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Grußwort

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Bischof Heinz Josef Algermissen

Der hier vorgelegte Band der Fuldaer Hochschulschriften darf sich zu Recht als eine akademische Frucht des von unserem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., ausgerufenen Priesterjahres verstehen, welches am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu 2010 zu Ende ging.

Gewissermaßen zur geistlichen Nachlese dieses „Jahres der Erneuerung des Priestertums“ liegen nun die im Rahmen des Kontaktstudiums im Sommersemester 2010 gehaltenen Vorträge leicht bearbeitet in schriftlicher Form vor. Darüber bin ich als Großkanzler der Theologischen Fakultät Fulda sehr froh. Ein besonderer Dank gilt daher allen vortragenden Professoren der Theologischen Fakultät Fulda, die sich dem Thema von den verschiedenen Blickwinkeln der theologischen Teildisziplinen her (Neues Testament, Dogmatik, Liturgie, Pastoraltheologie) gewidmet haben, sowie allen, die diese Veröffentlichung ermöglicht haben.

Ein Blick auf die hier dargebotenen Beiträge macht deutlich, dass alle Texte auf je eigene Weise die Frage nach der Verhältnisbestimmung des besonderen Weihepriestertums zum gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen thematisieren. Gleichsam wie ein „roter Faden“ durchzieht diese zentrale Fragestellung die vorliegenden Aufsätze. Seit längerem lässt auch die öffentlich geführte Debatte um die konkrete Gestaltung priesterlich gelebten Lebens erkennen, dass diese vom II. Vatikanischen Konzil theologisch vorbereitete Neujustierung von großer Bedeutung für das kirchliche Leben im 21. Jahrhundert sein wird.

Es ist mir als Bischof ein besonderes Anliegen, mit der dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ Nr. 10 darauf hinzuweisen, dass „das gemeinsame Priestertum der Gläubigen […] und das Priestertum des Dienstes, das heißt das hierarchische Priestertum, […] sich zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach (essentia, non gradu tantum)“ unterscheiden. „Dennoch sind sie einander zugeordnet: das eine wie das andere nämlich nimmt je auf besondere Weise am Priestertum Christi teil.“ Er, Christus, ist nach Ausweis des Hebräerbriefes der einzige Hohepriester, an dessen priesterlicher Würde und Sendung wir alle teilnehmen (vgl. Hebr 4,14–5,10; 7,1–10,18). Priesterliches Volk und geweihte Amtsträger sind in der allgemeinen Teilhabe, die der spezifischen stets vorausgeht, immer aufeinander verwiesen.

Papst Johannes Paul II. hat diesen Wesenszug der Kirche in seiner Enzyklika „Ecclesia de eucharistia“ (2003) im Hinblick auf das Altarsakrament dargelegt: Aus dem priesterlichen Volk geht der geweihte Priester hervor. Und: Durch den priesterlichen Dienst wird das Volk Gottes sakramental auferbaut.

Mitunter allerdings wird der Priester als anachronistisches Relikt aus vergangenen Zeiten angesehen, aber im großen Ganzen unserer Gesellschaft suchen die Menschen heute nach authentischen und integren Persönlichkeiten, denen man aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung und Lebensführung eine hohe moralische Autorität zuspricht in einer Welt, die ansonsten nur das Schachern um den größtmöglichen Vorteil zu kleinstmöglichen Preisen kennt. Insofern ist der Priester heute, oft ohne sich dessen bewusst zu sein, tatsächlich eine Herausforderung, gerade weil er nicht innerweltlichen Interessengruppen zugeordnet werden kann, sondern als Mann des Himmels auf eine transzendente, göttliche Wirklichkeit verweist. Damit leistet der Priester auch einen wesentlichen gesellschaftlichen Dienst, denn ohne Gottesbeziehung verlieren sich Menschen leicht in hektischer Torschlusspanik und gehen mitunter buchstäblich über Leichen.

Ich wünsche, dass der vorliegende Band der Fuldaer Hochschulschriften in diesem Sinne einen neuerlichen Impuls für das Leben der Kirche unter den veränderten Bedingungen unserer Zeit gibt, auch über die Grenzen unseres Bistums hinaus.


Bischof von Fulda



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