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Bereits am gleichen Abend kommt Billy Rollins auf der Station in La Posta an. Er lädt sein Pferd ab und reitet in den Ort, der über eine Meile von der Station entfernt liegt. Es ist schon fast dunkel, und die Straßenlampen spiegeln sich im Wasser des Puerco River wider. Nur eine Seite der Straße ist bebaut, auf der anderen geht der Fluss vorbei. Der ganze Ort liegt praktisch am Hang. Die Straße ist der tiefste Punkt. Wie auf einer Treppe liegen die Häuser am Hang des Berges, und von der Hauptstraße führen kleine Seitengassen steil bergan.

Auf der Straße herrscht reger Betrieb. Cowboys reiten auf die Kneipe zu, die sich stolz mit roten Leuchtbuchstuben als „New York Bar“, ausgibt. Der Gehsteig wird von vielen Männern und Frauen begangen, die noch alles Mögliche vor Einbruch der Nacht erledigen wollen.

Billy Rollins fragt einen jungen Burschen nach dem Mietstall.

„Die dritte Straße rechts hinauf! Das vierte Haus! Steht eine Lampe davor!“, erklärt der Junge.

Billy braucht nicht lange, um den Mietstall zu finden. Er stellt sein Pferd ein und gibt dem Wärter ein Trinkgeld. Dann geht er zum Sheriffshaus. Er ist eben daran vorbeigekommen und hat es an der ausgehängten Fahne erkannt.

Billy wirft einen Blick durch das Fenster in das erleuchtete Innere des Büros. Er sieht einen älteren Mann hinter einem Tisch sitzen. An der Hemdbrust des schon etwas umfangreichen Mannes prangt ein Sheriffstern. Im Hintergrund lehnen zwei uniformierte Gendarmen, State Troopers, an der Wand und betrachten eine Landkarte.

Billy klopft an die Tür.

„Come in!“, hört er jemanden rufen. Er tritt ein.

Der Sheriff blickt etwas verwundert drein, als er den Fremden sieht.

„Captain Rollins, Special Police!“, stellt sich Billy vor und zeigt seinen Ausweis.

Die State Troopers kommen interessiert näher„

Der Sheriff muss erst seine Brille aus der Tasche ziehen, damit er den Ausweis lesen kann. „Hmm“, macht er dann. „Stimmt! Ist etwas passiert?“, fragt er.

„Allerhand, nur Sie scheinen‘s nicht zu wissen, was?“, erwidert Billy ironisch.

Der Sheriff zuckt die Schultern. „Wüsste nicht, was Sie meinen, Captain! Hier ist alles okay! Was, Jungs?“, ruft er den State Troopers zu.

Die Gendarmen nicken. Es sieht aber nicht ganz überzeugend aus.

Billy kennt seine Leute. Sheriffs sind nie begeistert, wenn ein Beamter des FBI oder der Special Police in ihrem Bezirk auftaucht. Es ist immer der Beweis dafür, dass der führende Sheriff oder Marshal nicht mit den bestehenden Problemen fertig wird.

„Sheriff, es ist nun mal so, sonst wäre ich nicht hier!“, erklärt Billy. „Ich will Sie einiges fragen! Sie helfen sich selbst, wenn Sie mir richtige Auskünfte geben! Dass Sie über meine Existenz – auch ihr beiden von den State Troopers – schweigen müssen, das ist doch hoffentlich klar?“

„Wissen wir!“, erwidern die Männer.

„Well, dann frage ich mal. Wer hat die meisten Meldungen über gestohlenes Vieh gemacht?“

Der Sheriff ist verblüfft. „Aus meinem Bezirk niemand!“, erwidert er.

„Aber aus anderen Bezirken?“, fragt Billy.

„Sicher, dort ist auch keine Ordnung!“, behauptet der Sheriff selbstbewusst. „Ich habe meine Leute in Schwung!“, fügt er noch stolz hinzu.

„Ob es allein daran liegt?“, meint Billy etwas spöttisch. „Ich glaube eher, es hat einen anderen Grund!“

„Der wäre?“, fragt der Sheriff barsch.

„Nicht Sie stellen die Fragen, Sheriff, sondern ich!“, sagt Billy betont ruhig.

Der Sheriff wird etwas blass. Er wagt nichts zu erwidern, denn ein Captain der Special Police kann ihn sofort aus seinem Amt weisen. Dieser blonde Polizeireiter scheint irgendwie von einer Sache Wind bekommen zu haben, von der sich der Sheriff selbst noch kein Bild machen kann.

„Weiter im Text! Glauben Sie persönlich, dass Harry Laine den Händler Ben Martin erschossen hat?“

„Das glaubt niemand, aber das Gegenteil zu beweisen ist unmöglich!“, erwidert der Sheriff.

„Was halten Sie von den Zeugen, die gegen Laine aussagten?“

Der Sheriff zuckt mit den Schultern. „Sie haben geschworen, Captain! Das zählt vor Gericht! Sie haben alle das Gleiche ausgesagt! Dave Hunts zeigte ihn wegen Mordes an. Ich musste Laine also verhaften, weil er einstimmig zum Mörder erklärt wurde!“

„Halt! Alice Martin zeugte für ihn!“, wendet Billy ein.

„Das stimmt, aber sie hat ein Verhältnis mit Laine gehabt!“, erklärt der Sheriff. •

„Ist das wahr?“, will Billy wissen.

„Man sagt es!“

„Sheriff, wenn ich Sie brauche, werde ich mich melden. Ansonsten haben Sie mich noch nie gesehen!“ Billy wendet sich an die beiden Uniformierten: „Für Sie gilt das auch, meine Herren!“

„Okay, Captain!“, rufen die Männer und salutieren.

Billy geht wieder auf die Straße und schlendert im Strom der Leute zum Saloon, jener Bar, die sich von außen wunder wie großartig ausnimmt.

In La Posta gibt es viel Mexikaner. Billy sieht es sofort, als er den Saloon betritt. Überall sind die schwarzhaarigen Gestalten zu sehen. Aber auch viele Cowboys und Farmhands sind anwesend.

In einer Ecke des Lokals steht ein altmodischer Flügel, dessen Tasten von einem Mann angeschlagen werden, der über seinem Reithemd eine städtisch geschnittene Jacke trägt. Er spielt sehr gut. Weniger gut singt die schöne blonde Frau, die sich an den Flügel lehnt und mit geschult unschuldigen Blicken ihre Bewunderer betrachtet. Zwei wüst aussehende Mexikaner begleiten den Gesang noch mit ihren Gitarren.

Billy sucht sich einen Stuhl und setzt sich hin. An seinem Tisch sitzen zwei Cowboys, die ihm kurz zunicken, als er sie grüßt.

Der Kellner kommt heran. Er sieht eher wie ein Rausschmeißer aus in seinen aufgekrempelten Hemdsärmeln und der fleckigen Schürze. „Was wünschen Sie, Chief?“, fragt er.

„Bier, dann noch etwas Anständiges zu essen!“

„Hammelrücken mit Reis?“

„Okay, bring mir das!“, bestellt Billy und blickt dann wieder auf die Sängerin, die sich anstrengt, beängstigend hohe Töne zu kreischen. Billy macht ein Gesicht, als hätte er Zahnweh.

Die beiden Cowboys mustern ihr Gegenüber mit kritischen Blicken. Dass der Mann unter seiner Lederjacke Waffen trägt, ist ihnen ganz klar, die Beulen unter den Armen verraten es.

„Gefährliche Nummer!“, flüstert der eine.

Billy hat es gehört, nimmt aber davon keine Notiz.

„Anscheinend einer von Daves neuer Garde, was?“, sagt der andere Cowboy.

Billy dreht sich wieder um und mustert seinerseits die beiden Weidereiter. „Findet man hier ‘n Job?“, fragt er.

„Hast du noch keinen?“, erwidert der Rothaarige neugierig.

„Ich frage nie nach Schnaps, wenn ich darin schwimme!“, erklärt Billy kurz.

„Auf der Martin-Ranch suchen sie welche!“, sagt der andere Cowboy, der ein sommersprossiges Gesicht hat. „Dort ist der Rancher tot. Seine Frau schmeißt den Laden allein! Dave Hunts ist der Vormann!“

„Well, meinst du, die nehmen mich?“, erkundigt sich Billy.

„Cowboys suchen sie dort nicht, aber vielleicht suchen sie gerade so einen wie dich!“, meint der Rotkopf.

„Sehe ich vielleicht aus wie n Bandit?“, fragt Billy spöttisch.

„No, aber wie ‘n Revolverschwinger!“, erklärt der Sommersprossige trocken.

„Nun, vielleicht tippt ihr richtig“, sagt Billy lächelnd. „Dann wird wohl gleich der Sheriff hier ankommen, was?“

Die beiden Cowboys lachen. „So haben wir‘s nicht gemeint! Von uns aus kannst du zwanzig Colts in der Stadt mit dir herumschleppen, obgleich‘s verboten ist! Du siehst ja selber, dass hier fast jeder Gast ‘ne Kanone dabei hat. Nur tragen sie die Dinger offen und nicht wie du unter der Jacke!“

„Well, werde mal sehen, was es bei der Frau für ‘n Job gibt!“, meint Billy und tut so, als überlege er.

Der Rotkopf glaubt erraten zu haben, was Billy denkt. Er sagt: „Die zahlen gut dort! Dafür wird Dave schon sorgen!“ Er macht eine kurze Pause, dann fährt er fort: „Dein Handwerk musst du aber verstehen, sonst nimmt er dich nicht!“

„Ich denke, die Frau schmeißt den Laden?“, fragt Billy erstaunt

„Dave bestimmt. Alice muss so handeln, wie Dave es verlangt! Er ist schließlich der Fachmann!“

„So ist es!“, stimmt der Sommersprossige zu.

Nach dem Essen sucht sich Billy ein Zimmer im gegenüberliegenden Hotel.

Der erste Tag von Harry Laines Gnadenfrist ist verstrichen.

Das Recht für Harry Laine: Harte Western Edition

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