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Gott lässt sich nicht festlegen –
oder die bleibende Gültigkeit des zweiten Gebots

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Auffällig ist, dass die Bibel konkret von Gott redet. Er wird im Regelfall weder als allmächtig oder allgegenwärtig benannt, es wird nicht von Gottes „An-sich-Sein“ (lat. aseitas) geredet noch von seiner Unendlichkeit. In der Bibel aber wird vor allem von Gott erzählt – jedes Beispiel hier zu nennen bedeutet andere wichtige auszulassen. Die fantastisch gestaltete Josephsnovelle endet mit einem Hinweis, wie hinter allem Durcheinander Gottes Leiten steht: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“ (Gen 50,20Gen 50,20). Die Exoduserzählung spannt einen großen Bogen und zeigt Gott als Befreier (Ex 3,14–20Ex 3,14–20), als Adler, der sein Volk auf seinen Flügeln trägt (Ex 19,4Ex 19,4), als Gebieter, der die 10 Gebote gibt (Ex 20Ex 20), aber auch als eifersüchtig (Ex 20,5f.). |114|Auch die Propheten zeigen Gott als Handelnden, der das Volk, das er erwählt, auch bestraft – und gerade im Buch des Propheten Hosea ist dann überraschend, wie sehr Gott nicht allein als strafend auftritt, sondern anschließend wie ein Liebhaber um sein Volk Israel buhlt (beides etwa in Hos 2Hos 2 zu sehen).

Auch das NT weicht von diesem Grundcharakter nicht ab: Die Evangelien erzählen wenig vom „Sein“ Jesu Christi, sondern berichten von seinen Taten, und auch die Briefliteratur reflektiert vor allem die Bedeutung dessen, dass Gott in Jesus Christus gehandelt hat. Das in großen Teilen der Christenheit vernachlässigte Bilderverbot nimmt diesen Gedanken der Konkretheit auf. Es ist ja auffällig, dass einerseits in der Bibel Gott mit einer Fülle von Bildern beschrieben wird. So ist Gott beispielsweise Hirte (Gen 49,24Gen 49,24; Ps 23,1–4Ps 23,1–4), Henne (Mt 23,37Mt 23,37), Richter (Ps 7,9Ps 7,9), Arzt (Ex 15,26Ex 15,26), Vater (Ex 4,22Ex 4,22) und Mutter (Num 11,12Num 11,12) – sie beschreiben vor allem das grundlegend menschenfreundliche Verhalten Gottes. Und andererseits warnt das Bilderverbot davor, sich Bilder von Gott zu machen. Ein Widerspruch? Nein. Denn die Funktion des Bilderverbots besteht darin, Gott nicht auf ein bestimmtes normierendes Bild festzulegen. Deswegen steht jede Begrifflichkeit (wie auch jede förmliche Abbildung) immer in Gefahr, zur Einseitigkeit zu werden, wenn man nicht immer wieder die Pluriformität und Pluralität des biblischen Redens von Gott als Korrektiv verwendet.

Handbuch Bibeldidaktik

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