Читать книгу Der Steckbrief zeigt dein Gesicht: Texas Wolf Band 61 - Glenn Stirling - Страница 7
2
ОглавлениеOld Joe legte der strahlenden Mutter das Kind in die Arme. „So, jetzt haben wir das kleine Ding herausgeputzt, als wollte es zum Ball“, sagte er schmunzelnd. „Und Ihnen geht es jetzt auch wieder besser, wie?“
„Ich mach mir Sorgen um meinen Mann. Er ist so lange schon weg, und ich begreife das gar nicht.“
„Er wird schon kommen, Madam“, versuchte Old Joe sie zu trösten.
„Ich heiße Sheila Johnson“, erklärte sie ihm und blickte ein wenig unsicher auf ihr Kind, das sie in den Armen hielt. Das kleine Gesicht wirkte zerknautscht, und eine Locke des dunklen Haares hing in der Stirn. Das Kind schlief und schien die Nähe der Mutter behaglich zu finden.
Der Alte stand, die Ärmel aufgekrempelt, ein Handtuch über der Schulter, breitbeinig vor der im Bett liegenden Frau und ihrem Baby.
Sie sah ihn aus ihren großen blauen Augen forschend an. „Warum jagen Sie ihn?“ Ihre Stimme klang jetzt noch brüchig und ein wenig atemlos.
„Er soll einen Mann im Streit erschlagen haben, mit einem Revolverkolben.“
„Ich glaube es nicht, aber vielleicht war es Notwehr.“
Old Joe schüttelte den Kopf. „Er streitet es überhaupt ab, aber da sind Zeugen. – Wollen Sie etwas trinken? Sie sollten es, damit Ihre Nieren funktionieren und Sie auch genug Milch haben. Nachher wird die Kleine etwas wollen.“
Die Frau war unruhig geworden. „Wenn ich nur wüsste, wann mein Mann kommt. – Ist Ihr Freund schon losgeritten? Ich habe nichts gehört.“
„Er ist noch draußen. Mike kommt ihm schon nicht aus. Wir wollen Mike nicht niederschießen oder so. Ich denke, Mike wird es nicht schaffen, durch die Wüste zu reiten, ohne sich eine Blöße zu geben, wo ihn Tom fassen wird. Ohne Blutvergießen und ohne Blei.“
Sie atmete erleichtert auf. „Er war so gut zu mir, hat sich so bemüht. Er ist wirklich kein schlechter Mensch, im Gegenteil. Er hätte ja auch weiterreiten können.“
Old Joe nickte. „Hätte er wirklich.“ Plötzlich hörte er Toms Pfiff. Sam war schon an der Tür, sprang hoch und schob mit der rechten Vorderpfote den Schieber zurück, sprang zurück, machte mit der Pfote die Tür auf und huschte nach draußen.
Unmittelbar danach hörte Old Joe schon das wilde Aufheulen des Wolfsblutes und zugleich Toms Stimme, die Sam aufforderte, bei ihm zu bleiben.
Old Joe ging zur Wand, packte seine Hawken und schielte durchs Fenster. Er trat nur bis zum Rand an die Scheiben. Es war ein winziges Fenster, fast eine größere Schießscharte, mehr nicht.
Draußen stand Tom Cadburn im gleißenden Sonnenlicht. Neben ihm Sam. Aber noch weit entfernt näherte sich ein Reiter. Der Mann hing mehr im Sattel, als dass er saß, und sein schwarzweiß geschecktes Pferd schien zu taumeln.
Eine Staubfahne wehte dünn von den schlurfenden Hufen des Pferdes hoch.
Der Reiter kam aus der Wüste, etwas weiter südlich jener Richtung, in die Mike geritten war.
„Mein Mann?“, fragte Sheila Johnson.
„Hat er einen Schecken?“, fragte Old Joe, ohne den Blick aus dem Fenster zu lassen.
„Ja, es ist Sally, unsere Stute … Was ist mit James?“
„Wenn James Ihr Mann ist und dieser James dort im Sattel sitzt, hat er so etwas wie einen verdammt harten Ritt hinter sich.“
Sheila wollte noch tausend Fragen stellen, aber Old Joe war anzusehen, dass er nicht eine einzige beantworten würde, nicht jetzt.
Er stand am Fenster, hatte die Hawken fest in den faltigen Fäusten, deren Rücken sich wie Pergament spannten. Und der Blick der Falkenaugen war fest auf den Ankömmling gerichtet.
Der drohte jeden Augenblick aus dem Sattel zu kippen. Das Pferd aber, so erschöpft es schien, hatte Sam entdeckt und blieb mit einem Ruck stehen. Das genau hatte der Reiter nicht erwartet. Er verlor das Übergewicht, rutschte nach vorn, kippte mit dem Oberkörper auf die Mähne des Schecken und glitt dann nach rechts, rutschte, sich verzweifelt haltend vom eigenen Gewicht gezogen in den Sand. Er schlug schwer auf, wollte sich noch herumwälzen, aber das schien er nicht mehr zu schaffen. Apathisch blieb er in der grellen Sonnenglut liegen.
In der Helligkeit, die auf sein schmutziges einst rotgestreiftes weißes Hemd fiel, wirkte der große Blutfleck an der Hüfte um so dunkler.
Tom lief auf Mann und Pferd zu, Sam kam ihm nach, aber das Pferd scheute, war aber zu erledigt, um weit zu laufen. Es machte ein paar matte Sprünge und trottete dann hinunter zum Arroyo, wo schon die anderen beiden Pferde und Old Joes Maultier Rosinante standen. Die
begrüßten Stute Sally mit dumpfem Wiehern.
Tom hatte den am Boden liegenden Mann erreicht, kniete neben ihm nieder und wälzte ihn weiter auf die Seite. Old Joe konnte hier drinnen nicht hören, was Tom oder der Verletzte sagten, aber er sah, wie Tom dem Manne das Hemd aufriss.
„Was ist mit James? Bitte, sagen Sie, was mit James ist!“, rief Sheila erregt.
„Ruhig Blut, Tom ist bei ihm. Ich denke, er kommt gleich mit ihm herein. Der Mann, wenn es Ihr James ist, hat einen schlimmen Ritt hinter sich und ist ein bisschen verletzt.“ Ein bisschen viel, dachte Old Joe noch, als er das gesagt hatte, aber er sprach das nicht aus.
Tom nahm den Verletzten in die Arme, hob ihn auf und trug ihn nun auf das Haus zu.
„Ist Ihr Mann dunkelhaarig?“, wollte Old Joe wissen, ohne den Blick vom Fenster zu wenden.
„Ja, ist er. Wieso ist er verletzt?“, fragte sie ungeduldig.
„Woher soll ich es wissen, Madam? – Tom bringt ihn.“ Old Joe hängte seine Hawken genau an den Haken, wo zuvor das russische Einlauf-Gewehr gehangen hatte. Dann öffnete er die Tür bis zum Anschlag. Tom kam mit dem Verletzten herein.
Der Mann in seinen Armen war bei Sinnen. Er stöhnte. Jetzt entdeckte Old Joe das abgebrochene Stück Pfeil, das aus der Hüftwunde ragte, die unter dem aufgerissenen Hemd zu erkennen war.
„Lipans?“, fragte der Alte und sah dem etwa dreißigjährigen Mann mit dem dunklen Haar in die grünen Augen. ,
„Jede Menge“, ächzte der Verletzte, dann hatte er seine Frau mit dem Baby entdeckt.
„Ich habe ihm schon gesagt, dass alles gutgegangen ist mit der Geburt“, erklärte Tom und legte den Verletzten auf die Felle in der hinteren Raumecke. Dort hatte vorhin noch Sam herumgeschnüffelt.
„O James, was ist nur passiert?“, rief die Frau aufgeregt.
„Sheila … ist … ist mit dem Baby und dir …“
„Alles gut, James, aber du,was ist dir zugestoßen? Wo bist du nur so lange geblieben?“
„Er ist mit Indianern zusammengeraten“, erklärte Tom. Er wandte sich an Old Joe. „Machst du das mit dem Pfeil? Ich werde mich um sein Pferd kümmern und es absatteln. Das Pferd ist so groggy wie der Mann.“