Читать книгу My Little Pony - Prinzessin Twilight Sparkle und die verschollenen Bücher des Herbstes - G.M. Berrow - Страница 6
Kapitel 2
Eine gruselige Entdeckung
ОглавлениеPrinzessin Twilight Sparkle schritt voller Zuversicht in die Schlossbibliothek. Sie war sehr stolz, dass sie immer genau wusste, wo und in welchem Regal ihre Bücher standen. Irgendwie schaffte es jede Buchseite, einen kleinen Abdruck in ihrem Herzen und in ihrem Geist zu hinterlassen. Dabei war es egal, ob es um Garzeiten für Karotten ging, um Zaubersprüche oder um Unterwasser-Korbflechten – was Twilight gelesen hatte, behielt sie im Kopf. Deshalb war es geradezu selbstverständlich, dass sich die Lösung zur Rettung des Buches in einem ihrer kostbaren alten Bände befand. Und sie kannte genau das eine, das helfen konnte, das Buch über das Brauen von Zaubertränken zu retten.
„Es heißt Primroses Buch über den Schutz und die Weissagungen des Sehers“, rief Twilight lächelnd über ihre Schulter. „Ich nehme an, dass du davon noch nie gehört hast.“
„Die Antwort ist ein großes Nein“, erwiderte Sweetie Belle, die hinter Twilight hertrabte. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, um an den endlosen Regalen voller Bücher hochzuschauen. Das junge Einhorn wunderte sich insgeheim, wie Twilight in diesem Raum irgendetwas finden konnte.
„Es ist ein fantastisches Buch über Zaubersprüche und Wahrsagungen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Primrose einen Schutzzauber speziell für das geschriebene Wort entwickelt. Er ist wahnsinnig anspruchsvoll, aber ich wollte ihn schon seit ewigen Zeiten einmal ausprobieren. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.“ Twilight blieb kurz stehen, und Sweetie Belle, die in die andere Richtung schaute, stieß erneut mit der Prinzessin zusammen – zum zweiten Mal an diesem Tag!
Sweetie Bell errötete vor Scham. „Rarity hatte Recht. Ich bin zurzeit ein bisschen neben der Hufe.“ Sie blickte den Gang der Bibliothek entlang und seufzte. Großwerden war manchmal echt anstrengend.
Twilight schenkte dem Zwischenfall keine Beachtung. Sie war viel zu konzentriert auf ihre Aufgabe, intensiv suchte sie das oberste Regal ab. „Hier ist es! Das dritte von links.“ Twilight Sparkle lächelte, als sie sich ihrer Magie bediente. Ein Schuss leuchtende Energie ging glitzernd von ihrem Einhorn aus. Sie umgab das goldene Buch, zog es aus dem Regal und brachte es behutsam zu den beiden Ponys nach unten.
In kürzester Zeit fand Twilight Sparkle das, wonach sie in den vergilbten Seiten gesucht hatte. „‚Der Schild der Weisheit ...’“, murmelte sie und überflog die Seite. „‚Wichtig, um Wissen, das einem lieb und teuer ist, zu schützen ...’ Oh. Das bedeutet, dass die Bücher in Ponyville auf jeden Fall dazuzählen!“
„Wird es funktionieren? Kannst du das andere Buch reparieren?“, fragte Sweetie Belle und sah sie erwartungsvoll an. Sie wollte, dass diese Schuldgefühle, weil sie das Buch ruiniert hatte, aufhörten, sie zu quälen.
„Ich glaube schon.“ Auf den ersten Blick erschien der Zauberspruch kompliziert, aber Twilight näherte sich mittlerweile einer Stufe der Magie an, die ihr erlaubte, es zu versuchen. Viele, viele Stunden hatte sie mit Zauber-Übungen beim Unterrichten von Starlight Glimmer verbracht. Twilight hatte ihr viel über Freundschaft beigebracht und dabei nicht nur ihre Qualitäten als Lehrerin entwickelt, sondern auch ihre Fähigkeit verfeinert, ihre Magie auf eine ganz andere, neue und aufregende Art und Weise zu konzentrieren.
„Ich gehe es nur noch einmal durch.“ Twilight trabte zum Lesepult und legte das aufgeschlagene Buch darauf. Golden leuchtende Sonnenstrahlen strömten durch die hohen Bogenfenster und illuminierten das Geschriebene.
Twilight bewegte ihren Huf über die Seite, während sie im Kopf den Zauberspruch wiederholte und dabei an den Zweck des Ganzen dachte. Um einen Zauberspruch korrekt auszuführen, reichte es nicht aus, dass ein Pony ihn laut aufsagte und dann erwartete, dass umgehend alles wie am Schnürchen lief. Das Problem bei magischen Fähigkeiten, und das verstanden die meisten Ponys nicht, war, dass sie Zeit brauchten. Ein Zauberer musste die Zaubersprüche verstehen und sich einverleiben, bevor er erwarten konnte, dass sie funktionieren.
Nachdem sie den Spruch mehrmals geflüstert hatte, um den Rhythmus der Worte aufzunehmen, kam es Twilight so vor, als fehlte noch etwas. Der Tonfall der Verse und der Sprachfluss fühlten sich noch befremdlich an.
„Hmmm...“ Twilight blätterte um. Sie heftete ihren Blick auf die Seite und musste dann dramatisch nach Luft schnappen.
„Hat es geklappt, Twilight?“ Sweetie Belle beugte sich über Twilights Schulter, um besser sehen zu können. „Ist das Wissen von Ponyville nun in Sicherheit?“
„Nein, ich fürchte, das ist es nicht.“ Niedergeschlagen schüttelte Twilight den Kopf. „Der Schild der Weisheit muss bei Tagundnachtgleiche, dem Herbstanfang, vollendet werden ...“
„Aber das ist doch bald, oder?“, überlegte Sweetie Belle. Sie biss sich auf die Lippe und zählte im Kopf die Tage. „Genau vor dem Laub-Lauf! Da machen wir’s.“
„Leider hat die Sache noch einen Haken.“ Twilight deutete auf die Seite. Überall war Tinte verlaufen, die meisten Worte konnte man nicht mehr lesen! „Es ist wohl so, dass das Buch, das uns helfen kann, ein anderes zu retten, selbst gerettet werden muss.“
„Oje, das nennt man wohl Ironie“, war Sweetie Belles Kommentar, als sie den großen Tintenfleck sah. Er er schimmerte und flackerte in den Farben des Regenbogens. „Was sollen wir jetzt tun?“
„Es gibt nur eine Lösung.“ Twilight schloss das Buch und schob es in eine Satteltasche. Sie sah aus dem Fenster, über Ponyville hinweg zu den grünen Hügeln am Horizont. „Ich muss einfach eine andere Ausgabe von Primroses Buch über den Schutz und die Weissagungen des Sehers ausfindig machen ... bevor es zu spät ist.“
Sweetie Belle dachte daran, wie unheimlich der schillernde Tintenfleck wirkte. Vielleicht war es ja schon jetzt zu spät.