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ОглавлениеDer Chef der Sicherheitspolizei und des SD | Berlin, den 26. Juni 1941 |
Amt IV – IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. | [Stempel: Geheime Reichssache!] |
Ereignismeldung UdSSR Nr. 5
I) Politische übersicht:
a) Im Reich:
Die Staatspolizei(leit)stellen im Reich melden fortlaufend weitere Festnahmen und Internierungen von Staatsangehörigen der UdSSR. So meldet die Staatspolizeileitstelle Düsseldorf als bisheriges Gesamtergebnis 91 Festnahmen, darunter 63 Abnahmebeamte der UdSSR und 19 sonstige Staatsangehörige der UdSSR. Dagegen wurden in ihrem Bereich nur 9 kommunistische Funktionäre aus Vorbeugungsgründen in Haft genommen.
b) In besetzten Gebieten:
Belgien:
Die Dienststelle Brüssel des Beauftragten des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD für Frankreich und Belgien berichtet, dass sie die Festnahmeaktion gegen sowjetrussische Staatsangehörige, Sabotageverdächtige und Kommunisten abgeschlossen habe. Es seien 319 Angehörige der belgischen kommunistischen Partei festgenommen worden, die als Spitzenfunktionäre und als Hauptverteiler sowie Hersteller illegaler kommunistischer Schriften anzusehen seien. Nach vorliegenden Meldungen ist in Kreisen der Angehörigen der belgischen kommunistischen Partei eine grosse Unsicherheit eingetreten, da man unter Berücksichtigung der bisherigen geringen exekutiven Tätigkeit unter keinen Umständen geglaubt hatte, dass die deutsche Polizei derartige umfassende Maßnahmen durchzuführen in der Lage gewesen wäre. Die Maßnahmen haben weiter dazu geführt, dass die Arbeit der kommunistischen Partei in Belgien bedeutend gestört und in gewisser Beziehung lahm gelegt ist. Eine Gefahr besteht jedoch hinsichtlich der Durchführung von Streiks, die im Rahmen der Unzufriedenheit wegen der schlechten Löhne und Lebensmittelzuteilung naheliegen und leicht auszulösen sind.
c) Griechenland:
In Saloniki gelangten 21 Flugblätter, die im Druckverfahren hergestellt waren, zur VerteIlung. Die Flugblätter fordern zum offenen Aufstand unter Anwendung von Waffen sowie zur Sabotage auf. Sie sind unterschrieben mit „Heil Weltrevolution! Das Mazedonisch-Thrazische Büro der KPG“.
II) Verlauf der militärischen Aktion:
Panzertruppen unter General Hoth sind am 26.6.41 in Minsk und Panzerkräfte des Generals Höpner in Dünaburg eingedrungen. General Guderian ist mit seinen Panzerkräften über Sluzk hinaus vorgedrungen. In der Panzerschlacht am 24.6.41 bei Kaluze wurden 158 russische Panzer vernichtet, 40 Pak-Geschütze und 8 Batterien erbeutet. Unsere Truppen standen am 25.6. abends im Süden in der Gegend von Dubno (nordöstlich von Lemberg). Die Sowjetrussen leisten hartnäckigen Widerstand. Auch die rumänischen Truppen sind bei ihren Vorstössen auf verstärkte Feindeinwirkung gestossen.1 Im Bereich der nördlichen Heeresgruppe versuchen die im Kessel von Bialystok eingeschlossenen Feindkräfte nach Osten durchzustossen. Vorderste Linie unserer Truppen Baranowicze. Seit dem 24. wird Libau von Süden und Osten her angegriffen. Das Ergebnis ist noch nicht bekannt.
I. V. gez. Müller
Verteiler:
Der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern
Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Gruppe IV E
Referat IV E 5
Alle ämter des RSHA
IV-Geschäftsstelle (3 Stück)
Sonderakte „UdSSR“ IV A 1 d
Aus: BAB, R 58/214
1 Zur Beteiligung Rumäniens: Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 139 ff.; Müller: An der Seite der Wehrmacht, S. 54–80. Zum Hintergrund: Andreas Hillgruber: Hitler, König Carol und Marschall Antonescu. Die deutsch-rumänischen Beziehungen 1938–1944, Wiesbaden 1954; Jens Hanfland: Die internationale Lage Rumäniens im Vorfeld des „Unternehmens Barbarossa“. Vom deutsch-sowjetIschen Nichtangriffsvertrag bis zum überfall auf die UdSSR, Münster 2004; zur radikal-antisemitischen Eisernen Garde: Armin Heinen: Die Legion „Erzengel Michael“ in Rumänien, München 1986; zu deren Umsturzversuch am 20.1.1941, der von der SS insgeheim unterstützt wurde u. deren Verhältnis zu Antonescu seitdem extrem belastete: ebd., S. 450ff.; Andrej Angrick: Rumänien, die SS und die Vernichtung der Juden, in: Hausleitner/Mihok/Wetzel: Rumänien und der Holocaust, S. 113–138.