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DIE HERAUSRAGENDEN QUALITÄTEN DES AUTORS

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Es ist üblich, daß zu Beginn von Kommentaren wie diesem eine Biographie des Autors, in diesem Fall des großen indischen Pandits Shantideva (687-763 n. Chr.), angeführt wird. Die nachfolgende kurze Zusammenfassung seiner Lebensgeschichte stammt aus traditionellen Quellen.

Shantideva wurde als Kronprinz einer königlichen Familie in Gujarat, einem Königreich in Westindien, geboren. Sein Vater war König Kushalavarmana (Rüstung der Tugend), und seine Mutter wurde als Ausstrahlung der tantrischen Gottheit Vajrayogini angesehen. Bei seiner Geburt bekam der Prinz den Namen Shantivarmana (Rüstung des Friedens).

Schon als sehr kleiner Junge zeigte Shantivarmana große Fähigkeiten in spirituellen Belangen, und im Alter von sieben Jahren war er bereits sehr bewandert in der inneren Wissenschaft der Religion. Sein wichtigster Lehrer zu jener Zeit war ein Yogi, der die durchdringende Weisheit so vollkommen realisiert hatte, daß es hieß, er sei mit Manjushri eins geworden. Manjushri ist die persönliche Gottheit, die die Weisheit aller erleuchteten Wesen verkörpert. Als Shantivarmana selbst ein Meditations-Retreat durchführte, empfing auch er eine direkte Vision von Manjushri und viele glückverheißende Zeichen.

Kurz danach starb König Kushalavarmana, und Shantivarmana sollte den Thron erben. In der Nacht vor der geplanten Krönung aber erschien ihm Manjushri in einem Traum. Er sagte zu dem Prinzen, daß er seinem Königreich entsagen und ein enthaltsamer Mönch werden solle. Shantivarmana floh sofort, nachdem er aufgewacht war, aus dem Palast, und verschwand im Wald, um zu meditieren. Einmal mehr hatte er eine Vision Manjushris, der ihm ein symbolisches hölzernes Schwert überreichte. Als er das Schwert annahm, erlangte er acht perfekte Realisationen. Dann reiste er zur großen Klosteruniversität von Nalanda, wo er vom Abt Jayadeva (Gott des Sieges) ordiniert wurde und den Ordinationsnamen Shantideva (Gott des Friedens) erhielt.

In Nalanda konnte Shantideva in seiner spirituellen Entwicklung schnell Fortschritte erzielen. Der Grund dafür war in erster Linie seine Praxis der tiefgründigen und anspruchsvollen Methoden des Tantras. Da er aber alle Übungen geheim und in der Nacht ausführte und sich am Tag ausruhte, schien es, als ob er nur drei Dinge täte: Essen, Schlafen und auf die Toilette gehen. Aus diesem Grund nannten ihn die anderen Mönche sarkastisch «Die drei Realisationen». Da sie ihn für einen sehr verantwortungslosen Mönch hielten, der eine Schande für ihre vornehme Universität war, schmiedeten sie einen Plan, um ihn loszuwerden. Da sie irrtümlicherweise annahmen, daß seine meditativen Fähigkeiten und sein Verständnis der Schriften sehr mangelhaft seien, arrangierten sie einen Vortrag, den Shantideva vor der ganzen Universität halten sollte. Sie dachten sich, daß seine Unwissenheit bloßgestellt und er dadurch so gedemütigt werden würde, daß er aus Scham die Universität verlassen müßte.

Am Tag der geplanten öffentlichen Erniedrigung bestieg Shantideva den Thron und gab zur Verblüffung der Anwesenden eine Abhandlung, die, nachdem sie niedergeschrieben worden war, unter dem Namen Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas (Skrt. Bodhisattvacharyavatara) bekannt wurde. Sie gilt auch heute noch als die beste jemals verfaßte Anweisung, wie man ein Bodhisattva wird - ein Wesen, das die volle Erleuchtung zum Wohle aller anstrebt. Als er das neunte Kapitel erläuterte, das von der Weisheit handelt, die die wahre Natur der Wirklichkeit festhält, sagte er: «Alles ist wie Raum.» Dann begann er sich in den Himmel zu erheben und flog immer höher und höher hinauf, bis man ihn nicht mehr sah. Seine Stimme konnte man aber trotzdem noch klar hören. Auf diese wundersame Weise wurden der Rest des neunten Kapitels und das ganze zehnte Kapitel vorgetragen.

Da Shantideva nicht nach Nalanda zurückzukehren wollte, reiste er nach Südindien. Die Mönche, die er zurückließ, waren natürlich tief beeindruckt und etwas verwirrt durch seine Unterweisung und die Demonstration von übernatürlichen Kräften. Kurz danach entbrannte ein Streit um die Unterweisung. Die Pandits aus Kaschmir behaupteten, daß Shantideva nur neun Kapitel gelehrt hätte, während einige Gelehrte aus Magadha, die ein besonders gutes Erinnerungsvermögen besaßen, argumentierten, daß er eigentlich zehn Kapitel gelehrt hätte. Es wurde beschlossen, daß man diese Uneinigkeit nur durch ein abermaliges Hören der Unterweisung bereinigen könne. Deshalb verließen mehrere Mönche Nalanda, um denjenigen zu suchen, den sie einmal verachtet hatten, und baten um eine Wiederholung der Abhandlung. Shantideva erfüllte diese Bitte und gab ihnen zudem den Text seines Handbuches der Schulungen (Skrt. Shikshamuchchaya); darin sind ebenfalls die Übungen eines Bodhisattvas erläutert. Seit dieser Zeit blühten das Studium und die Praxis der Schriften Shantidevas in Indien und anderen Ländern mahayanabuddhistischer Ausrichtung.

Der Ruhm Shantidevas verbreitete sich immer weiter, und viele nichtbuddhistische Lehrer wurden neidisch. Einer ihrer größten Lehrer, Shankadeva, forderte Shantideva zu einer Debatte heraus, mit der Bedingung, daß der Verlierer seine eigene Lehre zugunsten derjenigen des Gewinners aufgeben müsse. Durch seine übernatürlichen Kräfte und seine unfehlbare Logik ging Shantideva als Gewinner hervor. So wurden Shankadeva und alle seine Anhänger Buddhisten.

Bei einer anderen Gelegenheit, als eine große Hungersnot in Südindien herrschte, gab Shantideva bekannt, daß er große Freigebigkeit zeigen wolle. Am nächsten Tag versammelten sich viele Menschen, um zu sehen, was er machen würde, und Shantideva stillte den Hunger der gesamten Menschenmenge mit einer einzigen Schale Reis! So entwickelten die Ortsansässigen großes Vertrauen in Shantideva und nahmen die buddhistische Lebensweise an.

Dies war nur eine kurze Biographie des großen Bodhisattvas Shantideva, der sein ganzes Leben lang zahllose Handlungen ausführte, um den Dharma zu verbreiten und fühlenden Wesen zu helfen. Auch heute noch können Menschen, die das Glück haben, seine herausragenden Texte zu lesen, zu studieren und darüber zu meditieren, in ihnen eine Quelle großer Einsicht und Hilfe finden.

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