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„Ihr seid ein heiliges Volk, eine königliche Priesterschaft!“

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Christoph G. Müller

Das Gebet der Kirche drückt in der ersten Präfation für die Sonntage im Jahreskreis (I) liturgisch eindrucksvoll im Gebet vor Gott aus, worum es der gesetzten Überschrift und dem folgenden Beitrag1 geht: das gemeinsame, königliche Priestertum der Glaubenden. In diesem Lobpreis Gottes heißt es: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Denn er hat Großes an uns getan: durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er uns von der Sünde und von der Knechtschaft des Todes befreit und zur Herrlichkeit des neuen Lebens berufen. In ihm sind wir ein auserwähltes Geschlecht, dein heiliges Volk, dein königliches Priestertum. So verkünden wir die Werke deiner Macht, denn du hast uns aus der Finsternis in dein wunderbares Licht gerufen.“

Den entscheidenden biblischen Anknüpfungspunkt für ein solches liturgisches Sprechen, das auch das Selbstverständnis der feiernden Gemeinde zum Ausdruck bringen soll, können wir – neben einigen Stellen der Offenbarung des Johannes (1,6; 5,10; 20,6)2 – in der Sprache und Theologie des Ersten Petrusbriefes ausmachen. Von daher soll Ihre Aufmerksamkeit zunächst auf dieses Schreiben des Neuen Testaments gelenkt werden.

Im Präskript des 1 Petr werden die Diaspora-Christen Kleinasiens als „erwählte Fremdlinge“ (1,1) angesprochen.3 Die „Fremde“ bildet ein Grundmotiv des 1 Petr (vgl. auch 1 Petr 2,11). Der Begriff der „Diaspora“ dient zunächst der nüchternen Beschreibung der vorfindlichen, gegebenen Minderheiten-Realität im Norden und Westen Kleinasiens der 80er Jahre des 1. Jahrhunderts.4 Hinsichtlich einer ekklesiologischen Spurensuche hat das zweite Kapitel des 1 Petr5 in der Auslegungsgeschichte und Theologie starkes Interesse gefunden, was leicht nachvollziehbar ist, wenn man sich den Text von 1 Petr 2,1–10 (in einer relativ wörtlichen Übersetzung) vor Augen führt:

1 Abgelegt habt ihr nun jede Schlechtigkeit und jede List und Heucheleien und Missgunst und alle üblen Nachreden;

2 wie gerade/neu geborene Kinder verlangt nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr dadurch wachst zur Rettung,

3 wenn ihr geschmeckt habt, dass gütig (ist) der Herr.

4 Zu diesem kommt, dem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt als kostbar(er),

5 und lasst euch selbst als lebendige Steine aufbauen als ein geistliches Haus zu einer heiligen Priesterschaft um darzubringen geistliche Opfer, Gott wohlgefällige durch Jesus Christus.

6 Denn es ist enthalten in (der) Schrift Siehe, ich setze/lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein und der Vertrauende auf ihn wird niemals zuschanden werden.

7 Euch nun (ist zuteil) die Ehre, den Glaubenden, den Ungläubigen aber (ein) Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Obersten der Ecke geworden,

8 und (ein) Stein des Anstoßes und (ein) Fels des Ärgernisses; Diese stoßen an, dem Wort nicht gehorchend, wozu sie auch bestimmt sind.

9 Ihr aber seid (ein) erwähltes Geschlecht, (eine) königliche Priesterschaft, (ein) heiliges Volk ein Volk zum Eigentum damit ihr verkündet die großen Taten/Wohltaten dessen, der euch aus der Finsternis gerufen hat in sein wunderbares Licht.

10 Die ihr einst Nicht-Volk (wart), (seid) jetzt aber Volk Gottes, die, die kein Erbarmen fanden, jetzt aber (sind sie bzw. seid ihr) solche, die Erbarmen gefunden haben.

Der Autor des 1 Petr geht in 1 Petr 2,5 von einer zentralen christologischen Aussage zu einer ekklesiologischen über, wenn die Adressaten in die von ihm aufgenommene und weiterentwickelte Stein-Metaphorik einbezogen werden. Der Imperativ (Pass.)6 fordert die Angesprochenen auf, sich selbst als „lebendige Steine“7 zu begreifen, die zu einem „geistlichen Haus“ auferbaut werden (vgl. auch 1 Petr 4,17: „Haus Gottes“). Das Pneuma ist dabei als die schöpferische Mitte des vom Geist erfüllten Hauses anzusehen.8

Hausbaumetaphorik ist in der antiken Literatur relativ häufig zu beobachten9 und Leserinnen und Lesern des Neuen Testaments vor allem aus paulinischen Briefen vertraut, insbesondere was die Verwendung des Verbs angeht. Das Bild vom Hausbau wird allerdings schon im soeben angesprochenen Vers 1 Petr 2,5 verlassen bzw. neu akzentuiert; jetzt dominiert Tempel- bzw. Kultmetaphorik: Die Angesprochenen sollen sich auch auferbauen lassen „zu einer heiligen Priesterschaft um darzubringen10 geistliche Opfer, Gott wohlgefällige durch Jesus Christus“. Wir stoßen hier auf eine der markanten Stellen des Neuen Testaments, die Theologen späterer Generationen von einem „gemeinsamen Priestertum“ der Gläubigen sprechen lassen. Miteinander bilden die Glaubenden eine Priesterschaft,11 die Opfer darbringt, allerdings in einem im Vergleich mit anderen Stätten der Gottesverehrung modifizierten Sinn: Es handelt sich um geistliche Opfer 12 geht es doch auch um ein „geistliches Haus“.

Und: Sie werden Gott dargebracht „durch Jesus Christus“.13 Die geistlichen Opfer sind die dem Erwählungshandeln Gottes angemessene Antwort der Berufenen. Die Adressaten des Schreibens sind nach 1 Petr 2,5 berufen „zum Priesterdienst an der Welt Ex 19,6; 23,22 > 1 Petr 2,5)“,14 zu einer ausdrücklichen „Heiligung des Alltags“.15 Der 1 Petr bedient sich hier offensichtlich einer Formulierung des LXX-Textes von Ex 19,6,16 denn der hebräische Text spricht von einer „Herrschaft von Priestern“. Die Kolleginnen und Kollegen, die sich primär mit der Auslegung des alttestamentlichen Textes beschäftigen, geben uns für diese Textstelle wichtige Hinweise, die es auch bei der Rezeption von Ex 19,6 im Neuen Testament zu bedenken gilt: „‚Königreich/Königtum von Priestern‘/‚priesterliches Königreich‘ ist […] zu verstehen als eine Metapher für die am Sinai konstituierte Beziehung zwischen Gott und Israel, die Israel zu etwas Besonderem in der Völkerwelt macht. Die Nähe zu Gott und die Auszeichnung Israels werden im Halten der Tora immer wieder aktualisiert und konkretisiert.“17

Als alttestamentliche Grundlage des Sprachgebrauchs von 1 Petr 2,5.9 ist neben Ex 19,618 auch Ex 23,22 zu bedenken. In beiden Fällen liegt ein metaphorischer Sprachgebrauch vor. Es geht um die Aussonderung des Volkes für JHWH, um die Betonung und Bewahrung der Heiligkeit als ein dem Herrn gehöriges Volk19 und um eine „priesterliche“ Funktion für die Umgebung des Volkes Israel,20 primär in der Gestalt der Verkündigung, wie eine Stelle aus Tritojesaja nahelegt, wenn es dort (Jes 61,6) heißt: „Ihr alle aber werdet ‚Priester des Herrn‘ genannt, man sagt zu euch ‚Diener unseres Gottes‘.“21 Angesprochen wird dabei – hier wie dort – das Volk insgesamt, denn es „liegt im jüdischen Erwählungsglauben begründet, dass das individuelle Selbstbewusstsein sich vorrangig im Rahmen des kollektiven Bewusstseins ausbildet“22. Das wird auch für die neutestamentlichen Textstellen zu bedenken sein; auch hier werden die Glaubenden von Gott selbst zu einem priesterlichen Ensemble gemacht,23 zu einem Volk, dessen König Gott selbst ist.

Im zweiten Kapitel des 1 Petr werden, was sich bereits im vorausgehenden ersten Kapitel beobachten lässt, zentrale theologische Aussagen mit Zitaten aus der „Schrift“24 in Beziehung gebracht, wenn 1 Petr 2,6 formuliert: „Denn es ist enthalten in (der) Schrift : Siehe, ich setzellege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein , und der Vertrauende auf ihn wird niemals zuschanden werden.“ Die „Schrift“ enthält Worte, so gibt es der 1 Petr ausdrücklich zu verstehen (2,6), die dieses Schreiben als Bestandteil des theologischen und paränetischen Reflektierens und Argumentierens nutzt. Betrachtet man den gesamten Text des Schreibens, so ist eine ausgesprochen starke Dichte an alttestamentlichen Zitaten und Anspielungen zu verzeichnen, was sich insbesondere in den ekklesiologischen Vorstellungen niederschlägt.

Der Ausdruck (V. 5 und V. 9) kennzeichnet schon in der LXX „die Priesterschaft als Körperschaft, nicht als Funktion“25. Das Wort wird auf ein Kollektiv bzw. Ensemble bezogen.26 Das bedeutet für die Interpretation von 1 Petr 2,5.9, dass es hier weniger oder gar nicht um eine „personale Wesensbestimmung des einzelnen Christen“ 27 geht, was allerdings in der Rezeption der Textstellen häufig wenig bedacht wurde und wird. „In metaphorischer Sprache werden die Adressaten, und zwar im kollektiv-korporativen Sinn, ihrer Erwählung (1,1; 2,4.6.9; 5,10.13) und Heiligkeit (1,15–16; 2,5–6.9; 3,2) versichert. Dazu bedient sich der Autor des Bildinventars aus Ex 19,6, das weder dort noch hier eine buchstäbliche und individualisierende Deutung erlaubt.“28 Die Stärke des Bildes besteht vor allem darin, dass den Einzelnen in der Gemeinschaft Würde, eine besondere Gottesbeziehung, der Zugang zum Geheimnis Gottes und damit verbunden auch ein Auftrag in der Welt zugesagt werden.

Wie sehr die Ekklesiologie des 1 Petr von einem gesättigten Selbstbewusstsein geprägt ist, lässt vor allem der Vers 1 Petr 2,9 erkennen, der für das gesamte Schreiben von zentraler Bedeutung ist:

„Ihr aber seid (ein) erwähltes Geschlecht, (eine) königliche Priesterschaft,

(ein) heiliges Volk , ein Volk zum Eigentum , damit ihr verkündet die großen Taten/Wohltaten dessen, der euch aus der Finsternis gerufen hat in sein wunderbares Licht.“

Es lassen sich mindestens fünf zentrale „Bausteine“29 einer für den 1 Petr kennzeichnenden Ekklesiologie ausmachen, die hier nur in gebotener Kürze benannt werden sollen:

Die Adressaten werden im 1 Petr als „erwähltes Geschlecht“ angesprochen. Schon vom Beginn des Briefes an spielt der Gedanke der göttlichen Erwählung eine ganz zentrale Rolle. „Als auserwählte Fremdlinge (1,1) sind die Christen […] Gott zugeeignet und zugleich der Welt enteignet.“30 Die Erwählung,31 die das Präskript mit der Gottes, des Vaters, (1,2) verbindet, ist ein Thema,32 das vor allem auch daran erkennbar wird, wie der 1 Petr die (2,6), die heiligen Schriften Israels, aufnimmt und gebraucht. Auch wenn es sich bei der Mehrheit der Angesprochenen um sogenannte Heidenchristen33 handelt (vgl. vor allem Stellen wie 1 Petr 1,18 und 4,3), setzt der Autor bei Christen mit heidenchristlicher Vergangenheit Schriftkenntnisse voraus, die theologisches und paränetisches Reflektieren und Argumentieren durch Zitate, Anspielungen u. Ä. möglich machen.34 Die Erwählung, die bei der Vorstellung von einer „Neugeburt“, wie sie im 1 Petr verwendet wird, vielleicht zunächst eher an Einzelne denken ließ, ist freilich eine Erwählung in ein – „ein Geschlecht“ – und damit in ein Ensemble.

Miteinander bilden die Glaubenden eine „königliche Priesterschaft“ (1 Petr 2,9).35 Von war bereits in 1 Petr 2,5 gesprochen worden.36 Um die Würde37 und Bedeutung dieser Priesterschaft zu unterstreichen, wird das Adjektiv38 „königlich“ eingesetzt.39 Miteinander haben die Glaubenden demnach Zugang zum Geheimnis Gottes; „Instanzen“, die diesen Zugang erst vermitteln, werden im zweiten Kapitel des 1 Petr nicht erkennbar. Die Aufgabe und Rolle der königlichen Priesterschaft kann mit Stephen Ayodeji Fagbemi so beschrieben werden: „By being holy and obedient to Yahweh, they mediate God to the nations and thus fulfill their priestly role.“40 Das bedeutet nach Ilmars Hiršs: „Die Christen sind als dazu berufen, Gottes Heilstat in Jesus Christus den Menschen zu verkündigen und damit Gott darzubringen.“41 „Geistliche Opfer“ sind jene – wie eingangs bereits angedeutet –, „die unter Mitwirkung des Gottesgeistes dargebracht werden; die Gaben können dabei theoretisch körperlicher oder geistiger Art sein.“42 Manche Ausleger bemühen sich, Konkretisierungen zu benennen, und zählen z. B. „Gebete und Dank, Buße und Treue, Zeugnis und Mission“43 auf.44

Die vor allem im ersten Kapitel des 1 Petr angesprochene Heiligkeit Gottes, die gewissermaßen auf die Glaubenden selbst „überspringen“ soll (vgl. vor allem 1 Petr 1,15–16), wird in 1 Petr 2,9 auch der Gemeinschaft insgesamt zugesprochen, wenn sie ein „heiliges Volk“ genannt wird.45 Dabei wird auffälligerweise auf den Begriff verzichtet (vgl. allerdings den nachfolgenden V. 10).

Die besondere Gottesnähe und -beziehung kommt schließlich auch in „ein Volk zum Eigentum“ zum Ausdruck.46 Da der Begriff nicht nur für „Besitz, Eigentum“ steht, sondern auch für die „Erwerbung“, wird mit dieser sprachlichen Wendung zum Ausdruck gebracht, wie die Angesprochenen zu einem Eigentumsvolk Gottes geworden sind, nämlich durch göttliche Initiative.47 Die ekklesiologischen Vorstellungen, die den 1 Petr prägen, sind ohne eine Kenntnis der Schrift kaum nachvollziehbar. Das gilt auch für die Vorstellung von einem Volk zum Eigentum,48 die schriftkundige Leser an Jes 43,21 („Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm [LXX: ] verkünden“) sowie an Ex 19,5–6a erinnert. „Gottes vorauslaufende Initiative begründet die Existenz der Gemeinde.“49

Worin besteht nun die angemessene Antwort auf das göttliche Erwählungshandeln? Der 1 Petr erkennt sie vor allem in der Verkündigung, wie der Schluss von 1 Petr 2,9 zu verstehen gibt: „… damit ihr verkündet die großen Taten/Wohltaten dessen, der euch aus der Finsternis gerufen hat in sein wunderbares Licht.“ Der Verfasser verwendet hier den vieldeutigen Begriff der im Plural. Die Unterscheidung zwischen einem „Einst“ und „Jetzt“ kommt durch eine Licht-Finsternis-Metaphorik zur Sprache, die auch aus anderen Texten des Neuen Testaments sehr vertraut ist.50 Dabei wird das Licht noch durch die (nichtmetaphorische) Zufügung von unterstrichen. Im Hintergrund steht die Vorstellung, dass Gott „im Licht“ wohnt und dass die Glaubenden in ihrem Glauben bereits von diesem Licht-Strahlen getroffen werden. Auf diese Weise werden sie in die Lage versetzt, Hoffnungszeugen in der Welt zu sein, um die Großtaten Gottes zu verkünden.51 Von der Hoffnung gilt es – so der vielzitierte Vers 1 Petr 3,15 – Zeugnis zu geben, vor allem im Gespräch mit den Anfragenden. Dabei entfalten nach der Überzeugung des Autors „gute Taten“ und ein entsprechender Lebenswandel besondere Verkündigungsqualitäten.52 Das Leben der Glaubenden birgt nach dem 1 Petr gerade auf diesem Feld besondere Herausforderungen und Chancen in sich. Sie sind, um es mit einem gut gewählten Buchtitel von Terry Seland zum 1 Petr zu sagen, „strangers in the light“53.

Die ekklesiologischen Aussagen und Leitlinien schaffen im 1 Petr – in meiner Wahrnehmung – ein hilfreiches „Gegengewicht“ gegen die eher individualistische Vorstellung54 einer „Wiedergeburt“ bzw. „Neugeburt“ (der Getauften) und dem entsprechenden Ausschau-Halten nach dem zugesagten „Seelenheil“ (1,9). Die Bekehrungssprache des 1 Petr55 hat verständlicherweise primär den Einzelnen/die Einzelne im Blick; das gebotene „Gleichgewicht“ wird durch eine betonte Ekklesiologie ermöglicht. Bekehrung dokumentiert sich demnach nicht nur in einem Zuwachs an guten Taten56 und einem entsprechenden Lebenswandel,57 sondern auch in einem lebendigen Gemeinschaftsleben, ein Werden zu dem, was die Berufenen von Gott her miteinander schon sind. Darin ist auch die besondere Stärke der Redeweise von einem „gemeinsamen Priestertum“ der Glaubenden zu entdecken.

Wie in den wenigen Stellen der Apokalypse des Johannes, an denen im Blick auf die Glaubenden insgesamt von „Priestern für Gott“ (Offb 1,5; 5,10; 22,6) die Rede ist und die hier nicht ausführlicher behandelt werden konnten,58 geht es bei der Rede vom gemeinsamen Priestertum um Zuspruch und Anspruch der Würde des Gottesvolkes. Die zukunfterschließende Perspektive lautet in Offb 22,3 so: „Seine Knechte werden ihm [Gott und dem Lamm] dienen.“ Darin wird in der kommenden Zeit – so meine Hoffnung – die vornehmste Aufgabe des gemeinsamen wie auch des besonderen Priestertums zu suchen sein.

Orientierend kann dabei auch ein zentrales Werk des Patrons unserer Theologischen Fakultät in Fulda wirken. Eine Stelle wie 1 Petr 2,9 war für Hrabanus Maurus offensichtlich von ganz besonderer Bedeutung, wenn er in seiner Schrift über die Ausbildung des Klerus in „De institutione clericorum“ auf den Zusammenhang der Taufriten mit dem Anlegen eines Schleiers nach der Taufe und die postbaptismale Chrisamsalbung zu sprechen kommt; er deutet diese Riten so, dass „der Getaufte Träger eines Königsdiadems und der priesterlichen Würde sei. Begründet wird dies bei Hraban mit einem leicht variierten Zitat von 1 Petr 2,9: ‚Ihr seid ein königliches und priesterliches Geschlecht‘ (genus regale et sacerdotale).“59 Von hier lässt sich eine Linie zu den Dokumenten des Vatikanum II ausziehen, wenn es beispielsweise im Dekret über Dienst und Leben der Priester „Presbyterorum ordinis“ heißt: „Jesus, der Herr, ‚den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat‘ (Joh 10,6), gibt seinem ganzen mystischen Leib Anteil an der Geistsalbung, mit der er gesalbt worden ist. In ihm werden nämlich alle Gläubigen zu einer heiligen und königlichen Priesterschaft, bringen geistige Opfer durch Jesus Christus Gott dar und verkünden die Machttaten dessen, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Es gibt darum kein Glied, das nicht Anteil an der Sendung des ganzen Leibes hätte; jedes muss vielmehr Jesus in seinem Herzen heilighalten und durch den Geist der Verkündigung Zeugnis von Jesus ablegen (PO 2).“

1 Der im Rahmen eines Kontaktstudiums geforderte Vortragsstil wurde in den nachfolgenden Ausführungen über weite Strecken beibehalten.

2 Vgl. auch das metaphorische Sprechen des Paulus in Phil 2,17–18; 4,18 sowie Röm 12,1; Hebr 13,15 f; 2 Tim 4,6. Die Rede vom Priestertum der Gläubigen, wie sie im 1 Petr und an anderen neutestamentlichen Stellen gebraucht wird, hat eine enorme Rezeptions- und Wirkungsgeschichte erfahren, über die der nachfolgende Beitrag von Dr. Markus Lersch ausführlich informiert. In der Zeit der Väter diente die Rede vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen vor allem der Betonung des Heiligkeitsideals. Für die folgenden Zeiten und Epochen vermittelt die Arbeit von Hans-Martin BARTH einen guten Überblick zu den unterschiedlichen systematischen Ansätzen und Auslegungstraditionen; vgl. Hans-Martin BARTH: Einander Priester sein: Allgemeines Priestertum in ökumenischer Perspektive. Göttingen: Vandenhoeck, 1990 (Kirche und Konfession; 29).

3 Zum Glaubensprofil der Adressaten des 1 Petr vgl. ausführlich Christoph Gregor MÜLLER: Diaspora – Herausforderung und Chance: Anmerkungen zum Glaubensprofil der Adressaten des 1. Petrusbriefs. In: Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt 32 (2007), S. 67–88.

4 Die Diskussion um die Pseudepigraphie des 1 Petr kann hier nicht ausführlich diskutiert werden; vgl. dazu – neben den Einleitungswerken – vor allem Karl Matthias SCHMIDT: Mahnung und Erinnerung im Maskenspiel: Epistolographie, Rhetorik und Narrativik der pseudepigraphen Petrusbriefe. Freiburg i. Br.: Herder, 2003 (HBS; 38). Zu den Beobachtungen, die eine Verfasserschaft durch den historischen Petrus als problematisch erscheinen lassen, gehören: das ausgesprochen gute Griechisch, das dem gehobenen griechischen Stil entspricht und einem galiläischen, aramäisch sprechenden Fischer schwerlich zuzutrauen ist; die Verwendung der LXX in der Zitation der Schrift; der Gebrauch von „Babylon“ als Chiffre für Rom (5,13), was wohl erst nach 70 n. Chr. der Fall war. Auffälligerweise fehlt der 1 Petr im Kanon Muratori, ursprünglich ein Schriftverzeichnis der römischen (!) Gemeinde. Zu Datierungsfragen vgl. auch Gudrun GUTTENBERGER: Passio Christiana: Die alltagsmetaphorische Position des Ersten Petrusbriefes. Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2010 (SBS; 223), S. 65–68.

5 Vgl. u. a. Gerhard HOTZE: Königliche Priesterschaft in Bedrängnis: Zur Ekklesiologie des Ersten Petrusbriefes. In: Thomas SÖDING (Hrsg.): Hoffnung in Bedrängnis: Studien zum Ersten Petrusbrief. Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2009 (SBS; 216), S. 105–129, hier besonders S. 114: „Der Abschnitt 2,4–10 ist zweifellos der Schlüsseltext für das Verständnis von Kirche im Ersten Petrusbrief.“ Hotze bietet (ebd., S. 116–117) auch einen sehr differenzierten Gliederungsvorschlag; vgl. zur Ekklesiologie des 1 Petr auch Christoph Gregor MÜLLER: „Lebendige Steine“: Ekklesiologische Formationen im Ersten Petrusbrief. In: Richard HARTMANN; Jörg DISSE (Hrsg.): Verantwortet Kirche sein – hier und heute. Frankfurt a. M.: Knecht (FHSS; 50), S. 39–63.

6 Eine ganze Reihe von Auslegern plädiert allerdings für eine indikativische Wiedergabe der Verbform.

7 Vgl. dazu u. a. Josef BLINZLER: IEPATEYMA: Zur Exegese von 1 Petr 2,5 u. 9. In: Episcopus: Studien über das Bischofsamt / Festschrift Michael Kardinal von Faulhaber. Regensburg: Gregorius-Verlag vorm. Friedrich Pustet, 1949, S. 49–65, hier S. 53: „Diese Bedingung trifft nun auf die Christen zu, die durch die Taufe in den Besitz des Lebens im religiösen Vollsinn gelangten und sich durch ihr gläubiges Festhalten an Christus das Leben bewahren.“

8 Es ist in der gegenwärtigen Exegese der Stelle umstritten, ob mit „geistlichem Haus“ ein bzw. der Tempel gemeint ist; vgl. u. a. Torrey SELAND: Strangers in the Light: Philonic Perspectives on Christian Identity in 1 Peter. Leiden: Brill, 2005 (Biblical Interpretation Series; 76), S. 95 (mit ausführlicher Kritik an John Hall Elliott [ebd., S. 97]). John Hall Elliott hat sich wiederholt in verschiedenen Arbeiten mit der Auslegung der hier untersuchten Textstellen beschäftigt; vgl. John Hall ELLIOTT: The Elect and the Holy: An Exegetical Examination of 1 Peter 2:4–10 and the Phrase . Leiden: Brill, 1966 (NT.S; 12); DERS.: A Home for the Homeless: A Sociological Exegesis of 1 Peter, Its Situation and Strategy. London: SCM Press, 1981; DERS.: 1 Peter: A New Translation with Introduction and Commentary. New York: Doubleday, 2000 (AncB; 37B). An einen Tempel dachten u. a. BLINZLER: IEPATEYMA (wie Anm. 7), S. 55, oder Leonhard GOPPELT: Der erste Petrusbrief / Ferdinand HAHN (Hrsg.). Göttingen: Vandenhoeck, 81978 (KEK; 21), S. 144. John Hall Elliott und Norbert Brox haben sich dezidiert gegen diese Lesart ausgesprochen. Gegenwärtig nimmt allerdings die Zahl der Stimmen zu, die sich erneut für eine „Tempel“-Lesart aussprechen (auch im Kontext der Kult-Terminologie); vgl. u. a. Ilmars HIRŠS: Ein Volk aus Juden und Heiden: Der ekklesiologische Beitrag des Ersten Petrusbriefes zum christlich-jüdischen Gespräch. Münster: LIT Verlag, 2003 (Münsteraner Judaistische Studien; 15), S. 31; vgl. auch ebd., S. 113: „… zu behaupten, dass die Vorstellung vom in 2,5 die Vorstellung vom ‚Tempel‘ subsumiert“; Reinhard FELDMEIER: Der erste Brief des Petrus. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2005 (ThHK; 15/1), S. 90; HOTZE: Priesterschaft (wie Anm. 5), S. 110, 121; GUTTENBERGER: Passio Christiana (wie Anm. 4), S. 32, Anm. 82. Auch in der LXX ist eine Möglichkeit, vom Jerusalemer Tempel zu sprechen.

9 Vgl. u. a. Christoph Gregor MÜLLER: Gottes Pflanzung – Gottes Bau – Gottes Tempel: die metaphorische Dimension paulinischer Gemeindetheologie in 1 Kor 3,5–17. Frankfurt a. M.: Knecht, 1995 (FuSt; 5), S. 84–88. Vgl. auch Karin LEHMEIER: Oikos und Oikonomia: Antike Konzepte der Haushaltsführung und der Bau der Gemeinde bei Paulus. Marburg: Elwert, 2006 (MThSt; 92). Zur Baumetaphorik in den Qumrantexten vgl. u. a. Johann MAIER: Bausymbolik, Heiligtum und Gemeinde in den Qumrantexten. In: Andreas VONACH; Reinhard MESSNER (Hrsg.): Volk Gottes als Tempel. Wien: LIT Verlag, 2008 (Synagoge und Kirchen; 1), S. 49–106.

10 Der Aorist-Infinitiv gehört zu dem Verb „hinaufbringen, hinauftragen; darbringen“.

11 Vgl. auch Elisabeth SCHÜSSLER FIORENZA: Priester für Gott: Studien zum Herrschafts- und Priestermotiv in der Apokalypse. Münster: Aschendorff, 1972 (NTA NF; 7), S. 83: „Eine adäquate Übersetzung von muß also den dreifachen Bedeutungscharakter des Terminus, nämlich seinen personalen Bezug, seine aktiv-funktionale Bestimmtheit und seinen Gemeinschafts- und Kollektivitätscharakter zum Ausdruck bringen.“

12 Vgl. in diesem Zusammenhang auch Röm 12,1: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, bereitzustellen eure Leiber als lebendiges, heiliges Opfer, Gott wohlgefällig, als euren vernünftigen Gottesdienst.“

13 Vgl. in diesem Zusammenhang die Präfation für die Osterzeit V: „Als er seinen Leib am Kreuz dahingab, hat er die Opfer der Vorzeit vollendet. Er hat sich dir dargebracht zu unserem Heil, er selbst ist der Priester, der Altar und das Opferlamm. Durch ihn preisen wir dich in österlicher Freude und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.“

14 Folker SIEGERT: Christus, der ‚Eckstein‘, und sein Unterbau: Eine Entdeckung an 1 Petr 2.6 f. In: New Testament Studies 49 (2004), S. 139–146, hier S. 142–143. Vgl. zur Auslegung von Ex 19,6 u. a. Georg STEINS: Priesterherrschaft, Volk von Priestern oder was sonst?: Zur Interpretation von Ex 19,6. In: Biblische Zeitschrift Neue Folge 45 (2001), S. 20–36, besonders S. 36: „Wenn der Gotteswille in Israel vernommen und verwirklicht wird, ist […] die ganze Welt davon betroffen […]. Wo Israel hört, ist es das heilige, priesterliche Volk unter der Königsherrschaft Gottes“; John A. DAVIES: A Royal Priesthood: Literary and Intertextual Perspectives on an Image of Israel in Exodus 19.6. New York: Clarke, 2004 (JSOT.S; 395).

15 So u. a. Hubert FRANKEMÖLLE: 1. Petrusbrief, 2. Petrusbrief, Judasbrief. Würzburg: Echter, 21990 (NEB.NT; 18.20), S. 37.

16 Der Ausdruck begegnet in der LXX nur in Ex 19,6; Ex 23,22 und 2 Makk 2,17; in der übrigen griechischen Literatur ist die Bildung nach Auskunft der Kommentare nicht nachzuweisen.

17 STEINS: Priesterherrschaft (wie Anm. 14), S. 31. Vgl. auch ebd., S. 35: „Die strittige Formulierung Königreich von Priestern‘ in Ex 19,6 bezieht sich weder auf die Priester als Sondergruppe im Volk noch erklärt die Aussage alle Israeliten zu Priestern im Sinne der Kultfunktionäre. Die Aussage hebt nicht die funktionale Differenzierung zwischen ‚Priestern‘ als Kultspezialisten und dem übrigen Volk auf […]. Das ‚Priesterliche‘ besteht in der Realisierung der Nähe Gottes, wie es auch Ex 24,3–11 in einmalig dichten Vorstellungen zum Ausdruck bringt.“

18 Vgl. hierzu auch Friedrich SCHRÖGER: Gemeinde im 1. Petrusbrief: Untersuchungen zum Selbstverständnis einer christlichen Gemeinde an der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert. Passau: Passavia Universitätsverlag, 1981 (SuPa.KT), S. 78–83; Dieter SÄNGER: Kultisches Amt und priesterliche Gemeinde: Neutestamentliche Erwägungen zum Priestertum aller Gläubigen. In: Christof LANDMESSER; Hans-Joachim ECKSTEIN; Hermann LICHTENBERGER (Hrsg.): Jesus Christus als die Mitte der Schrift: Studien zur Hermeneutik des Evangeliums. Berlin: de Gruyter, 1997 (BZNW; 86), S. 619–657, hier S. 651; José CERVANTES GABARRÓN: Sacerdocio y Reino en 1 P 2,4–10. In: Estudios Biblicos 66 (2008), S. 577–608, hier S. 597.

19 Vgl. auch Norbert Brox: Der erste Petrusbrief. Zürich: Benziger, 41993 (EKK; 21), S. 104–105.

20 Vgl. auch 2 Makk 2,17: „Gott hat sein ganzes Volk gerettet und allen das Erbe und die Königsherrschaft und das Priestertum und die Heiligung verliehen“; Philo, Abr 56: – „Man muss ferner auch beachten, dass er [Moses] den ersten Menschen, den Erdgeborenen, als den Vater der Menschen vorführt, die bis zur Sintflut gelebt haben, und den, der allein mit seiner ganzen Familie wegen seiner Gerechtigkeit und der übrigen Tugendhaftigkeit aus jenem Verderben gerettet wurde, als den Vater des wiederum sich verjüngenden neuen Menschengeschlechts, diese verehrungswürdige und bedeutsame Dreiheit aber als die Ahnen eines Geschlechts, das ‚Königreich und Priestertum und ein heilig Volk‘ (2 Mos 19,6) in der hl. Schrift genannt wird“ (Übers. J. Cohn); Sobr 66: – „Dieser [Jakob] ist der Stammvater der zwölf Stämme, welche die hl. Schrift ‚Königsresidenz und Priestertum Gottes‘ … entsprechend diesem Zusammenhange mit ihrem Ahnherrn Sem nennt, in dessen Häusern, – so stand es im Segen, – Gott Wohnung nehmen sollte; die ‚Königsresidenz‘ ist ja doch wohl das Haus des Königs, das wirklich heilig und allein unverletzlich ist“ (Übers. M. Adler). Zu Philo vgl. vor allem die Arbeit von SELAND: Strangers (wie Anm. 8).

21 Zu diesem Zusammenhang vgl. auch Adrian SCHENKER: „Ein Königreich von Priestern“ (Ex 19,6): Welche Priester sind gemeint? In: Internationale Katholische Zeitschrift 25 (1996), S. 483–490; DERS.: Besonderes und allgemeines Priestertum im Alten Bund: Ex 19,6 und Jes 61,6 im Vergleich. In: Alois SCHIFFERLE (Hrsg.): Pfarrei in der Postmoderne?: Gemeindebildung in nachchristlicher Zeit / Festschrift Leo Karrer. Freiburg i. Br.: Herder, 1997, S. 111–116.

22 MAIER: Bausymbolik (wie Anm. 9), S. 52.

23 Vgl. auch Offb 1,5b–6; 5,9–10; 20,4–6. Die Apokalypse betont beim Werden und Kennzeichnen der „Priester für Gott“ das Handeln Jesu Christi. So können die Glaubenden in Offb 20,6 auch „Priester Gottes und Christi“ genannt werden.

24 Vgl. dazu Christoph Gregor MÜLLER: Der Erste Petrusbrief und die Schrift. In: Ansgar MOENIKES (Hrsg.): Schätze der Schrift / Festgabe Hans F. Fuhs. Paderborn: Schöningh, 2007 (PaThSt; 47), S. 197–213

25 HIRŠS: Volk (wie Anm. 8), S. 30.

26 Vgl. auch BROX: Der erste Petrusbrief (wie Anm. 19), S. 104; FELDMEIER: Der erste Brief des Petrus (wie Anm. 8), S. 90.

27 SÄNGER: Amt (wie Anm. 18), S. 656.

28 Ebd.

29 Dazu vgl. MÜLLER: Lebendige Steine (wie Anm. 5), S. 56–60.

30 Andreas OBERMANN: Fremd im eigenen Land: die Heimatkonzeption frühchristlicher Gemeinden nach dem 1. Petrusbrief und ihre praktischen Implikationen heute. In: Kerygma und Dogma 51 (2005), S. 263–289, hier S. 277.

31 Vgl. dazu u. a. BROX: Der erste Petrusbrief (wie Anm. 19), S. 105; OBERMANN: Fremd im eigenen Land (wie Anm. 30), S. 279.

32 Vgl. auch 1 Petr 1,15; 2,21; 3,9; 5,10; 5,13.

33 Vgl. dazu u. a. GOPPELT: Der erste Petrusbrief (wie Anm. 8), S. 30; Brox: Der erste Petrusbrief (wie Anm. 19), S. 25: „… zumindest dominierend, nicht unbedingt ausschließlich heidenchristliche Gemeinden“; Stephen Ayodeji FAGBEMI: The Identity of the „Elect“ in 1 Peter: Its „Present“ Significance and Implications for Believers. In: Jacques SCHLOSSER (Hrsg.): The Catholic Epistles and the Tradition. Leuven: Peeters, 2004 (BEThL; 176), S. 367–380, hier S. 369: „It is not inappropriate, therefore, to identify the original readers of 1 Peter as predominantly Gentile but not excluding some Jewish Christian people“; Christoph STENSCHKE: „… das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk“ (1 Petr 2,9): Funktion und Bedeutung der Ehrenbezeichnungen Israels im 1. Petrusbrief. In: Neotestamentica 42 (2008), S. 119–146, besonders S. 127: „… sprechen diese Hin-weise für überwiegend heidenchristliche Empfänger bzw. eine intendierte heidenchristliche Leserschaft.“

34 Das ist bereits beim ersten expliziten Zitat des Schreibens der Fall, wenn es in 1 Petr 1,16 heißt: . Nach Lev 19,1–2 LXX wird Mose von Gott aufgefordert, so zur Versammlung der Söhne Israels zu sprechen: . Vor allem aber soll – so 1 Petr 1,15 – das Leben der Glaubenden Zeugnis geben von der Heiligkeit Gottes: „… gemäß dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch selbst Heilige in allem Wandel“ (vgl. Lev 19,2). Vgl. zum Schriftgebrauch in 1 Petr auch MÜLLER: Schrift (wie Anm. 24).

35 Vgl. u. a. STEINS: Priesterherrschaft (wie Anm. 14); DAVIES: Priesthood (wie Anm. 14).

36 Zur Rede von einer Gemeinschaft von Priestern vgl. auch Offb 1,6; 5,10; 20,6. Vgl. in diesem Kontext auch 2 Makk 2,17: „Gott hat sein ganzes Volk gerettet und allen das Erbe und die Königsherrschaft und das Priestertum und die Heiligung verliehen.“

37 Vgl. u. a. BLINZLER: IEPATEYMA (wie Anm. 7), S. 62: ist somit als Adjektiv aufzufassen und zwar weniger im Sinne von ‚dem König dienend‘ als vielmehr von ‚dem (Gott-)König zugehörig und an seiner Würde teilhabend‘ (vgl. die übrigen Epitheta in 9a). Die Christen werden als eine erhabene, erlauchte, ehrwürdige Priesterschaft charakterisiert.“

38 Zur Diskussion, ob es sich bei um zwei Substantive handelt oder ob von einem Adjektiv auszugehen ist, vgl. u. a. SCHENKER: Königreich (wie Anm. 21), S. 485–486, hier besonders S. 485: „Basileion kann adjektivisch oder substantivisch verstanden werden […]. Der Begriff basileion kommt in der Septuaginta fast ausschließlich als Substantiv vor. Der adjektivische Gebrauch bildet die Ausnahme“; DERS.: Priestertum (wie Anm. 21), S. 113: „In der Tat kann basileion entweder als Epitheton oder Adjektiv oder Substantiv angesehen werden“; SELAND: Strangers (wie Anm. 8), S. 98–103. Seland selbst versteht (ebd., S. 103) als Begriff für den Tempel.

39 Zum frühjüdischen Hintergrund vgl. u. a. BLINZLER: IEPATEYMA (wie Anm. 7), S. 59 (u. a. zu Jub 16,18: „ein Königreich und Priester“; 33,20: „ein priesterliches Volk und ein königliches Volk“); ausführlich dazu SELAND: Strangers (wie Anm. 8), vor allem zu Philo.

40 FAGBEMI: Identity (wie Anm. 33), S. 371.

41 HIRŠS: Volk (wie Anm. 8), S. 30.

42 BLINZLER: IEPATEYMA (wie Anm. 7), S. 55.

43 Wilhelm PESCH: Zu Texten des Neuen Testamentes über das Priestertum der Getauften. In: Otto BÖCHER; Klaus HAACKER (Hrsg.): Verborum Veritas / Festschrift Gustav Stählin. Wuppertal: Brockhaus, 1970, S. 303–315, hier S. 307.

44 Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Dokumente des Vatikanum II, vor allem die dogmatische Konstitution „Lumen gentium“, Nr. 10: „Der Amtsträger nämlich bildet kraft seiner heiligen Gewalt, die er innehat, das priesterliche Volk heran und leitet es; er vollzieht in der Person Christi das eucharistische Opfer und bringt es im Namen des ganzen Volkes Gott dar; die Gläubigen hingegen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit und üben ihr Priestertum aus im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, im Zeugnis eines heiligen Lebens, durch Selbstverleugnung und tätige Liebe“ oder „Lumen gentium“, Nr. 34: „Es sind nämlich alle ihre Werke, Gebete und apostolischen Unternehmungen, ihr Ehe- und Familienleben, die tägliche Arbeit, die geistige und körperliche Erholung, wenn sie im Geist getan werden, aber auch die Lasten des Lebens, wenn sie geduldig ertragen werden, ‚geistige Opfer, wohlgefällig vor Gott durch Jesus Christus‘ (1 Petr 2,5).“ Vgl. auch Dekret über das Laienapostolat „Apostolicam actuositatem“, Nr. 3; Dekret über Dienst und Leben der Priester „Presbyterorum ordinis“, Nr. 2 (fortan = PO).

45 Zur Heiligkeit des Volkes vgl. auch Lev 11,44 und 20,7; ausführlicher dazu MÜLLER: Diaspora (wie Anm. 3), S. 76–77.

46 Vgl. auch Dtn 7,6–8; Ps 74,2.

47 Vgl. dazu auch SCHENKER: Priestertum (wie Anm. 21), S. 116: „Der 1. Petrusbrief verbindet das Zitat von Ex 19,5–6 mit einer göttlichen Weissagung in Jes 43,20–21, die ebenfalls die Auserwählung des Volkes hervorhebt, das der Herr ‚sich selbst gebildet hat, um sein Lob zu verkünden‘ (Jes 43,21 Septuaginta).“

48 Vgl. dazu u. a. Fika J. VAN RENSBURG: The Old Testament in the Salvific Metaphors in 1 Peter. In: Jacques SCHLOSSER (Hrsg.): The Catholic Epistles and the Tradition. Leuven: Peeters, 2004 (BEThL; 176), S. 381–396, hier S. 391–392.

49 Friedrich SCHRÖGER: Gemeinde im 1. Petrusbrief. In: Bibel und Kirche 40 (1985), S. 15–20, hier S. 16; vgl. auch HIRŠS: Volk (wie Anm. 8), S. 60–65.

50 Vgl. vor allem Eph 5,8; vgl. aber auch Apg 26,18; Röm 13,12; 1 Thess 5,5.

51 SELAND: Strangers (wie Anm. 8), S. 112–113; Seland denkt bei diesem „verkündigen“ vor allem an den Lobpreis, besonders in der gottesdienstlichen Feier.

52 Vgl. dazu MÜLLER: Diaspora (wie Anm. 3), S. 81; vgl. auch Heinz GIESEN: Kirche als Gottes erwähltes Volk: Zum Gemeindeverständnis von 1 Petr 2,4–10. In: Theologie der Gegenwart (B) 29 (1986), S. 140–149, hier S. 147: „… ein gelebter Glaube, der anziehend auf die Umwelt wirken kann“.

53 SELAND: Strangers (wie Anm. 8).

54 Zur Individualität im 1 Petr vgl. auch GUTTENBERGER: Passio Christiana (wie Anm. 4), S. 27–31.

55 Vgl. dazu ausführlich J. DE WAAL DRYDEN: Theology and Ethics in 1 Peter: Paraenetic Strategies for Christian Character Formation. Tübingen: Mohr Siebeck, 2006 (WUNT 2. Reihe; 209).

56 Vgl. dazu u. a. Karl Olav SANDNES: Revised Conventions in Early Christian Paraenesis: „Working Good“ in 1 Peter as Example. In: James STARR; Troels ENGBERG-PEDERSEN (Hrsg.): Early Christian Paraenesis in Context. Berlin: de Gruyter, 2004 (BZNW; 125), S. 373–403.

57 Vgl. dazu u. a. MÜLLER: Diaspora (wie Anm. 3), S. 81–83.

58 Vgl. zu diesen Stellen u. a. PESCH: Zu Texten (wie Anm. 43), hier S. 311: „Die persönliche Bezeichnung steht als Titel für Getaufte im Neuen Testament nur in diesem Buch der Johannesapokalypse, dem Buch der Vollendung, die sich in der eschatologisch gedeuteten Existenz der Glaubenden schon jetzt spiegelt, einer Vollendung, die keinen Tempel mehr kennt (21,22).“ Den alttestamentlichen Hintergrund bildet auch in der Offb (darin dem 1 Petr unmittelbar vergleichbar) Ex 19,6; vgl. hierzu u. a. SCHÜSSLER FIORENZA: Priester (wie Anm. 11), S. 78–90; Akira SATAKE; Thomas Witulski (Bearb.): Die Offenbarung des Johannes. Göttingen: Vandenhoeck, 2008 (KEK; 16), S. 134.

59 Hanns-Christoph PICKER: Pastor doctus: Klerikerbild und karolingische Reformen bei Hrabanus Maurus. Mainz: Philipp von Zabern, 2001 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; 186), S. 132.



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