Читать книгу Duffy – Superstar: Western - Glenn Stirling - Страница 7
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ОглавлениеDas Pferd, auf dem Gommy aus Harpertown geritten war, taugte für einen normalen Reiter, nicht für ein Schwergewicht, wie Gommy es war. Und deshalb war der Schecke schon todmüde, als Gommy gerade ein paar Meilen aus der Stadt heraus war. Und natürlich ritten sie hinter ihm her. Aber zu diesem Zeitpunkt herrschte Nacht, die Sicht war trotz des Halbmondes miserabel. Nebeldünste standen über der Prärie. Gommy versuchte zu entkommen.
Der Schecke tat sein Bestes, aber er war eben nur ein normales Pferd und nicht so ein Koloss wie das Tier, auf dem Gommy sonst ritt.
Als es durch ein sanftes Tal ging, brach der Schecke fast zusammen. Gommy hatte gar keine andere Wahl, und ein Pferdeschinder war er nicht. Also saß er ab, nahm das Pferd beim Zügel und verkrümelte sich im Gebüsch.
Die Verfolger kamen wenig später vorbeigejagt. Auf dem Geröll fanden sie keine Spuren, und so konnte Gommy genüsslich zusehen, wie sie keine Steinwurfweite von ihm entfernt vorbeigaloppierten.
Das Geräusch der Verfolger entfernte sich, der Schecke legte sich in der Hoffnung, dass dieses Spiel nun aus und vorbei sei, einfach hin, und Gommy blickte kopfschüttelnd auf das ermüdete Pferd. Was sollte er denn sagen? Er hatte eine Stadt in Trümmer gelegt und fühlte sich kein bisschen müde, jedenfalls nahm er das in diesem Augenblick an.
Aber während er so herumstand, da dachte er, dass man ebenso gut die Zeit, bis der Schecke sich erholt hatte, im Sitzen zubringen konnte. Und als er dann eine Weile später saß, hungrig wie ein Bär und nichts zu essen weit und breit, da sagte er sich, dass Schlafen ihm vielleicht über den Hunger hinweghelfen könnte. So legte er sich hin und schlief; der Schecke schlief auch.
Die wilde, verwegene Jagd, die da vorhin an ihm vorbeigebraust war, setzte sich aus aufgebrachten Bürgern der Stadt zusammen, die den tollwütigen Elefantenbullen endlich fassen wollten.
Mit Verspätung von einer halben Stunde aber kam ein zweites Aufgebot unter der Führung von Deputy Sheriff John Pommer.
Der kleine drahtige und vollbärtige Mann führte sieben von Moreno vereidigte Männer auf Gommys Spur. Die Gewähr dafür, dass sie wirklich auf Gommys Spur ritten, verschaffte ihnen die Promenadenmischungs-Hündin Pretty. Pretty sah ein bisschen wie ein Schäferhund aus, ein bisschen wie ein Jagdhund, ein bisschen wie ein Schnauzer, und sie hatte wohl auch den Verstand von all diesen Rassen. Auf alle Fälle verlor sie die Spur nicht. Und so dauerte es gar nicht lange, dass die acht Männer ohne jede Hast in die Nähe von Gommys Lager kamen.
Das Verhalten von Pretty zeigte ihnen an, wie nahe sie Gommy waren. Also ließ Pommer anhalten, stieg von seinem Pferd, wobei man so richtig sehen konnte, wie klein er war. Und dann pirschte er sich mit seiner Hündin in Gommys Nähe. Wie ein gewaltiger Hügel lag der schlafende Elefantenbulle neben seinem ebenso schlafenden Pferd. Für das Pferd empfand Pommer Mitleid, für Gommy nicht.
Er schlich wieder zurück zu seinen Männern, und dann ging alles wie verabredet. Von einem Packpferd wurde etwas gelöst, ausgebreitet, und es stellte sich heraus, dass es sich um ein riesiges Fischnetz handelte. Mit diesem Netz ging man im Frühsommer auf Fischfang. Der Swaney River befand sich ja nicht weit von Harpertown. Mit diesem Netz also pirschten sich alle acht Männer, von denen jeder ein Ende davon in der Hand hielt, zu Gommy heran, und in dem Augenblick wurde endlich der Schecke wach. Er schnaubte, aber bei Gommy hätte es eines Böllerschusses bedurft, um ihn zu wecken.
Ängstlich, als hätten sie es mit einem feuerspeienden Drachen zu tun, hielten die Männer den schlafenden Gommy im Auge. Und auf ein Zeichen von John Pommer wurde dann das Netz übergeworfen, was Gommy nun doch aus dem Schlaf scheuchte.
Gommy warf sich herum, und das war genau der entscheidende Fehler. Denn jetzt wickelte er sich bei dieser Bewegung schon einmal in das Netz wie ein zappelnder Fisch, ein etwas großer Fisch, muss man schon sagen, so eine Art Walfisch.
Als er dann aber gar auf die Beine kommen wollte, wo die Männer an allen Seiten an diesem Netz herumzerrten und zogen, da strauchelte er, fiel wieder hin, rollte herum und hatte nun verteufelt Ähnlichkeit mit einer Krautroulade. Aber es kam noch besser, denn natürlich fuchtelte Gommy wütend mit den Armen herum. Und die Männer an den Seiten sorgten dafür, dass dieses Netz immer locker genug war, damit er es nicht womöglich zerfetzte.
Es war ein sehr gut gemachtes Netz. Dennoch gelang es Gommy, es an einigen Stellen zu zerreißen. Aber da wurde wieder ein Teil des Netzes übergeworfen, und schließlich gelang es dann John Pommer in einem tollkühnen Einsatz, sich auf dieses, einer riesengroßen Raupe ähnelnde Gebilde zu werfen und die Schlinge eines Lassos blitzschnell über Gommys Kopf, der natürlich auch vom Netz umwickelt war, zu streifen. Ein Ruck, und die Schlinge spannte sich um Gommys Hals.
Das andere Ende des Lassos hatte John Pommer sinnigerweise mit dem Sattel seines Pferdes verbunden, und das Pferd ließ er jetzt ein wenig anziehen.
Gommy ging die Luft nicht gleich aus, aber doch nach einer Weile so weit, dass seine Bewegungen immer lahmer wurden.
Nun machten sich die sieben Männer von Pommer an die Arbeit. Sie brauchten alle ihre Lassos und noch ein paar weitere dazu, um Gommy einzuwickeln, dass der schließlich aussah wie eine Raupe, die sich eingesponnen hat, um ein Schmetterling zu werden.
Nun wurde der gute Gommy, dieses Gebirge von einem Menschen, nicht etwa zum Schmetterling. Sie hatten für ihn in einer anderen Weise vorgesorgt.
John Pommer gab den Befehl, auf eine naheliegende Farm zu reiten und einen Wagen zu besorgen. Der Mann, der diesen Auftrag ausführte, vergoss fast Tränen, weil er jetzt nicht mehr mitansehen konnte, wie der gewaltige Gommy, der so gut wie ganz Harpertown zerstört hatte, jetzt hilflos wie ein Wickelbaby am Boden lag und schnaufte, dass es sich anhörte wie eine abfahrende Lokomotive.
Später dann kam der Wagen, und sie hatten alle acht zu tun, um den eingewickelten Gommy auf diesen Wagen zu wälzen. Oben dann banden sie ihn fest, als hätten sie einen echten Elefanten gefangen. Und die Fahrt ging los.
Nun, wo Gommy sich nicht wehren konnte, da verkniff es sich keiner von den hasserfüllten Männern, ihm ab und zu mit der Stiefelspitze in den Allerwertesten oder so im Vorbeireiten einmal in den Bauch zu treten. Gommy quittierte das mit einem drohenden Knurren. Im Augenblick machte er wirklich den Eindruck eines gefangenen Grizzlys.
Und so kam dann der Triumphzug in die Stadt. Die Männer des ersten Aufgebotes waren inzwischen längst zurückgekehrt und kochten vor Wut, als sie nun sahen, dass es acht Männern gelungen war, mit Hilfe einer Hündin Gommy aufzuspüren und einzufangen.
Da es nun mittlerweile Tag geworden war, ja, eigentlich schon auf Mittag zuging, beschlossen die Bürger, den Einzug von Gommy als ein besonderes Fest zu feiern. Und das erlebte auch Duffy mit. Er sah dem Treiben zusammen mit Sheriff Moreno von dessen Veranda aus zu.
Zunächst einmal wurde der Wagen mit dem gefesselten Gommy wieder umdirigiert und musste die Stadt verlassen. Denn in Harpertown war man noch nicht soweit.
Das Klavier hatte im Saloon Gommys Bombenangriff heil überstanden. Es klang zwar ein wenig verstimmt, aber den Pianisten, der einen Kopfverband trug, focht das nicht an. Das Klavier wurde mitten auf die Straße gestellt, und der Pianist begann den Triumphmarsch von Verdi zu spielen.
Es gab noch ein paar musikbesessene Menschen in Harpertown. Der eine besaß eine Fiedel, der andere eine Trompete, und schließlich gab es noch den Leiter der vereinigten Feuerwehr, und der hatte eine Pauke. Manche der Instrumente waren seit Jahr und Tag nicht mehr benutzt worden, und die Spieler selbst hatten wohl nicht mehr die Übung wie früher, falls sie die jemals besessen haben sollten. Auf alle Fälle aber ist es ein Zeichen von guter Gesinnung, wenn man Musik macht. Also machten die Musiker von Harpertown mitten auf der Straße Musik. Der mit der Fiedel kannte wohl die Melodie von Verdis Triumphmarsch und spielte sie einigermaßen mit. Der mit der Trompete hatte diesen Marsch im Leben noch nicht gehört und war der Meinung, dass die Melodie von „Glory, Glory“ zum Einzug Gommys viel besser passte, also spielte er das. Der mit der Pauke schien es von allen am leichtesten zu haben, aber unglücklicherweise orientierte er sich beim Taktschlagen an dem Trompeter.
Die Musik war auf alle Fälle unheimlich laut, und das kam bei der jubelnden Menge am meisten an, zumal wegen des Lärms, den die Menschen machten, die Musik sowieso kaum zu verstehen war. Und außerdem quietschte der Wagen, auf dem Gommy lag, denn der bedeutete für diesen alten Karren eine ganz schöne Last.
Schüsse wurden abgefeuert, natürlich in die Luft, Kinder quietschten vor Vergnügen, nachdem sie in der letzten Nacht Todesängste ausgestanden hatten. Frauen kreischten hasserfüllt in Gommys Richtung, und dazwischen die Katzenmusik, das Böllern der Revolver und Gewehre, und endlich der wilde Aufschrei von Gommy, als ihm ein Lausejunge mit einer Steinschleuder einen Kiesel direkt auf die Nase gefeuert hatte.
Mitten in diese Zeremonie platzte schließlich, vom anderen Ende der Stadt kommend, Richter Curley.
Er hatte ein Gesicht wie gehackte Nüsse, eine Nase wie ein Bierrettich und einen Körper wie ein Fass, das auf zwei Stempeln stand.
„Das ist der Richter“, sagte Moreno und machte eine leichte Kopfbewegung in Richtung des etwa fünfzigjährigen Mannes, der da mitten auf der Straße kam, gefolgt von einem Buckligen, der einen Kneifer auf der Nase trug und ein schweres Buch unter dem Arm mit sich herumschleppte.
„Wer ist der, der da hinter ihm her kriecht?“, wollte Duffy wissen.
„Das ist der Gerichtsschreiber, ohne den läuft bei Richter Curley gar nichts“, erklärte Moreno. „Du wirst gleich etwas erleben, pass mal auf.“
Der Wagen hielt jetzt etwa in Höhe des Office. Gommy war so festgebunden worden, dass er Duffy den Rücken zuwandte.
Eigentlich tat er Duffy leid. Aber die beiden hatten sich das alles selber eingebrockt, und so richtiges Mitleid konnte Duffy beim besten Willen nicht empfinden. Im Gegenteil, eher so etwas wie Schadenfreude. Das Problem war nur, die beiden wieder aus der Geschichte herauszupauken. Was Moreno anging, konnte sich Duffy auf den alten Freund schon etwas Hoffnung machen. Aber die anderen hier in der Stadt, die schäumten vor Wut, die wollten Gommy und Tornado-Tuck am liebsten zum Frühstück verzehren.
Duffy hatte beschlossen, sich Zeit zu lassen mit allem. Immerhin konnte er nicht gegen die ganze Stadt angehen. Nicht so einfach, denn jetzt waren sie entschlossen, aufzupassen. Und sie wollten ihr Schauspiel haben.
Der neue Richter gefiel Duffy gar nicht. Das schien ein eisenharter Bursche zu sein. Einer von denen, die besonders gerne Exempel statuieren.
Endlich hatte die blödsinnige Musik aufgehört zu spielen, und alles schaute gebannt auf Moreno. Der wiederum blickte zu Richter Curley hin, und nun flogen die Köpfe herum, alles sah Curley an.
Der Richter mit dem zerhackten Gesicht blickte starren Auges auf den gefesselten Gommy, der, in seinem Netz eingewickelt, nicht die mindeste Chance hatte, sich zu rühren. Außerdem war er noch mit unzähligen Lassos am Wagen festgebunden.
Moreno schob sich jetzt von seinem Schaukelstuhl hoch, und Duffy raunte ihm zu: „Was hast du jetzt vor?“
„Sieh es dir ganz einfach an, dann weißt du Bescheid“, knautschte Moreno zwischen den Lippen hervor, dann stampfte er auf die Straße.
Er baute sich neben dem Wagen auf, und viel hätte nicht gefehlt, und er wäre hinaufgestiegen und hätte ein Bein auf Gommy gestellt wie auf einen gefangenen Tiger.
„So“, rief der Richter mit einer Stimme, die so klang, als hätte einer auf einen Amboss geschlagen, „jetzt packt den verdammten Kerl ins Gefängnis!“
Moreno kratzte sich am Kinn, so einfach war das nicht, denn wenn sie Gommy erst loswickeln würden, musste ja unweigerlich das Ganze von vorn anfangen, was sie letzte Nacht mit ihm erlebt hatten. Am besten war, überlegte sich Moreno, zehn, zwölf Männer packten den Gefesselten und schleppten ihn mitsamt dem Netz ins Jail und machten ihn dort los.
Und so geschah es auch; zwölf Mann waren nötig. Sie hatten sich kurze Handhölzer gemacht, so etwa einen dreiviertel Meter lang. Die schoben sie unter Gommy hindurch, auf jeder Seite packte einer an, sechs hatten sie davon. Und jetzt trugen sie Gommy tatsächlich wie einen Walfisch vom Wagen herunter über die Straße und direkt durchs Office ins Jail. Ein Glück, dass die Türen des Gebäudes breit genug waren.