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Kapitel 5

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»Du, Sterz, wir müssen reden. Ich brauche deine Hilfe.«

Wimmer schaute überrascht von seinen Papieren auf und sah Elisabeth Körner in der halb offenen Türe stehen. Sie kam ansonsten nie unangemeldet, also musste es ernst sein. Er winkte sie heran.

»Wo brennt’s denn wieder mal?«

»Na, bei deiner verdammten Leich’! Die Leut’ wollen was lesen darüber. So oft passiert auch in Wien kein Mord. Das darf ich nicht ignorieren.«

Wimmer seufzte.

»Schau, meine liebe Stummel, wenn ich dir da jetzt was sage, was ich den anderen nicht sagen darf, dann komm ich in Teufels Küche.«

»Lass uns was essen gehen.«

Wimmers Stammbeisl war gleich um die Ecke, und ohne großartig bestellen zu müssen, standen bald ein großer Teller mit Sterz und ein Ottakringer Schnitt vor ihm. Stummel bestellte sich Krautfleckerln und einen gespritzten Weißwein.

»Also, nun sag schon, was, um Himmels willen, soll ich denn schreiben?«

»Ich kann dir nur empfehlen, die Hintergründe, die ich dir aus gewissen Gründen verschweigen muss, ganz auszulassen. Mach stattdessen was mit Human Touch, konzentrier dich auf die Leute, die die Leiche gefunden haben. Mehr geht im Moment von meiner Seite aus nicht. Tut mir leid.«

›GRAUENHAFTES ENDE EINER KEGELTOUR!‹, war dann die große Schlagzeile, unter der Elisabeth Körner über den Mordfall berichtete.

Wie vereinbart, hielt sie sich an die Abmachung mit Sterz und führte rührselige Interviews mit geschockten, weinenden Frauen und schnauzbärtigen Männern aus Castrop-Rauxel, wobei Letztere weder weinten noch geschockt wirkten. Ohne die Hintergründe der Tat auch nur anzudeuten.

»Ich dachte erst«, berichtete Herr R. B. (Namen sind der Redaktion bekannt), »ich wär’ in einem der neuen Tatorte mit diesem Schimanski aus Duisburg drin. Hat sich komplett so angefühlt. Wie in echt. Gruselig, aber auch spannend.«

»Der Schimanski würde den Fall auch im Nullkommanix lösen«, meinte Herr P. T. »Ich bin ja mal gespannt, was eure Polizei so alles draufhat.«

Die Chefredaktion beschloss, die Interviews auf mehrere Tage zu verteilen, mit abwechselnd kräftigen Männer-Statements und rührseligem Kegelschwester-Drama.

Währenddessen arbeitete Oberst Wimmer konzentriert und gewissenhaft Edgar Augusts Leben auf. Zuoberst auf der Liste stand ein Besuch in dessen Villa in Graz. Wenn er irgendwo Hinweise finden würde, dann dort.

Doktor Fuchs meldete sich am Telefon und bat Wimmer vorbeizukommen. Er hatte mittlerweile neue Erkenntnisse über die Todesart gewonnen.

»Ich bin mir nun sicher, dass es eine Garrotte war, die zum Tod geführt hat. Eine übliche Methode der Erdrosselung bei der Mafia in Süditalien und Kriminellen in Südfrankreich. Von hinten und weitgehend lautlos, ist es eine sehr fiese, hinterhältige Art, jemandem das Lebenslicht auszublasen.«

Wimmer nickte.

»Und Hände und Zunge?«

»Aller Wahrscheinlichkeit nach war es ein Säbel und ein scharfes Messer. Für eine Axt sind die Schnittränder nicht grob genug. Aber wenn jemand mit einem Säbel gut umgehen kann – jeweils ein schneller, zielsicherer Schlag aufs Handgelenk mit einer scharfen Klinge, das würde ins Bild passen. Und die Zunge wurde post mortem entfernt. Eher symbolisch offenbar.«

»Also muss ich nach einer Garrotte und einem Säbel Ausschau halten. Ein Messer hat ja wohl jeder.«

Doktor Fuchs zeigte ihm noch zwei Fotos dieses Geräts, wie es von der kalabrischen und sizilianischen Mafia verwendet wurde: ein Metalldraht, an dessen Enden zwei Holzstäbchen befestigt waren, um den Zug zu verstärken. »Hoffentlich kommen Sie hierbei nicht der Mafia ins Gehege.«

Wimmer lächelte.

»Bislang gibt es keine Hinweise, die diese Vermutung stützen würden. Vielleicht hat sich jemand nur davon in­spirieren lassen.«

Er überlegte kurz.

»Sonst noch irgendwelche Anhaltspunkte oder etwas Ungewöhnliches?«

Doktor Fuchs schüttelte den Kopf.

»Nein, für sein Alter war das Opfer kerngesund. Kein sportlicher Typ, nicht unbedingt durchtrainiert, aber doch fit und ohne erkennbare Krankheiten. Herz, Leber und Lunge ohne Beeinträchtigungen. Nichtraucher, moderater Alkoholgenuss, kein Übergewicht. Der hätte 100 Jahre alt werden können.«

Wimmer nahm die Mappe mit den Obduktionsunterlagen und verabschiedete sich.

»Nun, wir werden sehen, ob mir das weiterhilft. Einstweilen einmal vielen Dank!«

Ein Rindvieh für Gaddafi

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