Читать книгу Max und Paul - Gertrud Monika Gottschalk - Страница 5
3Max höre dir die Geschichte an
ОглавлениеAuf jeden Fall wanderten wir weiter und kamen zu einem Rosenbogen. Eine gepolsterte Bank stand unter den roten Rosen. Ihr Duft lockte uns an. Ein Katzenmädchen saß auf der Bank und ich fand, sie war zum Anbeißen. Meine Augen sahen so etwas noch nie aus der Nähe, nur im Garten am Teich saß mal eine herrliche Katzendame.
Vor ihr stand ein Kater mit Klamotten, wie unsere Menschen sie tragen. Er hielt ein Instrument in den Pfoten. Du weißt doch, so ein Holzteil mit Stock, wie David G. aus dem Fernseher. Frauchen flippt immer aus, wenn der spielt. Der Kater brachte Töne aus dem Teil heraus. Es hörte sich, na sagen wir mal, nicht übel an. Ob ich das versuchen sollte, dass mit dem Musizieren? Du fandest die Idee nicht gut. Na schön! Wir gingen weiter. Als wir durch den schmiedeeisernen Bogen kamen, hielten wir vor Überraschung die Luft an. Das konnte nicht sein! Fliegende Fische.
Einige Fellnasen saßen am Teichrand und schnappten mit dem Maul nach den Fischchen. Wir setzten uns dazu und versuchten, die Glitzerdinger zu schnappen. Aua! Der Fisch biss in meine Nase. Angeln will gelernt sein. Das kann nicht jeder. Max! Du konntest das besser. Ich sah zu dir rüber, als du dir deine Schnute abgewischt hast. Der Fisch schmeckte dir. Ich probierte es noch einmal. Frauchen sagt immer: »Mit Geduld und Spucke, fängt man jede Mucke!« Jetzt verstehe ich, was sie damit sagen wollte. Na bitte! Warum nicht gleich so? Rohen Fisch aß ich noch nie. Nach dem leckeren Essen brauchten wir eine Mütze Schlaf. Wo finden wir ein ruhiges Plätzchen für unser Nickerchen? Du zeigtest auf ein Taubenhaus. Der Pfahl, mit Sisal umwickelt, lud uns ein, das Haus zu besuchen.
Mein geheimer Traum, er wurde wahr. Da saßen die dicken Tauben und gurrten. Mit den Köpfen ruckten sie im gleichen Rhythmus nach vorne. Ihre Knopfaugen blickten genau auf mich. Max, schau mal, wie lieb die gucken. So etwas kann ich nicht jagen oder fressen, sie leben ja auch im Paradies. Die Tauben luden uns ein und wir legten uns auf dem Vorbau zum Schlafen. Spät erwachten wir, die Sonne verschwand hinter den Bäumen.
Jetzt wurde es Zeit den Rückweg anzutreten. Wir bemerkten erst jetzt, wie weit wir ins Paradies eingedrungen waren. Nach dem Rückweg fragten wir einen Kater, der zufällig an dem Taubenhaus vorüberging. Er blieb stehen und zeigte uns den richtigen Weg nach Hause. Mit dem letzten Sonnenstrahl betraten wir unseren Speicher. Wir blickten zurück, die Spalte sahen wir nicht mehr, sie lag im Schatten der Balken. Die Treppe flitzten wir hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. In der Küche saß Frauchen und bereitete das Abendbrot zu. Sie sah nicht so aus, als ob sie uns vermisst hätte. Sei ehrlich Max! Erinnerst du dich daran? Nein? Schade, dann habe ich es wohl doch nur geträumt. Aber es war ein schöner Traum.«
Eine Sehnsucht erwachte in mir. Das Paradies ging mir nicht aus dem Kopf. Nach dem Frühstück sagte ich zu meinen Freund: »Max! Gehst du mit mir, wenn ich ausreiße um das Paradies zu suchen?«
Max fragte zurück: »Warum willst du was suchen, was wir bei unseren Menschen haben? Dein Paradies gibt es nicht. Du hast nur davon geträumt! Lass uns bei den Pflegeeltern, die uns lieben, bleiben. Unser Heim gefällt mir.
Denk an die schöne Rundecke im Wohnzimmer. Sie liegt auf unserer Rennstrecke, wenn wir durch die Wohnung jagen. In jedem Zimmer steht für uns ein Kratzbaum. Das müssten wir aufgeben. Ebenfalls die Fliesen aus Filz, an der Wand im Flur. Man klettert hervorragend an dieser Tapete. Ich meine, deine Idee ist nicht gut. Überschlafe das bitte.«
Notgedrungen willigte ich ein. Schaden kann es nicht, wenn man eine Nacht darüber schläft. Wir verbrachten den Tag mit Spielen, Fressen und Schmusen. Abends gab es was Leckeres auf den Tellern. Anschließend schlichen wir uns ins Bett von Frauchen, was Max träumte, kann ich nicht sagen, aber mein Wunsch verfolgte mich bis in den Schlaf. Ich sah mich als König im Katzenparadies.
Der neue Morgen erwachte und die Sonne warf uns mit ihren Strahlen aus dem Bett. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde das Paradies suchen,« rief ich gut gelaunt, als Max auf mich zukam.
»Wenn ich es schaffe, unbemerkt aus dem Haus zu kommen, reiße ich heute aus. Kommst du mit oder nicht?«
Max zögerte und schaute mich mit großen Augen an. Ohne Frage fand er es nicht klug von mir, die sichere Wohnung zu verlassen.
Anderseits konnte er mich, seinen Freund, ohne Hilfe gehen lassen? Nein! Gute Freunde gehen gemeinsam durch dick und dünn.
Max versprach: »Ich gehe mit dir, mein Freund, obwohl ich nicht glücklich darüber bin.«
Seine Augen schauten mich so flehend an, in der Hoffnung, dass ich von meinem Plan ablasse. Darin irrte sich Max gewaltig. Den ganzen Tag versuchte ich, Max von dem Abenteuer zu überzeugen. Endlich ergab sich mein Freund in sein Schicksal.