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1.3.1 Länder- und Landschaftskunde

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Länderkunde

Bis ins 19. Jh. lag das Anliegen der Geographie in der länderkundlichen Beschreibung ausgewählter Raumeinheiten. Während schon im Altertum und später auch im Mittelalter Geschichts- und Naturforscher immer wieder auch geographische Tatbestände festhielten, so auch etwa über Handelswege berichteten, liegen die eigentlichen Wurzeln der Wirtschaftsgeographie eher in der beginnenden Neuzeit. Mit der Entschleierung der Erde im Zuge der expansiven Bestrebungen des Abendlandes im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jh. wuchsen neben den politischen Interessen europäischer Machthaber auch die Bestrebungen an der Ausbeutung von Ressourcen in fernen Erdräumen. Durch die Nutzbarmachung von Rohstoffen und den zunehmenden Ausbau kontinentaler Fernhandels- und Seeverkehrswege kam es innerhalb der sich etablierenden geographischen Wissenschaft langsam zu einer Spezialisierung auf wirtschaftsgeographische Fragestellungen. Im Rahmen der in der Geographie zunächst angestrebten Deskription räumlicher Tatbestände sowie der Vermittlung erdkundlichen Wissens bzw. länderkundlicher Fakten führten die wirtschaftlichen Interessen in Politik und Gesellschaft zur Herausbildung einer Produktenkunde bzw. einer wirtschaftsstatistisch ausgerichteten Staatenkunde, die später Grundlage einer Welthandelsgeographie (Karl Andree 1867) wurde.

Aufgabe der darauf aufbauenden, von Alfred Hettner (1927) entwickelten wissenschaftlichen Länderkunde ist es, als Lehre von Ländern eine ganzheitliche Betrachtung geographischer Erscheinungen zu liefern, d.h. diese im landschaftlichen Zusammenhang auf Funktion und Struktur zu untersuchen, so dass der Totalcharakter eines Landes erschlossen wird. Damit ist die Länderkunde idiographisch ausgerichtet, indem sie jeden Raumausschnitt als einzigartig-individuell annimmt.

Landschaftskunde

Demgegenüber ist es das Anliegen der eher nomothetisch orientierten Landschaftskunde, in einer vergleichenden Betrachtung des Erdraums aufgrund des Wirkungsgefüges einander ähnliche Landschaftstypen herauszuarbeiten und die Welt in Landschaftszonen zu gliedern.

Folgewirkungen

Die Wirtschaftsgeographie verharrt in dieser Phase in einem fast ausschließlich deskriptiven Stadium, indem sie sich weitgehend nur mit der Indexierung wirtschaftlicher Aktivitäten in ausgewählten, natürlich geprägten Ländern und Landschaften beschäftigt. Dennoch hat das länder- und landschaftskundliche Paradigma das originäre Forschungsobjekt der Wirtschaftsgeographie, das sich von der Wirtschaftslandschaft über die Wirtschaftsformation hin zum Wirtschaftsraum entwickelt hat (vgl. Kap. 2.1.2), nachhaltig geprägt und beeinflusst. Auch heute noch sind der Aufbau mancher Schulbücher sowie das breite Angebot wirtschaftsgeographischer Länderkunden und Reiseführer ein Substrat dieses wissenschaftlichen Paradigmas (vgl. Bathelt/Glückler 2002, S. 26).

Naturdeterminismus versus Possibilismus

In der länderkundlichen Phase dominierte zunächst der Naturdeterminismus (Geodeterminismus) als wissenschaftliche Sichtweise. Er geht davon aus, dass menschlich-wirtschaftliches Handeln in erster Linie durch die natürlichen Gegebenheiten von Raumeinheiten geprägt ist. Als Hauptvertreter dieser Richtung gilt Friedrich Ratzel (1882) mit seinen kausalgenetischen Thesen der Abhängigkeit des Menschen in seinem kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld von der Natur.

Dem Naturdeterminismus stellte seit Anfang des 20. Jh. der französische Geograph Paul Vidal de la Blache den sog. Possibilismus gegenüber. Dieser betont den menschlichen Entscheidungs- und Interpretationsspielraum innerhalb bestimmter sozialer und physischer Grenzen. Gesellschaft und Wirtschaft sind nicht durch die Natur determiniert, sondern das Ergebnis in Wert gesetzter Möglichkeiten.

Dennoch kann von einer Verdrängung naturdeterministischer Sichtweisen bis heute keine Rede sein, was u.a. die Beschäftigung der Wirtschaftsgeographie mit den anthropogenen und ökonomischen Ursachen sowie den wirtschaftsräumlichen Auswirkungen von Naturrisiken (Risikoforschung) zeigt.

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