Читать книгу Wie ich lernte, Plan B zu lieben. Life is a story - story.one - Gregor Demblin - Страница 9

Two seconds to eternity

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Es ist gleißend hell und wahnsinnig heiß. Ich springe als Erster aus dem Auto, renne zum Zelt und habe schon die Badehose an. Mit großen Sätzen laufe ich über den Sandstrand. Ich erreiche das Wasser, laufe weiter, und als es etwa hüfttief wird, hole ich tief Luft und hechte in die nächste große Welle, die mir schäumend entgegenrollt.

Ich liebe das Meer, habe es immer schon geliebt. Ich tauche mit einem Kopfsprung ein, und schon bin ich in dem herrlich kühlen Nass, rundherum nichts als Ruhe und die Lichtreflexionen am Sandboden.

Aber irgendetwas ist heute anders. Ich bin mit dem Kopf leicht am Grund angekommen, habe eigentlich nichts gespürt, aber plötzlich kann ich mich nicht mehr bewegen. Ich versuche wieder aufzutauchen, den Kopf über die Wasseroberfläche zu bekommen, aber es gelingt mir nicht.

Ich kann weder Arme noch Beine bewegen und werde von den Wellen hilflos herumgewirbelt. Mich erfasst eine unsagbare Panik und ich verstehe überhaupt nicht, was los ist. Die Luft wird immer knapper, Ersticken ist schrecklich. Immer verzweifelter versuche ich, irgendwie die Oberfläche zu erreichen. Doch jede neue Welle wirbelt mich hilflos herum.

Merkt denn niemand etwas? Kommt mir niemand zu Hilfe? Nicht hier, nicht jetzt, ich bin doch zu jung zum Sterben! Meine Panik wird zu einem unfassbaren Grauen, und mir wird mit Schrecken bewusst, dass das wohl meine letzten Sekunden sind.

Und genau in dem Moment, als mir das bewusst wird, erlebe ich plötzlich eine unglaubliche Leichtigkeit. Es ist seltsam, die unsagbare Panik vor dem Tod ist wie weggewischt. Mir wird klar, dass das Leben auf der Erde ohne mich genauso weitergehen wird, und alle Last fällt von mir ab. Alles wird gut, ganz egal, was mit mir passiert. Der Gedanke ist nicht beunruhigend, sondern sehr angenehm, wie eine Erlösung, ein Eintreten ins Nirwana.

Ich beobachte mich selbst, und starke Gefühle gehen mir durch den Kopf. Sollte ich das hier überleben, werde ich die Welt für immer mit anderen Augen betrachten. Warum tun wir uns und unserer Umwelt so viel Gewalt an? Wenn ich überlebe, werde ich nie wieder Fleisch essen, werde ich jede Form von Gewalt ablehnen.

Plötzlich nehme ich wieder die wunderbaren Lichtreflexionen wahr. In allen Farbtönen, hellblau, türkis, grün bricht sich die Sonne am strahlend gelben Sandboden. Die Schönheit der Natur ist einfach unbeschreiblich. Die Zeit steht still. Ich empfinde unendliches Glück. Alles ist gut. Die Erde ist so wunderwunderschön.

Ich sehe das helle Licht. Ich bin vollkommen ruhig. Dann zieht sich mein Brustkorb reflexartig zusammen und ich atme schmerzhaft Salzwasser ein. Alles wird schwarz und ich bin weg.

Listen to: Deep Blue Day. Brian Eno

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