Ecke des Raumes steht. Als sie wieder ins Zimmer kommt, registrierte sie, dass der Besucher seine Brieftasche in der rechten Innentasche seines Jacketts verstaut. Die Jacke hängt er über den Stuhl. Auf einem kleinen Hocker, der auch als Betttisch dient, steht ein Tablett mit zwei gefüllten Sektgläsern. Eine billige Hausmarke, für teures Geld zu verkaufen an geile Freier. Dann fällt ihr Blick auf ungewöhnlich viele Geldscheine, die seitlich auf dem kleinen Tisch liegen.

An der Rezeption beim Eingang muss jeder Besucher den fälligen Eintritt entrichten. Erst dann öffnet sich die Türe zu den Innenräumen.

Üblicherweise hinterlegt der Besucher ein Trinkgeld für die Dame erst dann, wenn er den Raum wieder verlässt. So ist es ungewöhnlich, dass jemand schon beim Betreten des Raumes seinen Obolus hinterlegt.

Nur mit seinem Slip bekleidet liegt Ralf nun ausgestreckt auf dem breiten Bett.

Ana-Sue legt sich neben ihn.

„Sprechen Sie Englisch?

Sie reicht ihm die Hand, „Ich bin Ana-Sue und spreche Englisch.“

„Das ist gut. So können wir uns ein wenig unterhalten, denke ich.“

„Darf ich fragen, woher Sie kommen?“

„Ich bin Deutscher und mit meinem Schiff gestern hier angekommen.

„Wie lange waren Sie unterwegs?“

„Seit mehreren Monaten fahren wir durch die Weltmeere. Es ist immer wieder ein gutes Gefühl, festen Boden unter den Füssen zu spüren.

Wo kommst du her, Ana Sue?“

„Meine Mutter lebt im Norden Thailands.“

„Wie und warum bist du nach hier gekommen? Sicher um schnelles Geld zu verdienen?“

Es ist meine einzige Chance. Wir sind sieben Kinder zu Hause. Ich bin die Älteste und muss für die Familie sorgen. Mein Vater geriet in die Hände von Rebellen, die überall unerwartet auflauern. Wir wissen nicht, ob er noch lebt. Mein jüngster Bruder ist zwei Jahre alt.“

Bei der Schilderung schaut sie auf ihre Hände.

„Sorry, ich wollte dich nicht verletzen. Sorry …“

Wie alt mag sie sein, denkt Ralf.

Wahrscheinlich ist sie jünger als ich zuerst dachte.

Leise klingt Musik aus einem versteckt angebrachten Lautsprecher.

Ralf hat sich auf dem breiten Bett ausgestreckt. Es gibt ihm ein gutes Gefühl, einfach nur auszuruhen. Das Bett in der Kabine auf seinem Schiff ist sehr schmal. Drei Betten übereinander. Die beiden oberen sind mit Ketten übereinander an der Decke der Kabine befestigt.

Er genießt es, auf diesem breiten Bett zu liegen. Ana-Sue lässt den Umhang von ihren Schultern gleiten.

„Lass an, Ana-Sue, ich möchte mich nur mit dir unterhalten. Weiter nichts. Sorry, ich vergaß mich vorzustellen, ich bin Ralf.“

Dabei lächelt er sie an und schaut in ihre dunklen Augen.

„Hab’ keine Angst, Ana-Sue, alles ist gut.“

„Danke Ralf.“

„Du bist also hier des Geldes wegen?“

„Ich habe keine Wahl. Es gab keine Schule in meinem kleinen Dorf. Ohne Schulbildung und Beruf findet man hier keine Beschäftigung. Meine Mutter braucht meine Hilfe. Vater hatte einen „Moving Kitchen“, einem Wagen, mit dem er Suppe oder komplette Mahlzeiten zum Kauf anbot. Hier in Bangkok hätte er mehr Erfolg gehabt. In unserem Dorf gibt es kaum Touristen und er brachte oft nur das Essen für uns Kinder mit. Selbst hat er mit Mutter manchmal zwei Tage lang nichts gegessen.

An dem Tag, als er nicht zurückkam, habe ich die Verzweiflung in Mutters Augen gesehen. Da wusste ich, nun ist es an mir, für die Familie zu sorgen. Was hätte ich machen sollen?.

So bin ich hier gelandet.

Den meisten Mädchen, die hier arbeiten, geht es wie mir.

Von dem Zuhälter bekommen wir Geld, so viel wie er für angemessen hält.

Das Trinkgeld dürfen wir meist behalten. Davon lebe ich und spare sogar ein wenig.“

„Leg dich zu mir, Ana-Sue, ich möchte dich streicheln. Du hast eine so zarte Haut. Wenn du magst, streichle mich auch ein wenig. Es fühlt sich so gut an, eine Frau neben sich zu wissen.“

Den letzten Satz murmelt er vor sich hin.

Zärtlich gleiten ihre zarten Finger über seine Arme. Erstaunt schaut er auf diese dünnen Finger, auf die Kinderhand. Wieder registriert er, dass sie wohl noch ein Kind ist. Aber er mag sie nicht nach ihrem Alter fragen. Sie ist noch so jung!

„Ich habe für die ganze Nacht gezahlt. Wir haben also viel Zeit. Es kann sein, dass ich gleich einschlafe. Denn ich bin ziemlich müde. Bleib einfach hier bei mir.“

Er streichelt ihre dünnen Wangen. Ihre Augen haben einen neuen Blick, fast zutraulich. Ein wenig Angst glaubt er dennoch zu erkennen.

„Ana-Sue, hab keine Angst. Ich möchte nur ein bisschen Nähe spüren. Deine Liebkosungen werden mich ins Land der Träume führen. Du kannst mir etwas von dir erzählen. Ich höre dir gerne zu.“

Sie lächelt ihn an.

„Ralf, ich habe so etwas noch nie erlebt. Du bist so anders.“

Fast hätte er geantwortet, du kennst nur diese geilen Grapscher, die respektlos über euch herfallen. Ja, bevor du etwas über die Liebe erfahren konntest, hast du nur den abartigen Sex kennengelernt.

Wie im Traum spürt er ihre Finger zwischen den Haaren seiner Brust auf- und abgleiten.

„Du bist wunderschön, kleine Ana-Sue.“

Mit diesen Worten küsst er sie auf den Mund. Auch das ist ungewöhnlich. In einem Etablissement gibt es keine Küsse.

Sie ist etwas Besonderes. Unschuldig und verletzlich. Eine Strähne fällt ihr ins Gesicht. Er nimmt ihre Hände, führt sie an den Mund und haucht einen Kuss darauf.

Es ist diese uralte Sehnsucht, die wir Menschen mit in diese Welt gebracht haben.

Ein bisschen Nähe und das unendliche Verlangen nach Zärtlichkeit und Liebe. Ohne die wir nicht lebensfähig sind, so seine Gedanken.

Während ihre kleinen, schmalen Finger ihn liebkosen, seine Arme streicheln, fühlt er sich wohl und entspannt.

Mit leiser, melodischer Stimme singt Ana Sue ein Lied, das ihn in den Schlaf trägt:

„Fremder Mann, schau’ mich an,

große Liebe bist du für Ana-Sue.

Geh’ nicht fort, denn an Bord,

vergisst du die kleine Ana-Sue.

Und dann werd’ ich weinen um keinen wie um dich.

Große Meere voll Tränen, so viel bedeutest du für mich.

Fremder Mann, schau’ mich an,

große Liebe bist du für Ana-Sue“

Sie singt leise, ihren Kopf an seinen Arm gelehnt.

Dann schläft auch sie ein.

Er hat einen Traum.

Ana-Sue ist seine Frau, sie leben gemeinsam in Deutschland. Im Dezember reisen beide nach Thailand. Ana-Sues Familie geht es gut. Die Geschwister gehen zur Schule, dafür schicken er und Ana-Sue regelmäßig Geld nach Thailand. Der Mutter haben sie eine Nähmaschine geschenkt. Sie näht Kleider und verdient sich damit ihren Lebensunterhalt.

Plötzlich ist Ana-Sue verschwunden. Verzweifelt sucht er sie überall.

Schweißgebadet wacht er auf.

Ana-Sue liegt schlafend neben ihm. Er nimmt ihre Hand und schläft wieder ein.

Nach einiger Zeit wacht Ana-Sue auf und realisiert, sie hat geschlafen während ihrer Arbeitszeit! Was hat Ralf bei ihr ausgelöst?

Sie spürt seine Hand auf ihrem Arm, erinnert sich, Ralf ist noch bei ihr. Was für ein Mann.

Fest aneinander geschmiegt liegen sie ausgestreckt auf dem Bett. Ralf küsst sie. Eine ganze Zeit liegen sie ruhig, mit geschlossenen Augen.

Es ist Mitternacht.

„Hast du Hunger?“

„Ich kann mir morgen ein Frühstück machen.“

„Wo kann ich hier Essen bestellen?“

Ana-Sue wählt eine Nummer und reicht Ralf den Hörer.

Wenig später erscheint der Service. Sandwich, Sekt und Wasser. Mitten in der Nacht speisen sie gemeinsam im Bett.

Der Kellner wartet, kassiert sofort. Das ist so üblich. Ralf ist glücklich in ihrer Nähe.

Soll er ihr sagen, was er vorhat? Nein, erst morgen früh wird er ihr sagen, dass sie mit ihm kommen soll. Er hat die Frau gefunden, die er gesucht hat, eine Frau, mit der er leben möchte und ist ganz sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat.

Sie küssen sich, beide schlafen wieder ein.

Ana-Sue schaut ins erste Morgenlicht. Der neue Tag schimmert herein.

Noch schläft Ralf.

Dann sieht sie das Geld, das er gestern Abend auf das Tablett gelegt hat.

Ihr Trinkgeld.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, steht sie auf. nimmt die Scheine und legt sie zurück in die Innentasche seiner Jacke. Noch während sie die Brieftasche zurück in das Sakko steckt, wacht Ralf auf. Er sieht, wie Ana-Sue sich an seiner Jacke zu schaffen macht. Entsetzt steht er auf.

„Ana-Sue, was machst du da? War das zu wenig?“

Wie konnte ich nur vergessen, wo sie herkommt!!!

Er schüttelt den Kopf. Welch ein Narr bin ich doch!

Es war also nur ein Traum. In der Nacht sollte man keine Entscheidung treffen. Es war die ungewohnte Nähe, nach der ich mich gesehnt hatte. Dazu der Alkohol.

Wieder schüttelt er ungläubig den Kopf, nicht fassend, was er soeben gesehen hat. Und schaut Ana-Sue in die Augen, Sie blickt angstvoll zu ihm auf.

„Oh Ana-Sue, ich habe an dich geglaubt. Nur ein Traum?“

Er flüstert die Worte leise, in Deutsch. Sie kann ihn nicht verstehen. Wieder schaut sie ihn ängstlich an.

Ralf, please I am sorry…

Abrupt steht er auf, streift sich Hose und T-Shirt über und wirft die Jacke über seine Schulter.

„Ana-Sue, warum? Mit dir wollte ich ein neues Leben beginnen!“

Angstvoll schaut sie Ralf an.

„Fremder Mann, geh’ nicht fort, Fremder Mann, schau’ mich an –

Vergiss nicht, die kleine Ana-Sue.“ Sie singt ihm ihr Lied.

Er ist traurig, schaut sich noch einmal um.

Dann verlässt er den Raum.

Sie wollte noch mehr Geld! Ich wollte alles mit ihr teilen. Oh Gott…

Ziellos geht er durch den frühen Morgen. Dann findet er eine Bar, die 24 Stunden geöffnet hat „Schnaps, bitte.“

Nach mehreren Schnäpsen spürt er Hunger.

Er zieht seine Geldbörse aus der Hosentasche und zahlt. Dieses Geld hatte sie nicht gefunden. Nie hätte er geglaubt, dass Ana-Sue, dieses wunderbare Mädchen, ihn bestehlen würde.

Er eilt zum Hafen. Gleich wird sein Kahn ablegen. Nur weg von hier und vergessen, was er sich so sehr gewünscht hatte. Noch vor wenigen Stunden wollte er das Schiff verlassen, hierbleiben, alles vergessen. Und nun?

Müde und enttäuscht beginnt er in seiner kleinen Kajüte seine Sachen zu sortieren. Wut, Enttäuschung und Sehnsucht wechseln sich ab. Als er die Jacke ablegt, fällt seine Brieftasche heraus. Seine Geldscheine verteilen sich auf dem Boden. Entsetzt nimmt er wahr, sie hat das Geld zurückgegeben, in die Jacke gesteckt! Sie hat nichts genommen. Mein Gott.

„Oh, Ana-Sue, meine kleine Ana-Sue…“

Schnell rafft er seine Habseligkeiten wieder zusammen. Schaut zurück. Er hat alles. Schnell weg.

Zweimal hatte die Sirene bereits die Abfahrt angekündigt. Schnell begibt er sich zum Ausgang.

Doch die Brücke ist schon eingezogen, das letzte Signal ertönt, die Schraube dreht sich kraftvoll gegen die Strömung. Der große Kahn bewegt sich schwerfällig, es gibt kein Zurück mehr…

„Nein, nein, ich muss raus. Ich will hier raus.!“

Das Schiff hat abgelegt. Vorbei…

Weinend kniet er vor der Treppe. Ein Matrose versucht ihn zu trösten.

„Ich kenne das, morgen geht es schon wieder besser.“

„Ich komme zurück, ich werde dich suchen, überall auf der Welt, oh Ana-Sue…“

Der Matrose begleitet ihn zurück in seine Kabine. Ein endloser Schmerz schüttelt ihn. Er ekelt sich vor sich selbst und muss sich übergeben.

Nach endlos langer Zeit – sicher sind einige Stunden vergangen - geht er hinauf zum „Kartenhaus“, so wird die Brücke von Insidern genannt.

Hier überwacht der Kapitän mit seinen Offizieren die Steuerung des Schiffes.

Der erste Offizier steht am Steuer. Zwei weitere Offiziere bedienen Navigation und Funk.

Wo legen wir an, was ist unser nächster Zielhafen?“

„Junge, wir sind soeben ausgelaufen. Da musst du dich noch ein wenig gedulden. Mit diesem Kahn halten wir nicht an jeder Milchkanne.“

„Heimweh?“

Einer der Offiziere, der hinter Ralf steht, dreht sich zu ihm um.

„Ich möchte wissen, wo wir als nächstes anlegen.“

„Wenn alles klappt kannst du dir in Cape Town eine braune Schönheit anlachen. Dort gibt es wunderhübsche Mädchen.“

„Cape Town …“

Ralf geht zurück in seine Kabine. Morgen beginnt sein Dienst.

Er wird versuchen, heute Nacht mit einem Matrosen zu tauschen. Er will, nein, er muss sich durch Arbeit ablenken.

Frei sollst du sein – Take your time

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