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Jorik

Sie wurde knallrot und ihr Lächeln verblasste leicht, als sie sich von mir abwandte, um sich hinter der Theke geschäftig zu machen.

Für heute hatte ich sie wohl genug gepusht. Meine Bestie knurrte widerwillig, als ich mich auf einen Stuhl in der Ecke begab, weit weg von ihr und der Eingangstür. Ich drehte meinen Stuhl und tat so, als ob ich nichts davon mitbekam, als sie wiederholt zu mir rüberblickte. Meine Bestie kämpfte gegen mich an, aber ich war noch nicht zum Tier geworden. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie Angst bekam.

Ich wollte sie hungrig haben. Heiß. Bereit für meine Berührung und bereit für meinen Schwanz.

Am ersten Tag hatte sie mir eine Waffel mit Vanilleeis in die Hand gegeben. Am Tag danach Schokoladeneis. Jeden Tag überraschte sie mich mit einer anderen Geschmacksrichtung. Und auch nach Wochen hatte ich noch nicht alle Sorten durchprobiert. Sie waren mir scheißegal. Das einzige, wofür ich mich interessierte, war ihr Lächeln zur Begrüßung und die Berührung unserer Finger, wenn sie mir das Dessert überreichte, das in der heißen Luft Floridas etwas kühlende Erleichterung verschaffen sollte.

Ich würde nicht runterkühlen. Nicht, solange sie nicht mir gehörte. Bis ich in ihr versinken und sie mit meinem Samen füllen würde. Bis ich sie erobern würde.

Ich war zufrieden. Für den Moment. Wir waren ins Gespräch gekommen; jeden Tag erfuhr ich etwas mehr über sie. Sie war ein Einzelkind und hatte ihr gesamtes Leben in Florida verbracht. Ihre Eltern waren gestorben, allerdings hatte sie mir keine Details erzählt. Die Eisdiele gehörte ihr nicht, sie war aber die Managerin. Sie träumte davon, ihr eigenes Geschäft aufzumachen, anstatt für andere zu arbeiten, allerdings hatte ich erfahren, dass sie nicht das nötige Geld dafür hatte.

Das machte sie verletzlich. Für jemand anderes zu arbeiten. Abhängig von den Wünschen und Launen dieses Menschen. Die Einsicht, dass das Leben meiner Frau von einer anderen Person abhängig war, gefiel mir nicht.

Nein. Ich würde sie für mich gewinnen. Sie erobern. Ich würde mich ihrer annehmen.

Solange sie mich haben wollte.

Aber nicht hier. Wir konnten nicht auf der Erde zusammen sein. Die Regierung würde eine solche Beziehung nicht dulden. Sie würde sich bereit erklären müssen, die Erde für immer zu verlassen. Ihr Leben. Die rote Katze ihres Nachbarn, deren Foto an der Wand hinter der Kasse angebracht war. Wie ich herausgefunden hatte, trug die Kreatur den Namen ‘Kürbis’—nach dem Erdengemüse mit derselben Farbe.

Die Tatsache, dass eine kratzende, fauchende Kreatur, die kleine Säuger und Vögel tötete, ihr Lieblingstier war, ließ mich hoffen, dass sie meine Bestie ebenfalls lieben lernen könnte.

Abgesehen von Gabriela—ich liebte ihren Namen und rollte ihn in Gedanken auf meiner Zunge herum—hatte ich keinen Grund, um nach Atlan zurückzukehren. Einige Cousins waren meine einzige Familie. Einem Kriegsfürsten, der den Krieg gegen die Hive und das Paarungsfieber überlebt hatte, wurden Reichtümer und Anwesen in Aussicht gestellt. Sollte ich nach Hause zurückkehren, wäre ich ein reicher Mann. Auf Atlan könnte ich sie versorgen, sie glücklich machen. Ihr einen Palast und edle Kleider schenken, mit Bediensteten, die das Geschirr spülten, damit sie sich mit solch harter Arbeit nicht die Hände ramponieren musste. Ich wollte ihr genügend Geld geben, damit sie jetzt gleich ihre Träume verwirklichen konnte. Hier. Aber ich hatte keines. Ich wurde nicht mit Erdengeld bezahlt und die Atlanische Währung war hier wertlos. Wir hatten eine seltsam gestreifte Plastikkarte bekommen, die von den Einzelhändlern als Zahlung akzeptiert wurde.

Geld hin oder her, ihre Träume waren jetzt auch meine Träume. Ich wollte ihre Wünsche erfüllen. Ich wusste es. Meine Bestie wusste es.

Sie war für mich bestimmt und ich würde sie auch bekommen.

Nichts würde mich davon abhalten.

Zufrieden darüber, einfach im selben Raum mit ihr zu sein, genoss ich das Gefühl, wie sich die kalten kleinen Bonbonbären in meinem Mund erwärmten und an meinen Zähnen klebten. Auf Atlan gab es keine vergleichbare Nascherei und ich fand zunehmendes Gefallen an der schockierenden Kombination aus Frost und Süße, die auf meiner Zunge explodierte. Ich entspannte mich; ich war genau da, wo ich sein wollte.

Der menschliche Verbrecher prüfte nicht die Ecke, als er den Laden mit einer kleinen Waffe in der Hand betrat.

Es würde sein letzter Fehltritt werden.

Die Menschen nannten die primitive Projektilfeuerwaffe einen Revolver. Das Ding war einfach. Anfällig für Fehlzündungen. Laut und mit begrenzter Feuerkapazität.

Alles in allem war die kleine silberne Waffe in jeder Hinsicht minderwertig. Aber sie konnte meine Frau töten.

Gabriela sah ihn sofort und der Ausdruck auf ihrem süßen Gesicht, als sie hinter der Maschine mit dem Erdengeld stand, ließ noch ehe ich ihr Einhalt gebieten konnte meine Bestie hervorschnellen. Ihre sonst so rosigen Wangen wurden ganz blass. Sie riss verängstigt die Augen auf. Ihr Körper zitterte, allerdings nicht vor Freude.

Ich bemerkte es sofort. Die Tür war nicht weit von ihrem Posten entfernt. In weniger als einer Sekunde hatte der Typ sie an der Schulter gepackt. Mit der anderen hielt er ihr die Waffe an den Kopf. Beide standen hinter der niedrigen Theke, wo sie normalerweise das Geld der Kunden entgegennahm.

Er war recht groß für einen Erdenmann und unter seinem Baseballcap standen dunkle Haare hervor. Sein übergroßes T-Shirt betonte nur seine hagere Figur. Ich könnte ihn zerbrechen wie einen Zweig. Dieselben blauen Hosen, wie sie die meisten Menschen trugen, schlenkerten um seine Hüften herum. Beide Arme waren mit Zeichnungen bedeckt. Tattoos, wie ich gelernt hatte, mit verstörenden Abbildungen. Er war sehr viel größer als Gabriela, sein Griff war unnachgiebig, seine Absicht offensichtlich.

“Jorik!” schrie sie mit aufgerissenen Augen, als ich mich näherte. Sie zitterte und wollte ihren Kopf von der Waffe wegziehen. “Lauf.”

Lauf? Wie … verschwinden? Jetzt? Während sie in dieser Lage war? Bedroht wurde? Bei dem Gedanken ballte ich nur die Fäuste zusammen. Sie wollte mich beschützen. Mich! Ich trug zwar meine Koalitionsuniform, war aber unbewaffnet. Aber ich brauchte keine Waffe, um ihr zu helfen.

Seine Waffe war zwar nichts im Vergleich zu einer Ionenpistole, allerdings wusste ich, dass sie töten konnte, besonders wenn sie direkt an ihren Kopf gepresst wurde. Die Erde war ein primitiver Planet. Ohne ReGen-Technologie starben die Leute die ganze Zeit über an Schussverletzungen. Meine Gabriela würde eine solche Verletzung nicht überleben.

Meine Bestie brach hervor und ich fühlte mich größer und größer. Breiter. Dieses … Arschloch war dabei meine Frau zu bedrohen?

Als er mich erblickte, machte er große Augen.

Ich grinste. Er mochte zwar denken, dass er eine kleine Frau einschüchtern konnte, aber mir war er keinesfalls gewachsen. Er könnte gerne das gesamte Magazin seiner primitiven Waffe auf mich feuern und solange er mir nicht ein Loch in den Schädel ballerte, würde ich ihn trotzdem in Stücke reißen.

“Du wagst es meine Frau zu bedrohen?” brachte ich halb knurrend hervor. Die Bestie war aufgewacht.

“Es geht hier nicht um dich.” Sein Mundwinkel bog sich nach oben. “Ich will Geld und sie wird es mir geben.”

“Du willst gar nichts. Du bist so gut wie tot.”

“Nein.” Er schüttelte den Kopf, als ob es eine andere Option gäbe. “Ich will nur das Geld, Mann. Keine Verletzten.” Als ich näher kam, zitterte er noch heftiger als Gabriela. Dennoch war er kein totaler Vollidiot. Er hielt die Waffe gegen ihren Schädel gepresst, statt sie auf mich zu richten. Sobald sie außer Gefahr war, würde er sterben.

“Du hast sie angerührt und hältst ihr eine Knarre an den Kopf,” sprach ich. Dafür würde er sterben.

“Du bist einer von diesen scheiß-Aliens,” erwiderte er und zückte endlich seine Waffe in meine Richtung. Doch nicht so clever.

Meine Bestie wurde immer aufgebrachter, sie wollte das hier schleunigst beenden. Meine Haut dehnte sich, mein Fokus wurde messerscharf.

Töten. Verstümmeln. Vernichten.

“Das bin ich.” Meine Bestie übernahm und meine Stimme wurde immer tiefer.

“Du … wächst?” Seine Augen wanderten auf und ab, seine Hand zitterte.

Ich ging einen Schritt auf ihn zu. “Ich bin Atlane. Weißt du, was das bedeutet?”

Er schüttelte ruckartig den Kopf, dann zog er Gabriela vor seinen Körper. Ein menschlicher Schutzschild. Sie schrie und kniff die Augen zusammen, als ein leises, schmerzverzerrtes Wimmern ihren Lippen entwich. Ich wusste, dass er ihr wehgetan hatte und knurrte.

“Das bedeutet, dass in mir eine Bestie lebt. Eine Bestie, der es überhaupt nicht gefällt, wenn meine Frau bedroht wird.”

“Bestie?” sprach er. Sein Hirn verarbeitete meine Worte und ein paar Sekunden lang blickte er auf Gabriela, ehe er sie beiseitestieß. Feste.

Sie fiel zu Boden und landete mit einem lauten Schlag hinter der Theke, wo ich sie nicht länger sehen konnte. Sie stöhnte und ihre Atmung war flach und aufgeregt.

Das ging gar nicht.

“Bestie,” wiederholte ich zähnefletschend. Ich hatte mich nicht länger unter Kontrolle. Meine innere Kreatur hatte die Kontrolle übernommen. Ich war vollständig transformiert. Ich konnte nur noch ein einziges Wort hervorbringen.

Der dumme Mensch feuerte seine Waffe, die Kugel war schnell, allerdings nicht schnell genug. Meine Bestie wich aus und streckte den Arm aus, sie riss ihm die Waffe aus der Hand und riss seinen schreienden Kopf von den Schultern.


Gabriela Olivas Silva, Miami, Florida

Meine Ohren rauschten und vor der Theke konnte ich Joriks Stimme hören. Dann die des Gangsters.

Es fiel ein Schuss.

Dann hörte ich einen Schrei—einen grässlichen Schrei—, unterbrochen von einem … ich wollte mir gar nicht vorstellen, was für ein Geräusch das war. Mein Kopf schmerzte an der Stelle, wo ich auf dem Weg nach unten gegen die Theke geschlagen war. Ich würde eine Beule davontragen, aber das schien zum Glück meine einzige Verletzung zu sein. Solange mein Herz nicht in meiner Brust explodierte, würde ich es überstehen.

Eine Knarre. Dieser Mistkerl hatte mir eine Knarre an den Kopf gehalten. Er hätte mich …

“Gabriela?”

Joriks Stimme stoppte meine Panikattacke und ich versuchte mich aufzusetzen, ohne dabei wie eine Idiotin auszusehen, denn genauso fühlte ich mich. Dieser Gangster hatte sich die letzten beiden Tage hier herumgedrückt und die Lage ausgecheckt. Gestern früh war er hereingekommen und hatte gefragt, ob er die Toilette benutzen konnte. Ich hätte nein sagen sollen. Aber er sah aus, als ob er eine kleine Pause gebrauchen konnte. Verschlissenes T-Shirt. Rissige Jeans. Schuhe mit Loch an den Zehen und zwei Sorten Schnürsenkeln. Sein Haar war schmutzig und ungekämmt gewesen. Er sah aus wie ein Obdachloser, was er wahrscheinlich auch war, und ich hatte schon immer eine Schwäche für Notleidende gehabt.

Hauptsächlich Tiere. Aber gestern hatte ich eine Ausnahme gemacht—und es hinterher bereut. Tiere logen und betrogen nicht, sagten auch keine fiesen Sachen. Sie gaben einfach ihr Bestes. Menschen auf der anderen Seite? Menschen waren gefährlich.

Und Aliens scheinbar auch.

“Gabriela?” Noch ehe ich mich aufrappeln konnte, waren seine Hände auf mir und hoben mich wie ein Federgewicht von den dreckigen Fußmatten.

Noch ein lächerlicher Gedanke. Ich kicherte, als er mich auf die Füße stellte und dann gegen seine Brust drückte … die scheinbar … höher war, als sie eigentlich sein sollte. Wieder musste ich kichern und mir war klar, dass mein fast schon hysterisches Getue auf einer Art Schock beruhte, aber das war egal. Bis ich das Blut sah. An Jorik. Nicht viel, aber dieser Scheißkerl hatte seine Waffe auf den großen Alien gefeuert. Hatte Jorik etwa eine Kugel abbekommen? Meinetwegen?

“Jorik? Geht es dir gut?” Ich schob mich gegen ihn, hätte aber ebenso gut gegen eine zwei Tonnen schwere Ziegelwand stemmen können. Sicher, ich war eine füllige Frau. Ich liebte Eis und das konnte man auch sehen … überall. Aber er rührte sich nicht. “Lass mich los. Du bist verletzt.”

Sein Lachen war nicht wirklich ein Lachen, sondern ein Grollen gegen mein Ohr. “Nein. Du verletzt.”

Ich blinzelte etwas irritiert und fragte mich, ob ich mich verhört hatte, oder ob Jorik—der lächelnde, witzige, charmante Jorik—plötzlich nicht mehr in ganzen Sätzen reden konnte. Vielleicht hatte er innere Blutungen. “Jorik, im Ernst, ich muss wissen, ob es dir gut geht.”

“Nein. Wo Wohnung? Ich dich kümmern.”

“Wo ich wohne?” korrigierte ich ihn.

“Ja.” Er hatte mich jetzt auf den Arm gehoben und seine riesige Hand presste meine Wange an seine Brust, als wir an der Leiche des Gangsters vorbeigingen. Das war in Ordnung so. Ich wollte gar nicht erst wissen, was dieses fetzende Geräusch angerichtet hatte.

“Meine Wohnung ist nur wenige Blocks entfernt. Mir geht’s gut. Lass mich runter. Ich kann laufen.”

“Nein.”

Na schön. Ehrlich gesagt war mir nicht wirklich nach Laufen zumute. Ich war immer noch am Ausflippen, weil mir eine Knarre an den Kopf gehalten wurde. Von einem Arschloch, dass mich die letzten zwei Tage gestalkt hatte und dass, wenn Jorik nicht dagewesen wäre, ich womöglich getötet worden wäre. Dieser Gedanke brachte erneut mein Herz zum Rasen und ich bekam keine Luft mehr, meine Brust war wie zugeschnürt.

Er musste gespürt haben, was in mir vorging, denn Jorik strich mir im Gehen mit der freien Hand über Kopf und Gesicht. Ich kam mir vor wie ein verhätscheltes Kätzchen und ließ ihn einfach machen. Jorik war groß, stark und verdammt sexy. Ich wusste, dass er das Abfertigungszentrum für Bräute bewachte. An den meisten Tagen hatte ich ihn auf dem Weg zur Arbeit am Eingangstor gesehen. Ich hatte mich schlau gemacht und erfahren, dass er von einem Planeten namens Atlan kam. Er war eine Bestie—was auch immer das bedeutete. Aber er schien mir kein Monster zu sein. Er hatte schwarzes Haar und einen dunklen Teint, wie ein jüngerer, stämmigerer Dwayne Johnson. ‘The Rock’ wäre auch für Jorik ein passender Spitzname gewesen. Und seine Augen? Gott hilf mir, seine Augen waren die Schlafzimmeraugen schlechthin. Voller Sex, Verheißung und Geheimnissen.

Die vergangenen Wochen war er jeden Tag in den Laden gekommen und ich hatte zumindest gehofft, dass er nicht nur der Desserts wegen kam.

Aber was dachte ich mir nur dabei? Er war ein Alien-Krieger, der beauftragt war eine der wichtigsten außerirdischer Einrichtungen auf der Erde zu bewachen. Das Abfertigungszentrum hier in Miami war Drehscheibe für interstellare Bräute und neue Rekruten für die Koalitionsflotte. Auf der Erde gab es nur sieben solcher Anlagen und die Aliens, die sie betrieben, hüteten sie wie wahre Goldschätze.

Ich hatte Aliens von Prillon Prime, Atlan und Everis gesehen—diese Spezies sah genauso aus wie wir. Ich wusste, dass es da draußen noch mehr Planeten gab, aber wie es aussah, überließen sie am liebsten den riesengroßen oder unglaublich schnellen Kriegern den Wachdienst. Ich hatte sie beobachtet, diese Krieger, allem voran Jorik, wenn sie innerhalb der Anlage miteinander rangen oder ihre seltsamen Sportspiele spielten. Die Everianer waren dermaßen schnell, dass ich ihnen nicht folgen konnte und sie erinnerten mich an Vampire aus Filmen. Die Prillonischen Krieger waren einfach nur … anders. Sie hatten scharfe Gesichtszüge und eine ungewöhnliche Hautfarbe. Kupfer. Bronze. Gold. Die meisten von ihnen hatten auch gold- oder orangefarbene Augen. Sie waren über zwei Meter groß und wären nie und nimmer als Menschen durchgegangen.

Die Atlanen aber? Sie sahen aus wie Footballstars oder Basketball-Spieler. Reichlich über zwei Meter groß. Jorik war lächerlich groß, gebräunt und eine Versuchung auf zwei Beinen. Sie alle sahen wie Sexgötter aus, mit ihren prominenten Muskeln und hungrigen Augen. Besonders Jorik beherrschte diesen Blick zur Vollendung. Der Blick, unter dem ich mir hübsch vorkam und nicht ‘zu fett’. Der Blick, der mich dazu brachte, dass ich mich ausziehen und ihm meinen Körper vorführen wollte, als wäre er ein Festmahl für seine Sinne statt ein Grund mich zu schämen.

Dieser. Blick.

Genauso sah er mich an, als er mich zu meiner Wohnung trug. Er stellte mich gerade so lange auf die Füße, damit ich den Schlüssel aus der Vordertasche meiner Jeans holen und die Tür aufschließen konnte. Sobald sie aufschwang, hob er mich wieder hoch. Diesmal war seine Schulter in Reichweite, als ob er im Laufen geschrumpft war und ich fragte mich, ob ich nicht verrückt geworden war, schließlich war er mir noch im Laden um einen Fuß größer vorgekommen.

Er trat die Tür zu, stellte mich runter und drehte sich um. “Schließ ab.”

Ich zog eine Augenbraue hoch, tat aber, was er wollte. Danach fühlte ich mich sicherer, was einfach nur albern war. Nichts würde an ihm vorbeikommen. Und alles, was doch an ihm vorbeikommen würde, würde auch kein Problem mit der leichten Holztür haben.

Sein Schnaufen wurde von einem flüchtigen Grinsen begleitet und ich erkannte den charmanten Mann—Alien—wieder, mit dem ich mich Tag für Tag im Laden unterhalten hatte. Der Laden … “Mist. Wir müssen die Polizei anrufen. Meine Chefin. Oh Gott, ich hätte nicht einfach so verschwinden dürfen. Sie wird ausflippen. Und was ist, wenn Kunden reinkommen?”

Wie wäre es mit einer Pekannuss-Praline zur Leiche dazu?

Ich legte die Hände aufs Gesicht. “Ach du lieber Gott, was soll ich tun?”

Jorik streckte den Arm aus, um mir Einhalt zu gebieten. Ich drehte mich zu ihm um und er hob seine Hände bis fast an mein Gesicht. Sein Blick aber wanderte von meinen Augen zu seinen Handflächen und dann fing er zu fluchen an. “Ich werde dich nicht noch einmal mit blutigen Händen berühren.”

Erleichtert über die Ablenkung führte ich ihn die Küche. Mein versauter Teil—jener Teil voller Ideen und Wunschvorstellungen—dachte daran, ihn ins Bad zu führen, ihn auszuziehen und mich mit ihm zusammen in die winzige Dusche zu zwängen. Aber das würde eine Menge nackte Haut und noch mehr Mutmaßungen meinerseits umfassen.

Vielleicht war dieser Blick eine normale, tagtägliche Begebenheit bei einem Alien.

Und vielleicht dachte ich auch nur so, weil ich wenige Minuten zuvor fast gestorben wäre. Vielleicht stand ich unter Schock.

Ich sah zu, wie der prächtigste Hüne maskuliner Vollendung, den ich je gesehen hatte—in echt oder digital—mitten in meiner kleinen Küche sein Hemd auszog.

Ich stand definitiv nicht unter Schock. Ich wollte ihn. Eine ganze Weile schon. Ich musste die ganze Zeit an ihn denken, hatte mich jeden Tag gefragt, ob er im Laden auftauchen würde und war irrsinnig glücklich, wenn er kam.

Er wusch sich die Hände im Waschbecken und sah wie ein Fremdkörper aus. Ich hatte noch nie einen Mann in diese Wohnung gelassen und schon gar nicht einen von Joriks Größe. Sein Kopf reichte fast bis an die Decke und unter der hässlichen Neonröhre, deren Abdeckung mit einem halben Dutzend toter Fliegen gesäumt war, musste er den Kopf einziehen.

Peinlich. Aber ich hasste Fliegen und putzen hasste ich sogar noch mehr. Sobald ich die Eisdiele nach Ende jeder Schicht picobello hinterlassen hatte, fehlte mir einfach die Kraft, um eine Leiter hervorzuholen und diese Art von Lästigkeit anzugehen.

Abgesehen davon—da war diese Brust. Und Schultern. Und, oh Gott, sein Rücken erst. Nichts als Muskeln. Ein Knackarsch, der so straff war, dass es aussah als ob sich unter seiner Hose zwei Bowlingkugeln versteckten. Kein normaler Arsch konnte so fest sein, oder? Bei mir war jeder Zentimeter einfach nur weich, alles außer den Knochen. Die Vorstellung, dass jemand so hart sein konnte, schien surreal und ich streckte die Hand aus, um ihn zu befühlen …

Ich zog meine Hand zurück. Nee.

“Himmel, was ist los mit mir?” flüsterte ich, als ich mich abwandte und meine Hand sicher hinter meiner Flanke versteckte. Ich ging zurück Richtung Tür. Plötzlich erschien es mir eine wunderbare Idee, noch einmal den Türriegel zu überprüfen. Ich musste mich von der Versuchung in meiner Küche ablenken.

Er drehte den Hahn wieder zu und die Luft roch nach Spülmittel und unmissverständlich nach ihm. Düster. Moschusartig. Wild.

Ich kämpfte gegen den Drang, mich zum Narren zu machen und presste meine Stirn gegen den kühlen Türrahmen. Ich musste wieder klar denken. Ich sollte meine Chefin anrufen, die Ladeneigentümerin. Sie war eine nette Frau in ihren Sechzigern, die mir auch gerne Urlaub gegeben hatte, wenn ich ihn benötigte. Sie zahlte gut und sie war fair, also war ich geblieben. Drei Jahre lang. Ich musste sie anrufen. Sie würde sich Sorgen machen und die Polizei rufen. Bestimmt würden sie schon bald an meine Tür klopfen. Im Geschäft gab es Überwachungskameras, also würden sie das Video sichten und herausfinden, was genau passiert war. Sie würde meine Aussage verlangen. Und Joriks. Wir sollten uns darum kümmern. Und zwar sofort.

Aber ich wollte nicht. Ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken. Und zwar nie wieder. Ich wollte meine nackten Brüste an Joriks Rücken pressen, meine Nase in seine Haut graben und ihn einatmen. Ich wollte ihn von allen Seiten ablecken, ihn küssen, ihn schmecken und seinen Schwanz reiten, bis ich nicht mehr klar denken konnte. Ich wollte atemberaubenden, unvorstellbaren Sex haben, und zwar mit jemandem, zu dem ich mich zum ersten Mal in meinem Leben tatsächlich hingezogen fühlte. Keine Fummelhände. Keine Lügen. Keine Manipulation. Keine Spielchen. Nur rohe, animalische Lust.

Und das war abgedreht, denn bisher hatten wir nur geredet. Ich hatte ihm eine neue Sorte Eiscreme gereicht, wir hatten geplaudert, während er seine Waffel verspeiste und dann würde er gehen. Ich wusste kaum etwas über ihn und er stammte auch nicht gerade aus Kansas oder Kalifornien. Er kam von einem anderen Planeten. Was könnten wir schon für Gemeinsamkeiten haben? Warum interessierte ich mich für ihn? Oh, sicher, er war heiß und wie es aussah hatte ich einen inneren Sexteufel, der jetzt rauskommen wollte.

Ich wollte zum Tier werden, wenigstens einmal in meinem Leben. Ich wollte diese Art versauten, ultra-heißen Sex erleben, von der ich in meinen Lieblingsbüchern gelesen hatte.

Ich wollte Jorik. Über mir. In mir. Er sollte mich anfassen. Er sollte mich kommen lassen, bis mir der Verstand wegblieb.

Cyborg-Daddy wider Wissen

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