Читать книгу Butler Parker Box 11 – Kriminalroman - Günter Dönges - Страница 10
Оглавление„Ich wäre Ihnen ungemein verbunden, Sir, wenn Sie Ihren Schuh aus meinem Gesicht nehmen würden“, sagte Josuah Parker in seiner höflichen Art und mit einer Stimme, die weder Panik noch Angst verriet. „Darf ich mich bei dieser passenden Gelegenheit nach Ihrem Befinden erkundigen?“
„Wenn nicht bald etwas geschieht, werde ich ertrinken“, gab Mike Rander präzise Auskunft über seine Lage, „wissen Sie eigentlich, was passiert ist?“
„Mir scheint, daß die Jacht auf ein Riff geschleudert wurde.“ Parker wartete geduldig darauf, daß der hinderliche Schuh seines jungen Herrn endlich ein wenig zur Seite geschoben wurde. Dann versuchte er sich aufzurichten und etwas zur Befreiung aus dieser mißlichen Lage zu tun.
Das Wrack schlingerte und dümpelte in der noch sehr starken Dünung. Die Wellen schlugen hart gegen den teilweise zerfetzten Schiffsrumpf und ließen es in unregelmäßigen Abständen erzittern. Mike Rander hatte nicht übertrieben. Das Wasser im Rumpf stieg stetig und füllte die zertrümmerte Kabine von Sekunde zu Sekunde immer höher aus.
„Jetzt können Sie zur Abwechslung mal Ihren Ellbogen aus meinem Kreuz nehmen“, bat Mike Rander. Er spuckte heftig und hatte Mühe, den Kopf über Wasser zu halten.
„Sofort, Sir“, erwiderte Parker gemessen, „sobald Sie mir die Chance einräumen, Ihrem Knie zu entgehen.“
„Beeilen Sie sich!“ Rander spuckte erneut, „ich mache bereits eine Trinkwasserkur mit!“
Mike Rander und Josuah Parker befanden sich in einer äußerst prekären Situation. Sie ahnten oder wußten, daß das Wrack in der nächsten Minute vom Riff abrutschen konnte. Und das hätte ihren sicheren Tod bedeutet. Dennoch behielten sie die Nerven. Oder sie taten wenigstens so, als sei gleich alles überstanden.
Parker wuchtete sich noch einmal hoch, drückte den hinderlichen Schuh aus dem Gesicht, griff mit den Händen nach einer durchhängenden Planke und zog sich hoch. Anschließend kümmerte er sich um seinen jungen Herrn, zerrte ihn in die Höhe und schob ihn durch das rissige Loch in der Kabinendecke hinauf auf Deck.
Mike Rander blieb keuchend liegen und kämpfte gegen eine Übelkeit an. Er hatte bereits zuviel Salzwasser geschluckt, was seinem Magen nicht so recht bekam.
„Wo … wo wollen Sie denn hin?“ fragte er, als Parker sich anschickte, noch einmal zurück in die fast überflutete Kabine zu steigen.
„Ich vermisse meinen Regenschirm, Sir!“
„Auf den würde ich pfeifen, Parker. Hier brauchen Sie keinen Schirm mehr!“
Parker überging diese Prophezeiung, verschwand im rissigen, ausgezackten Loch, das wie ein Haifischmaul aussah, und kümmerte sich um seinen Universal-Regenschirm. Mike Rander richtete sich auf und begutachtete die allgemeine Lage …
Das Wrack der „Seejungfrau“ lag tatsächlich auf einem Riff, gegen das die starke Brandung donnerte. In der Lagune war das Wasser wesentlich ruhiger. Hier trieben Wrackteile herum, ein angeschlagenes Schlauchboot und Liegestühle, alles Gegenstände, die eigentlich auf die „Seejungfrau“ gehörten. Hinter der Lagune war ein weißer Sandstrand, auf dem jetzt armdicke Seetangstränge häßlich herumlagen. Die Palmen jenseits dieses Strandes bogen sich im starken Wind, der allerdings seine Orkanstärke schon längst hinter sich hatte. Von Schiffbrüchigen war nichts zu sehen.
„Wo bleiben Sie denn?“ Rander sah seinen Butler vorwurfsvoll an, „es wird Zeit, daß wir uns absetzen. Das Wrack spielt nicht mehr lange mit!“
Der Anwalt hatte seinen Satz gerade beendet, als die „Seejungfrau“ fast so etwas wie einen höflichen Knicks machte. Unter häßlichem Brechen und Bersten kippte sie weiter über und konnte nun von der schweren Brandung noch besser bearbeitet werden.
„Ich war so frei, Sir, gleich meinen Spezialkoffer mit heraufzubringen“, sagte Parker und stellte Koffer und Schirm neben sich. „Haben Sie noch besondere Wünsche, was Ihre Privathabe angeht?“
„Ich habe nur den einen Wunsch, so schnell wie möglich drüben an den Strand zu kommen.“
„Mit einem Schlauch- oder Rettungsboot kann ich zur Zeit leider nicht dienen, Sir.“
„Die paar Meter werden wir auch schwimmen können“, sagte Rander. „Ich möchte nur wissen, was aus Paul Broken und seinen Gästen geworden ist.“
„Ich möchte doch sehr hoffen und wünschen, daß sie sich haben retten können, Sir, zumal ich einige Fragen zu stellen hätte!“
„Fragen?“
„Unter anderem würde mich ungemein interessieren, zu erfahren, Sir, wer die Kabinentür verriegelt hat!“
„Wovon reden Sie eigentlich?“ Rander fragte nur beiläufig. Er kam nicht von den Brechern los, die das Wrack jetzt wild durchschüttelten. Es konnte nur noch eine Frage von Minuten sein, bis die „Seejungfrau“ sich endgültig in ihre Einzelbestandteile auflöste.
„Ich möchte Ihnen keineswegs verhehlen, Sir, daß die Kabinentür von außen, ich betone, von außen, verriegelt war, wie ich eben unter Wasser feststellen konnte. Mit anderen Worten, Sir, irgendwelche Personen an Bord der „Seejungfrau“ hegten ein gewisses Interesse daran, daß Sie und meine bescheidene Wenigkeit diesen Orkan samt Strandung nicht überlebten!“
Mike Rander vergaß prompt die Brandung. Er starrte seinen Butler sehr entgeistert an.
*
Sie schwammen noch in der Lagune, als die „Seejungfrau“ ihren Geist aufgab.
Schwere Brecher hoben sie hoch, ließen sie auf das Korallenriff hart zurückfallen, wirbelten die Trümmer durcheinander und spülten sie dann in die Lagune hinein. Der Stahlrumpf des ehemaligen Minensuchers sackte unter Wasser und hinterließ nur einige wenig schöne Ölflecke.
Rander schaute sich nach seinem Butler um.
Josuah Parker schwamm ruhig, kraftvoll und dennoch mit einer Würde, die fast ein wenig komisch wirkte. Auf seinem Kopf saß unverrückbar fest die schwarze Melone. Am Universal-Regenschirm hing der schwarze Spezialkoffer, den der Butler wie ein Beiboot hinter sich herzog. Selbst in dieser außergewöhnlichen Situation Saß Parkers schwarze Krawatte korrekt am richtigen Platz.
Rander und Parker landeten auf einer kleinen Landzunge, die mit blühenden Sträuchern und Büschen dicht bewachsen war. Rander ließ sich in den weichen, weißen Sand fallen und nickte seinem Butler zu.
„Das wäre erst mal geschafft“, sagte er dann aufatmend, „haben Sie eine Ahnung, wo wir sind?“
„Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, Sir, irgendwo westlich von Honolulu …
„Dafür aber wahrscheinlich abseits jeder Schiffahrtslinie.“
„Möglicherweise, Sir. Darf ich fragen, ob ich Ihnen einen Kaffee servieren soll?“
„Kaffee?“
„In der Tat, Sir. Vor Antritt der kleinen Seereise habe ich mir erlaubt, mein Spezialgepäck neu zusammenzustellen.“
„Kaffee später“, sagte Rander und erhob sich, „sehen wir lieber mal nach, wer außer uns diesen Orkan noch überstanden hat. Moment mal, wie war das mit der Kabinentür? Sagten Sie, daß sie von außen verriegelt worden war?“
„Dafür verbürge ich mich, Sir.“
„Wir wären ohne fremde Hilfe also nicht aus der Kabine ’rausgekommen?“
„Dies, Sir, wollte ich damit andeuten.“
„Aber wer könnte das denn getan haben? Und warum?“
„Darauf kann ich zur Zeit leider noch keine Antwort geben“, gab Josuah Parker zurück, „die Verriegelung muß während des Orkans vorgenommen worden sein. Wahrscheinlich erst, als die ‚Seejungfrau‘ bereits angeschlagen war.“
„Wollte irgend jemand an Bord uns absaufen lassen?“ Rander fand die richtigen, harten Worte für einen Mordversuch.
„Möglicherweise war dies geplant, Sir.“
„Das sind ja schöne Aussichten für den Fall, daß wir auf Überlebende stoßen. Dann könnte jeder von ihnen ein verhinderter Mörder sein.“
„So sollte man die Tatsachen sehen, Sir!“
„Und ich dachte an ein paar nette Urlaubstage“, seufzte Mike Rander, „ausgerechnet ich wollte mal völlig vergessen, daß es auf dieser Welt Gangster und Mörder gibt!“
„Ich bedaure außerordentlich, Sir, daß ich Ihnen diese nicht gerade fröhlichen Tatsachen unterbreiten mußte. Haben Sie bestimmte Wünsche, was die Durchsuchung dieser Insel anbetrifft?“
„Wir werden zusammenbleiben“, meinte Rander, „ich möchte nicht plötzlich meinem Mörder gegenüberstehen. Gehen wir!“
Der junge Anwalt und Josuah Parker machten sich auf den Weg. Sie schoben sich durch das dichte Strauchwerk der Landzunge und hielten auf die Palmen zu, die nach wie vor vom starken Wind gebeugt wurden.
„Ich kann mir nicht helfen, Parker“, meinte Anwalt Rander, als sie den eigentlichen Hauptstrand erreicht hatten, „ich habe das Gefühl, daß wir beobachtet werden!“
„Wenn Sie erlauben, Sir, möchte ich dieses Gefühl mit Ihnen teilen“, erwiderte Parker gerissen, „zumal ich mit einiger Sicherheit glaube, drüben hinter dem querliegenden Stamm eine junge Dame gesehen zu haben, deren Kleidung ich als derangiert bezeichnen möchte!“
*
Sie kam schnell näher und winkte aufgeregt.
„Haben Sie die junge Dame schon mal gesehen?“ fragte Rander seinen Butler leise …
„Mir scheint, Sir, es handelt sich um Pamela Clayton.“
„Ausgeschlossen, Parker, die sah doch ganz anders aus.“
„Gewiß, Sir, Sie sollten jedoch das Make-up abziehen, das Miß Clayton für gewöhnlich trug.“
„Miß Clayton?“ fragte Rander laut die junge Dame, die inzwischen herangekommen war.
„Genau“, sagte sie in einer Mischung aus Lachen und Schluchzen, „mein Gott, bin ich froh, Sie zu sehen. Ich dachte schon, ich war’ allein auf der Insel!“
Mike Rander war jetzt sicher, daß Pamela Clayton vor ihm stand. Er kannte sie nur flüchtig. Sie war ihm auf der „Seejungfrau“ vorgestellt worden. Zusammen mit anderen, attraktiven jungen Damen, die das Deck bevölkert hatten.
Aus der affektierten jungen Dame war ein nettes, natürliches Mädchen geworden. Der Sturm und die Brandung hatten das viel zu dick aufgetragene Make-up abgewaschen. Jetzt konnte Pamela Clayton sich ehrlich sehen lassen, zumal ihre Kleidung das war, was Parker als derangiert bezeichnet hatte. Die lange Jachthose mit dem weiten Matrosenschlag war an den richtigen Stellen zerschlissen und strich ihre schlanke Figur erfreulich heraus. Die teils eingerissene Bluse hatte Pamela geschickt unter der Brust verknotet. Das aschblonde Haar hatte sich gelöst und hing lang auf ihre schmalen Schultern herunter.
„Ich weiß, ich sehe nicht besonders aus“, sagte Pamela Clayton und musterte verlegen ihr Äußeres.
„Prächtig sehen Sie aus“, korrigierte Mike Rander ehrlich, „auf jeden Fall besser als …
„Haben Sie sich, falls ich unterbrechen darf, schon über die Größe dieses Eilandes vergewissert?“ fragte Parker dazwischen.
„Ich habe mich nicht getraut“, erwiderte Pamela und wurde ängstlich, „vielleicht treiben sich hier wilde Tiere herum …
„Damit ist wohl kaum zu rechnen“, gab Rander zurück und vergaß, daß man ihn und seinen Butler geschickt hatte umbringen wollen, „was halten Sie davon, Pamela, wenn wir uns gemeinsam umsehen?“
„Mich werden Sie jetzt nicht mehr los. Allein sterbe ich vor Angst. Meinen Sie, daß sich noch mehr Passagiere gerettet haben könnten?“
„Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich diesbezügliche Erkundigungen einziehen. Sie könnten ja vielleicht mit Miß Clayton hier am Strand Zurückbleiben.“
„Wäre tatsächlich besser.“ Rander war sofort einverstanden, „ich werde inzwischen so etwas wie eine Hütte bauen. Schließlich war ich ja mal bei den Pfadfindern. Viel Glück, Parker! Und passen Sie auf sich auf!“
Josuah Parker lüftete höflich seine schwarze Melone und machte sich auf den Weg. Als er einige Meter im dicht verfilzten Unterholz war, blieb er stehen, öffnete seinen schwarzen Spezial-Lederkoffer, der übrigens wasserdicht war, und rüstete sich mit einigen Gegenständen aus, die er seiner bescheidenen Ansicht nach vielleicht brauchte. Erst danach schritt er aus und untersuchte die Insel.
Er brauchte nicht weit zu gehen.
Nach etwa einer Viertelstunde roch er den Rauch eines Feuers. Vorsichtig pirschte Parker sich an die Feuerstelle heran. Bevor er sich zeigte, wollte er erst einmal genau die Verhältnisse studieren.
Er nahm erleichtert zur Kenntnis, daß das improvisierte Feuer dicht umlagert wurde. Er sah Paul Broken, den Schiffseigner und Geschäftsmann, der sie zu dieser Ausfahrt eingeladen hatte, er sah dessen Partner Keswick und den Kapitän der „Seejungfrau“, Hank Curson.
Parker machte das Ehepaar Forest aus, einen Playboy namens Jeff Deering und dann die drei selbst jetzt noch reizend-aufreizend anzusehenden Playgirls, deren Namen er sich nicht gemerkt hatte. Damit schienen sich bis auf zwei Personen alle Passagiere gerettet zu haben.
Parker richtete sich auf und wollte hinüber zum Lagerfeuer gehen, um seinen jungen Herrn, Miß Clayton und sich selbst anzumelden. Er kam jedoch nicht weit, denn er stolpert fast über einen Körper, der schlaff und regungslos in einem Gebüsch lag. Nach einer Schnelluntersuchung fand Parker eindeutig heraus, daß das Genick dieser Person gebrochen war …
*
„Es ist ja nicht zu glauben“, lärmte Paul Broken, als Josuah Parker mit einiger Verspätung am Lagerfeuer erschien. Der Schiffseigner der „Seejungfrau“ sprang auf und lief dem Butler entgegen. Er fuchtelte aufgeregt mit den Armen in der Luft herum. „Sind Sie allein durchgekommen, Parker?“
„Ich kann Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, Sir, daß Mister Rander und Miß Clayton sich ebenfalls haben retten können.“
„Und wo stecken sie?“ Während Broken sprach, wurde der Butler von den Überlebenden umringt. Keswick, Brokens Geschäftspartner, schien ungemein erleichtert zu sein. Er wollte wissen, wie Parker und Mike Rander es geschafft hatten.
„Ein durchaus als gnädig zu nennender Zufall zerschlug das Deck, Sir“, berichtete Parker, „Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit konnten die Kabine daraufhin verlassen, da die Tür der Kabine sich leider verklemmt hatte.“
„Dann sind wir ja bis auf zwei Personen vollzählig“, sagte Hank Curson, der Kapitän der „Seejungfrau“. Der massige, untersetzte Mann mit dem breiten Gesicht und den wasserhellen Augen schien sich mit dem Unglück noch nicht ganz abgefunden zu haben. Er machte einen niedergeschmetterten Eindruck.
„Darf man höflichst fragen, welche Personen fehlen?“ erkundigte sich Parker, der den gefundenen Toten bisher nicht erwähnt hatte.
„Es fehlen Norman Edwards und Miß Lombard“, zählte Kapitän Curson auf, „hoffentlich treiben sie sich irgendwo auf der Insel herum.“
„Ihr Lagerfeuer wird gewiß gesehen werden“, beruhigte Parker den Kapitän, „darf ich unterstellen, daß alle Anwesenden sich bester Gesundheit erfreuen?“
„Selbst wenn’s so ist, wird’s nicht lange Vorhalten“, meinte Playboy Jeff Deering, ein bereits leicht gealterter Mann von höchstens vierzig Jahren. Sein aufreibendes Leben als Salonlöwe hatte ihn bereits deutlich gezeichnet. Deering machte einen nervösen, fast ängstlichen Eindruck.
„Nun machen Sie mal halblang“, lärmte Broken optimistisch dazwischen, „lange kann’s nicht dauern, bis man uns hier findet. Was meinen Sie, Curson?“
„Das geht schon klar“, erwiderte der Kapitän der „Seejungfrau“ ohne jede Überzeugungskraft.
„Man muß Geduld und Vertrauen haben“, schaltete sich Mrs. Ethel Forest ein, eine schlanke, fast magere Dame von schätzungsweise fünfzig Jahren, die ein wenig salbungsvoll wirkte, „wir alle stehen in der Hand des Herrn!“
„Sehr richtig“, pflichtete John ihr bei. Ehemann Forest, ein wenig zur Korpulenz neigend, etwa fünfundvierzig Jahre alt, jünger als seine hagere Frau, schien ein sehr passiver Typ zu sein, wie Parker insgeheim feststellte. Er hatte inzwischen alle früheren Einschätzungen zur Person über Bord geworfen und orientierte sich neu. Nach der Strandung zeigten sich die Gäste der „Seejungfrau“ nackt und ohne Maske. Es gab jetzt keine Verstellung und keine Selbsttäuschung mehr.
Parker fiel auf, daß die drei Partygirls sich an dem Gespräch nicht beteiligten. Sie drängten sich trotz der Sonne frierend um das Lagerfeuer. Wie Pamela Clayton sahen sie ohne jede farbliche Aufmachung frisch und durchaus appetitlich aus. Sie hatten ihr geziertes Benehmen auf der zerschlagenen „Seejungfrau“ zurückgelassen.
„Wenn Sie erlauben, werde ich Mister Rander und Miß Clayton verständigen“, entschuldigte Parker sich und lüftete seine Melone, „könnten Sie inzwischen Ausschau nach den immer noch nicht gefundenen Mister Edwards und Miß Lombard halten?“
„Hatten wir ohnehin vor“, lärmte Broken selbstbewußt, „irgendwie habe ich jetzt ein gutes Gefühl, auch sie müssen sich vom Wrack gerettet haben!“
Parker verließ das Lagerfeuer und begab sich zurück ins dichte Unterholz. Er hörte, daß ihm einer der Gäste folgte, drehte sich aber nicht um.
„Hallo, Parker!“
Der Butler, bereits im Unterholz und vom Lagerfeuer aus nicht mehr zu sehen, blieb stehen und drehte sich nach Jeff Deering um. Der alternde Playboy sah sich mißtrauisch um und kam dann mit kleinen schnellen Schritten auf den Butler zu.
„Was kann ich für Sie tun, Sir?“ erkundigte Parker sich höflich.
„Wir … wir haben einen Mörder unter uns“, sagte Jeff Deering schnell und nervös, „ich weiß es genau. Ich habe nämlich Norman Edwards gesehen! Tot! Man hat ihm das Genick gebrochen, wenn Sie mich fragen!“
„Das ist eine Anschuldigung, Sir, für die Sie einen gewissen Beweis antreten sollten!“
„Beweisen kann ich überhaupt nichts.“ Jeff Deering schluckte nervös und wandte sich wieder in Richtung Lagerfeuer um, als fürchte er beobachtet zu werden, „ich habe nur so ein Gefühl, verstehen Sie?“
„Und wer sollte dieser Mörder sein?“ erkundigte Josuah Parker sich. „Haben Sie möglicherweise eine bestimmte Vorstellung?“
„Lassen Sie Keswick nicht aus den Augen“, gab Deering leise und fast beschwörend zurück, „ich weiß, daß er aus diesem Fach kommt!“
Bevor Parker weitere Fragen stellen konnte, war Playboy Deering schon im Unterholz verschwunden.
Dafür erschien besagter Mister Keswick auf der Bildfläche. Er gab sich ahnungslos, falls er Deering überhaupt gesehen hatte. Keswick, kompakt, untersetzt, irgendwie an eine Bulldogge erinnernd, bestimmt schon seine fünfundvierzig bis fünfzig Jahre alt, sah sich interessiert um.
„War Deering nicht gerade hier?“ fragte er dann unvermittelt.
„Sie suchen Mister Deering?“ Parker reagierte würdig, gemessen und sehr höflich.
„Nee, dem gehe ich lieber aus dem Weg“, erwiderte Keswick, der Geschäftspartner von Paul Broken, „dieser Bursche ist so gefährlich wie eine gereizte Klapperschlange.“
„Sie versetzen mich in einiges Erstaunen, Sir.“
„Kann ich mir vorstellen. Aber wer vermutet hinter Deering schon so etwas wie einen Gangster, oder?“
„Sind Sie sicher, Sir, daß Sie sich nicht täuschen?“
„Vollkommen sicher, Parker. Deering war mal eine gewisse Größe in Milwaukee, fragen Sie ihn doch selbst. Aber ich wette, darüber wird er Ihnen kaum etwas erzählen. Aber ich will nichts gesagt haben, klar?“ Keswick nickte dem Butler zu und huschte zurück ins dichte Gebüsch.
Josuah Parker ging kopfschüttelnd weiter. Sein vager Verdacht, der zuerst von einer verriegelten Kabinentür herrührte, verdichtete sich zur Gewißheit, daß sein junger Herr und er früher oder später mit einem raffinierten Mörder konfrontiert werden würden …
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Parker, er war etwa zehn Minuten unterwegs, hörte plötzlich schräg vor sich das Knacken eines kleinen Astes.
Da mit Tieren auf dieser Insel nicht zu rechnen war, konnte dieses Geräusch nur ein Mensch verursacht haben. Der Butler, der sich beobachtet fühlte, ließ sich selbstverständlich nichts anmerken und schritt gemessen weiter.