Читать книгу Im griff ihrer partner - Grace Goodwin - Страница 8

2

Оглавление

Kommandant Grigg Zakar, Sektor 17 der Koalitionsflotte

Das Aufklärungsschiff der Hive raste an der rechten Flügelspitze meines Fighters vorbei und ich ließ es entkommen, denn ich war gerade mit dem größeren, schwer gepanzerten Angriffskreuzer vor mir beschäftigt.

„Das Kommandoschiff der Hive ist in Reichweite, ich greife an.” Ich informierte die Befehlshaber an Bord des Schlachtschiffs Zakar, meinem Schlachtschiff, damit sie den Rest der Flotte um meinen Angriff herum koordinieren konnten.

„Mach diesmal keine Dummheiten.” Die nüchterne Stimme in meinem Ohr gehörte zu meinem besten Freund und in diesem Sektor des Universums führenden Doktor, Conrav Zakar. Für mich hieß er schon immer nur Rav und Rav war zudem mein Cousin. Seit über zehn Jahren kämpften wir Seite an Seite und waren noch längere Zeit Freunde gewesen.

Die eine Seite meines Mundes verzog sich zu einem Schmunzeln. Selbst mitten im Kampf brachte mich der Alte zum Lachen.

„Falls doch, dann mach dich bereit, mich wieder zusammenzuflicken.”

„Irgendwann lasse ich dich ausbluten.” Er lachte und mein Schmunzeln verzog sich hinter der transparenten Maske meines Pilotenhelms zu einem breiten Grinsen.

„Das wirst du nicht.” Ich schüttelte angesichts seines schwarzen Humors den Kopf, als ich auf eine bekannte Schwachstelle an der Unterseite des Hive-Schiffs zielte und eine Sonarkanone abfeuerte, die diesen Bastard hoffentlich in Stücke riss. Zu meiner Rechten flogen zwei Kampfgeschwaderpiloten in Angriffsformation und feuerten zur gleichen Zeit mit Ionenkanonen. Das gleißende Licht des Angriffs wirkte fast erblindend.

Als das Hive-Schiff explodierte und vor meinen Augen in Stücke brach, ertönte ein Jubeln in meiner Kommunikationsausrüstung. Da waren noch einige Aufklärungsschiffe, die wir verfolgen und abschießen mussten, aber ich würde keine weiteren Cargoschiffe oder Transportstationen in diesem Sonnensystem mehr verlieren, zumindest nicht in der nächsten Zeit und nicht direkt vor meiner Nase.

„Gute Arbeit, Kommandant.” Ich hörte das Lächeln in Ravs Stimme. „Jetzt schwing deinen Arsch zurück auf das Schiff, wo er hingehört.”

„Mein Platz ist hier draußen, auf dem Schlachtfeld bei den Kriegern.”

„Nicht länger.” Die Stimme meines zweiten Kommandanten, Captain Trist, hallte durch meine Ohren und er machte keine Anstalten, seinen Unmut zu verbergen.

Mist. Er war so auf die Vorschriften bedacht, dass das Handbuch mit den Bestimmungen ihm anscheinend von hinten reingeschoben worden war.

„Trist, wenn ich die ganze Zeit auf der Kommandobrücke bleibe, würden Sie sich langweilen.”

„Sie gehen zu viele Risiken ein, Kommandant. Risiken, die Sie nicht auf sich nehmen sollten. Sie sind für fast fünftausend Krieger, Bräute und deren Kinder verantwortlich.”

„Captain, wenn ich heute sterben sollte, dann wären die Leute gut aufgehoben.”

Rav antwortete: „Nein. Sie würden General Zakar um Gnade anbetteln.”

„Verstanden. Ich bin auf dem Weg zurück zum Schiff.” Wenn ich getötet oder schlimmer noch, gefangen genommen und von der Hive kontaminiert würde, dann würde mein Vater, General Zakar, höchstwahrscheinlich hierherkommen und die Leitung des Schlachtschiffes Zakar selbst übernehmen. Ich mochte abenteuerlustig sein, aber mein Vater war hart und gnadenlos. Würde er in den aktiven Dienst zurückkehren, dann würden sich die Verluste verdoppeln oder verdreifachen, und zwar auf beiden Seiten.

Wir setzten alles daran, die Hive in Schach zu halten und ihre Ausbreitung in diesem Sektor des Weltalls zu verhindern. Mein Vater würde versuchen, sie zu besiegen, sie zu verjagen. Die Hive würden darauf mit mehr Soldaten und mehr Aufklärern reagieren. Die Situation würde schnell eskalieren. Wir hatten es geschafft, sie auf mehrere Bereiche im Weltall zu verteilen und schwächten den Feind langsam, indem wir ihnen neue Opfer vorenthielten und gleichzeitig ihre Reihen ausdünnten. Das aggressive Vorgehen meines Vaters würde die gut durchdachte Strategie der Koalition zunichtemachen und Jahre der Planung und Umsetzung zerstören.

Mein Vater war zu arrogant und unnachgiebig, um auf die Vernunft zu hören. Das war schon immer so gewesen.

Ich hatte zwei jüngere Brüder, beide waren noch in der Kampfausbildung auf unserem Heimatplaneten Prillon Prime. Sie waren zehn Jahre jünger als ich und noch lange nicht bereit, in den Krieg zu ziehen. Mein Tod würde meinen Vater zwingen, seine Rolle als Berater des Primes aufzugeben und in den aktiven Dienst hier an der Front zurückzukehren. Die Alternative, nämlich den Namen „Zakar” zu streichen und unser Schlachtschiff einem anderen Krieger-Clan zuzuweisen, war undenkbar. Mein Vater würde eher sterben, als seine Familie entehrt zu wissen. Diese Kampftruppe trug den Namen Zakar seit über sechshundert Jahren.

Trist würde es hassen, seine Befehlsmacht zu verlieren und die Leute würden es hassen, weil … verdammt nochmal niemand den General abkonnte. Damit war bewiesen, dass ich am Leben bleiben musste. Ich war vielleicht nicht freundlich und verschmust, aber ich machte meine verdammte Arbeit.

Als Kommandant war ich nicht verpflichtet, Kampfeinsätze zu fliegen. Aber im Kommandantensessel zu sitzen, Befehle zu geben und anderen Kriegern dabei zuzusehen, wie sie an meiner Stelle starben, war nicht, was ich unter ‚ehrenhaft’ verstand. Wenn ich vorher gewusst hätte, wie verdammt schwierig es war, ein Schlachtschiff zu befehlen, dann hätte ich abgelehnt. Ich war der jüngste Kommandant seit hundert Jahren und viele behaupteten, ich sei der verwegenste. Die älteren Generäle bezeichneten mich als Draufgänger. Aber sie hatten keine Ahnung. Ich musste kämpfen. Ich brauchte den Kick. Manchmal wollte ich nicht überlegen, sondern kämpfen … oder ficken. Und da ich keinen Partner hatte, befriedigte das Kämpfen meine unbändige Wut. Jetzt, in diesem Moment, als die Mission erfolgreich war, müsste ich eigentlich beruhigt sein. Beruhigt. Aber das war ich nicht. Ich war weit entfernt davon.

Vielleicht könnte ein heißes, williges Weib mit weicher Haut und einer feuchten Muschi versuchen, mich davon abzubringen, diese Kampfeinsätze zu fliegen.

Die Aufklärungsteams der Hive hatten unseren Bereich seit mehreren Wochen infiltriert und sie entsendeten drei- bis sechsköpfige Teams, die durch unsere Verteidigungslinien hindurch schlüpften und Transportrelais und Cargo-Schiffe umzingelten und angriffen. Kurz gesagt, ließen sie mich zu Hause schlecht dastehen.

Jeden verdammten Abend erhielt ich eine Nachricht von meinem Vater, nachdem er den Tagesbericht des Geheimdienstes gelesen hatte. Er hatte es satt, dass mein Sektor in diesem Krieg weiter an Terrain verlor. Scheiß drauf.

Wenn der verklemmte Mistkerl mich heute Abend wieder kontaktiert, dann sollte er mir besser zur Rückeroberung dieses Sektors gratulieren.

Mein Blick wanderte auf den Ortungsmonitor zu meiner Linken, als ich meinen kleinen Fighter zurück zum Schlachtschiff, zu meinem Zuhause lenkte. Jep, das unförmige Raumschiff aus Metall war mein Zuhause. Die kleinen Explosionen auf dem Bildschirm und das jubelnde Kriegsgeschrei in meinen Ohren versicherten mir, dass die übrigen Schiffe der Hive verfolgt und zerstört wurden.

Ich ordnete das siebte Kampfgeschwader an, mit mir nach Hause zu fliegen, während die anderen beiden Kampfgeschwader die übrigen feindlichen Schiffe verfolgten und ausschalteten. Gefangene zu nehmen, stand nicht zur Option. Hatte die Hive jemanden getötet, konnten wir ihn nicht zurückholen. Diejenigen, welche die Integrationszentralen der Hive in einem Stück überlebten, waren für immer verloren und wurden in die Kolonie entsendet, um dort ihre letzten Tage als kontaminierte Krieger zu verbringen. Für den Rest unserer Leute waren sie gestorben.

Nein. Ich zog es vor, keine Gefangenen zu nehmen. Der Tod aber war eine Gefälligkeit, die ich dem Feind bereitwillig anbot.

„Kommandant, Achtung!” Die Warnung erfolgte im gleichen Moment, in dem der Kollisionsalarm meines Schiffes plötzlich ertönte. Das Warngeräusch war kaum hörbar, als mein Schiff unter mir zerfetzt wurde.

Der Fighter explodierte in einem grellen Lichtblitz. Mein Körper wurde in die Dunkelheit des Weltraums katapultiert, mein Fliegeranzug war das einzige, was mich am Leben erhielt. Die Wucht der Explosion und Kraft, mit der ich herausgeschleudert wurde, waren stärker als jedes Schleudertrauma und jeder wilde Ritt, den ich je unternommen hatte.

„Kommandant? Hören Sie mich?”

Ich war zu schnell, um mich zu orientieren, um den großen, rötlich-orangefarbenen Stern, der dieses Sonnensystem zusammenhielt im Auge zu behalten. Ich konnte nichts ausrichten oder stoppen. Der Druck auf meinen Organen schmerzte, ich hatte Schwierigkeiten mit dem Atmen und stöhnte, als ich versuchte bei Bewusstsein zu bleiben.

„Holt ihn da raus!”

„Noch ein Schiff!”

Ich verlor den Überblick über die Stimmen, als eine Explosion aus Licht und Hitze von meiner linken Seite aus über mich hereinbrach. Als das Hive-Schiff um mich herum explodierte, rasten die Trümmer so schnell an mir vorbei, dass ich ihnen mit meinen Augen nicht folgen konnte.

Ein scharfer, stechender Schmerz entbrannte in meinem Oberschenkel und ich presste die Zähne zusammen, als mein Anzug mit einem zischenden Geräusch an Druck verlor und die wertvolle Luft mein Blut kühlte. Das Selbstreparationssystem des Anzugs fing sofort an, die Versiegelung wieder zu schließen und mich am Leben zu halten. Aber ich fürchtete, dass es nicht schnell genug gehen würde.

Ich trudelte weiter und schloss meine Augen, um mich einzig auf das hitzige Gespräch in meinem Helm zu konzentrieren. Mir wurde übel und die Galle kam mir hoch.

„Captain, er wurde getroffen. Sein Anzug ist beschädigt.”

„Wie lange ist das her?”

„Weniger als eine Minute.”

„Transporter, könnt ihr ihn festmachen?” fragte Trist.

„Nein, Sir. Die Explosion hat seinen Transport-Beacon zerstört.”

„Wer ist in der Nähe? Captain Wyle, wie sieht’s bei ihnen aus?”

„Wir haben sechs neue Hive-Fighter ausgemacht. Sie fliegen direkt in seine Richtung.”

„Fangt sie ab.” Das war Trist.

„Verstanden.” antwortete Captain Wyle.

„Nein!” Ich stöhnte, als Wyle dem vierten Kampfgeschwader umgehend anordnete, in einer Kamikaze-Aktion die sich nähernden Hive-Fighter zu stoppen.

„Verdammt! Holt ihn da raus. Sofort!” Trists Gebrüll tat mir im Kopf weh.

Die Alarmsignale meiner Körpersensoren piepten, als ob ich nicht selber wüsste, dass mein Blutdruck zu hoch und mein Herzschlag viel zu schnell waren.

„Ich nehme den Lazarett-Kreuzer.” Das war Rav.

„Keine Zeit. Wyle, hol ihn mit einem Traktorstrahl.”

„Sein Anzug könnte der Belastung nicht standhalten”, antwortete Rav.

„Entweder das oder die Hive kriegen ihn”, argumentierte Trist.

Daraufhin beschloss ich, mich einzuschalten. „Verdammt”, zischte ich, „Wyle, tu es.” Lieber explodiere ich in eine Million Stücke, als im Cyborg-Kollektiv der Hive zu enden.

„Ja, Sir.”

Die Energie von Captain Wyles Traktorstrahl traf mich wie eine Ziegelwand und presste meine Stirn in meinen Helm. Übel.

Ich sah Sternchen und schrie vor Höllenqualen. Es fühlte sich so an, als ob mein gesamtes linkes Bein am linken Knie abgerissen würde. Von überall her ertönten Explosionen und ich zählte sie, um bei Bewusstsein zu bleiben.

Als ich bei fünf angekommen war, wurde alles um mich herum schwarz.


Doktor Conrav Zakar, Schlachtschiff Zakar, Krankenstation

„Ist er tot?” Die Stimme des neuen Sanitätsoffiziers zitterte und ich hatte keine Zeit, ihn nach seinem Namen zu fragen. Es war mir auch egal.

„Halt’s Maul und hilf mir gefälligst, ihn aus dem Fliegeranzug herauszubekommen.” Die standardgemäßen Fliegeranzüge der Koalition waren aus fast unzerstörbarem, schwarzen Panzermaterial und wurden mit spontanen Materiegeneratoren oder MGs auf unserem Schiff erzeugt. Ich benutzte ein Laserskalpell, um damit einen Ärmel abzuschneiden, bevor mich der nächste Vorschlag des jungen Offiziers wieder auf den Boden brachte.

„Warum legen wir ihn nicht auf die MG-Unterlage und beauftragen das Schiff, die Panzerung zu entfernen?”

Genial. Das hieß nicht, dass ich den Kerl mochte. „Wir verlegen ihn.”

Ich fasste meinen Cousin und besten Freund unter die Schultern und wuchtete ihn mit meiner gesamten Kraft eines Prillon-Kriegers hoch. Ich hätte ihn alleine tragen können, aber mein Assistent machte einen Schritt nach vorne und hob Grigg unter seine Knie.

Er würde jetzt nicht verrecken. Er hatte da draußen im Kampf ganze Arbeit geleistet und jetzt war ich an der Reihe, meine Arbeit zu machen. Wenn er seinen Kommandoposten nicht verlassen hätte, wäre ich jetzt gerade mit den anderen am Feiern, anstatt ihn ins Leben zurückzuholen. Aber es war jetzt nicht der Moment, darüber nachzudenken. Dämlicher, starrköpfiger Scheißkerl.

Wir transportierten ihn so vorsichtig wie möglich auf eine pechschwarze Unterlage, wo die blass-grünen Rasterlinien der Scan-Sensoren des MGs rasch damit anfingen, Griggs Panzerung zu untersuchen, damit wir sie schrittweise entfernen konnten. Die äußere Hülle von Griggs Panzerung hatte so viele Mikroverletzungen, dass sie flauschig und nicht glatt und hart aussah. Blut tropfte aus seinem linken Stiefel und machte am Boden ein spritzendes Geräusch, dass mich mit den Zähnen knirschen ließ. Sein Helm war derartig verbogen, dass ich ihn nicht entsichern und abnehmen konnte. Das Visier vom Helm war zersplittert und tausend winzige Risse versperrten mir die Sicht auf Griggs Gesicht.

Wenn die Biosensoren nicht angezeigt hätten, dass er noch lebte, dass sein Herz immer noch schlug, hätte ich es niemals für möglich gehalten, dass irgendjemand in einer derartig zerstörten Panzerung überlebt hätte.

Ich legte meine Hand auf die Steuerung und befahl dem Schiff, Griggs Panzerung zu entfernen. Ungeduldig wartete ich, als das blass-grüne Leuchten seinen Körper umhüllte.

Als das Licht endlich erlosch, lag Grigg nackt und blutend auf der Unterlage und mein Herz stockte.

„Verdammt, Grigg. Du bist am Arsch.” Grigg war blutverschmiert, seine eigentlich dunkle, goldene Haut hatte fast überall einen eigenartigen orange-roten Stich. Sein linkes Bein war oberhalb des Knies bis zum Knochen durchtrennt und Blut sudelte mit jedem Herzschlag auf den Boden.

Ich fiel auf die Knie und legte einen Druckverband an, um die Blutung zu stopppen. Das würde ihn nicht heilen, aber es würde die Verletzung davon abhalten, weiter auszubluten während ich seinen sturen Arsch zum ReGen-Block trug.

„Ich brauche mehr Leute hier!” rief ich. Helfer und andere Techniker kamen hinzugeeilt. Helft mir. Vorsicht mit seinem Bein.” Ich hob in wieder an den Schultern hoch und versuchte, seinen Kopf davon abzuhalten, wie ein loser Puppenkopf abzuknicken. Weitere Hände kamen zur Hilfe und er wurde zügig vom Tisch gehoben.

„ReGen-Block?”

„Ja. Sofort.”

Wir bewegten uns gleichzeitig und schlurften schnell zu dem großen Ganzkörpertank, welcher zur Behandlung der kritischsten Verletzungen verwendet wurde.

„Sollten wir ihn nicht erst betäuben?”

„Sei ruhig oder verschwinde”, raunte ich.

„Ja, Sir.”

Die Tür der Krankenstation öffnete sich und Captain Trist trat herein. Er warf einen Blick auf Grigg und stoppte abrupt. „Ist er tot?”

„Nein. Aber das ist er bald, falls wir ihn nicht in den ReGen bekommen.”

Trist trat zwischen zwei Technikern nach vorne und half uns, Grigg an der Hüfte hochzuheben. Wäre Grigg ein durchschnittlicher Prillon-Krieger, dann wären nicht fünf von uns nötig, um ihn hochzuheben. Aber er war ein verdammter zwei-Meter-fünfzehn großer Gigant. Grigg war wie alle Mitglieder der Kriegerklasse auf Prillon Prime ein Riesenkerl, der aus beinahe dreihundert Pfund harter, magerer Muskelmasse bestand. Zum Krieger geboren war die Prillon-Rasse größer und stärker als die meisten Rassen in der Koalition. Und die Familie Zakar? Nun, Grigg und ich gehörten zu einem der ältesten Krieger-Clans des Planeten. Er war genetisch dazu veranlagt, ein großer Kerl zu sein.

Ich atmete erleichtert aus, als wir den Kommandanten in das hellblaue Licht des ReGen-Blocks herabließen. Die transparente Abdeckung schloss sich automatisch über Griggs ramponierten Körper, die Sensoren nahmen sofort ihre Arbeit auf. Wir traten zurück und musterten die offenen Verbrennungen und Schnittwunden, die auf seinem Gesicht deutlich zu sehen waren.

„Zum Glück hat er nicht das rechte Auge verloren.” Der Sanitätsoffizier, der mich unterstützt hatte, glitt routiniert über das Kontrollpanel und nahm entsprechende Einstellungen vor, damit Griggs Heilungsprozess so schnell voranging, wie es sein Körper erlaubte.

„Er hat Glück, dass er nicht tot ist.” Trist schlug seine blutverschmierte Handfläche auf die transparente Abdeckung.

Er drehte sich zu mir, aber ich schüttelte den Kopf. „Fragen Sie nicht mich.”

„Du bist sein erster Mann. Ein Familienmitglied. Kannst du ihn verdammt nochmal nicht im Griff behalten? Er kann so nicht weitermachen.” Trists hellgelbe Haut lief vor Wut dunkel-gold an. „Er ist der Kommandant dieser Kampfgruppe und kein Infanterist oder Fighter-Pilot. Wir können uns nicht erlauben, ihn zu verlieren.”

„Er inspiriert die Truppe.” Der Sanitätsoffizier auf der anderen Seite des ReGen-Blocks sprach voller Ehrfurcht in seiner Stimme. „In der Cafeteria reden sie über ihn. Überall reden sie über ihn.”

„Müssen sie hier anwesend sein?” fragte Trist.

Der Sanitätsoffizier blickte auf das Kontrollpanel. „Der Kommandant erholt sich ordnungsgemäß. Alle Protokolle für seine Regeneration wurden festgelegt.”

„Müssen sie anwesend sein?” wiederholte Trist.

„Technisch gesehen, nein.” Der junge Rekrut sah geschockt aus und die Furcht vor Trist ließ seine blasse Haut fast so grau wie seine Uniform werden. Mit gutem Grund. Der Captain war fast genauso groß wie Grigg und doppelt so gemein.

„Lassen sie uns allein.”

Binnen Sekunden war ich allein mit dem Captain, der sich auf einen Stuhl in der Ecke des Raumes fallen ließ. „Wie können wir ihn aufhalten? Er verhält sich wie ein Wahnsinniger. Verdammt, als verwandelte er sich in eine wilde Bestie, wie Atlan der Berserker.”

Als die Gefahr vorbei war, mischten sich in mir Gefühle der Wut und Erleichterung, als ich mich neben Trist niederließ und wir beide den besinnungslosen Körper des Kommandanten im Auge behielten. An unseren Händen und Uniformen klebte Blut.

„Wir können ihn nicht aufhalten.” Ich starrte herunter auf meine blutigen Handflächen und wollte Grigg am liebsten damit würgen. Ich liebte ihn wie einen Bruder, aber der Zorn seines Vaters ließ ihn zu weit gehen. Er nahm zu viel Risiko in Kauf. Er spielte ein sehr gefährliches Spiel und war dabei, es zu verlieren. Er hatte überlebt, also war es kein totaler Verlust, aber beim nächsten Mal? Und danach? Irgendwann würden ihn die Wahrscheinlichkeiten einholen. Beim nächsten Mal wird er vielleicht wirklich draufgehen.

Ich hatte genug davon. Trist hatte genug davon.

Ich hatte schon oft darüber nachgedacht und nur eine Lösung leuchtete mir ein, ich hatte das aber zuvor noch nie angesprochen. Grigg und ich hatten keine Geheimnisse voreinander, aber diese Angelegenheit behielt ich für mich. Ich zog sie in Erwägung. Ich hatte sie in der Vergangenheit verworfen. Jetzt aber, als er in einem ReGen-Block war und eine durchtrennte Oberschenkelarterie, einen Oberschenkelbruch, eine schwere Gehirnerschütterung und wer weiß, was sonst noch alles versorgen ließ, war es an der Zeit.

„Wir werden ihn nicht aufhalten können, aber seine Partnerin könnte es.”

Trist streckte die Beine vor sich aus. „Er hat keine Partnerin.”

Langsam neigte ich mich ihm zu. „Dann müssen wir ihm eine besorgen.”

Trist funkelte mich an. „Wie stellen wir das an?”

Ich stand auf und schritt umher. „Sie haben jetzt die Befehlsmacht.”

Die Rangfolge in der Befehlsmacht wurde am ersten Tag in der Kampfausbildung gelehrt. Ich musste es Trist nicht erklären. „Und?”

„Er ist ein Kommandant der Koalitionsflotte. Er ist berechtigt, eine geeignete Partnerin über das Programm für interstellare Bräute anzufordern. Beauftrage mich, ihm eine passende Partnerin zu finden. Beauftrage mich damit, ihn durch das Auswahlprotokoll gehen zu lassen.”

Trist machte große Augen. Er lebte sein Leben nicht am Abgrund, so wie Grigg es tat. Er durchdachte alles gründlich und systematisch.

„Und wenn er aufwacht?”

Ich grinste. Das hatte ich mir auch gründlich und systematisch überlegt.

„Der Vorgang geschieht unbewusst. Es ist wie ein Traum. Er wird sich an nichts erinnern, bis es schon zu spät sein wird. Er wird nichts davon erfahren, bis seine Partnerin in Fleisch und Blut eintrifft.”

Trist lächelte. Heilige Scheiße, der Mann lächelte. Ich hatte ihn noch nie zuvor lächeln sehen und dachte, sein Gesicht sei verletzt oder dauerhaft in einem wohlwollenden Ausdruck festgefroren.

„Und wird er zu sehr damit beschäftigt sein, sie zu ficken und sich um nichts Anderes mehr kümmern – oder um in Schwierigkeiten zu geraten.” Trist starrte mich fünf Sekunden lang an, bevor er anfing, sich kaputt zu lachen.

Das Geräusch schockierte mich dermaßen, dass ich seine Worte nicht verarbeiten konnte.

„Tun sie es, Doktor. Besorgen sie ihm eine Partnerin. Das ist ein Befehl.”

Im griff ihrer partner

Подняться наверх