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Dick und Scott sind die Helden des Tages. Nicht etwa, weil sie solche überragenden Gentlemen sind, sondern weil es ihnen gelang, den Koffer gegen eine Übermacht zu verteidigen. Und Cowboys sind fair genug, diesen Sieg anzuerkennen. Übrigens hätte keiner im Saloon gewagt, noch etwas gegen Scott oder Dick zu sagen. Wer einmal mit diesen beiden Kampfmaschinen und Muskelbergen zusammengeraten ist, der hat für einige Tage genug.

„Ich sage euch, dass sie die Postassistentin ist, von der man sich in der Stadt erzählt!“, behauptet Scott großartig.

„Dann wirst du jeden Tag einen Brief abschicken, was?“, frotzelt ein Cowboy der Hammer-Ranch.

„Sicher“, erklärt Scott grinsend. „Werde ihn an meine Großmutter schicken. Was meint ihr, wie sich die Kleine freut, wenn sie mich jeden Tag zu sehen bekommt?“

„Sie hat noch nie ‘nen Iren geseh‘n, was?“, spottet Jim Chester, der schmale, drahtige Freund Scotts und Dicks. Seine dunklen Augen zwinkern belustigt.

„Willst du meinen Freund beleidigen, Jimmy?“, knurrt Dick Hanson. Er lässt auf Scott nichts kommen, noch nicht einmal im Scherz, wie er immer betont.

„Du Fleischklumpen verstehst ja gar nicht, worum‘s geht!“, höhnt Jim.

Dick bekommt einen roten Kopf. Bestimmt hätte er sich auf Jim gestürzt, wenn nicht gerade etwas anderes geschehen wäre.

In diesem Moment kommt nämlich der Ingenieur der Kupfermine herein. Kirk ist ein Mann von etwa sechsunddreißig Jahren. Sein Gesicht ist gelblich-braun, und die blauschwarzen Haare glänzen von Pomade. Bestimmt fließt in den Adern dieses Mannes Mexikanerblut. Kirk ist kein Freund der Cowboys, das weiß jeder in Bluetown. Der Ingenieur ist immer städtisch gekleidet und stinkt von Weitem schon nach Parfüm. Dabei hat er eine etwas hochnäsige Art zu sprechen. Aber Kirk ist keine Niete, sondern eine erste Nummer in seinem Beruf. Er steht auch seinen Mann im Umgang mit Frauen. In seinem hübschen Gesicht liegt harte Energie, und unter seinem Anzug aus einem Modesalon sitzen eisenharte Muskeln. Schon mancher Cowboy, der Kirk für eine Flasche hielt, musste sich anschließend aus dem Straßenstaub erheben.

Dick kennt diesen Ingenieur und kann ihn nicht ausstehen. Scott scheint es nicht anders zu gehen, denn er betrachtet den Eintretenden sehr abfällig.

Mit Kirk kommt noch ein Vorarbeiter der Mine herein, ein kleiner, krummbeiniger Mann, dem man die harte Arbeit im Bergwerk ansieht.

„Hallo!“, begrüßt Kirk die Anwesenden. „Schätze, dass man wieder einmal gezeigt hat, was Cowboys für wahre Gentleman sind, he?“, fügt er frech und herausfordernd hinzu. Dann schiebt er sich an die Theke heran und bestellt einen Drink für sich und den Vorarbeiter. Er tut so, als hätte die Umwelt keine Bedeutung für ihn.

Scott ist der erste, der den Brocken verdaut hat. Jim will sich nicht einmischen, für ihn bedeutet es erst noch einen Spaß, der sich zu sehen lohnt. Sollte es ernst werden, wird es für ihn nicht einen Moment der Überlegung bedürfen, um seinen Freunden zu helfen. Aber in Situationen wie diesen hatten die beiden Freunde noch nie Hilfe nötig gehabt.

Scott packt den Ingenieur an der Schulter. „Eh, was erzähltest du eben? Sei so nett und erläutere uns das ein bisschen!“

„Du bist wohl zu blöd, meine Worte zu kapieren?“, höhnt Kirk.

Scott will gerade zuschlagen, als ihm Dick in die Arme fällt. „No, Scott, es ist mein Mann! Ich werde es erledigen!“ Dann wendet er sich an Kirk, der langsam spürt, dass er sich in eine ernste Gefahr gebracht hat. Die Bullen werden ihn zertrümmern. Wo hatte er nur seinen Verstand gelassen, diese Cowboys anzupöbeln?

„Mein lieber Mr. Engineer!“, beginnt Dick feierlich. „Ich bin ein Gemütsmensch! Es tut mir furchtbar leid …“

„Halt den Schnabel, du Muskelprotz!“, unterbricht ihn Kirk, in dem sich Stolz und Angst die Waagschale halten.

„… es tut mir furchtbar leid“, fährt Dick ungerührt fort, „dass ich dich jetzt auseinandernehmen muss! Entschuldige bitte, aber es wird ganz schnell gehen!“

In diesem Moment schießt Kirk eine Gerade nach Dicks Kopf ab. Aber Dick rechnete damit und reißt seinen Kopf zur Seite. Zugleich knallt er einen Haken gegen Kirks Kinn. Der Schlag wirft den Ingenieur gegen die Theke, dass die Gläser purzeln.

Doch Kirk ist hart im Nehmen. Er schnappt sich einen Hocker und schleudert ihn gegen Dick. Der springt zur Seite und wird nur gestreift. Er hechtet vor und packt Kirk an den Hüften. Der Ingenieur kann Dick mit dem Fuß einen harten Tritt in den Leib geben, kann aber nicht freikommen. Dick stemmt den Strampelnden aus und beginnt seinen berühmten Drehtanz. Er hält den Ingenieur über seinen Kopf gestemmt und beginnt sich unheimlich schnell zu drehen. Plötzlich lässt er los. Wie ein Geschoss fliegt Kirk in den Raum, reißt einen Tisch um, knallt gegen einen Kistenstapel und bleibt bewusstlos liegen.

Die Anwesenden klatschen Beifall. Das, was sie eben gesehen haben, beweist eine unerhörte Kraftanstrengung, und es gibt nicht sehr viele, die das nachmachen würden.

Kirk kommt wieder zu sich. Jeder Weidereiter, dem solches widerfahren wäre, hätte ehrlich die Überlegenheit seines Gegners anerkannt. Doch in Kirks Augen schwelt Hass. Hätte er jetzt eine Waffe bei sich gehabt, er schösse sie auf seinen Bezwinger ab. Aber so kann er sich nur ächzend erheben und zur Tür gehen. „Das wirst du bereuen, Dick Hanson!“, faucht er grimmig, als er den Saloon verlässt.

„Du kannst noch eine Abreibung bekommen, Giftpilz!“, brüllt Dick ihm nach.

Scott macht ein verärgertes Gesicht, weil er diesen „Spaß“, mit dem vorlauten Ingenieur nicht selbst haben konnte.

Billy Rollins und die Rivalen um Rose: Harte Western Edition

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