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8. Die Trinität als Offenheit Gottes

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Diese Überlegungen haben nicht zuletzt entscheidende Bedeutung für das trinitarische Gottesbekenntnis: Jesus ist der Logos Gottes, der Kyrios, die Verwirklichung des JHWH-Namens, indem er – als festliches Ereignis, als Gast, als Ersatzexistenz (Sein-Für), in der Verwundbarkeit und Ausgesetztheit seines Körpers, als Eröffnung eines affektiven Raumes der Liebe und als „Textlandlandschaft“ – als Verweis auf den Vater und Zeichen auf den Vater hin gesehen wurde.

Diese Deutung ist aber nicht einfach dem JHWH-Namen und der Schrift im Sinne eines Algorithmus eingeschrieben. Es gibt keinen intellektuellen „Zwang“, keine immanente Notwendigkeit, aus der Textur der Welt im Allgemeinen und Jesu im Besonderen den Verweis auf den Vater herauszulesen. In diesem Sinne ist der Geist gleich dem siebenten Tag (als „achtes Zeichen“) ein Supplement. Er folgt keinen immanenten texthermeneutischen oder ontologischen Zwängen. So wenig aber die Bedeutung der Schrift (als Verweis auf Gott) unmittelbar aus dem Logos (des Textes) ableitbar ist, so wenig ist sie Folge eines rein willentlichen Aktes des „lesenden“ Subjekts. Vielmehr kann das Subjekt gerade im Eintritt in den Text Gedanken und Empfindungen wahrnehmen, die über all sein Vorwissen und über jeden Algorithmus hinausgehen. In diesem Sinne erfährt der Text durch den Geist eine Öffnung hin auf den Leser (das Subjekt) und der Leser (das Subjekt) hin auf den Text. Gegenüber beiden aber wahrt der Geist eine ebenso transzendente wie anarchische Dimension, da er alle Ableitungen und Inhalte überschreiten und verwandeln kann. Gerade diese anarchische, d. h. jeden Ursprung transzendierende Dimension des Geistes ist es auch, die auf den Vater verweist, der jedem ursprünglichen Denken entzogen ist.

|46|Im Christentum gibt es im Zusammenhang mit dem trinitarischen Bekenntnis die alte Formel „im Geist durch den Sohn (Logos) hin zum Vater“, was eine andere Bedeutungsnuance eröffnet als die ontologische Rede von einer innertrinitarischen vollendeten Beziehung, in der der Geist das Bindeglied der idealen Liebe Vater – Sohn/Logos darstellt. Dass „durch den Sohn/durch den Logos“ weist in den affektiven Raum eines Körpers, der, ausgehend von Jesus, sich weitet in den universalen Text einer affektiven Landschaft, die Räume, Zeiten und Personen quert und verbindet. Als hermeneutischer Ort, an dem die Auslegung des Logos stattfindet, wurde die Barmherzigkeit JHWHs (Ex 34,6) und in weiterer Verdichtung die Liebe (1 Joh 4,16b) erfahren. Die Agape als der Inhalt des Geistes transzendiert jede objekthafte, endliche und abschließbare Aussagbarkeit und vermag diese auch zu verwandeln und zu weiten. Der Geist der Liebe ist dem Logos weder äußerlich im Sinne eines „anderen“ Inhalts noch „springt“ er in einer Automatik aus demselben heraus. Vielmehr ist er jener fragile, leise und gefährdete Zusatz55, durch den sich der Logos weitet und zum Verweis auf den ANDEREN wird, der für einen zusätzlichen Moment unserem Körper nahezukommen und ihn zu berühren vermag und zur Signatur des OFFENEN wandelt.

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