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ОглавлениеVorwort
Ich bin kein Träumer
Ich bin keiner, der sich an Bäume kettet, nackt durch die Gegend radelt oder vegane Würstchen mag. Aber in den letzten sieben Jahren ist mir klar geworden, dass Menschen, die dies tun, uns anderen etwas sehr Wichtiges zu sagen haben: Die Menschheit muss aufhören, die Erde zu zerstören. Jahrhundertelang haben wir ihr zugesetzt – und konnten weiterleben wie bisher. Wir haben Müll im Meer entsorgt, Regenwälder gerodet und die Atmosphäre verpestet. Die Folgen waren nicht lebensbedrohlich. Bis jetzt.
Mit dem rasanten Wachstum der Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren und der damit einhergehenden Belastung der Umwelt steht der Menschheit eine Umweltkrise bevor, die in ihrer Dimension für die meisten sehr schwer zu verstehen ist. Und noch weniger Menschen scheinen zu begreifen, wie dringend wir handeln müssen. Unser Überleben steht auf dem Spiel, und die nächsten Jahrzehnte werden in keinster Weise einfach werden.
Ich habe dieses Buch geschrieben, um aufzuzeigen, warum es so weit gekommen ist und was wir dagegen unternehmen müssen. Ich möchte, dass Sie verstehen, wie ernst die Situation heute ist und was passieren wird, wenn wir so weitermachen wie bisher. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ein realistischer Blick in die Zukunft nötig ist, wenn wir eine noch größere Katastrophe für die Menschheit abwenden wollen.
Die Aufgabe, die vor uns liegt, erfordert einen Kraftakt auf allen Seiten. Dies vor allem deshalb, weil wir viele unserer ureigensten Überzeugungen hinterfragen und aufgeben müssen. Wir müssen uns von der Weltsicht lösen, die sich auf den »gesunden Menschenverstand«1 beruft, und uns bewusst machen, dass es nicht mehr nur darum geht, den Klimawandel aufzuhalten, die Meere von Plastikmüll zu befreien und weiteres Artensterben zu verhindern. Es geht vielmehr darum, das ganze System der menschlichen Entwicklung, das über so viele Jahrhunderte so sorgfältig vorangebracht wurde, komplett zu überdenken. Das Wirtschaftssystem. Den Daseinszweck der Menschheit. Was wir unter Glück, Fortschritt und Freiheit verstehen. Diese Vorstellungen müssen sich radikal ändern. Falls die Menschheit ihre Umweltprobleme lösen und eine bessere Welt aufbauen will, muss sie nahezu alles hinterfragen, was ihr bisher normal erschienen ist.
Eine derartige Wende braucht seine Zeit. Viele Generationen. Diese Zeit haben wir aber nicht mehr. Wir müssen nicht nur unsere Vorstellung von »Fortschritt« neu definieren, sondern müssen von allem, was wir bisher aufgebaut haben, enorm viel niederreißen. Und das rasch. Tun wir das nicht, gibt es keine Chance mehr auf eine für das menschliche Leben sinnvolle Zukunft.
Eine Geschichte für die reiche Welt in vier Teilen
Im ersten Teil dieses Buches beschreibe ich das Problem. Ich erkläre, warum eine Wende nötig ist. Im zweiten Teil befasse ich mich damit, was geschieht, falls uns diese Wende nicht gelingt. Der dritte Teil geht darauf ein, welche Veränderungen konkret erforderlich sind. Der vierte und letzte Teil bietet einige Gedanken zum Aufbau neuer Fundamente, damit die Menschheit beim nächsten Mal besser scheitern kann.
Das Buch richtet sich hauptsächlich an die reiche Welt. Natürlich ist auch die arme Welt von den Umweltproblemen betroffen, oft sogar in verschärfter Form, aber es ist weitgehend die reiche Welt, die sie verursacht hat und die am besten in der Lage ist, sie zu lösen. Die arme Welt wird ebenfalls einen wesentlichen Beitrag leisten müssen, aber auf eine andere Art.
Das erste Drittel dieses Buches ist nicht gerade aufmunternd. Die Auseinandersetzung mit Klimaveränderungen ist deprimierend, besonders wenn einem klar wird, dass es noch schlimmer kommen wird, egal, was wir heute dagegen unternehmen. Das restliche Buch gleicht eher einer Achterbahnfahrt, mal geht es aufwärts, mal bergab. Manche Teile sind eher bedrückend. Andere Teile wiederum sind optimistisch.
Keine Frage: Die erforderliche Wende ist schwierig und kompliziert. Umso erfreulicher ist es, dass erstaunlich viele Menschen sie durchziehen möchten. Wenn diese Menschen dazu gebracht werden können, die Wende gemeinsam herbeizuführen, können wir es schaffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies tatsächlich passiert, ist momentan zwar noch gering, wird aber immer größer. Ich selbst sehe die Zukunft jetzt, nachdem ich dieses Buch geschrieben habe, mit größerem Optimismus als davor. Vielleicht empfinden auch Sie ein wenig mehr Zuversicht, wenn Sie es gelesen haben. Ich hoffe sehr, dass es Sie zum Handeln anregt, denn wir können jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen.
2018 ist in so mancher Hinsicht ein besonderes Jahr. Vor genau 50 Jahren wurde der Club of Rome gegründet, ging der erste Big Mac über den Tresen und protestierten Studenten in den Straßen von Paris.
Der Club of Rome und das Buch The Limits to Growth (Die Grenzen des Wachstums)2 mahnten schon damals Veränderungen an. Der Big Mac symbolisiert die ungesunde Lebensweise, die seit damals in unserer Gesellschaft Einzug gehalten hat. Die 68er-Bewegung erinnert uns daran, was manchmal nötig ist, damit sich das System verändert.
»Plutôt la vie!«, riefen die Studenten damals in Paris. »Lieber leben!«
Entscheiden wir uns doch alle lieber für das Leben.
Graeme Maxton
Zürich, August 2018