Читать книгу Pluralistische Identität - Группа авторов - Страница 36

4. Negative Theologie?

Оглавление

Wolfgang Baum hat in seiner Untersuchung Negativität als Denkform zu den theologischen Motiven des biblischen Monotheismus und zu seiner späteren Rezeption eine negative Theologie als wesentliches Anfangsmoment in der Erkenntnis Gottes ausfindig machen wollen: „Der Sinn eines negativ verstandenen Gottes steht einer positiven Gotteslehre nicht nur nicht entgegen, sondern begründet als Grunderfahrung vielmehr deren rationale Plausibilität. Die Erfahrung der negativen Selbstbekundung Gottes ‚als der ganz Andere‘ steht am Beginn der Reflexion (über Gott) und bedeutet nicht ihr Ende.“11 Für Baum ist die „Negativität als Denkform“ konstitutiv für die Entstehung des biblischen Monotheismus. Dabei geht er davon aus, dass sich im Neuen Testament nur in wenigen Texten Beiträge zu dieser negativen Theologie finden. Stattdessen beruft er sich für deren Begründung vor allem auf die frühe Rezeption, in der sich das Neue Testament mit dem Mittelplatonismus verbindet. Als Ausnahmen nennt er lediglich den Johannesprolog und den Hebräerbrief.

Mit der Denkform der Negativität führt die biblische Aufklärung in das Sprechen von Gott ein grundsätzliches Moment der Kritik an allen Vorstellungen von Gott ein, das auch seine Existenz nicht ausschließt. Man kann dieses Moment der Kritik als bleibendes Moment biblischer Aufklärung sehen. Es dient der Eliminierung gottfremder Elemente im menschlichen Denken von Gott, und daher der Annäherung an das Besondere und Einzigartige seines Geheimnisses. Die Kritik bewahrt Gott vor seiner Funktionalisierung in zweckrationalen Kausalzusammenhängen und auch vor seiner Vereinnahmung für politische Zwecke. Nordhofen hat solche Vereinnahmungen als „usurpatorische Versuchung“ des Monotheismus bezeichnet.12 Die biblische Aufklärung bleibt daher ein wichtiges Moment, das auch heute ein Kriterium der westlichen Monotheismen ist.

Hier kann die christliche Bibel einen Beitrag zu einem Trialog der drei Heiligen Schriften in Judentum, Christentum und Islam leisten. Diese Idee hat Angelika Neuwirth mehrfach vorgetragen; sie stellt den Koran in ein intertextuelles Netz mit den Grunddokumenten der europäischen Geistesgeschichte, zu denen sie nicht nur das Alte und das Neue Testament zählt, sondern auch die Traditionen der antiken bzw. spätantiken Glaubensbekenntnisse.13 Allerdings gibt es im Grunde keine drei Heiligen Schriften; denn die hebräische Schrift ist integraler Bestandteil der christlichen Bibel. Sie ist, wenngleich in der griechischen Übersetzung der Septuaginta, in die christliche Bibel eingegangen. Die Konstitution einer negativen Denkform setzt sich im Neuen Testament fort, auch wenn dieser Begriff zu differenzieren ist.

Pluralistische Identität

Подняться наверх