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ОглавлениеDER UNZERSTÖRBARE WIND UND GEIST
Die Natur des unzerstörbaren Windes ist ein sehr subtiler „innerer Wind“. Innere Winde sind Energie-Winde, die durch die Kanäle des Körpers fließen. Sie sind viel subtiler als äußere Winde. Sie sind assoziiert mit und dienen als Träger für verschiedene Geistesarten. Ohne diese Winde könnte sich unser Geist nicht von einem Objekt zu einem anderen bewegen. Es heißt, dass innere Winde wie jemand sind, der blind ist, aber Beine besitzt, da sie nichts wahrnehmen können, aber sich dennoch von einem Ort zum anderen fortbewegen können. Geistesarten sind wie jemand, der Augen, aber keine Beine hat, weil Geistesarten sehen können, sich aber ohne ihre Träger, die inneren Winde, nicht bewegen können. Weil Geistesarten immer von den mit ihnen assoziierten Winden getragen werden, können sie sowohl sehen als auch sich bewegen.
Die inneren Winde, die durch die linken und rechten Kanäle fließen, sind unrein und schädlich, weil sie als Träger für die Geistesarten des Festhaltens am Selbst, der Selbst-Wertschätzung und anderer Verblendungen dienen. Wir müssen große Anstrengungen unternehmen, um diese inneren Winde in den zentralen Kanal zu bringen und sie dort aufzulösen, damit wir die Entstehung dieser Verblendungen verhindern können.
Für gewöhnliche Wesen treten die inneren Winde nur während des Todesprozesses und des Schlafens in den Zentralkanal ein, verweilen dort und lösen sich auf. Zu diesen Zeiten manifestiert sich der unzerstörbare Wind und Geist, aber gewöhnliche Wesen können dies nicht erkennen, weil ihr Gedächtnis und ihre Achtsamkeit zu dieser Zeit nicht funktionieren können. Tantrische Praktizierende der Vollendungsstufe können zu jeder Zeit durch die Meditation über die Kanäle, Winde und Tropfen bewirken, dass ihre inneren Winde in den Zentralkanal eintreten, dort verweilen und sich auflösen. Sie können deshalb die fünf Stufen des Tantras der Vollendungsstufe erreichen: (1) die anfängliche Realisation der spontanen großen Glückseligkeit (isolierter Körper und isolierte Rede der Vollendungsstufe), (2) endgültiges beispiel-klares Licht, (3) illusorischer Körper, (4) sinn-klares Licht, (5) die Vereinigung von sinnklarem Licht und dem reinen illusorischen Körper. Nach der fünften Stufe werden Praktizierende die eigentliche Erleuchtung innerhalb weniger Monate erlangen.
Es gibt fünf Ursprungs- und fünf Zweigwinde. Die Ursprungswinde sind:
1. Der lebenserhaltende Wind
2. Der abwärts-entleerende Wind
3. Der aufwärts-strömende Wind
4. Der gleichmäßig-verweilende Wind
5. Der durchdringende Wind
Die fünf Zweigwinde sind:
1. Der sich bewegende Wind
2. Der sich intensiv-bewegende Wind
3. Der sich vollkommen-bewegende Wind
4. Der sich stark-bewegende Wind
5. Der sich definitiv-bewegende Wind
Eine ausführliche Erklärung der inneren Winde kann in Anhang III gefunden werden.
Der unzerstörbare Wind ist der sehr subtile Wind, der mit dem sehr subtilen Geist assoziiert ist und als dessen Träger dient. Er wird der „ständig verweilende Körper“ genannt, weil wir diesen Körper beständig Leben für Leben gehabt haben. Obwohl unser Geist der Selbst-Wertschätzung glaubt, dass unser gegenwärtiger Körper unser eigener Körper sei und diesen Körper schätzt, ist unser gegenwärtiger Körper in Wirklichkeit ein Teil der Körper anderer, weil er ein Teil der Körper unserer Eltern ist. Unser Ich oder Selbst, welches unserem gegenwärtigen Körper zugeschrieben wird, wird am Ende des Todesprozesses sterben, während das Ich, welches dem ständig verweilenden Körper und Geist zugeschrieben wird, nie aufhören wird, sondern von einem Leben zum nächsten geht. Es ist diese Person oder dieses Ich, die schließlich ein erleuchtetes Wesen werden wird. Dadurch können wir verstehen, dass es gemäß Höchstem Yoga-Tantra im Geisteskontinuum eines jeden Lebewesens eine unsterbliche Person oder ein Ich gibt, das einen unsterblichen Körper besitzt. Ohne uns auf die tiefgründige Unterweisungen des Höchsten Yoga-Tantras zu verlassen, können wir jedoch unseren eigenen unsterblichen Körper und unsterbliches Ich, unser eigentliches Selbst, nicht erkennen. Ein Yogi sagte einmal:
Zuerst rannte ich aus Furcht vor dem Tod zum Dharma.
Dann schulte ich mich im Zustand der Todlosigkeit.
Schließlich realisierte ich, dass es keinen Tod gibt, und ich entspannte mich!
Innerhalb des unzerstörbaren Tropfens befindet sich der unzerstörbare Wind und Geist, die Vereinigung unseres sehr subtilen Windes und sehr subtilen Geistes. Der sehr subtile Wind ist unser eigener Körper oder ständig verweilender Körper. Der sehr subtile Geist, oder unzerstörbare Geist, ist unser eigener Geist oder ständig verweilender Geist und wird vom sehr subtilen Wind getragen. Die Vereinigung unseres sehr subtilen Windes und sehr subtilen Geistes hört nie auf und deshalb wird sie „der unzerstörbare Wind und Geist“ genannt. Unser unzerstörbarer Wind und Geist haben sich seit anfangsloser Zeit nie getrennt und sie werden sich auch in Zukunft nie trennen. Das Potenzial der Kommunikation, welches die Verbindung von unserem sehr subtilen Körper und Geist besitzt, ist unsere sehr subtile Rede oder ständig verweilende Rede. Diese wird in Zukunft die Rede eines Buddhas werden. Kurzgesagt befindet sich innerhalb unseres unzerstörbaren Tropfens unser eigener Körper, unsere eigene Rede und unser eigener Geist, die in der Zukunft der erleuchtete Körper, die erleuchtete Rede und der erleuchtete Geist eines Buddhas werden.
Nachdem wir etwas Erfahrung im Erzeugungsstufen-Tantra gewonnen haben, das wie das Zeichnen des Grundrisses eines Bildes ist, müssen wir die Meditationen des Vollendungsstufen-Tantras ausüben, um das Bild zu vollenden. Dies sind die Meditationen über den Zentralkanal, den unzerstörbaren Tropfen und den unzerstörbaren Wind und Geist, die als die „Yogas des Kanals, Tropfen und Windes“ bekannt sind. Wir sollten diese Meditationen kontinuierlich in Verbindung mit der Praxis des Vorbereitenden Führers ausüben, die in Teil 2 erklärt wird.
WIE MAN ÜBER DEN ZENTRALKANAL MEDITIERT
Zuerst sollten wir lernen wahrzunehmen, wie unser zentraler Kanal aussieht. Wir denken wie folgt:
Mein Zentralkanal befindet sich genau zwischen meiner linken und rechten Körperhälfte, allerdings etwas näher beim Rücken als der Vorderseite. Unmittelbar vor der Wirbelsäule liegt der ziemlich dicke Lebenskanal und direkt vor diesem befindet sich der Zentralkanal. Er beginnt an der Stelle zwischen den Augenbrauen, geht von hier in einem Bogen zum Scheitel meines Kopfes hinauf und geht danach in einer geraden Linie zur Spitze meines Geschlechtsorgans hinunter. Er ist außen von hellblauer Farbe und innen ölig-rot. Er ist klar und durchscheinend, sehr weich und biegsam.
Ganz zu Anfang können wir, wenn wir es möchten, den Zentralkanal als ziemlich breit visualisieren und ihn dann allmählich als dünner und dünner visualisieren, bis wir ihn schließlich einen Strohhalm breit visualisieren können. Wir denken wiederholt auf diese Art nach, bis wir ein allgemeines Bild unseres Zentralkanals wahrnehmen. Im Glauben, dass unser Geist innerhalb des Zentralkanals bei unserem Herzen ist, richten wir uns einsgerichtet auf den Zentralkanal bei unserem Herzen und meditieren darüber. Wir sollten uns beständig auf diese Art und Weise schulen, bis wir eine tiefe Erfahrung in dieser Meditation gewinnen.