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Einführung Eine neue Ära der Menschheit
ОглавлениеFremde Welt: Astronaut Harrison Schmitt, der erste und einzige ausgebildete Geologe auf dem Mond, bei der Arbeit an einem Felsbrocken am North Massif beim Tal Taurus-Littrow. Apollo 17 im Dezember 1972 war die letzte Mission, bei der Menschen eine niedrige Erdumlaufbahn verlassen und einen anderen Himmelskörper betreten hatten.
Das ist der letzte Tag der alten Welt“, meinte der Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke, als am 21. Juli 1969, nachts um 3:56 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, die Landefähre Eagle im Mare Tranquillitatis aufsetzte, dem „Meer der Stille“. Damit erreichte eines der größten Abenteuer der Menschheit seinen Höhepunkt: die erste bemannte Landung auf einem anderen Himmelskörper.
Im Epilog des Buchs First on the Moon, das Neil Armstrong, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins ein Jahr nach dem von ihnen vollzogenen Phasenübergang der Menschheitsgeschichte veröffentlicht hatten, imaginierte Arthur C. Clarke mithilfe einer Karikatur aus dem New Yorker einen plumpen archaischen Fisch, der halb an Land gekrochen war, „während ein paar Meter weiter im Hintergrund ein Artgenosse unruhig und zögernd im tieferen Wasser verharrte. Der unerschrockene Abenteurer […] sah sich nach seinem ängstlichen Gefährten um. Und mit gönnerhaftem Ausdruck sagte er: ‚Weil dies hier, mein Junge, der Ort der Handlung ist‘“.
Nach dem Aufbruch auf das Festland folgte der Aufbruch in die Lüfte, und auch das konnte nicht genügen. Erst mit dem Aufbruch ins All wurden die Abkömmlinge dieses imaginären Fischs ihrer Welt als Ganzes gewahr – und wie winzig das ist, was sie für „alles“ gehalten hatten. In diesem Moment einer planetarischen Geschichte transzendierte sich das Leben erstmals selbst. Und dann betrat es eine fremde Welt.
Dieser Weg vom Land zum Mond, der „giant leap“ im Jahr 1969, erscheint vielen inzwischen so fern, abstrakt und unwirklich wie der Weg vom Ozean ans Land. Und doch ist er nicht nur ein fester Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses – gefühlt auch meine allererste Erinnerung –, sondern noch immer präsent auf Erden. Das wurde mir am deutlichsten bei dem Gespräch mit Buzz Aldrin bewusst, von dem ich auf den Seiten 52 bis 57 berichte, aber auch bei den Begegnungen mit Charles Duke, der im November 2017 in Stuttgart von seiner Mondlandung mit Apollo 16 erzählte, sowie mit Alfred Worden, der zwei Jahre zuvor – ebenfalls auf einer Raumfahrkonferenz in Stuttgart – seinen Flug mit Apollo 15 rekapitulierte; er war damals der einsamste Mensch überhaupt über der erdabgewandten Seite des Mondes.