Читать книгу Herz-Ass sticht! Harte Western Edition - Glenn Stirling - Страница 6
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ОглавлениеDick hat heute wieder seinen Arbeitstag. Der athletische Dick Hanson mit dem Gesicht eines Berufsboxers schwingt die Axt und wuchtet sie mit voller Kraft in den Stamm der Eiche. Corralpfähle brauchen die Boys auf der Ranch, und Dick ist ausgezogen, Bäume zu schlagen. Jüngst hat er die Weste und Jacke ausgezogen, auch der Waffengürtel hängt an einem Ast. Schweiß rinnt Dick von der faltigen Stirn, aber er kennt kein Rasten; unermüdlich jagt er die Klinge ins harte Holz. Es ist schon eine stattliche Zahl Bäume, die er an diesem Morgen gefällt hat. Vor allem dürfen sie nicht zu dick sein, sonst kann man sie nicht als Pfähle verwenden.
Es kracht und knackt. Dick richtet sich auf und wischt über seine nasse Stirn. Langsam neigt sich der junge Baum. Der Mann tritt etwas zur Seite und schaut auf den Wipfel, der sich zur Erde senkt.
Mit einem Prasseln fällt der Baum.
Nun beschließt Dick, eine kurze Pause einzulegen. Er fischt aus seiner Tasche ein Päckchen Tabak hervor und rollt sich eine Zigarette. Als er sie in der hohlen Hand anzündet, sieht er den Reiter, der sich dem Gehölz von der Prärie her nähert
Wird Patty von der Hammer-Ranch sein!, denkt Dick. Dann wirft er einen stolzen Blick über die stattliche Reihe der gefällten Bäume.
Auch der Reiter macht ein verwundertes Gesicht, als er näherkommt. Es ist ein älterer Cowboy auf einem zottigen Braunen.
„Hallo, Dick Hanson!“, grüßt er.
Dick hebt die Hand: „How‘re you, Patty?“
„Damned, ich will zur Hölle fahren, wenn nicht gestern noch ein richtiger Wald hier stand!“, knurrt Patty.
„Yeah, und nun ist er nur noch zur Hälfte hier, was?“ Dick grinst stolz.
„Well, Dick, du solltest mal für ‘ne Zeit bei uns die Stämme schlagen! Bei uns sind immer vier Mann im Wald, und sie machen nicht so viele Pfähle in der kurzen Zeit wie du heute!“
Dick reckt seine starken Arme und lässt die Muskeln spielen. „Sure, Patty, da muss man auch von guten Eltern sein! Was gibt‘s Neues auf der Hammer-Ranch?“
„Nichts Besonderes, Dick!“, erwiderte Patty. „Ich sprach gestern mit deinem Boss Billy Rollins! Er erzählte mir, dass ihr den Round-up hinter euch habt! Und dass Grim-Mike oben auf der Bären-Ranch sitzt. Du willst wohl nicht mehr hin, was?“
Dick macht plötzlich ein verschlossenes Gesicht. „No!“
„Kann‘s verstehen. Boy!“, sagt Patty beruhigend. „Pat war oben ein Prachtweib. Nun, du bist drüber weg. Aber hast du schon von der Sache in Crown King gehört?“
Dick schüttelt den Kopf.
„Sie haben so einen komischen Kauz zum Sheriff gewählt. Uns erzählte der Postfahrer, dass dort etwas im Gange ist! Ich sprach auch mit Billy darüber, aber der winkte ab. Sie verlangen jetzt von den Geschäftsleuten Versicherungen wie in Chicago!“
„Was für Versicherungen?“, will Dick wissen. Er hat noch nicht verstanden.
„Pass auf, Dick!“, erklärt Patty. „Wenn ich einen Laden hab … und du schmeißt mir die Fenster ein oder zündest mein Lager an, was kann ich als kleiner Geschäftsmann gegen einen Gangster machen?“
„Ihm den Wanst mit blauen Bohnen spicken!“, brummt Dick.
„Ja, das kannst du, aber nicht die faulen Pfeffersäcke in Crown King. Die geben den Banditen Geld, wenn sie eben ihre Läden in Ruhe lassen! Und da liegt der Hase im Bratofen, Dicker! Die Gangster kassieren regelmäßig ihr Geld, und dann haben die Pfeffersäcke Ruhe. Ab und zu werden die Zahlungen erhöht. Wer nicht zahlt, steht vor seinem brennenden Haus! Hast du endlich kapiert?“
Dick runzelt die Stirn. Man merkt, dass er scharf überlegt. Nachdenklich stützt er sich auf seine Axt. „Damned, das ist ja toll!“, staunt er. „Und der Sheriff?“
„Der macht mit; er ist doch einer der ihren, Mann!“
„Well, aber wir wohnen nicht in Crown King, sondern auf der Herz-Ranch, und die liegt bei Bluetown!“ Dick will nun nichts mehr davon wissen. Schließlich mischt er sich nicht mit aller Gewalt in fremde Angelegenheiten.
„Aber Dick, du bist doch Sergeant der Special Police!“, ruft Patty. „Und Jim Chester doch auch. Billy Rollins ist euer Captain! Ihr müsstet euch darum kümmern!“
„Patty, wir haben keinen Auftrag! Und wir werden deshalb auch keinen bekommen, denn das ist keine Bundessache! Wenn einer die Post klaut oder ein Killer herumläuft, den sie in zwei Staaten suchen, dann greifen wir ein, aber nicht, weil ein paar Pfeffersäcke in Crown King blechen müssen! Das wäre noch schöner, wenn die Special Police jeden Dreck bereinigen müsste! Am Ende machen wir noch Hebamme für die Farmerfrauen, was?“
Patty lacht aus vollem Halse. Er stellt sich den urigen Dick als Hebamme vor. Dann tippt er an seinen Hut und reitet lächelnd ab.
Dick lässt seine Axt wieder in einen Baum sausen.
Verdammt, denkt er mürrisch, mit der blöden Quatscherei hab ich ‘ne Menge Zeit verloren!
Aber der Gedanke an die Erpresser in Crown King lässt ihn nicht mehr los. Dann schüttelt er die Sache ab. Man wird nichts mehr davon hören!, denkt er.
Doch Dick wird bald Gelegenheit haben, sich selbst von den Tatsachen zu überzeugen.