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Der große Gärtner
Macht und Güte des Schöpfers
Оглавление»In der Natur bin ich meinem Gott ganz nahe; da habe ich das Bedürfnis, den Schöpfer zu loben für all die Schönheit und die sinnvolle Ordnung, die er geschaffen hat. Ich ahne seine Größe und Güte, wenn ich unter freiem Himmel bin, die Vögel singen höre und sehe, wie alles wächst und gedeiht.« So oder ähnlich empfinden viele Menschen. Sie erleben, dass ihnen die Natur eine unmittelbare Beziehung zu den Geheimnissen der Religion vermittelt. Hier draußen fühlen sie sich von starken und heilsamen Kräften umgeben und feiern ihren ganz persönlichen Gottesdienst. Die Vorstellung von Gott als einem großen Gärtner, der die Schöpfung wie einen riesigen Garten wunderbar angelegt hat und versorgt, kommt ihnen entgegen. Sie staunen über die Weisheit, mit der alles aufeinander bezogen ist und zusammenspielt: die Jahres- und Tageszeiten, Licht und Dunkelheit, Wasser und Land, Tiere und Pflanzen, die Fruchtbarkeit des Feldes und der Bäume und die Menschen, die mitten in diesen Garten gesetzt sind. Und sie beginnen zu vertrauen, dass die Hand eines großen Gärtners über ihnen ist, die das Chaos in seine Schranken weist, für das Wohlergehen der Geschöpfe sorgt und die Natur immer von Neuem erblühen lässt.
Der bekannte norddeutsche Maler Emil Nolde hat 1940 als über Siebzigjähriger ein Ölbild mit dem Titel »Der große Gärtner« gemalt. Dieses Bild kann als Darstellung der Personifikation einer gütigen, die ganze Natur durchwaltenden Schöpfermacht gedeutet werden. Wir sehen darauf einen alten bärtigen Mann, der – am oberen Bildrand angeschnitten – wie aus dem Himmel auf eine weite grüne Landschaft mit Bäumen zu schauen scheint. Mit einer vorsichtigen Handbewegung berührt er eine riesige Blume, die in warmem Gelb über den Baumwipfeln leuchtet. Das Bild wirkt wie eine Illustration des großen Schöpfungspsalms, den Menschen in alttestamentlicher Zeit gedichtet haben und der vielen noch heute aus dem Herzen spricht. (Psalm 104,1-24. 27-31)
Auf, mein Herz, preise den HERRN!
HERR, mein Gott, wie groß du bist!
In Hoheit und Pracht bist du gekleidet,
in Licht gehüllt wie in einen Mantel.
Den Himmel spannst du aus wie ein Zeltdach.
Droben über dem Himmelsozean
hast du deine Wohnung gebaut.
Du nimmst die Wolken als Wagen
oder fliegst auf den Flügeln des Windes.
Stürme sind deine Boten
und das Feuer ist dein Gehilfe.
Du hast die Erde auf Pfeilern erbaut,
nun steht sie fest und stürzt nicht zusammen.
Die Fluten hatten das Land bedeckt,
das Wasser stand über den Bergen.
Vor deiner Stimme bekam es Angst;
es floh vor dem Grollen deines Donners.
Von den Bergen floss es ab in die Täler,
an den Ort, den du ihm zugewiesen hast.
Dann hast du dem Wasser Grenzen gesetzt,
nie wieder darf es die Erde überfluten.
Du lässt Quellen entspringen und zu Bächen werden;
zwischen den Bergen suchen sie ihren Weg.
Sie dienen den wilden Tieren als Tränke,
Wildesel löschen dort ihren Durst.
An den Ufern bauen die Vögel ihre Nester,
aus dichtem Laub ertönt ihr Gesang.
Vom Himmel schickst du den Regen auf die Berge
und gibst der Erde reichlich zu trinken.
Du lässt das Gras sprießen für das Vieh
und lässt die Pflanzen wachsen,
die der Mensch für sich anbaut,
damit die Erde ihm Nahrung gibt:
Der Wein macht ihn froh,
das Öl macht ihn schön,
das Brot macht ihn stark.
Auch die großen Bäume trinken sich satt,
die Libanonzedern, die du gepflanzt hast.
In ihren Zweigen nisten die Vögel,
hoch in den Wipfeln hausen die Störche.
Den Steinböcken gehören die hohen Berge,
in den Felsen finden die Klippdachse Zuflucht.
Du hast den Mond gemacht,
um die Zeit zu teilen;
die Sonne weiß, wann sie untergehen muss.
Schickst du die Dunkelheit, so wird es Nacht
und die Tiere im Dickicht regen sich.
Die jungen Löwen brüllen nach Beute;
sie erwarten von dir, Gott,
dass du sie satt machst.
Geht dann die Sonne auf,
so ziehen sie sich zurück
und ruhen in ihren Verstecken aus.
Nun erwacht der Mensch;
er geht an seine Arbeit und müht sich,
bis es wieder Abend wird.
HERR, was für Wunder hast du vollbracht!
Alles hast du weise geordnet;
die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Alle deine Geschöpfe warten darauf,
dass du ihnen Nahrung gibst zur rechten Zeit.
Sie nehmen, was du ihnen ausstreust;
du öffnest deine Hand
und sie alle werden satt.
Doch wenn du dich abwendest, sind sie verstört.
Wenn du den Lebenshauch zurücknimmst,
kommen sie um und werden zu Staub.
Schickst du aufs Neue deinen Atem,
so entsteht wieder Leben.
Du erneuerst das Gesicht der Erde.
Die Herrlichkeit des HERRN
bleibe für immer bestehen;
der HERR freue sich an allem,
was er geschaffen hat!