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Gestalt-Persönlichkeitstheorie
ОглавлениеMit den Arbeiten von Lewin und Goldstein sind wir nun zu einer kohärenten, anspruchsvollen, allgemeinen »Feld-Theorie« der Persönlichkeit gelangt, die zumindest für kognitive, affektive, beziehungsmäßige – und psychotherapeutische – Bereiche klare Konsequenzen hat. Dies ist nicht etwa deshalb einer besonderen Hervorhebung wert, weil das spätere Modell der Gestalttherapie sich direkt auf diese Persönlichkeitstheorie bezog, sondern weil es das seltsamerweise nicht tat. Überdies gibt es einige spätere Autoren, die behaupten, es sei Fritz Perls gewesen, der das ursprüngliche Wahrnehmungsmodell der Gestalt von der Figur-Grund-Auflösung zum ersten Mal auf affektive Bereiche, die Persönlichkeitstheorie und sogar die Psychotherapie erweitert habe (vgl. z.B. Fantz 1975 und Barlow 1981); und auch Perls selbst vermittelt seinen Lesern zumindest diesen Eindruck (1969b; 1973). Dies trifft jedoch keinesfalls zu. Eine rasche Überprüfung der Titel der Arbeiten sollte genügen, um das zu veranschaulichen: so zum Beispiel Köhlers The Place of Value in a World of Facts, 1938; Koffkas Kapitel über »Ich, Emotion, Gedächtnis und Wille«, 1935; Lewins Dynamic Theory of Personality, 1935; Goldsteins Human Nature in the Light of Psychopathology, 1940; und sogar Wertheimers Some Problems in the Theory of Ethics, 1935; oder besonders Goldsteins The Organismic Approach to Psychotherapy, 1974.
Jedes System hat, wie Erikson bemerkte, seine Utopie; in gleicher Weise hat jede Persönlichkeitstheorie ihr Ideal und ihre Kriterien für Gesundheit oder Dysfunktion. Diese Kriterien dienen dazu, einen psychotherapeutischen Ansatz, der auf diesem Modell gründet, abzuleiten. Dieser Ansatz kann immer noch Raum für die Erfindung von Methoden lassen, die der Theorie angemessen sind; aber selbst hierbei ist die Wahl der Methodologie zumindest beträchtlich eingeschränkt durch die theoretischen Annahmen über Gesundheit und Dysfunktion. Die folgenden Kapitel werden zeigen, dass das gestalttherapeutische Goodman/Perls-Modell seine eigene theoretische Grundlage und Entwicklung in unnötiger Weise verkürzte, indem es einige Teile des späteren Gestaltmodells der Persönlichkeit verzerrte und andere ignorierte – mit vorhersehbaren Ergebnissen in Form einiger der charakteristischen Auswüchse, die mit dieser therapeutischen Schule verknüpft werden. Die Anwendungen der Modelle von Lewin und Goldstein werden zusammen mit den späteren Revisionen, die insbesondere im Bereich der Theorie über den Widerstand folgten, als Korrektiv für einige dieser Probleme angeboten.