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Grundlegende Absicht

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Wohin wir auch gehen, was wir auch tun – es hängt von unserer Absicht ab. Egal wie kraftvoll unser Körper und unsere Rede sein mögen, wir werden nie fähig sein etwas zu tun, wenn uns die Absicht dazu fehlt. Wenn unsere Absicht unkorrekt ist, werden wir ganz natürlich unkorrekte Handlungen ausführen, die unangenehme Ergebnisse entstehen lassen; ist unsere Absicht aber korrekt, wird das Gegenteil der Fall sein.

Aufgrund unserer unkorrekten oder selbstsüchtigen Absichten führen wir verunreinigte Handlungen aus, die die Hauptursache für das Annehmen einer verunreinigten Wiedergeburt, unseres eigenen Samsaras sind. Unser eigenes Samsara, die Quelle aller Leiden und Probleme, wird deshalb durch unsere unkorrekte Absichten erschaffen. Unsere selbst-wertschätzende Absicht möchte, dass wir jederzeit glücklich sind, während sie das Glück anderer vernachlässigt. Dies ist die normale Absicht, die wir seit anfangsloser Zeit, Tag und Nacht, selbst im Schlaf und Leben für Leben gehabt haben. Bis jetzt jedoch haben wir diesen Wunsch nie erfüllt. Dies liegt daran, dass es in diesem Kreislauf verunreinigter Wiedergeburt überhaupt kein wirkliches Glück gibt.

Im Gebet der Stufen des Pfades sagt Je Tsongkhapa:

Die Vergnügen Samsaras sind täuschend,

Geben keine Zufriedenheit, nur Qualen.

Viele Menschen denken: „Wenn ich reich werde, eine gute Stellung habe oder einen attraktiven Liebhaber finde, dann werde ich glücklich sein“, aber wenn sie dann reich werden, eine gute Stellung haben oder einen attraktiven Liebhaber finden, erfahren sie immer noch kein reines Glück. Stattdessen erfahren sie viele neue Probleme, Leiden und Gefahren; überall können wir viele Beispiele dafür sehen!

Wenn wir mit unseren Freunden essen und trinken oder in die Ferien fahren, fühlen wir uns vielleicht glücklich, aber in Wirklichkeit ist dieses Glück kein wirkliches Glück, sondern nur eine Verminderung unserer vorherigen Probleme. Die Erfahrung von Vergnügen, wenn wir zum Beispiel Nahrung essen, ist bloß die Verminderung von Hunger, kein wirkliches Glück. Wäre es wirkliches Glück, dann wäre das Essen eine wirkliche Ursache von Glück und daraus würde folgen, dass wir umso glücklicher werden, je mehr wir essen. Dies ist jedoch unmöglich! Nahrung zu sich zu nehmen ist in Wirklichkeit eine Ursache von Leiden, weil wir an einen Punkt gelangen, an dem unser Leiden zunimmt, je mehr wir essen. Diese täuschende Natur kann man in allen anderen weltlichen Vergnügen erkennen.

Im Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas sagt der große Gelehrte Shantideva, dass wir Erleuchtung erlangen müssen, da es in Samsara kein Glück gibt. In diesem Kreislauf verunreinigter Wiedergeburt gibt es keinen echten Sinn. Der einzige Sinn, eine menschliche Wiedergeburt anzunehmen, liegt darin, Erleuchtung zu erlangen, indem wir dem Pfad zur Erleuchtung folgen. Dieser Pfad ist sehr einfach! Alles, was wir tun müssen, ist unsere selbst-wertschätzende Absicht zu stoppen und zu lernen, alle Lebewesen gleichermaßen ohne Unterschied wertzuschätzen. Alle anderen spirituellen Realisationen werden ganz natürlich daraus folgen.

Ausführliche Erklärungen darüber, wie wir lernen können andere zu schätzen und wie wir unsere Selbst-Wertschätzung erkennen, vermindern und aufgeben können, können in Verwandle dein Leben und in Das neue Meditationshandbuch gefunden werden. Wir sollten uns fortwährend bemühen, über die Bedeutung dieser Anleitungen nachzudenken und zu meditieren, bis wir eine tiefe Realisation davon gewinnen, alle Lebewesen gleichermaßen zu schätzen. Wir werden erkennen, dass wir diese Realisation gewonnen haben, wenn wir außerhalb der Meditation spontan das Gefühl haben, dass jedes einzelne Lebewesen, sogar das kleinste Insekt, höchst kostbar ist und dass ihr Glück und ihre Freiheit am wichtigsten sind.

Mit der Realisation der wertschätzenden Liebe denken wir dann darüber nach, wie alle Lebewesen Leben für Leben fortwährend den Kreislauf verunreinigter Wiedergeburt erfahren. Immer wieder müssen sie die Leiden von Geburt, Krankheit, Altern und Tod erfahren, sie müssen sich von dem trennen, was sie mögen, müssen dem begegnen, was sie nicht mögen und können ihre Wünsche nicht erfüllen. Auf diese Weise werden wir die höhere Absicht entwickeln, die sich spontan wünscht, jedes einzelne Lebewesen von ihrem Samsara zu befreien, der Quelle all ihrer Leiden. Dieses allumfassende Mitgefühl und die Weisheit des Mahamudra-Tantras sind wie die zwei Flügel eines Vogels: indem wir uns auf sie verlassen, können wir durch den Himmel der endgültigen Wahrheit aller Phänomene fliegen und schnell die höchste Ebene der Erleuchtung erlangen.

Erleuchtung ist als eine allwissende Weisheit definiert, deren Natur die dauerhafte Beendigung von fehlerhafter Erscheinung ist und deren Funktion darin besteht, allen Lebewesen geistigen Frieden zu gewähren. Wenn wir Erleuchtung erlangen, werden wir ein erleuchtetes Wesen. Im Buddhismus sind Buddha und erleuchtetes Wesen synonym. Buddha bedeutet „der Erwachte“ und bezieht sich auf alle, die aus dem Schlaf der Unwissenheit erwacht sind und vollständig von den traumähnlichen Problemen und Leiden Samsaras frei sind. Dieser „Schlaf der Unwissenheit“ ist der Schlaf des Festhaltens am Selbst, in dem die Lebewesen ständig verbleiben und aus dem sie nie erwacht sind. Durch die Kraft ihrer Unwissenheit erfährt jedes einzelne Lebewesen ohne Ausnahme fehlerhafte Erscheinungen. Deswegen müssen sie endlos Probleme, Leiden, Ängste und Gefahren erleben – in diesem Leben und Leben für Leben. Nur Buddhas sind frei davon. Eine ausführliche Erklärung der am Selbst festhaltenden Unwissenheit und wie wir sie aufgeben können, kann in Teil 3: Was ist Leerheit? gefunden werden.

Die Natur eines Buddhas ist vollständige Reinheit und die Funktion eines Buddhas besteht darin, allen Lebewesen geistigen Frieden zu gewähren, indem er ihnen Segnungen gewährt. Einzig und allein zu diesem Zweck erlangen Buddhas Erleuchtung.

Der Nutzen, den Lebewesen von den Buddhas empfangen, ist unermesslich. Wie es im Befreienden Gebet heißt, ist Buddha für alle Lebewesen „die Quelle von Glück und Güte“. Durch das Empfangen der Segnungen Buddhas erfährt jedes einzelne Lebewesen gelegentlich geistigen Frieden, selbst Tiere oder Höllenwesen. Da ihr Geist zu dieser Zeit friedvoll und glücklich ist, sind sie glücklich. Von diesen gelegentlichen Momenten abgesehen, ist ihr Geist von der Dunkelheit der Unwissenheit durchdrungen und sie erfahren fortwährend, Leben für Leben die verschiedenen Arten von Problemen und Leiden. Buddhas Unterweisungen sind die einzige Methode, die die Dunkelheit der Unwissenheit aus unserem Geist entfernen kann. Indem wir sie in die Praxis umsetzen, können wir die Unwissenheit des Festhaltens am Selbst entfernen und auf diese Weise die dauerhafte Befreiung von Leiden, den beständigen inneren Frieden des Nirvana erfahren.

Die Unterweisungen Buddhas werden „Dharma“ genannt. Sie sind der erhabene Spiegel, in welchem wir die Fehler unserer Verblendungen und die Güte aller Mutterlebewesen erkennen können, damit wir verstehen können, was wir aufzugeben und was wir zu praktizieren haben. Sie sind die erhabene Medizin, mit der wir unsere schlimmsten Krankheiten der Wut, Anhaftung und Unwissenheit heilen können, damit wir schließlich das höchste Ziel menschlichen Lebens erlangen können – Erleuchtung.

Um allen Lebewesen zu helfen, strahlen sich Buddhas als verschiedene Dinge aus, sowohl belebte wie unbelebte. Es gibt keinen Ort, an dem es keine Ausstrahlungen der Buddhas gibt, die für das Wohl der Lebewesen wirken, und es gibt keine einzige Person, die nicht Buddhas Segnungen empfängt. Selbst diejenigen, welche Buddhas Existenz ablehnen, empfangen Buddhas Segnungen und aufgrund dessen erfahren auch sie gelegentlich geistigen Frieden. Wenn ihr Geist friedvoll ist, sind sie glücklich, auch wenn ihre äußeren Bedingungen schwierig sind. Solange ihr Geist friedlos ist, werden sie nie glücklich sein, auch wenn sie die besten äußeren Bedingungen haben. Aus diesem Grund hängt das Glück der Lebewesen vom inneren oder geistigen Frieden ab, der seinerseits vom Empfangen der Segnungen Buddhas abhängt.

Oftmals versuchen wir angestrengt friedvolle Geisteszustände zu kultivieren, aber aufgrund starker Verblendungen sind wir ohne Erfolg; gelegentlich aber erfahren wir inneren Frieden, ohne dass wir von unserer Seite aus Bemühen aufwenden. Dies deshalb, weil wir Buddhas Segnungen in unser Geisteskontinuum empfangen haben. Wir empfangen Buddhas Segnungen nur gelegentlich und nicht beständig, weil unser Geist normalerweise von der dichten Dunkelheit der Unwissenheit bedeckt ist.

In seinen Tantrischen Unterweisungen hat Buddha viele erleuchtete Gottheiten oder Buddhas wie Heruka und Hevajra aufgelistet. Der Name Heruka ist Sanskrit. „He“ enthüllt Leerheit, „ru“ enthüllt große Glückseligkeit und „ka“ enthüllt die Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit. Ein erleuchtetes Wesen, das auf die Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit zugeschrieben wird, ist der wirkliche Heruka, der definitive Heruka. Der Körper des definitiven Heruka ist der Wahrheitskörper Buddhas oder Dharmakaya. Er hat keine Farbe oder Form und durchdringt alles; es gibt keinen Ort, an dem der definitive Heruka abwesend ist. Der Heruka in der Form eines blaufarbenen Körpers, der mit vier Gesichtern und zwölf Armen in Umarmung mit Vajravarahi erscheint, wird der „interpretative Heruka“ genannt. Als Buddha die Heruka-Ermächtigung gab, erschien er im Aspekt des interpretativen Heruka, um anderen die Basis, den Pfad und die Resultate des Höchsten Yoga-Tantras in einer sichtbaren Form zu zeigen.

Buddhas Wahrheitskörper oder Dharmakaya ist seine allwissende Weisheit, welche die Vereinigung der großen Glückseligkeit und Leerheit ist. Buddhas Wahrheitskörper ist die Grundlage der Zuschreibung von Heruka. Gemäß den Erscheinungen gewöhnlicher Personen schien Buddha dahinzuscheiden, aber in Wahrheit ist er nie verstorben, weil sein hauptsächlicher Körper, der Wahrheitskörper, unsterblich ist. Indem wir die Natur und die Funktion von Buddha verstehen, sollten wir uns tief über seine herausragenden Qualitäten erfreuen.

Wie oben erwähnt möchte unser allumfassendes Mitgefühl alle Lebewesen von ihren Leiden befreien. Die einzige Methode, dies zu tun, besteht darin, zuerst selbst die Buddhaschaft zu erlangen, da nur ein Buddha die Fähigkeit besitzt, alle Lebewesen dauerhaft von Leiden zu befreien. Über die herausragenden Qualitäten Buddhas nachdenkend und unser allumfassendes Mitgefühl vergegenwärtigend, sollten wir einen starken Entschluss fassen, zum Wohle aller Lebewesen Erleuchtung zu erlangen. Dann meditieren wir fortwährend über diesen Entschluss in einsgerichteter Konzentration, bis wir die tiefe Realisation gewinnen, die ein spontaner Wunsch ist, die Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen zu erlangen. Diese Realisation wird „Bodhichitta“ genannt. Wir sollten diese mitfühlende Absicht Tag und Nacht bewahren, ohne es uns zu gestatten, sie jemals zu vergessen.

Korrekte Sicht entwickeln, lernen, andere zu schätzen, Selbst-Wertschätzung erkennen, vermindern und schließlich aufgeben, allumfassendes Mitgefühl und der kostbare Geist des Bodhichittas – sie alle sind im Allgemeinen Pfad enthalten, der von Buddha in seinen Sutra-Unterweisungen erklärt wurde. Um schnell den Wunsch unserer erhabenen Bodhichitta-Absicht zu erfüllen, hat Buddha den außergewöhnlichen Pfad des Mahamudra-Tantra gelehrt. Dies wird nun erklärt.

Mahamudra Tantra

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