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Prolog

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Königin Celene von Alera, Aufenthaltsort unbekannt

Ich konnte die wütenden Schritte meines Kidnappers von meiner Zelle aus hören und mir war sofort klar, dass etwas passiert sein musste. Etwas Gewaltiges, das sein übliches Gedöns in den Schatten stellte.

“Macht die Tür auf.” Sein Gebrüll auf der anderen Seite der Metallwand war lauter als sonst.

Sein Befehl wurde umgehend ausgeführt, aber die beiden Kreaturen, die vor meiner Zellentür angekettet Wache hielten, waren ihm wohl nicht schnell genug und ich sah, wie er sie mehrmals mit einem elektrischen Knüppel niederschlug.

Die beiden Aliens—deren Rasse ich nicht kannte—zuckten zusammen, gaben aber keinen Mucks von sich. Beide waren Gefangene hier, genau wie ich. Vielleicht mehr noch als ich, denn ich war keine Sklavin, die zu einem Leben in Grausamkeit und Verzweiflung verdammt war.

Und dieser Bastard wusste das ganz genau. Er genoss es.

Ich war keine Sklavin. Ich war eine Königin. Selbst in meinem rot-schwarz- karierten Holzfällerschlafanzug, in dem sie mich entführt hatten. Ich saß auf der schmalen Pritsche, die sie mir gnädigerweise zur Verfügung gestellt hatten, die Füße über Kreuz, meine Händen ruhten prüde in meinem Schoß, mit stolz erhobenem Kinn und Augen, die so viel Verachtung und Abscheu wie möglich versprühten, während ich fror, hungerte, blutete. Ich würde diesem Alien nicht noch die Genugtuung tun und Schwäche zeigen.

“Was weißt du über die Zitadelle?” fragte er mich.

Ich hatte nicht die Absicht, ihm eine Antwort darauf zu geben, in meinem Herzen aber flammte Hoffnung auf. Ich war vor Tagen entführt worden. Eine Woche vielleicht. Ohne Sonnenlicht auf diesem Raumschiff war ich mir nicht sicher, wie viel Zeit bereits verstrichen war. Ich spürte das leise Wummern der Triebwerke, spürte die mühelose Bewegung des Schiffes durch einen fremden Sektor. Wir befanden uns nicht auf Alera, so viel stand fest, aber ich hatte keine Ahnung, ob wir im Orbit des Planeten kreisten oder eine halbe Galaxie weit entfernt waren.

Seit sie mein Haus gestürmt und mich aus dem Bett gezerrt hatten, hatten sie mich nie nach der Zitadelle gefragt, sie hatten immer nur die Kronjuwelen im Sinn. Jene royalen Insignien, die ich Jahre zuvor versteckt hatte. Insgeheim war ich froh, dass ich damals die Weitsicht hatte sie sicher zu verwahren, anstatt sie vor siebenundzwanzig Jahren mit zur Erde zu bringen. Hätte ich sie mitgenommen, dann befänden sich die Juwelen jetzt zusammen mit mir in den Händen des Feindes.

Besser ich als all die Macht und Tradition, die die königlichen Juwelen verkörperten. Die royale Blutlinie würde weiterleben, selbst wenn ich in dieser kalten, elenden Zelle verrecken sollte. Alera würde überleben. Die altertümliche Blutlinie—und ihre Gaben—würde auch nach meinem Tod fortbestehen. Das wäre aber nicht der Fall, sollten die Juwelen und ihre Kräfte in die falschen Hände geraten.

Niemand konnte ohne die Juwelen den Thron erklimmen. Das Volk würde den Anspruch auf den Thron einfach nicht akzeptieren. Nicht, solange ich lebte. Nicht, solange das Licht des Turms über meiner Heimatstadt Mytikas erstrahlte.

Dieser Umstand frustrierte meinen Entführer—er war nie happy oder so— und er wusste es. Oder sein Auftraggeber wusste es. Und aus diesem Grund war ich noch am Leben.

Das war der einzige Grund.

Das graue Ungetüm trat näher, aber ich weigerte mich, den Blick von ihm abzuwenden. Er sollte nichts anderes zu Gesicht bekommen als meine Zuversicht in meine Nachfolge. In meine Töchter.

“Rede, Frau,” fauchte er und die Spucke flog ihm aus dem Maul. “Sag mir, was du weißt, oder ich lasse dich ausbluten.”

Ich zuckte nur leicht die Achseln, damit er verstand, dass ich die Prozedur schon einmal überlebt hatte. Ich könnte sie durchaus erneut überleben. “Wir beide wissen, dass dein Auftraggeber nicht zulässt, dass du mich tötest.”

“Schmerz wäre auch eine Option, Celene,” drohte er.

Innerlich erschauderte ich vor Angst. Nach außen aber blieb ich vollkommen ruhig. Dieses Alien-Monster mit grauer Haut, schwarzen Augen und schuppigen Händen hatte mich bereits geschlagen. Er hatte mich hungern lassen. Mich bedroht. Angeschrien. Getobt. Aber jetzt war Schluss damit.

Er war sich dessen nicht bewusst, aber er war ein Depp. Eine Schachfigur. Ich hatte nie ein Exemplar seiner Spezies zu Gesicht bekommen und keine Ahnung, von welch finsterem Planeten er kam. Er war unbedeutend.

Ich schwieg und er kniete nieder, damit wir auf Augenhöhe waren. Schwarzer Abschaum traf auf Kristallblau. Er wollte mir Angst machen, aber jetzt war er nichts als ein Bittsteller, der sich vor mir verneigte. Ein Wurm.

“Die Zitadelle. Drei weitere Türme leuchten. Was weißt du darüber?”

Ich war außer mir vor Freude, verkniff mir aber ein Lächeln und deutete nur ein Schmunzeln an, damit er noch wütender wurde. Es funktionierte, denn die widerlichen Kiemen an seinem Nacken stellten sich auf.

“Wenn die Legenden richtig sind, dann nehme ich an, dass es noch drei weitere Nachkommen mit royalem Blut auf Alera gibt.” So schlau war er auch schon. “Eine davon läuft jetzt wahrscheinlich mit den Kronjuwelen herum und wird gerade zur neuen Königin gekrönt.”

Wenn es so wäre, dann würden sie mich nicht länger hier festhalten. Ich wäre tot.

“Deine Vettern, die einzigen anderen Mitglieder der königlichen Familie, haben es nie geschafft einen Turm zu erleuchten. Keiner von ihnen. Und sie haben es viele Male versucht.”

“Dann hat die Göttin sie nicht als würdige Thronfolger angesehen,” erläuterte ich. Wie gesagt, er kannte die Geschichte der Türme. “Vielleicht hat sie es sich anders überlegt?”

Das war unmöglich, aber dieser Typ glaubte sowieso nicht an die Macht einer Frau. Er verstand nichts von der universellen Weisheit—und Macht—der Göttin. Dieser Vollidiot.

“Nach so vielen Jahren würden die Türme ihretwegen nicht erstrahlen,” konterte er. “Nicht, solange du lebst.”

Mein Lächeln wurde garstig und ich zuckte einmal mehr mit den Achseln, als ob diese Unterhaltung, als ob er mich nur langweilte. “Es ist zu lange her. Zu viel Zeit ist vergangen. Dein Boss hat zu lange gewartet, um den Thron für sich zu beanspruchen. Jetzt, wo die anderen Türme leuchten, ist es zu spät.”

Ich hoffte, dass er sich verplappern würde, dass er mir den Namen seines Auftraggebers nennen und mir eine Möglichkeit geben würde, meine Feinde aufzuspüren und zu vernichten. Die Bedrohung für meine Töchter. Aber ich war es gewohnt, enttäuscht zu werden.

“Verfickte Schlampe.” Er stand auf und ich machte mich auf den Einschlag gefasst. Zu wissen, dass er ausholen würde reichte allerdings nicht. Seine monströse Hand traf meine Schläfe und alles wurde schwarz.

Ascension-Saga: 2

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