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Captain Leoron Turaya von Alera, Partner von Prinzessin Trinity, Vernehmungsraum der Priesterresidenz, drittes Untergeschoss

Fausthiebe und Tritte prasselten auf mich ein, aber sie schmerzten seit Stunden nicht mehr. Ich war wie betäubt. Ich spürte keinen Schmerz, ich hörte nur noch den dumpfen Ton von Fleisch auf Fleisch, einen harten Stiefel gegen meine bereits gebrochenen Rippen, das Pfeifen, als ich angestrengt durch meine gerissene Lunge Luft holte.

“Wo sind die Frauen? Wo sind die Töchter der Königin?” Die Stimme gehörte nicht meinem Peiniger, sondern einem von Aleras höchsten Priestern. “Drei Frauen sind reingegangen. Keine von ihnen ist aus dem Gebäude rausgekommen. Wo sind sie?”

“Immer noch drinnen.” Ich hatte keine Ahnung, wo sie sich aufhielten und haderte immer noch mit der Tatsache, dass die Frau, deren Gluthitze ich gestillt hatte, also meine Partnerin, die neue Königin war.

“Die Zitadelle ist leer. Das Heiligtum ist von der königlichen Familie durchsucht worden.”

“Auf Alera gibt es keine Königsfamilie.” Das war die Wahrheit, jedenfalls was mich betraf. Oder zumindest war es so, bis Trinity und ihre Schwestern angekommen waren. Die Cousins von Königin Celene, diejenigen, die von der Zitadelle als unwürdig betrachtet und die nicht imstande gewesen waren die Türme zu erleuchten, hatten nicht das Recht, sich als königliche Familie zu bezeichnen. Die meisten Leute auf dem Planeten waren jedenfalls dieser Ansicht. Denn wenn nicht, dann hätten wir bereits vor Jahren eine neue Königin bekommen.

“Die Königsfamilie hat die Zitadelle durchsucht. Sie war leer. Wo sind die Frauen hingegangen? Wie sind sie entkommen?”

Trinity und ihre Schwestern waren nicht mehr in der Zitadelle? Wo waren sie dann?

Ich hatte den großen Typen, der hier die Schmutzarbeit verrichtete, noch nie gesehen, aber die Tätowierungen auf seinem Körper ließen vermuten, dass er der Privatarmee der Priesterschaft angehörte.

Eine Armee, deren Aufstellung sie die vergangenen Jahre über systematisch geleugnet hatten, während sie nach dem Verschwinden der Königin um Macht rangen. In den letzten siebenundzwanzig Jahren hatte niemand den Thron für sich beansprucht. Und jetzt würde es keine andere Thronfolgerin geben außer meiner Partnerin. Drei Jahrzehnte der Intrigen und Plots waren vom Licht der Türme abrupt beendet worden.

Ich wollte lachen, brachte aber nur ein lahmes Röcheln hervor. “Sie fürchten, dass ihre üblen … Pläne für Alera jetzt … hinüber sind?”

Der Priester war alles andere als amüsiert darüber und er nickte seinem Gehilfen zu, damit der weiter auf mich einprügelte. Ich lächelte noch, als der erste Hieb meine gebrochenen Rippen traf und biss die Zähne zusammen, während ich mich auf den Saum des langen, edlen Umhangs konzentrierte, mit dem der Priester sich verhüllte. In der Zelle war es kalt, aber der weiche, schwarze Umhang und die noch weichere Fütterung hätten ihn in noch viel schlimmeren Konditionen warmgehalten.

Darunter trug er dasselbe Gewand wie alle anderen Priester auch, eine Kampfmontur mit einem zeremoniellen Dolch an der Hüfte. Ich wusste, dass er besser mit der Klinge umgehen konnte als jeder normale Koalitionskämpfer. Seine Uniform war ein Geflecht aus silbernen und schwarzen Streifen, über seine Brust spannte sich eine weiße Schärpe und glänzende Silberärmel zierten seine Arme. Das Silber hatte Tradition, ein Verweis auf ihren ewigen Dienst, ihren immerwährenden Respekt für die royale Blutlinie.

Und anscheinend eine himmelschreiende Lüge. Zumindest was diesen Mann hier betraf. Er war ein Priester obersten Ranges, ein Experte im Nahkampf—und doch wollte er sich meinetwegen nicht die Hände schmutzig machen—, mit einer silbernen Kette um den Hals, die der Welt seinen Status verkündete.

Trotz seiner jugendlichen Gestalt musste er um die sechzig sein, seine Augen, sein Mund waren von tiefen Falten umrandet, keine Lachfalten, sondern Falten, die ein ewig ablehnender Blick in sein Gesicht gegraben hatte … genau wie jetzt.

Mein Körper war mehr demoliert als ganz. Blutgeschmack füllte meinen Mund und ich fragte mich, ob ich innere Blutungen hatte oder ob mein Mund mit Blut voll lief, weil meine Lippen und Wangen aufgeplatzt waren.

Ich achtete weder auf meine Verletzungen, noch auf ihre Fragen. Ich konnte nur an ihre Stimme denken. An ihren Duft. Ihr Aroma. Ihre Muschi, wie diese sich um meinen Schwanz zusammenzog und ihn massierte. An ihr seidiges Haar und wie es über meine Brust streifte, als sie sich nach oben küsste, nachdem sie meinen Schwanz mit ihrem Mund verwöhnt hatte. Ein Erlebnis, das ich mein gesamtes Leben lang herbeigesehnt hatte.

Ich dachte nur an Trinity. Meine Partnerin. Die Richtige.

Auf keinen Fall würde ich jetzt in den Händen der Priester draufgehen. Sie mochten zwar brutal und hinterhältig sein, aber ich würde es überleben. Ihretwegen. Mein Schwanz war eben erst aufgewacht und nichts würde mich davon abhalten zu Trinity zurückzukehren und wieder zwischen ihren geöffneten Schenkeln zu versinken. Ihre Gluthitze musste gelindert werden, denn sie war noch nicht vorbei.

Sie würde Qualen erleiden und sich immer heftiger nach mir sehnen. Sie würde sich nicht mit einem Mann für alle Gelegenheiten begnügen. Sie brauchte mich—und meinen Schwanz—um sie zu befriedigen.

Ich würde mich aus diesen Ketten befreien, aus diesem trostlosen, kalten Raum verschwinden und sie so bedienen, wie sie es brauchte.

Ich diente nicht länger der Koalition. Ich diente allein meiner Partnerin.

Die Tatsache, dass sie dem Königshaus von Alera angehörte, verdoppelte nur meine Loyalität.

Ich war an einen Stuhl gefesselt, meine Knöchel waren an den vorderen Stuhlbeinen festgebunden und meine Arme nach hinten gezogen. Meine Handgelenke waren ebenfalls gefesselt und es hagelte Schläge. Ich war wehrlos.

Ein weiterer Hieb und mein Kopf flog zurück.

Ihn zu heben war nicht nötig. Ich wusste, was als Nächstes kam, nämlich der unbeschreibliche Schmerz der Neurostimulatoren. Die Technik war eigentlich zum Heilen gedacht, war dann aber modifiziert worden, um die Schmerzrezeptoren im Körper zu traktieren … und sonst nichts. Die Methode hinterließ keine blauen Flecken. Keine sichtbaren Schäden. Stundenlange Folter. Bereits vor Jahrzehnten war dieses Vorgehen geächtet worden, weil es die Opfer in den Wahnsinn trieb.

Der Priester räusperte sich und sein Handlanger hielt inne, was fast noch schlimmer war als seine ununterbrochenen Schläge. Es ließ mir Gelegenheit all das zu spüren, was er mir bereits angetan hatte.

“Prinzessin Trinity hat sich geoutet. Aber wo sind die anderen beiden? Ihre Schwestern? Ich brauche ihre Namen von dir und wie sie aussehen, Leoron. So oder so, ich werde sie schnappen.”

“Fick dich.” Ich war stolz auf die beiden Schwestern, auf meine Partnerin. Sie hatten vorausgedacht, Destiny und Faith hatten sich verhüllt und waren den Kameras aus dem Weg gegangen, als sie in die Zitadelle gestürmt waren. Das war mir zuerst merkwürdig vorgekommen. Allerdings war ich auch davon ausgegangen, sie wären genauso wieder hinausspaziert, wie sie hereingegangen waren. Durch den Haupteingang.

Stattdessen hatten sich alle drei in Luft aufgelöst.

Genau wie ihre Mutter vor siebenundzwanzig Jahren.

Der Priester seufzte. “Nimm den Stimulator.”

Ich zuckte zusammen, noch bevor das kleine Gerät mein Fleisch berührte. Als es soweit war, heulte ich vor Wut und Schmerz. Dem Gerät war nichts entgegenzusetzen, jeder Nerv in meinem Körper wurde mit elektrischer Ladung durchzuckt.

Ich krümmte mich wild auf dem Stuhl, als hätte ich einen epileptischen Anfall und keinerlei Kontrolle über meine Bewegungen. Als es aufhörte, sackte ich zusammen wie ein Sack Mehl. Totes Gewicht. Meine Glieder und mein Kopf waren einfach zu schwer. Ich war hinüber.

Es folgte Schweigen. Frostiges, eiskaltes Schweigen.

“Er reagiert nicht mehr.” Sprach der Handlanger monoton. Als ob er das zuvor getan hatte, als ob ich nur ein einzelnes Opfer in einer langen Reihe von Pechvögeln war, die in diesem Raum gefoltert worden waren. Und gestorben waren. Als ob er sich langweilte.

“Dann hör auf. Er soll leiden. Tot nützt er mir wenig.” Der Priester sprach leise, aber seine Stimme klang eindeutig irritiert.

“Er hat nicht geredet. Kein Wort über die Türme. Wer die anderen beiden Mitglieder der Königsfamilie waren, die in die Zitadelle eingedrungen sind. Er hat nicht einmal gesagt, warum sie mit ihm unterwegs waren.” Die tiefe, donnernde Stimme meines Peinigers ertönte in meinen Ohren. “Von dieser Sorte habe ich schon andere gesehen. Er wird eher sterben als reden.”

“Er wird reden.” Der Priester packte mich am Haar und hob meinen Kopf hoch. Meine Augen waren zwar geöffnet, durch meine geschwollenen Augenlider hindurch konnte ich den Mann vor mir allerdings kaum erkennen. “Das wird er. Aber nicht heute. Morgen früh ist auch noch Zeit. Mach ihn los. Gib ihm Wasser. Kein Essen.”

Der Priester ließ wieder von mir ab und mein Kopf kippte nach vorne. Ich wollte ihn anheben, aber es war fast so, als ob das dumme Ding plötzlich hundert Pfund schwer war. Vielleicht hatten sie mich übler hergerichtet, als mir bisher klar gewesen war.

Grunzend machte der Riese meine Fesseln los. Die Bänder fielen von meinen Armen und Beinen und er kickte den Stuhl beiseite. Er kippte um und ich fiel auf den steinernen Boden.

Die Frische unter meinem geschwollenen Gesicht war wunderbar.

“Geben wir ihm diesmal einen ReGen-Stift?”

Die Frage ließ mich zusammenzucken. Sie hatten mich stundenlang an Todes Schwelle geprügelt, nur um mich mit einem ReGen-Stift wieder herzustellen und morgen von vorne anzufangen. Es könnte tagelang so weitergehen. Wochenlang.

Egal. Ich würde es überleben. Ihretwegen. Für Trinity. Meine Partnerin.

Der Priester lachte hämisch und ich erschauderte, als ich dem Beweis für meine eigene Naivität ins Auge blickte. Jahrelang hatte ich der Priesterschaft geglaubt, als diese behaupteten ihre Soldaten wären nur zum Schutze der Zitadelle und der Königin vorgesehen. Ich hatte ihnen geglaubt, als sie vorgaben, einzig dem Volk von Alera zu dienen und keinerlei herrschaftlichen Ambitionen hegten.

Ich hatte mich geirrt. Es gab drei mächtige Familien, die einen Anspruch auf den Thron erheben könnten. Nur drei. Die Priesterschaft aber hatte eine eigene Armee, Spione und ein so weit verzweigtes Netzwerk, dass ich nicht sicher war, ob man sie besiegen würde, sollten sie beschließen den Thron an sich zu reißen. Und wenn sie sich auch noch mit einer der machthungrigen Familien zusammengetan hatten?

Krieg. Wir standen kurz vor einem Krieg. Und ich war unsterblich in jene Frau verliebt, die sich im Epizentrum des Konflikts befand.

Der Priester trampelte über meine Hand, als er sich entfernte und stampfte meine bereits schmerzenden Finger in den kalten, harten Zellenboden. “Lass ihn leiden. Morgen früh wird er vielleicht reden.”

Genau das erhofften sie sich. Aber das würde ich nicht. Die einzigen Personen auf Alera, die über Trinity, Faith und Destiny Bescheid wussten und noch am Leben waren, war der verletzte Wachmann von Lord Jax und der—mit Faiths Hilfe hoffentlich wieder hergestellte—geflüchtete Killer. Alle anderen waren tot. Kein Mann für alle Gelegenheiten, keine anderen Garden. Ich bezweifelte, dass diese Männer von dem Schwerverletzten wussten. Vielleicht wussten sie, dass Thordis Jaxs auch eingeweiht war, aber das war zu bezweifeln. Und ganz sicher wussten sie nicht, dass Prime Nial persönlich meine Unterstützung angefordert hatte.

Was den Killer betraf? Ich hatte ihn aus meiner Zeit in der Koalitionsflotte wiedererkannt. Er arbeitete damals für den Geheimdienst. Er hatte Hive-Soldaten getötet, sie ohne Gewissen niedergemetzelt. Unter anderem.

Er war verdammt gut im Töten.

Ich hatte ihn nie nach seinem Namen gefragt. Aber ich war froh, wenn er mir den Rücken freihielt oder auf Mission als Scharfschütze über uns wachte. Und jetzt? Arbeitete er für die Priester? Einen Cousin der Königin? Lord Jax?

Wenn er im Auftrag des Mistkerls handelte, der mich hier verrotten ließ, dann würden sie mich nicht foltern, um an Informationen zu kommen. Über die Schwestern hätten sie dann längst Bescheid gewusst. Woher sie kamen. Wann sie eingetroffen waren.

Sie schienen null Ahnung zu haben und waren erst alarmiert worden, als die Türme angesprungen waren. Was bedeutete, dass meine Partnerin mehr Feinde hatte, als mir bewusst war. Und der Killer war immer noch auf freiem Fuß.

Der Priester hatte mir Videoaufzeichnungen von meinem E-Sprinter gezeigt, von den Frauen, wie sie mit vermummten Gesichtern aus dem Fahrzeug gestiegen waren. Sie hatten sogar meinen ungläubigen Gesichtsausdruck gefilmt, als Destiny mich betäubt hatte, bevor ich aus dem Wagen geworfen wurde. Zum Glück hatten die Scheiben des Sprinters ihre Gesichter nicht preisgegeben. Aber ich konnte nicht lügen und dem Priester erzählen, dass ich nichts wusste. Die Zitadellengarden konnten Faith und Destinys Gesichter zwar nicht erkennen, aber sie hatten mitangesehen, wie mein betäubter Arsch auf dem Boden aufgeschlagen war, wie die Tür zugegangen war und die Frauen das Energiefeld der Zitadelle durchbrochen hatten. Wie sie die Zitadelle gestürmt hatten. Wie die Lichtsäulen der Türme in den Himmel geschossen waren, nachdem sie ins Heiligtum gegangen waren. Und letztendlich Trinity, wie sie sich uns stolz präsentiert und ihren wahren Namen verkündet hatte.

Trinity Herakles, Thronerbin, Tochter von Königin Celene. Und sie war meine Partnerin.

Ich war der Einzige, der diesen Bastarden Antworten liefern konnte. Und doch hatte ich keine parat. Oder nur ein paar. Mir wurde klar, dass das Absicht war. Trinity hatte viele Geheimnisse. War es zu meiner eigenen Sicherheit? Wollte das sture Weib mich so beschützen?

Sie kamen von der Erde. Trinity hatte die Aleranische Gluthitze, was bedeutete, dass sie zumindest zur Hälfte Aleranerin war.

Die Türme aber? Die Lichtsäule? Diese Frauen hatten royales Blut. Vom Alter her könnten sie Königin Celenes Töchter sein … aber war das überhaupt möglich? War Trinity wirklich die Prinzessin Trinity, wie sie behauptet hatte? Sie war die älteste und die anderen beiden hatten mehr als einmal auf sie gehört. Eine Prinzessin aber? Die Thronfolgerin?

Schwere Fußschritte hallten durch meine Wange und mein Ohr, als der Hüne seinem Gebieter aus dem Raum folgte. Die Zellentür schob sich zu. Ich war allein.

Zuvor hatte ich den kleinen Raum auf eventuelle Schlupflöcher überprüft. Nichts. Keine Kameras, keine Knäufe. Die Wände wie der Boden waren aalglatt, die Tür war gepanzert. Abgesehen vom schonungslosen, grellen Licht, das mich vom Schlafen abhalten sollte gab es nichts in der Zelle. Wie lange war ich schon hier gefangen? Wie lange war Trinity schon allein? Ich wusste nicht, welcher Tag es war, wie viel Zeit seit meiner Gefangennahme verstrichen war.

Mit den Füßen schob ich mich über den Fußboden zur dünnen Matratze in der Ecke. Sie war nicht besonders weich, aber sie würde verhindern, dass die Kälte in meine Knochen wanderte—meine gebrochenen Knochen. Ich würde bis Sonnenaufgang an Trinity denken.

Ich fasste zwischen meine Beine, umpackte meinen Schwanz in der Hose und streichelte ihn. Er war hart … selbst blutig und grün und blau geprügelt würde er nicht mehr abschwellen. Ihretwegen. Der sanfte Anflug des Verlangens, der mich durchfuhr, als ich mich anfasste, war die einzige Erleichterung in meinem Elend.

“Du kannst es einfach nicht lassen, an deinem dicken Schwanz herumzufummeln, oder?”

Diese Stimme. So lieblich, so frech. Sie war mein.

“Trinity,” flüsterte ich und rieb stärker.

“Oh ja, wenn ich dieses Ding zwischen meinen Beinen hätte, dann würde ich ihn wahrscheinlich auch anfassen.”

Ich blinzelte und versuchte etwas zu sehen, aber alles war verschwommen und meine Augenlider waren immer noch zugeschwollen. Ich erkannte eine weibliche Gestalt, helles Haar. Ich atmete tief durch, trotz Lungenriss. Blumen. Sie roch nach Blumen.

“Trinity,” sprach ich erneut. Ich war dabei von ihr zu träumen. War ich dem Tode so nahe? Gewährte die Göttin mir einen letzten Wunsch, den Wunsch, meine Partnerin noch einmal zu sehen?

“Was haben sie mit dir gemacht?” fragte sie und ich spürte eine sanfte Berührung auf meiner Schulter, dann an meiner Wange. Ich neigte mich der Wärme entgegen, der Zärtlichkeit.

Ein wunderbarer Traum.

“Ich werde es ihnen nicht sagen. Versprochen, Liebling.”

“Oh, Leo. Du bist so stark. So mutig. Du kannst jetzt aufhören.”

Ich setzte mich auf und zog eine Grimasse. “Niemals! Ich werde erst aufhören, sobald du in Sicherheit bist.”

Ich konnte nichts sehen, konnte nichts ausrichten, außer zurückzuschlagen. Ich würde nicht sterben.

“Schhh,” sie beschwichtigte mich. “Das war’s. Leg dich wieder hin. Hör mir zu, Leo. Gut. Ich werde dir dieses Transportpflaster aufkleben und dann sind wir weg hier. Du hast mir im Penthouse das Leben gerettet und jetzt rette ich deines.”

“Trinity?” krächzte ich.

“Das war’s. Zeit, von hier zu verschwinden.”

Ich spürte einen festen Druck an meiner Schulter, dann eine kleine, zarte Hand in meiner.

Das altbekannte Knistern und Zerren des Transports setzte ein, aber ich konnte es nicht glauben. Ich hatte nach einem Schlupfloch gesucht und wusste, dass es kein Entkommen gab.

Ich träumte. Ich lag im Sterben. Und doch war meine Partnerin bei mir. Mein Traum hatte sich erfüllt.

Als das eiskalte Gezerre des Transports vorüber war, wachte ich auf. Ich hatte höllische Schmerzen, aber ich war wieder bei Bewusstsein. Sie war da. “Trinity.” Ich streckte blind die Hand nach ihr aus. Ich fand ihre zarte Gestalt und hielt sie fest.

“Er braucht Hilfe … sofort!” rief meine Partnerin.

Es war nicht länger eiskalt, aber ich lag immer noch auf hartem Untergrund. Ich hörte rasche Schritte, viele Fußpaare und der Schmerz in meinem Gesicht, meinem Bein ließ umgehend nach. Ich blinzelte und auf einem Auge konnte ich wieder sehen. Das blaue Licht eines ReGen-Stifts war das Erste, was ich vor mir sah und als das Licht hin und her wedelte, erblickte ich Trinity. In echt.

Blondes Haar. Blaue, sorgenvolle Augen. Rosa Lippen. So verführerisch. Ihre Kleidung war anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Sie trug eine Kampfuniform. Koalitionsflottenmodell. Mit Panzerung. Eine Ionenpistole in der Hand. Und sie sah wunderschön aus. Perfekt. Unversehrt.

Zerbrechlich. Klein. Schwach. Wie konnte sie es nur wagen in eine Priesterresidenz einzubrechen?

“Was hast du getan, Liebling? Warum siehst du aus wie ein Krieger?”

“Schhh. Mach dir um mich keine Sorgen. Du bist verletzt worden.”

“Du,” sprach ich. Meine Kehle war so ausgetrocknet, ich war heiser. “Nein. Verschwinde von hier. Du bist in Gefahr.”

Sie beugte sich zu mir herunter und küsste mich und die Berührung war wie eine Segnung. “Alles okay, Leo. Ich hab’ dich. Wir sind nicht mehr auf Alera. Du bist auf dem Schlachtschiff Karter, in Sicherheit. Ich bin in Sicherheit. Jessica—Lady Deston—hat mir geholfen dich zu befreien. Sie hat dich mit deiner NPU aufgespürt.”

Genau wie Prime Nial die längst vergessene Technik in meinem Schädel genutzt hatte, um mit mir zu kommunizieren und meine Hilfe anzufordern, um Trinity und ihre Schwestern zu beschützen. Ich schuldete Nial mein Leben, aber daran brauchte er mich nicht zu erinnern. Er war mein Freund. Unschuldige zu beschützen war mein Job. Ich hätte ihnen so oder so geholfen. Der Göttin sei Dank aber hatte er mich gerufen. Sonst hätte ich meine Partnerin nie getroffen.

Langsam und zögernd drehte ich den Kopf beiseite, denn ich wollte den Blick nicht von ihr wenden, als ob ich fürchtete, dass sie sich wieder in Luft auflöste. Ein skeptisch dreinblickender Prillonischer Krieger in grüner Arztuniform türmte sich über ihr auf. Das blaue Licht kam von dem ReGen-Stift in seiner Hand und ein junger Assistent in hellgrüner Uniform war dabei mit einem weiteren Stift die gebrochenen Knochen in meiner Hand zu behandeln.

Der Arzt begann zu reden. “Majestät, er braucht sofort einen ReGen-Tank.”

“Natürlich.” Ich spürte ihren Händedruck, als ich auf eine Trage gehoben und den Gang entlang geschoben wurde. Ich ließ nicht mehr los. Sie war hier. Sie war sicher. Für den Moment war das ausreichend.

“Warst du wirklich mit mir in der Zelle?” Ich dachte immer noch, dass ich halluziniert hatte. Dass ich weiter vor mich hin halluzinierte.

Sie lief flotten Schrittes neben mir, zusammen mit den anderen, die mich weiter mit ihren ReGen-Stiften behandelten. Der familiäre Innenraum eines Koalitionsschiffes zog an uns vorbei, erst blau, dann beige und schließlich grün, als wir uns der Krankenstation näherten. Ich hörte Stimmen, aber sie waren undeutlich. Nichts war deutlich. Nichts außer Trinity.

“Ja. Jessica hat mir ein kleines Transportpflaster gegeben und ihr Team hat mich direkt in dieses Gefängnis geschickt, damit ich dich da rausholen konnte.”

Ich wollte mich aufsetzen, aber ein mächtiges Paar Hände drückte mich nach unten. Der Arzt. Der riesengroße Prillonische Krieger. “Bleib liegen. Ruh dich aus. Oder du wirst dir zusätzliche Verletzungen zuziehen.”

“Du wurdest in die Zelle transportiert, um mich zu retten?” fragte ich.

“Ja. Unglaublich, oder?” Eine donnernde Stimme übertönte alle anderen, als wir uns durch den Gang bewegten.

“Prime Nial,” entgegnete ich. Starke Hände pressten mich weiterhin nach unten. Ich konnte mich nicht aufrichten und mich vor ihm verbeugen oder ihm sonst meinen Respekt zollen.

“Mein Freund, ich bin froh dich lebend zu sehen. Du bist schwer verletzt worden, aber nach ein paar Stunden im Tank wirst du wieder in Ordnung kommen.”

“Trinity,” rief ich und drückte ihre Hand.

Prime Nial verstand meine Bitte. “Ich werde sie persönlich beschützen, während du wieder gesund wirst,” gelobte er.

“Als ob ich ihn alleine lassen würde,” konterte Trinity.

“Geht es dir gut? Keine Verletzungen?” wollte ich von ihr wissen.

“Mir geht’s gut. Und es tut mir leid, Leo. Wenn ich gewusst hätte, was sie mit dir anstellen werden, dann hätte ich dich nie—” Ihre Stimme überschlug sich und ihr Schmerz war nicht auszuhalten.

“Es war richtig von dir, mich zurückzulassen,” versicherte ich ihr. “Ich hätte dich nie in die Zitadelle gehen lassen, wenn du mir von deinem Plan erzählt hättest. Es war waghalsig. Gefährlich. Es gibt andere Wege. Sicherere Wege. Du hättest mir die Wahrheit sagen sollen.”

“Tut mir leid. Wir hatten einen Plan und ich habe versucht, ihn vor dir zu verheimlichen. Ich hatte nicht geglaubt, dass sie dir wehtun würden.”

“Du gehörst mir. Du bist meine Partnerin. Sobald ich aus dem Tank herauskomme, werde ich dich übers Knie legen und dir für deine Lügen den Arsch versohlen. Und für das Risiko, das du eingegangen bist, um mich zu befreien. Du hättest mich dort lassen sollen, Trinity. Du darfst dein Leben nicht aufs Spiel setzen. Niemals.”

“Dem stimme ich zu.” Prime Nial seufzte. “Jessica hat bereits meine Hand zu spüren bekommen, weil sie bei der Rettungsmission geholfen hat.”

“Du warst bei einem Meeting! Ander war weg auf Mission,” entgegnete sie. “Als ob Trinity warten konnte, bis ihr endlich aus dem Arsch kommt.”

“Und dein Arsch hat dafür bezahlt,” bekräftigte Nial.

Trinity machte ein verbissenes Gesicht, offensichtlich missfiel ihr die Richtung, die das Gespräch nahm. “Ich brauche keinen Retter. Jessica und ich hatten die Sache im Griff.”

“Du hättest direkt zu mir kommen sollen,” sprach Prime Nial. Er zog Lady Deston sanft an sich heran und legte beschützend den Arm um ihre Schulter. “Ich hätte Krieger entsendet, um ihn zu befreien. Nicht eine zierliche Frau.”

“Klein, aber oho,” fügte Lady Deston augenzwinkernd hinzu, und zwar trotz Prime Nials Verweis auf ihre kürzlich erfolgte Bestrafung.

Erdenfrauen waren scheinbar nicht so einfach zu handhaben.

Ich mochte zwar erstmal im ReGen-Tank verschwinden, aber meine Partnerin musste dringend daran erinnert werden, wer für ihre Sicherheit verantwortlich war. Eine Gedächtnisstütze, die ich ihr nur zu gerne verpassen würde, sobald ich wieder fit war.

Das Ärzteteam schob mich in die Krankenstation und ich erblickte eine ganze Reihe Ganzkörpertanks. Nur wenige waren gerade belegt.

Dann hoben sie mich vorsichtig in einen hinein, aber ich reckte den Arm nach oben und verhinderte, dass der Deckel schloss.

“Liebling,” sprach ich.

Trinity beugte sich vor und ihre hellen Augen trafen meine. Ihr Blick war klar, offen, ehrlich. Ja, sie war ein Traum, den ich nie zu träumen gewagt hatte.

“Ja, Leo?”

“Wenn ich aufwache, dann werde ich dir den Hintern versohlen und danach werde ich dich ficken, bis du meinen Namen kreischst.” Ich sprach leise, damit die Techniker uns nicht hören konnten. “Und wenn das nicht reicht, dann werde ich dich wieder versohlen und immer wieder deine straffe, süße Muschi ficken, bis du verstehst, wo du hingehörst.”

Mit offenem Mund starrte sie mich an, ihre Wangen wurden flamingorosa, eine Farbe, die ich zu lieben gelernt hatte. Sie war mein.

“Du gehörst mir, Trinity. Ich würde mein Leben für dich geben. Aber jetzt ist Schluss mit den Geheimnissen.”

Sie biss ihre Lippe, stand auf und trat zurück und die Techniker verschlossen den gläsernen Deckel des Tanks, als ob ich tot wäre. Aber sie hatte meiner Forderung nicht zugestimmt.

Beim Sex waren wir immer offen und ehrlich miteinander umgegangen, besonders, was unser sexuelles Vergnügen anging. Nie zuvor aber hatte ich geschworen sie zu bestrafen. Nie zuvor hatte ich verlangt, dass sie mir ihre Geheimnisse preisgab. Dass sie mir vertraute und sich unterordnete.

Aber sie war jetzt nicht länger ein Auftrag für mich. Ein Job. Eine Mission.

Sie gehörte mir. Meine Partnerin. Ich würde sie lieben. Sie beschützen. Sie durchficken, verwöhnen und umsorgen.

Zum ersten Mal, seitdem wir getrennt wurden, musste ich grinsen.

Prime Nial würde auf sie aufpassen, während der Tank meine Verletzungen auskurierte. Was eine gute Sache war. Denn sobald ich wieder gesund war, wollte ich sie ausgeruht und willig vorfinden.

Ascension-Saga: 2

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