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»Verweiblichtes Verhalten«
Der homosexuelle Theologe und Buchautor David Berger über die Homophobie und den Rechtsruck der katholischen Kirche:
Berger: Meine Einstiegsdroge war die alte Messe, das tridentinische Hochamt. (…) Durch die Begeisterung für die alte Messe und die konservative Theologie geriet ich in konservative katholische Netzwerke von Adelssprößlingen, Industriellen und angesehenen Akademikern. Dort war Homosexualität absolut verpönt.
(…) Ich habe die eher progressive Theologie und linke Kirchenpolitik Karl Rahners kritisiert. So wurde man auf mich aufmerksam. Als Experte für (…) Thomas von Aquin bin ich dann von fast allen rechtskonservativen Gruppen als Vortragsgast eingeladen worden. (…) Diese Gruppen achten genau darauf, wer eingeladen wird. Sie haben sehr noble Tagungshäuser, manchmal stehen edle Adelssitze zur Verfügung, oder man trifft sich in edlen Hotels. Alte Herren rauchen dann dicke Zigarren, trinken teure Rotweine und speisen gut. Es ist eine Parallelwelt, in der man der Moderne trotzen will. Man redet (…) über die Frage, wie man die Kirche von Emanzen, Freimaurern und Homos freihalten kann.
SPIEGEL: Warum haben Sie nicht da schon der Kirche den Rücken gekehrt?
Berger: Viele Schwule finden sich in den klaren Hierarchien der Männerwelten katholischer Riten wieder. Ich habe bei Klerikern ein extrem verweiblichtes Verhalten kennengelernt, das ich von bestimmten Schwulenszenen gut kannte. Da gibt man sich gegenseitig Frauennamen, legt größten Wert auf klerikale Gewandungen in allen Farben. Man denke nur an die Kosenamen, die sich Bischof Walter Mixa und sein befreundeter Heimleiter gaben: »Hasi« und »Monsi«.
SPIEGEL: Hatten Sie den Eindruck, dass Ihre Homosexualität vielleicht sogar Karriere fördernd war?
Berger: In Klerikerkreisen hat man mir immer wieder durch eindeutige Blicke, Umarmungen, Streicheln über die Oberarme und übermäßig langes Festhalten der Hände gezeigt, dass man nicht nur meine Arbeit sehr schätzte. Dass viele Prälaten homosexuell veranlagt waren, hat sicher ihre Bereitschaft erhöht, mir zu Ämtern zu verhelfen. [… sofern alles schön geheim blieb! Der Verleger]
DER SPIEGEL 47/2010, S. 56 f.
Auch Esther Vilar sprach in ihrem Bestseller »Der dressierte Mann« (1971) schon von den »weibischen Gewändern der Priester« (obwohl es nur aus heutiger Sicht so wirkt, denn es ist eine Abwandlung spätrömischer Männerkleidung, bevor die hosentragenden Germanen Rom zerstörten: »Wo die Hose anfängt, da hört die Kultur auf!« – so sprach Westroms letzter Kaiser Romulus Augustulus in Dürrenmatts Komödie »Augustus der Große«). Sie sprach auch davon, dass die Kirche – entgegen dem vordergründigen Anschein – mehr den Interessen der Frauen als denen der Männer diene.
In einem Fernsehsketch etliche Jahre später spielte Iris Berben eine Interviewerin, die den als katholischen Priester verkleideten Dieter Krebs fragte: »Ist der Zölibat noch zeitgemäß? Sollten Pfarrer heiraten?» Der, zum Entsetzen der Interviewerin: »Wenn sie sich lieben …«
Denken Sie mal darüber nach, verehrter Leser, wenn sie dieses – vor allem in den ersten Kapiteln leicht autobiographische – Buch lesen – und versuchen Sie um Gottes und Himmels Willen (. und vor allem um Ihrer selbst willen!) nicht, alles in dem Buch nachzuspielen! Manches könnte unbekömmlich sein … Der Verleger im Februar 2012