Читать книгу Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982) - Günter Mosler - Страница 7
VOR DER AUSREISE
ОглавлениеDie Dienstreise nach Angola hat sich gelohnt, 120 Dollar pro Person war das Ergebnis unserer Einsparung. Der Dollar Kurs ist derzeit sehr hoch und beträgt über 1: 4. So viel D-Mark in Forumschecks hatten wir noch nie in der Hand. Auch meiner Helene konnte ich gute Nachrichten überbringen, in der Interflugmaschine kann Buffy mitgeführt werden.
Während des Fluges nach Luanda konsultierte ich die Chefstewardesse und den Flugkapitän: „… es kommt vor, dass Fluggäste kleine Vierbeiner mitführen. Das Mitführen von Tieren in der Passagierkabine ist abhängig von ihrer Größe. Genaue Informationen darüber sollte man bei der Interflugdirektion einholen. Wichtig ist ein Veterinär-Impfausweis mit gültigen Impfungen, z. B. gegen Staupe, Tollwut. Pass- und Zollorgane im jeweiligen Land könnten dieses Dokument bei der Ein- und Ausreise anfordern“, sagte die Chefstewardess.
Die Zeit während der Bahn- und Arbeitszeit nutze ich zum Festigen meiner portugiesischen Sprachkenntnisse. Jetzt paukte auch schon Helene portugiesische Vokabeln und zusammenhängende Sätze; am Abend übten wir beide laut die Aussprache.
Es ist Ende Mai. Ich erhalte einen Dienstreiseauftrag zur Schwarze Pumpe zum Vorstellungsgespräch beim Delegationsleiter von Moatize. Dr. Thomas Klemm weilt zurzeit in der Abteilung „M“. Dr. Klemm – schlank, blond um die 40 – kommt lächelnd auf mich zu. Es ist ein offenes Gespräch in Beisein zweier Mitarbeiter der Abteilung „M“, keine Schönfärberei zur tatsächlichen Lage der Arbeits- und Lebensbedingungen in Moatize, was mit Aussagen von Kollegen in Oppach übereinstimmt. Mein Gesprächspartner ist informiert, dass ich in der Vergangenheit im oberschlesischen Bergbaurevier als Bauleiter im Wohnungs-, Sozial- und Industriebau tätig war. Es fällt kaum der Begriff Mosambik, nur Moatize, Moatize, Tete, Tete. Dr. Klemm bereitet mich auf meine zukünftige Aufgabe vor: Meine allererste Aufgabe wird sein, eine Dieselelektroanlage vor Ort bauen zu lassen. Gegenwärtig werden die Gruben provisorisch mit fahrbaren Stromaggregaten auf Dieselbasis versorgt. Bei langer Laufzeit sind die Aggregate sehr störanfällig, ein Hemmnis für die zügige Aufrechterhaltung der Kohleförderung in Steinkohlegruben. Mein Gesprächspartner nennt die Steinkohlengruben Chipangas. Weitere Aufgaben werden genannt: Übertagebauten für neue Gruben, Instandhaltung von Wohnungs-, Sozial- und Industriebauobjekten. Geplant sind auch weitere Bauinvestitionen. Die Ursachen der unzureichenden Stromversorgung begründet mein Gesprächspartner ganz offen mit konterrevolutionären Sabotageakten an Hochspannungsleitungen von Cahora Bassa in das Landesinnere. Auch das deckt sich mit Aussagen in Oppach.
Dr. Klemm, mein zukünftiger Chef in Moatize, wird dringend zu einer Beratung gerufen. Wir verabschieden uns, werde abschließend gebeten, das Projekt der Dieselelektroanlage vor meiner Ausreise, die voraussichtlich Ende Juni erfolgt, mit der Abteilung „M“ technologisch aufzuarbeiten. Er machte auf mich einen sehr guten Eindruck, war gut vorbereitet, freundlich und verbindlich im Ton, glaubwürdig in der Sache. Auf die Zusammenarbeit mit ihm freue ich mich.
Zur Mitnahme von Buffy gab es keinen Widerspruch. „Manche nehmen Kleinkinder mit, du eben einen Zwergpudel“, war die Antwort von Mitarbeitern der Abteilung „M“. Dr. Klemm, mit seinem auffallend angenehmen Lächeln, gab die Zustimmung, einen Zwergpudel in der Delegation in Moatize zu haben.
Ich halte mich in der Abteilung „M“ auf, nehme Einblick in die Projektunterlagen der Dieselelektroanlage, erhalte auch den Auftrag, Stahlbewehrungselemente für Fundamente der Dieselaggregate und Stützenfundamente im VEB Bau- und Montagekombinat Halle anfertigen zu lassen. Darüber hinaus wird mir empfohlen, eine fertig gestellte Dieselelektroanlage in Hettstedt anzuschauen.
Über die Volksrepublik Mosambik weiß ich nur wenige Dinge: Dieser südostafrikanische Staat am Indischen Ozean war über Jahrhunderte eine portugiesische Kolonie. Am 25. Juni 1975 erlangte Mosambik die Unabhängigkeit und schon am 16. September erfolgt die Aufnahme in die UNO. Mosambik grenzt im Norden an die Vereinigte Republik Tan¬sania, im Westen an die Republiken Malawi, Sambia, Rhodesien, die Südafrikanische Republik und das Königreich Swasiland sowie im Süden erneut an die Südafrikanische Republik. Es hat eine Fläche von 800.000 km², davon sind 13.000 km² Binnengewässer und 11 bis 12 Millionen Einwohner, die aus Bantu, Arabern, Indern, Europäern, hauptsächlich Portugiesen, bestehen. Die Hauptstadt, früher Lourenco Marques, wurde am 3. Februar 1976 nach dem gleichnamigen Fluss Maputo umbenannt. Die niederschlagsrei¬chen und heißen Monate sind Oktober bis März, die übrigen sind relativ kühl und meist trocken. Die Jahrestemperatur schwankt hier zwischen +18 und +40 °C. In Maputo beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur +22 °C. Noch gut erhalten ist in der Volksrepublik Mosambik die afrikanische Tierwelt. Vertreten sind Antilope, Gazelle, Nashorn, Elefant, Giraffe, Löwe, Leopard, Gepard, Hyäne, Flusspferd, Krokodil und viele Vogelarten. Mosambik verfügt über große Bodenschätze, darunter Steinkohle, Pegmatit (mit den wirtschaftlich wichtigen Mineralien Tantalit und Mikrolith), Kupfererz, Nickelerz, Asbest, Glimmer, Edel , Halbedel und Schmucksteine. Weiterhin gibt es in Mosambik-Erdgas, Fluorite, Eisen , Mangan , Titan und Uranerz, Gold, Grafit und Bauxit.
Aber das interessiert mich nur am Rande des Geschehens. Ich fahre weiterhin täglich mit dem Bus nach Leuna und lerne dabei Portugiesisch. Im Büro wälze ich Zeichnungen, nehme an Beratungen teil oder habe einen Auftrag in einer Oberbauleitung zu erledigen.
Die Arbeitskollegen interessieren sich für Mosambik. Oft werde ich mit Standardfragen bombardiert: „Wann geht es los?“ – „Was wirst du dort machen?“ –„Bekommst du dort Dollar oder Rubel? Darf deine Frau mitreisen?“
Mein Parteisekretär bedauert sehr, mich nicht zur Parteischulung delegieren zu können. Allerdings erhalte ich „gute“ Hinweise von meinem Parteisekretär, das „Kapital“ von Karl Marx und „Was tun“ von Lenin zu studieren und vor der Abreise nach Mosambik soll ich mir in der Parteileitung politische Literatur und Agitationsmaterial abholen.
Unser Parteigruppenorganisator hat verlauten lassen, es gibt wieder Schwierigkeiten, Willige für den nächsten Parteilehrgang zu finden. Jeder Angesprochene zählt Argumente auf, die ihn vom anstehenden Lehrgang befreien. Einige Genossen Bauarbeiter sagen direkt: „Jetzt nicht, vielleicht beim nächsten Lehrgang, dann nur im Winter und nicht im Sommer, wenn Gartenarbeit ansteht.“ Oder „Er hat einen Vogel, mich zum Parteilehrgang zu schicken.“ Der arme, gestresste Parteisekretär ist zu bedauern. Seine Schäfchen, die Genossen, spuren nicht, haben nicht das Bewusstsein, wie es in Medien dargestellt wird. Die berichten ständig von heroischen Leistungen im sozialistischen Wettbewerb. Neue sozialistische Brigaden entstehen, mit Namen wie: „Walentina Tereschkowa“, „Ho Chi Minh“, „Karl Liebknecht“ und „Patrice Lumumba“. Erwähnt werden Heldentaten im sozialistischen Wettbewerb an der Erdgastrasse in der UdSSR und der Aufruf: „Nehmt Beispiel von den Trassenbauern …“
Unser Parteisekretär möchte auch glänzen, aber der Glanz kommt nicht, seine Genossen, auch die standfesten, denken in Privatdimensionen, was der Parteilinie nicht entspricht. Ob Genosse oder Nichtgenosse, ob Gläubiger oder Nichtgläubiger, ob Politiker oder Nichtpolitiker, jeder Mensch ist vom Wesen aus ein Materialist und wird sich wehren, Vorteile preiszugeben.
2. Juli 1979, in der Abteilung „M“ des VEB Steinkohlenkokereien August Bebel Zwickau erhalte ich meinen Arbeitsvertrag für Mosambik. Ich werde in die HF4 mit 1.500,00 Mark im Monat und 33 Urlaubstage im Jahr eingestuft. Darüber hinaus bekomme ich eine Überstundenpauschale von max. 50 Stunden, die nachgewiesen werden müssen, einen Klimazuschlag von 100,00 Mark im Monat, zusätzlich einen jährlichen Betrag von 350,00 Mark und Helene 200,00 Mark für die Tropenbekleidung. Im Arbeitsvertrag steht weiter: „… Aufgrund der besonderen Bedingungen des Einsatzes in der Steinkohle in der VR Mosambik wird ein Feldzuschlag von 10,00 Mark/Tag gezahlt, wenn 50 % Untertagetätigkeit vorliegen … Für die Dauer der Tätigkeit in der VR Mosambik erhält der Spezialist Valutabeträge in der Landeswährung gemäß der Vereinbarung zur arbeitsrechtlichen Regelung vom 18.10.1977 …“ Mit dem Arbeitsvertrag, der ab 3. Juli 1979 seine Gültigkeit hat, bin ich sehr zufrieden, werde schönes Geld verdienen und auch meiner Frau wurde eine Beschäftigung in der Versorgung vor Ort zugesprochen.
Die Bewehrungseisen für die Fundamente der Dieselaggregate werden in der Eisenbiegeanlage des VEB Bau- und Montagekombinates „Chemie“ Halle nach gelieferten Zeichnungen angefertigt und zum Versand nach Mosambik zum Hafen Beira am Indischen Ozean gebracht.
Heute ist ein herrlicher Julitag, meine Dienstreise zur „Schwarzen Pumpe“ verbinde ich mit einem Familienausflug hinter die Grenze nach Polen. Halina hat Ferien und Helene einen freien Arbeitstag. Unser Wartburg ist vollgetankt, wir fahren mit der maximal zulässigen Geschwindigkeit. Ich darf mir kein Vergehen erlauben, es könnte für mich Folgen haben. Wir liegen gut in der Zeit, um einen Termin um 10.00 Uhr in der Abteilung „M“ wahrzunehmen.
Helene und Halina verbringen die Zeit meiner Abwesenheit im Freien, der heiße Sommertag lockt ins Grüne.
Um 12.00 Uhr sind wir wieder beisammen. Meine Aktentasche mit Zeichnungen der Dieselelektroanlage bewahre ich im Gepäckraum auf und fahre in Richtung Cottbus und weiter zum Grenzübergang in Guben. Ich wähle mit Absicht Guben. Der polnische Teil dieser Stadt heißt Gubin. Dort habe ich von November 1954 bis November 1956 meinen harten Wehrdienst absolviert. Zu dieser Zeit war der Marschall der Sowjetunion Konstantin Rokossowski von 1949 – 1956 Verteidigungsminister der VR Polen. Viele sowjetische Generäle und hohe Offiziere waren in Etagen des Verteidigungsministeriums der VR Polen tätig.
Jetzt bietet sich die Gelegenheit, die Stadt und den großen Kasernenkomplex in Walowice Halina und Helene zu zeigen. Als Ausländer bin ich vorsichtig, will schnell am Kasernenbereich vorbeizufahren, um nicht den Verdacht einer Spionage zu geben. In der DDR, in Polen und in der CSSR sind Kasernenbereiche sensible Bereiche. Die Pass- und Zollkontrolle verläuft reibungslos, wir werden nicht aufgefordert, die Dokumente zu zeigen. Mit einem Lächeln wird uns gute Fahrt gewünscht. Auf der polnischen Seite wünschen die Pass- und Zollkontrolleure einen angenehmen Aufenthalt in der VR Polen.
Wir fahren durch die Stadt, die nicht wiederzuerkennen ist. Anstelle der im II. Weltkrieg zerstörten Häuser sind neue entstanden – alles räumlich sauber, gepflegte Gehwege und Straßen mit Asphaltbelag, Geschäfte, Cafés, Restaurants, Kino und gut gekleidete Frauen, Männer und Kinder auf den Straßen. In den 50er Jahren war Gubin eine Ruine, Berge von Schutt und Asche. Bei Aufräumarbeiten fand man menschliche Überreste, Straßen und Fußwege waren kaum passierbar, eine Geisterstadt.
Wir halten vor einer Gaststätte. Legen eine Mittagspause ein. Bestellen Mittagessen, werden sehr freundlich bedient, man erkennt nicht, dass wir DDR-Bürger sind, wir kommunizieren in perfekter polnischer Sprache.
Es ist nach 14.00 Uhr geworden. Brechen auf zur Weiterfahrt. Meine Orientierung ist verblasst - alles neu. Den Weg zum Offizierskasino finde ich nicht und danach fragen möchte ich nicht, nichts erinnert an alte Zeiten.
An einer Kreuzung steht ein Wegweiser mit Aufschrift Walowice. Dort ist der Standort der Kaserne, in dem unsere mechanisierte Einheit stand.
Dorthin fahren wir, es sind nur fünf Kilometer, also sehr nah. Eine riskante Fahrt für mich. Beim Vorbeifahren erkenne ich den Kasernenkomplex mit vielen Blöcken auf der rechten Straßenseite, in denen ich 24 Monate gedient habe.
Wir schlagen den Heimweg ein, diesmal über den Grenzübergang Bad Muskau, etwa 60 km von Gubin/Polen entfernt. Die polnischen Pass- und Zollkontrolleure geben das Zeichen weiterzufahren. Der DDR-Zöllner gleich nebenan fordert mich auf, den Gepäckraum zu öffnen und er fragt: „Was haben Sie in der Aktentasche? Bitte öffnen!“
Ich öffne und sage: „Nur technische Zeichnungen.“ Plötzlich wird mir klar, ich bin in eine Falle geraten.
Der Zöllner schaut mich verdutzt an und fragt: „Haben Sie eine Genehmigung zum Mitführen technischer Dokumente ins Ausland?“
„Nein“, antworte ich mit großen Augen.
„Das Mitführen von technischen Dokumenten im Ausland ohne Genehmigung ist verboten. Was Sie getan haben, verstößt gegen das Zollgesetz der DDR“, wurde ich belehrt. Ich werde aufgefordert, zum Stellplatz zu fahren. Mir wird ganz schwarz vor meinen Augen. Daran habe ich nicht gedacht!
Ein zweiter Zöllner kommt hinzu und die Befragung beginnt: „Warum führen Sie in der VR Polen technische Dokumente mit?“
„Ich hatte eine Dienstreise zur Schwarzen Pumpe und habe diese mit einem Familienausflug verbunden. Nach 13.00 Uhr waren wir an der Grenze in Guben und, und … jetzt fahren wir nach Hause nach Zeitz. Hätte ich gewusst, dass technische Dokumente …, dann hätten wir diesen Ausflug anders geplant, … es tut mir leid!“
Beide Zöllner blättern in den Zeichnungen herum, stellen Fragen, ich vermeide strikt die Bezeichnung Mosambik, sonst könnte der Verdacht aufkommen, ich sei ein Doppelagent.
Dann beraten beide Zöllner leise. Einer der Genossen geht in das Gebäude, ich vermute, er telefoniert mit dem Grenzübergang in Guben, kommt zurück, ich werde noch mal belehrt und … erhalte freie Fahrt.
Es hätte viel schlimmer ausgehen können und mein Status Auslandskader wäre Vergangenheit gewesen.
Nachdem ich Einblick in die Dokumentation der Dieselelektroanlage genommen habe, fahre ich nach Hettstedt im Bezirk Halle, am Rande des Harzes, um dort ein selbes, bereits fertiges Objekt anzuschauen. In der Invest-Abteilung werde ich freundlich begrüßt. Als ich mein Anliegen konkretisiere, das gleiche Vorhaben in Mosambik zu realisieren, werde ich mit Kaffee und einer Bockwurst bedient. Man schildert mir die üblichen Schwierigkeiten beim Bau der Dieselelektroanlage, deren Fertigstellung sich weit hinauszieht und die bis heute noch nicht im Betrieb ist, vor drei Jahren wurde damit begonnen. Wir machen einen Rundgang in der Dieselelektroanlage. Ich habe Gelegenheit, das fast fertig gestellte Objekt in Augenschein zu nehmen. Anschließend gehen wir zurück ins Büro, wo ich gebeten werde über Vietnam, Sibirien, Angola und über Mosambik zu erzählen. Natürlich komme ich dieser Bitte nach und nach einstündiger Unterhaltung verabschiede ich mich.
Auch zu Hause gehen die Ausreisevorbereitungen zügig voran. Eine Transportkiste für Buffy steht bereits da, deren Anblick Helene in Tränen versetzt – Buffy in der Kiste und das für lange Flugstunden.
„Mein Gott, wie hält das arme Wesen die vielen Flugstunden aus? Wird Buffy ausreichend mit Essen und Trinken versorgt? Ist der Transportraum ausreichen klimatisiert? Buffy musst doch auch Gassi machen? Werde ich Buffy in Maputo am Flughafen lebend in die Arme schließen können?“, klagt meine Frau ständig unter Tränen.
Seit einem Jahr ist Halina an der Martin-Luther-Universität in Halle, hat eine gute Unterkunft im dortigen Internat. Wir haben das Zimmer, das sie mit einer Kommilitonin teilt, mit Zustimmung der Internatsleitung zusätzlich möbliert, mit Radio und Fernseher ausgestattet. Die Internatsleitung ist von unserem 3-jährigen Auslandeinsatz informiert und wird unsere Tochter betreuen.
Auch unsere Wohnung steht ihr zur Verfügung. Sie kann zu jeder Zeit nach Hause kommen. Sparkassenbuch und Girokonto haben wir unserer Halina zuggängig gemacht. Man weiß nie, was auf uns zukommt. Mosambik ist weit, die Luft könnte dort bleihaltig sein, wenn sich FRELIMO und RENAMO bekämpfen. Auch im Nachbarstaat Rhodesien stehen die Zeichen auf Sturm. Mosambik unterstützt den dortigen Befreiungskampf. Die Kollegen in Oppach und Dr. Klemm haben so manches Ungeschminktes verlauten lassen.
Der Ausreisetermin steht fest, am Sonnabend, dem 11. August 1979, fliegen wir mit der Interflug nach Maputo, übernachten einmal in Unterkünften der Botschaft und am nächsten Morgen fliegen wir von Maputo nach Tete.
Seit Tagen sitzen wir auf gepackten Koffern. Helene hat alles ordentlich verpackt, es sind vier Koffer. Die Transportkiste für Buffy und das Handgepäck dazu. An Fachliteratur habe ich auch gedacht. Unsere Buffy hat die erforderlichen Impfungen und den Veterinären Impfpass dazu, Sitzübungen in der Kiste machen sie nervös. Sie ahnt, was Schreckliches auf sie zukommen wird.
Freitag, der 10. August: In der Kaderabteilung der Kombinatsleitung in Halle habe ich Reisepässe für mich und meiner Frau erhalten. Reisepässe für einen Auslandskader einschließlich Familienangehörigen werden dort deponiert. Meine Kollegen in Leuna sind sehr erfreut, beim Kaffeetrinken plaudern wir. Ich kann den Flugstreckenverlauf erläutern und über Neuheiten aus der Abteilung „M“ erzählen. Ich folge der Aufforderung meines Parteisekretärs, vor Ausreise in der Parteileitung politische Literatur und Agitationsmaterial abzuholen. Die Parteileitung ist geschlossen, der Parteisekretär nicht aufzufinden. Ein Genosse der Gewerkschaftsleitung, der an mir vorbei eilt, sagt laut: „Günter, heute ist Freitag, ab eins macht jeder seins.“
Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen.